Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 83† Städtisches Museum (?) 1367/14../1437/1448

Beschreibung

Grabplatte des Friedrich (?) Dürnstetter, der Anna, Ehefrau des Jörg Hirs, der Anna, deren Tochter und Ehefrau des Martin Propst auf Tunau und der Ursula Trainer, Tochter des Martin und der Anna Propst, ehemals vermutlich im Domfriedhof. Im Jahr der Veröffentlichung der Kunstdenkmäler Regensburg III im Jahre 1933 deckte diese Grabplatte als Mensa den Altar in der St. Ulrichskirche ab1). Der weitere Verbleib dieses Inschriftendenkmals, das später in den Besitz des Städtischen Museums gelangte, konnte bislang nicht geklärt werden. Laut Endres befanden sich zwei Wappenschilde auf der Grabplatte, von denen er das linke als Gravenreuterwappen identifizierte, und sechs Weihekreuze2).

Abschrift nach Text Endres:

  1. I.

    – – –]RIC(VS) ∙ DVRNSTETAER ∙ ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ M ∙ CCC ∙ LXVII ∙ F(E)R(I)A ∙ Q(VA)RTA ∙ A(N)TE ∙ DIE(M) ∙ PALMAR(VM) ∙ ∙

  2. II.

    – – –]sand ∙ haim(er)ans ∙ tag ∙ starb ∙ fraw ∙ anna ∙ des ∙ jorgein ∙ im ∙ hirs ∙

  3. III.

    anno ∙ d(omi)ni ∙ mo ∙ cccco ∙ xxx ∙ vii ∙ iar ∙ starb ∙ dy ∙ Erberg ∙ fraw ∙ anna ∙ des ∙ alten ∙ martein ∙ probst ∙ hausfraw ∙ des ∙ suntags ∙ vor [– – –] sant gilgen

  4. IV.

    + anno ∙ d(omi)ni ∙ mo ∙ cccco ∙ xlviij o ∙ an ∙ der ∙ xj ∙ tausent ∙ mayd ∙ tag ∙ starb ∙ dy ∙ erberg ∙ fr(a)w ∙ ursula ∙ Trainerin ∙ herren ∙ martein ∙ brobsts ∙ tochter

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1367 am Mittwoch vor dem Palmsonntag (starb) Friedrich (?) Dürnstetter. (I)

Datum: 1367 April 07; 15. Jh. September 22; 1437 August 253); 1448 Oktober 21.

Wappen:
Gravenreuter4).

Kommentar

Möglicherweise handelt es sich hier um Friedrich Dürnstetter, der von 1350 bis 1366 als Siegler nachweisbar ist. Er und seine drei Brüder Heinrich, Jörg und Konrad waren Söhne des Heinrich Dürnstetter des Älteren5).

Jörg im Hirs war der Sohn des gleichnamigen Bürgers, der von 1371 bis 1378 im Regensburger Rat saß. Im Jahr 1389 war er wahrscheinlich noch unmündig, 1393 aber bereits verheiratet mit Anna, der Tochter des Hans Gravenreuter6). Im Jahr 1401 ist er als Genannter nachweisbar7). In zweiter Ehe (?) war er verheiratet mit Anna, einer Tochter des Thomas Sittauer und dessen Frau Anna, einer geborenen Ingolstetter8).

Anna Probst, eine Tochter des Jörg im Hirs und der Anna, geborene Sittauer, war die Ehefrau des Martin Probst auf Tunau des Jüngeren (geb. um 1370, gest. 1453/57).

Ursula Trainer, geboren um 1410, Tochter von Martin Probst und Anna, geborene im Hirs, war die erste Ehefrau des Erasmus Trainer, geboren um 1395/1400, gestorben 1481. Sie starb bereits 1448. Aus dieser Ehe stammen die zwei Söhne Hans und Veit und die zwei Töchter Afra und Ursula (s. Kat.-Nr. 269).

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg III, 38; vgl. Braun, Der Christliche Altar I, 123f.: In spätmittelalterlichen Altären wurden häufig Grabplatten als Mensen verwendet. Diese Grabplatte erhielt 1448 ihre Bestimmung als Mensa.
  2. Endres, Führer 36; vom zweiten Wappen berichtet Endres nichts.
  3. St. Gilgen, der 1. September, fällt in diesem Jahr ebenfalls auf einen Sonntag.
  4. Urbanek, Wappen 150f.
  5. Bastian, Runtingerbuch I, 68; Urbanek, Wappen 125.
  6. Bastian, Runtingerbuch III, 380f.
  7. Runtingerbuch II, 375; vgl. hierzu auch Morré, Ratsverfassung 96; Morré vermutet, dass sich der Name im Hirs von einem Gasthaus im Hirschen herleitet, das vermutlich gegenüber dem Rathaus lag.
  8. Trainer, Geschlecht der Trainer I, 30; ebenda, Ergänzung zu 66 (Nachkommentafel Ingolstetter).

Nachweise

  1. Endres, Führer 36.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 83† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0008309.