Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 80 Domkirche, nördliches Seitenschiff, 2. Joch 1362

Beschreibung

Grabplatte des Dietrich von Au aus rotem Marmor, bei der St. Catharinen Kapelle im Boden eingelassen1). Die Inschrift zwischen zwei Linien beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet vermutlich an der linken Längsseite. Das linke obere Drittel der Inschrift ist total abgetreten, die rechte Seite der Grabplatte ist von Altarstufen überdeckt.

Ergänzt nach Text Sammlung Resch:

Maße: H. 266 cm, B. 127 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + ANNO ∙ DOMINI ∙ M ∙ CCC ∙ LX / II ∙ OB[IIT ∙ DIETRICVS ∙ DE ∙ AW ∙ P(RE)POSIT(V)S ∙ ECC(LE)]SIE ∙ RAT/ISPONENSIS ∙ IN ∙ CRA(S)TIN/O ∙ BEATI ∙ ERHARDI ∙ EPISCOPI ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1362 am Tag nach dem Fest des Seligen Bischofs Erhard starb Dietrich von Au, Propst der Regensburger Kirche.

Datum: 1362 Januar 09.

Kommentar

Dietrich stammte aus der Familie der Auer zu Auburg und Brennberg, Turnier- und Ministerialadel, die seit 1160 in Regensburg nachweisbar ist und eine bedeutende Rolle in der Stadt spielte. Er war der Sohn des Heinrich von Au und seiner Gemahlin Lieb, wahrscheinlich eine geborene Woller2) und gehörte bereits im Jahre 1331 dem Domkapitel an3), ab März 1336 ist er als Chorherr und Kellner des Hochstifts bezeichnet. Im März 1334 übernahm er von Hilpolt von Stein die Pflege von Donaustauf (Lkr. Regensburg)4). Im Jahre 1350 erhielt er zudem das Amt des Dompropstes5).

In seinem Testament verfügte er, dass er vor dem Katharinenaltar bestattet werden solle und stiftete hierfür einen Weingarten in Kruckenberg (Gde. Wiesent, Lkr. Regensburg). Ein weiteres Mitglied der Familie, Ulrich von Au (s. Kat.-Nr. 53), der Stifter dieses Altares, ist ebenda 1326 bestattet worden6). Für die Domküsterei vergabte er zudem seine wertvollen Teppiche7). Des weiteren ist ein Kauf- und Schenkungsbrief des Dietrich von Aue an das Benediktinerkloster Frauenzell aus dem Jahr 1353 überliefert8). Neben der Thomaskapelle am Römling zählte auch die Zwölfbotenkapelle, die Torkapelle, zum Besitz der Familie Auer9).

Textkritischer Apparat

  1. Blütenförmiges Zierzeichen aus sechs Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 69; Zirngibl, Epitaphia 11; Freytag/Hecht 11, 58; Schuegraf, Dom I, 110: Heinrich von Au; Kdm Regensburg I, 130 mit der Bemerkung: „Grabstein von 1362, Name verdeckt“.
  2. Hund, Stammenbuch I, 171; zur Familie vgl. Morré, Ratsverfassung 62ff.; Fischer, Hochfinanz 41 (Anm. 135); Trotter, Die Auer in Regensburg, 32; Schmuck, Ludwig der Bayer 368 (Stammtafel); Auburg (Gde. Barbing, Lkr. Regensburg), Brennberg (Lkr. Regensburg).
  3. Schmuck, Ludwig der Bayer 266 (Anm. 2090).
  4. Ebenda, 269 (Anm. 2113), 269, 273f.; HAB Altbayern 41 (Regensburg I), 112ff.
  5. Hund, Stammenbuch I, 171; Leoprechting 47 u. 76: Dietrich von Au 1350 (Liste der Pröpste und Domherren); Ried, Codex II, 866, 869, 871ff.; Janner, Bischöfe III, 231f.: Dekan Konrad von Schwarzenburg (s. Kat.-Nr. 74) verbündet sich mit fünf weiteren Kanonikern gegen die Wahl Dietrichs zum Dompropst; zuletzt, Fuchs, Neue Quellen zur Biographie Konrads von Megenberg 52, 67f. (Quellenanhang II), hier auch der Vermerk über das im Original vorhandene Testament des Dietrich von Au (Anm. 31); weitere Vermerke zu Dietrich von Au ebenda, 54 u. 56.
  6. Schuegraf, Dom II, 12; Mai, Bruderschaften und Benefizien 414.
  7. Ders., Dom I, 118, Dom II, 263.
  8. Sächerl, Chronik des Benediktinerklosters Frauenzell 270-272; Hoernes, Hauskapellen 160: Die Familie Auer nutzte diese Grablege im Dom nach der Vertreibung aus der Stadt nicht mehr.
  9. Hoernes, Hauskapellen 102-104, 112f., 159-161.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 168; Zirngibl, Epitaphia 11; Ried, Collectio 12r; Cranner 69; Sammlung Resch VII, Blatt 74; Sammlung Heckenstaller 351.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 80 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0008008.