Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 68 Kreuzgang, Mittelhalle, Westseite, 3. Joch 1350/1360

Beschreibung

Wappengrabplatte des Albert Wadkadmer und seines gleichnamigen Sohnes aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift I ist durch eine scharfe Linie vom Feld getrennt. Sie beginnt oben links und endet im letzten Viertel der rechten Längsseite. Die Inschrift II beginnt an der unteren Schmalseite und endet an der oberen linken Längsseite. Im Feld im oberen Drittel ein großes Medaillon mit einem Tatzenkreuz und Umschrift (III). Das untere Drittel füllen zwei Rundfelder die miteinander verbunden sind. Im unteren Rundfeld der schräggelegte Spitzschild, im oberen Rundfeld Helm und Helmzier. Eine Umschrift (IV) verbindet die Rundfelder. Die Grabplatte ist ziemlich abgetreten.

Maße: H. 238 cm, B. 119 cm, Bu. 7,5 cm (I, II), 5 cm (III, IV), Du. 60 cm (oberes Medaillon), 47,5 (untere Medaillons).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    + ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ Mo ∙ CCCo ∙ Lo ∙ XoIIIIo ∙ DIE ∙ / MENSIS ∙ JANUARII ∙ O(BIIT) ∙ ALBERTVS ∙ DICT(VS) ∙ WATKADMER

  2. II.

    + ANNO ∙ D(OMI)NI ∙ Mo ∙ CCCo ∙ LX ∙ IN CRAST(IN)O a) / S(ANCTE) ∙ MARGARETE ∙ O(BIIT) ∙ ALBERTVS ∙ DICT(VS) ∙ WATKADMER ∙ EXAMINATOR ∙ AURI

  3. III.

    + REQVIEM ∙ ETERNAM ∙ DONA ∙ EIS ∙ D(OMI)NE ∙ ET ∙ LVX ∙ PERPETVA ∙ LVCEAT ∙ EIS

  4. IV.

    ∙ DIRIGE ∙ ME ∙ D(OMI)NE ∙DEVS ∙ MEVS ∙ // IN ∙ C̣ONSPECTV ∙ TVO ∙ VIAṂ ∙ ṂEA(Ṃ)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1350 am 14. Tag des Monats Januar starb Albert, genannt Wadkadmer. (I)

Im Jahr des Herrn 1360 am Tag nach dem Fest der Hl. Margarete starb Albert, genannt Wadkadmer, der Goldprüfer. (II)

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. (III)

Lenke mich, Herr, mein Gott, in deinem Anblick meinen Weg. (IV)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Antiphon der Matutin, nach PS 5,9. (IV)

Datum: 1350 Januar 14; 1360 Juli 14.

Wappen:
erloschen2).

Kommentar

Albert Wadkadmer befand sich in den Jahren 1321 und 1329 unter den Genannten der Stadt. Er gehörte zu jener Gesellschaft von vier Bürgern, die das Pfand nach der großen Zollverpfändung der Regensburger Einnahmen durch die niederbayerischen Herzöge erhielten3). Vermutlich war er am Aueraufstand beteiligt, denn er verließ im Jahre 1334 die Stadt. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1335 und der Unterwerfung unter den Rat 1338 erscheint er nicht mehr in den Urkunden4).

Sein gleichnamiger Sohn war in den Jahren 1354 und 1355 Ratsherr5). In den Jahren 1351, 1352 und von 1356 bis 1359 war er Mitglied der Gemeine. Nach seinem Tod erklärte seine Witwe, Offmey die Zandinn, am 17. September 1360, keine Ansprüche mehr an die Stadt und Katreyn, die Tochter des Verstorbenen wohl aus einer früheren Ehe, zu haben6). Der Wohnsitz der Familie befand sich in der Wiltwerkerwacht7).

Das Wappen der Familie befindet sich auch im Dom im Fenster im vierten Joch des südlichen Seitenschiffs (s. Kat.-Nr. 89).

Textkritischer Apparat

  1. Das O ist kleiner auf halbe Höhe gesetzt.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 52, 61; Kdm Regensburg I, 174.
  2. Gesch 198, 208; Urbanek, Wappen 289: Schrägbalken, Oberwappen mit Wappendecke und zwei Büffelhörnern.
  3. Ritscher, Ratsverfassung III, 53; Schmuck, Ludwig der Bayer 62, 82.
  4. Morré, Ratsverfassung 94; Gemeiner, Chronik II, 6, 12; Schmuck, Ludwig der Bayer 84, 185.
  5. Morré, Ratsverfassung 94; Gemeiner, Chronik II, 79, 84; RUB II, 125 (24. November 1354); 133 (24. Juni 1355).
  6. RUB II, 387; zu den weiteren Belegen RUB II, 632 (Register).
  7. Forneck, Einwohnerschaft 161.

Nachweise

  1. Eppinger 17, 30.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 68 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0006802.