Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 56 Domkirche, Querhaus, Südwand um 1330

Beschreibung

Farbig gefasste Skulptur der Hl. Petronella auf einer Konsole im südlichen Querschiff, ehemals als Teil einer Dreiergruppe zwischen der Figur des Hl. Petrus und der Muttergottes1). Die Heilige trug ein Schriftband in ihrer rechten Hand mit Inschrift. Dieses Schriftband ist ausgebrochen, nur der Beginn der Inschrift ist noch zu erkennen2). Stilistisch zeigt die Skulptur starke Verwandtschaft mit der zwischen 1322 und 1326 entstandenen Grabplatte des Domdekans Ulrich von Au (s. Kat.-Nr. 53).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. S(ANCTA) PE[TRONELLA]

Kommentar

Die Anfertigung und Aufstellung der Katakombenheiligen ist in hochbrisantem, vor allem politischem Zusammenhang zu sehen, denn sie fällt in die Zeit des Episkopates des Bischofs Nikolaus (1313-1340, s. Kat.-Nr. 36). Der Bischof hatte sich im Machtkampf zwischen Kaiser Ludwig und Papst Johannes XXII. auf die Seite des Papstes gestellt. Diese Haltung wurde unter anderem sichtbar gemacht und bekräftigt durch die Würdigung einer Heiligen, die als Tochter des Apostelfürsten Petrus galt. Die direkte Beziehung als Tochter der römischen Papstkirche wurde somit vom Regensburger Bischof und der Domkirche unterstrichen und damit eine antikaiserliche Haltung demonstriert3).

Anmerkungen

  1. Hubel/Schuller, Dom 64ff. (Abb. 58); Kdm Regensburg I, 122 (Abb. 55); diese Heiligenfigur wurde in der älteren Forschung als Hl. Katharina identifiziert.
  2. Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 49.
  3. Hubel/Schuller, Dom 67f.

Nachweise

  1. Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 49; Hubel/Schuller, Dom 64.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 56 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0005602.