Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 50 Domkirche, Hauptchor, Chorschluß, Südseite, oberes Fenster (Chorfenster SÜD II) 1. V. 14. Jh.

Beschreibung

Das sogenannte Nothelferfenster besteht aus vier Bahnen mit je fünf Zeilen, vier Kopfscheiben und einer Fensterrose im Spitzbogen1). In der zweiten Scheibe der unteren Zeile ein Stifterbildnis unter einem Dreipassbogen mit der Inschrift I, in den Händen ein Schriftband haltend mit der Inschrift II. Daneben in einer analogen Darstellung der zweite Stifter, ebenfalls mit Inschriften auf einem Dreipassbogen (Inschrift III) und auf einem Schriftband (Inschrift IV). In der jeweiligen Kopfscheibe die Wappen der Stifter.

Text nach Photomaterial CVMA:

Maße: H. ca. 8,9 m, B. ca. 4,1 m.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. I.

    CHVNRAD(VS) ∙ D//E a) ∙ SWARZENBVR//CH a) ∙ CAN(ONICVS) ∙ RAT(ISBONENSIS)

  2. II.

    NOS ∙ CVM ∙ PROLE ∙ PIA ∙ BEN(E)/DICAT ∙ VIRGO ∙ MARIA

  3. III.

    CVNRADVS ∙ // a) DE ∙ HEIMBERCH ∙ PREP//OSITVS a) ∙ [R]AT(ISBONENSIS)

  4. IV.

    ∙ MISERERE ∙ M[EI ∙] DEVS ∙

Übersetzung:

Konrad von Schwarzenberg, Domherr in Regensburg. (I) Die Jungfrau Maria segne uns mit ihrem lieben Kind. (II) Konrad von Heimberg, Propst in Regensburg. (III) Erbarme Dich meiner, o Gott. (IV)

Versmaß: Hexameter. (II)

Wappen:
Schwarzenburg2), Haimburg3).

Kommentar

Ursprünglich war dieses Fenster wohl als unteres Fenster der Mittelachse vorgesehen. Nach dem Amtsantritt Bischof Nikolaus von Ybbs (s. Kat.-Nr. 36) kam es wahrscheinlich zu einer umgreifenden Planänderung und Umstellung des Fensterprogrammes4). Die beiden Stifter waren miteinander verwandt. Konrad von Schwarzenburg (s. Kat.-Nr. 74), der Neffe des Konrad von Haimburg, erscheint 1309 als Domkanoniker5). Im Jahr 1326 wurde er erstmals zum Dekan gewählt, die Wahl aber wegen Formfehlern vom Bischof Nikolaus annulliert. Im Jahr 1330 erscheint er dann als Dekan6). Er starb im Jahr 1353.

Konrad von Haimburg erscheint von 1304 bis 1326 als Dompropst7).

Textkritischer Apparat

  1. Knick im Paßrahmen.

Anmerkungen

  1. Fritzsche, Glasmalereien 102-113 (Abb. 142-161) mit Zusammenfassung der älteren Literatur; Hubel, Glasmalereien 2002, 25.
  2. BayA1 179.
  3. Bernclau, Episcopatus 42; Leoprechting 36, 47, 55; Fritzsche, Glasmalereien 113 und Anm. 312.
  4. Hubel, Glasmalereien 1981, 143; Hubel, Kunstchronik 367f.; Hubel/Schuller, Dom 36.
  5. Janner, Bischöfe III, 104.
  6. Fritzsche, Glasmalereien 107 (Anm. 289) mit ausführlichen Quellen und Literatur.
  7. Ebenda 108, Anm. 292. Zur Familie Haimburg, deren Stammsitz nördlich von Neumarkt/Opf. lag, s. Stinglhaim, Alt-Adeliche Bayrische Familien 86 und HAB Altbayern 16 (Neumarkt/Opf.), 224f.

Nachweise

  1. Niedermayer, Künstler und Kunstwerke 87; Hubel, Glasmalereien 1981 (Abb. 7, 8); Fritzsche, Glasmalereien 106, 107 (Abb.147, 148).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 50 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0005000.