Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 22 Domkirche, südlicher Nebenchor, 1. Joch, linkes Fenster (Chorfenster süd V) um 1300

Beschreibung

Das sogenannte Lupburg-Rotteneck-Fenster besteht aus zwei Bahnen mit je sechs Zeilen und einer Kopfscheibe. Darüber ein Maßwerkkreis mit drei einbeschriebenen Dreipässen. In der rechten unteren Scheibe zwei Bischöfe, darüber im Passrahmen die Inschrift1). In der Wimpergarchitektur über den figürlichen Darstellungen links das Wappen des Bistums Regensburg, rechts die Wappen der Familien Rotteneck und Lupburg.

Text nach Photomaterial CVMA:

Maße: H. 10,40 m, B. 1,70 m.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. HAINRIC(VS) ∙ EP(ISCOPVS)S ∙ RAT(ISPONENSIS) ∙ D(I)C(TV)S ∙ D(E) ROTENEK//K a) ∙ CAST(RVM) // a) ỊỊỌṾṢ b) + // a) CHVNRAD(VS) EP(ISCOPV)S ∙ RAT(ISPONENSIS) ∙ D(ICTVS) ∙ DE ∙ LVPVRCH ∙

Übersetzung:

Heinrich, Bischof von Regensburg, genannt der von der Burg Rotteneck. Konrad, Bischof von Regensburg, genannt von Lupburg.

Wappen:
Hochstift2), Rotteneck3), Lupburg4).

Kommentar

Dieses Fenster wurde von Bischof Konrad V. von Lupburg (s. Kat.-Nr. 34) gestiftet, ebenso das rechts danebenliegende Fenster, das ebenfalls die Darstellung eines seiner Amtsvorgänger, Leo Tundorfers, trägt (s. Kat.-Nr. 7). Diese Glasmalereien gehören zu den ältesten des gotischen Domes.

Links daneben befand sich das Fenster, das sein gleichnamiger Bruder gestiftet hatte, das heute verschollen ist (s. Kat.-Nr. 24). Das südliche Fenster im südlichen Nebenchor (süd III) trägt ebenfalls das Wappen der Lupburger jeweils über zwei figürlichen Darstellungen. Datiert ist dieses auf die Jahre um 13705). Da mit Bischof Konrad von Lupburg 1313 sein Geschlecht ausgestorben war, ist anzunehmen, dass dieses Fenster um 1300 zusammen mit den danebenliegenden ebenfalls von ihm gestiftet worden war, aber bereits um 1370 im Zuge der Reparaturarbeiten der Werkstatt Heinrich Mengers ersetzt wurde6). Der neue Stifter war wahrscheinlich Georg Auer (s. Kat.-Nr. 95), der seit 1368 Herr von Markt und Burg Lupburg war, sich seither Jörg der Auer von Luppurg nannte und wohl deshalb das Wappen der Lupburger im Fenster erneut darstellen ließ7).

Textkritischer Apparat

  1. Knick im Passrahmen.
  2. Fritzsche, Glasmalereien 174, Anm. 36 verweist auf Schuegraf, Dom I, 212, der IIOVS als nobis auflöst, und auf die Zeichnung in der Sammlung Resch VII, Blatt 17, in der NOTVS zu lesen ist.

Anmerkungen

  1. Fritzsche, Glasmalereien 171-176 (Abb. 311, 312, 315, 316, 319, 321-323) mit Zusammenfassung der älteren Literatur; Hubel, Glasmalereien 2002, 28.
  2. Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
  3. Si2 9.
  4. BayA2 126.
  5. Fritzsche, Glasmalereien 166ff.; Hubel, Glasmalereien 2002, 28.
  6. Hubel, Glasmalereien 1981, 145.
  7. Vgl. Fritzsche, Glasmalereien 167 mit Anm. 13 u. 14.

Nachweise

  1. Schuegraf, Dom I, 212; Sammlung Resch VII, 17, 38, 63; Hubel, Glasmalereien 1981 (Abb. 4); Fritzsche, Glasmalereien 174 (Abb. 316, 321).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 22 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0002206.