Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 19 Domschatzmuseum 4. V. 13. Jh.

Beschreibung

Großer querrechteckiger, gewebter Altarbehang, der nur noch fragmentarisch erhalten ist1). Dargestellt ist in der Mitte Christus am Kreuz, rechts der Hl. Johannes Evangelista, links Maria als Mater Dolorosa, durchbohrt von einem Schwert und gestützt von Maria Magdalena. Links daneben der Hl. Petrus, ganz links der kniende Stifter im vollen Bischofsornat. Darüber ein rauchfassschwingender, schwebender Engel. Auf der rechten Seite der Kreuzigungsgruppe ist nur noch die Standfigur eines Hl. Bischofs erhalten. Auch die Rahmung ist nicht mehr vollständig. Auf der linken Seite sind drei übereinander angeordnete Rahmenfiguren zu erkennen, oben König David, in der Mitte ein Prophet und unten Maria Magdalena mit Salbgefäß in der Hand. Oben und unten ist das Retabel mit einer mit Blättern besetzten Wellenranke abgeschlossen. Den Forschungsergebnissen nach lässt sich der Behang auf eine ursprüngliche Größe von 120x300 cm rekonstruieren und wäre demnach für ein Antependium zu groß gewesen. Es musste also in der Höhe beschnitten worden sein, um es als Retabel zu verwenden. Es könnte ursprünglich als Behang über und hinter der Hochaltarmensa gedient haben. Auch die Provenienz des Retabels ist nicht eindeutig festgelegt. Gut begründet ist als Herkunftsort Venedig. Die eingewebte Inschrift I befindet sich auf der linken Seite in Kopfhöhe der Stiftergestalt; über dem Kreuzbalken die griechischen Christusmonogramme (Inschrift II). Das H und das erste I des Stifternamens sind nachträglich eingestickt. An der rechten Seite fehlen große Stücke des Behanges, ebenfalls ist die Borte bis auf 101 cm nicht mehr vorhanden. Das Gold des Hintergrundes und in der Bilddarstellung ist abgewetzt, große Teile der Farbstickerei aus Seide nicht mehr vorhanden2).

Hauptstück:

Maße: H. 101-103 cm, B. 214 cm, Bu. 3,5 cm (I), Bu 2,5 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Teilstück mit Hl. Bischof (rechte Seite):

Maße: H. 102 cm, B. 28,5 cm.

  1. I.

    + EPIS/COPVS / HEINRI/CVS

  2. II.

    I(ESV)S a) CH(RISTV)S b)

Kommentar

Das Retabel wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts (vor 1857)3) in der Sakristei der Schlosskapelle von Wörth (Lkr. Regensburg) aufgefunden und im Jahr 1857 in Regensburg erstmals ausgestellt, geriet dann in Vergessenheit und wurde 1929 in einem Pappkarton im bischöflichen Ordinariat wiederentdeckt. Man spannte es auf einen Rahmen, deckte die Inkarnatstellen mit weißem Seidenatlas ab und entfernte Applikationen, die im 16. Jahrhundert angebracht worden waren. In dieser Zeit ergänzte man auch den Namen des Stifters mit den Buchstaben H und I. Erst in den Jahren 1948/49 erfuhr das wertvolle Gewebe eine umfangreiche Restaurierung in den Textilwerkstätten des Bayerischen Nationalmuseums in München4).

Textkritischer Apparat

  1. IC.
  2. XC.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. D 1974/87; Braun, Der christliche Altar II, 539; Hubel/Schuller, Dom 24 mit Abb. 20.
  2. Zahn, Dom 100; Kdm Regensburg I, 155f. mit Abb. Tafel XXII; zusammengefasst nach Hubel, Domschatz 229-234 (Farbtafel XVI, Abb. 156, 157).
  3. Hubel, Domschatz 231.
  4. Ebenda.

Nachweise

  1. Hubel, Domschatz 230.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 19 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0001906.