Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 18 Domschatzmuseum 4. V. 13. Jh.

Beschreibung

Drei bauchige Flaschen für die heiligen Öle aus Silber, getrieben, graviert und punziert1). Jeweils drei aufgelegte Ringe verdecken die Lötstellen, am Hals, am Übergang vom Bauch zum Hals und um die breiteste Stelle des Bauches, auf welcher auf jedem Gefäß die doppelzeilige Inschrift (I, III, V) angebracht ist. Der Inhalt jedes Gefäßes wird bezeichnet durch auf dem Bauch eingravierte Majuskelbuchstaben, die mit Blättern und Rosetten verziert sind (Inschriften II, IV, VI). Die Oberflächen weisen leichte Beulen auf, die Inschriften sind etwas abgenützt. Lötstellen an den Füßen.

Maße: H. 27,8 cm, Du. 10,8 cm (Fuß), Bu. 0,3 cm (I), Bu. 2,5 cm (II) (Erstes Gefäß). H. 28,5 cm, Du. 10,8 cm (Fuß), Bu. 0,3 cm (III), Bu. 2,5 cm (IV) (Zweites Gefäß).H. 24 cm, Du. 10,8 cm (Fuß), Bu. 0,3 cm (V), Bu. 2,5 cm (VI) (Drittes Gefäß).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Text nach Photomaterial Hubel, Domschatz:

Erstes Gefäß:

  1. I.

    + CLAVDITVR HIIS TRINA VASIS ANIME MEDICINA SANCTVM CRISMA SACRVM DECVMBENTVM ET LAVACRVM

  2. II.

    C(HRISMA) S(ANCTVM)

Übersetzung:

In diesen Gefäßen ist verschlossen ein dreifaches Heilmittel für die Seele, heiliges Chrisam, heiliges Öl für die Kranken und Wasser für die Taufe. (I)
Heiliges Chrisam. (II)

Zweites Gefäß:

  1. III.

    + VNCTIO PVRGANDIS ITERVM ET DEO GENERANDIS DE ROTENEKK NATO SEDIS QVE TVE KATHEDRATO

  2. IV.

    O(LEVM) S(ANCTVM)

Übersetzung:

Die Salbung für diejenigen, die der Reinigung bedürfen und in Gott wiedergeboren werden wollen, erfolgt durch den, der aus dem Geschlecht der Rotteneck stammt und Nachfolger auf deinem Bischofsthron ist. (III)
Heiliges Öl. (IV)

Drittes Gefäß:

  1. V.

    + HEINRICO FVNDAS OLEVM QVO CRIMINA MVNDAS ET SVPER INSTILLA PETRE QVI TIBI TRADIDIT ILLA

  2. VI.

    O(LEVM) I(NFIRMORVM)

Übersetzung:

Du mögest das Öl ausgießen, o Petrus, durch das du die Sünden tilgst, und gieße auch über Heinrich, über den, der dir diese Gefäße gewidmet hat. (V)
Krankenöl. (VI)

Versmaß: Leoninische Hexameter.

Kommentar

Die drei Gefäße dienten als Behältnisse für die heiligen Öle, die der Bischof jedes Jahr am Gründonnerstag weiht. Diese Gefäße waren bis in das Jahr 1868 in Benützung und wurden dann wegen ihrer Kostbarkeit durch Zinnkannen ersetzt. Vermutlich war dieser Typ der henkellosen, bauchigen Flaschen im 13. Jahrhundert bekannt. Vergleichbare Exemplare sind jedoch mit wenigen Ausnahmen, etwa die sog. Kanne der Hl. Elisabeth, die um 1300 datiert ist oder eine römisch-alexandrinische Onyxampulle, die im 13. Jahrhundert durch eine venezianische Silberfassung nach der selben Methode wie die Regensburger Kannen umgearbeitet worden war, nicht mehr vorhanden. Die neueren Forschungen auf diesem Gebiet gehen davon aus, dass die Kannen entweder in Regensburg oder Venedig entstanden sind2). Von den vermutlich zahlreichen Stiftungen vieler Geräte und Paramente durch Bischof Heinrich II. von Rotteneck (s. Kat.-Nr. 15) sind nur diese drei Ölgefäße und das sog. Altarretabel (s. Kat.-Nr. 19) erhalten3).

Anmerkungen

  1. Inv.-Nrn. D 1974/52a, D 1974/52b, D 1974/52c; Schuegraf, Dom II, 255f.; Kdm Regensburg I, 134f.; Hubel, Domschatz 143ff. (Farbtafel IV).
  2. Hubel, Domschatz 143-146; Germann-Bauer, Goldschmiede 457 mit Anm. 32.
  3. Schuegraf, Dom II, 255; Hubel, Domschatz 18.

Nachweise

  1. Schuegraf, Dom II, 255f.; Kdm Regensburg I, 134f.; Hubel, Domschatz 143f.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 18 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0001802.