Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 8 Domschatzmuseum 1261-1278/ 1. V. 14. Jh.

Beschreibung

Das Ottokarkreuz ist eines der bedeutendsten Objekte des Regensburger Domschatzes1). Auf der Vorderseite des aus Gold gearbeiteten lateinischen Kreuzes ist in der Mitte ein doppelarmiges Kreuz aus Glas eingefügt, das die Kreuzreliquie birgt. Die vier Kreuzarme zieren genaste Vierpässe mit reichem Steinbesatz. Auf der Rückseite befinden sich Gravuren in Niellotechnik. Dargestellt ist Christus am Kreuz, auf dem Querbalken die Inschrift (I), auf dem oberen Längsbalken eine später angebrachte Inschrift (II), darüber schräg die Kreuzinschrift (III). Neben Christus in Dreiviertelkreisen links Maria, rechts Johannes, jeweils in Halbfigur und mit Spruchband (Inschriften IV, V), darüber je ein Engel, der ein Weihrauchfaß schwingt. Die später angefertigte Stange, mit einem Nodus besetzt, steht auf einem Kreuzfuß, den vier Löwenbeine tragen. Am Fuß sind vier runde Medaillons aufgesetzt, auf denen im Flachrelief die Symbole der vier Evangelisten erscheinen, jeweils mit einem Spruchband (Inschriften VI, VII, VIII, IX)2).

Text nach Photomaterial Hubel, Domschatz:

Maße: H. 84,5 cm, B. 30,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. I.

    ∙ REX ∙ OTAKARVS ∙ ME ∙ FECIT ∙

  2. II.

    DE LIGROa ∙ S(AN)CTE ∙ CRVCIS b)

  3. III.

    ∙ I ∙ N ∙ R ∙ I ∙

  4. IV.

    AVE MARIAc) // GRA(TIA)

  5. V.

    IOHA//NNESc) ∙ EWA(NGELISTA)

  6. VI.

    S(ANCTVS) ∙ LVCAS

  7. VII.

    S(ANCTVS) ∙ YOHANNES

  8. VIII.

    S(ANCTVS) ∙ MATHEVS

  9. IX.

    S(ANCTVS) ∙ MARCVS

Kommentar

Die Bezeichnung des Kreuzes bezieht sich auf den böhmischen König Ottokar II. (1253-1278), der es bei einem Prager Goldschmied anfertigen ließ. König Johann von Luxemburg (1310-1346) verpfändete das wertvolle Kreuz wegen finanzieller Schwierigkeiten an den jüdischen Finanzier Nikolaus von Turri. Dieser gab es als Pfand an jüdische Regensburger Kaufleute weiter. Der Regensburger Bischof Nikolaus von Ybbs (s. Kat.-Nr. 36) löste das Pfand gleich zu Beginn seiner Amtszeit aus und führte es dem Domschatz zu. Seitdem befindet sich das wertvolle Reliquienkreuz in Regensburg3). Das Kreuz entstand zwischen 1261 und 1278, der Kreuzfuß im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Die Trennzeichen sind Doppelpunkte.
  3. Knick im Schriftband.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. D 1974/69.
  2. Schuegraf, Dom II, 169f.; Zahn, Dom 99; Kdm Regensburg I, 152, Abb. 80; Hubel, Domschatz 170ff., Farbtafel X, XI, Abb. 107-116; Hubel/Schuller, Dom 42f.
  3. RB V, 254 (29. Mai 1313); Kdm Regensburg I, 152; Hubel/Schuller 42.
  4. Hubel, Domschatz 171f.

Nachweise

  1. Hubel, Domschatz 170.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 8 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0000806.