Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 3† Romanischer Dom, Fenster im Ostchor um 1167

Beschreibung

Das Petrus-und-Paulus-Fenster im Ostchor des vorromanischen Vorgängerbaus des heutigen Domes ist nicht mehr erhalten. Die Inschriften überliefert der Regensburger Domherr Hugo von Lerchenfeld (1152-1217) in seinem Eintragbuch1).

Text nach Hugo von Lerchenfeld:

  1. I.

    Voce vocat miti mitem strepituque strepentem

  2. II.

    Amisit gressum magus usurpando volatum / Qui se supra se levat infra se cadit ipse

  3. III.

    Una dies, unus furor et locus unaque causa /Miserunt Christo gladio Paulum, cruce Petrum.

Übersetzung:

Mit sanfter Stimme ruft er den Milden, mit brausender Stimme den Stürmischen. (I)

Ein Magier verunglückte, da er sich zu einem Flugversuch erdreistete. Wer über sich selbst hinaus will, fällt selbst unter sich hinab. (II)

Ein Tag, eine Verblendung, der gleiche Ort und die gleiche Ursache sandten zu Christus durch das Schwert den Paulus, durch das Kreuz den Petrus. (III) 2)

Versmaß: Hexameter.

Kommentar

Bei dem verlorenen Petrus-und-Paulus-Fenster handelt es sich um die älteste für Regensburg bekannte Farbverglasung. Die kopial überlieferten Inschriften geben Aufschluss über die Ikonographie des Fensters. Der dreiteilige Aufbau zeigte zuerst die Berufung der Heiligen Petrus und Paulus (Lc 5,10; Act 9,1-10), in der Mitte die beiden Heiligen und der Flugversuch des Magiers Simon aus der Apostelgeschichte (Legenda Aurea I, 562/63) sowie im dritten Teil das Martyrium der beiden Heiligen. Als ehemaliger Standort wird der Ostchor der vorromanischen Domkirche angenommen3).

Anmerkungen

  1. Hugo von Lerchenfeld, BSB, Clm. 14733, fol. 78v; Elsen, Dom 1; Herz, Regesten 351; zu Leben und Werk vgl. ADB 18, 422; Bosl, Bosls Bayerische Biographie 475.
  2. Übersetzungen nach Elsen, Dom 1.
  3. Elsen, Dom 1; Fritzsche, Glasmalereien XXXVIIIf.; Herz, Verlorene oder verschollene Glasmalereien 349.

Nachweise

  1. Hugo von Lerchenfeld, Eintragbuch, BSB, Clm. 14733, fol. 78v; Elsen, Dom 1; Niedermayer, Künstler und Kunstwerke 92; Bischoff Bernhard, Mittelalterliche Studien. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte II, Stuttgart 1967, 159; Herz, Regesten 351.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 3† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0000301.