Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)
Nr. 191 Domkirche, nördliches Seitenschiff, 3. Joch, Fenster (Langhausfenster nord IX) um 1440
Beschreibung
Das sogenannte Waldeisenfenster besteht aus vier Bahnen, die äußeren zweizeilig, die beiden inneren vierzeilig, jeweils mit Kopfscheiben. Im Maßwerk Strahlen- und Dreiecksfelder1).
In der ersten Bahn in der ersten Zeile das Wappen der Familie Waldeisen und eine kniende Stifterfigur, die ein Schriftband mit der Inschrift I umgibt, am unteren Rand die Inschrift II. In der zweiten Zeile die Darstellung der Anbetung des Jesuskindes mit der Inschrift III im Nimbus Mariens.
In der zweiten Bahn in der ersten Zeile die Darstellung des Hl. Petrus in Cathedra mit der Inschrift IV im Nimbus. In der zweiten Zeile die Anbetung eines Königs, flankiert von zwei Engeln, die Schriftbänder halten mit den Inschriften V und VI. Im Nimbus Mariens die Inschrift VII. In der dritten Zeile die Inschrift VIII auf dem Nimbus des Hl. Augustinus, die Inschrift in dem aufgeschlagenen Buch, das der Markuslöwe vor ihm hält, kann nicht mehr entziffert werden. In der vierten Zeile im Nimbus des Adlers die Inschrift IX, die Inschrift in dem aufgeschlagenen Buch, das er vor den Hl. Gregor hält, kann nicht mehr entziffert werden
In der dritten Bahn in der ersten Zeile in den Nimben der Hll. Paulus und Jakobus des Älteren die Inschriften X und XI. In der zweiten Zeile die Darstellung zweier Könige, flankiert von zwei Engeln, die Schriftbänder halten mit den Inschriften XII und XIII. In der dritten Zeile die Inschrift XIV im Nimbus des Hl. Hieronymus, die Inschrift in dem aufgeschlagenen Buch, das der Lukasstier vor ihm hält, kann nicht mehr entziffert werden. In der vierten Zeile im Nimbus des Hl. Ambrosius die Inschrift XV. Vor dem Heiligen kniet der Engel des Matthäus mit aufgeschlagenem Buch, das ebenfalls eine nicht mehr entzifferbare Inschrift trägt.
In der vierten Bahn in der ersten Zeile die Darstellung des Hl. Johannes des Täufers und des Evangelisten Johannes mit den Inschriften XVI und XVII in ihren sich zum Teil überschneidenden Nimben. In der zweiten Zeile die Darstellung des letzten Gebetes Mariens mit den Inschriften XVIII bis XXIV in den Nimben Mariens und der Apostel.
Text nach Photomaterial CVMA, Ergänzungen nach Abschrift Fritzsche, Glasmalereien:
Maße: H. ca. 5,52 m, B. ca. 5,45 m.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- I.
orạ prọ[– – –]ar[– – –]ie[– – –]ẹ//pb a)
- II.
a(nno) ∙ dom(i)ni m[– – –
- III.
sancta ∙ maria b)
- IV.
sanctus petru[s]
- V.
[m]aria ∙ ge(n)ui[t] c)
- VI.
glo[r]ia ∙ in exc//elsi[s] d)
- VII.
[mar]ia
- VIII.
sanctus ∙ // e) augustinus
- IX.
s(anctus) ∙ iohanṇes ·
- X.
[s]an(c)t(us) paulus
- XI.
[s(anctus) i]acob(us)
- XII.
anu(n)ccio ·
- XIII.
et ∙ in ∙ t(e)r(r)a // d) pax
- XIV.
sanct(us) ∙ Jeronimus f)
- XV.
s(anctus) ∙ // e) ambrosiuṣb)
- XVI.
Johan(n)es ∙ ḅaptista
- XVII.
· iohan(n)eṣ [evangelista] c)
- XVIII.
[s(anctus) bart]holom(eus)
- XIX.
s(anctus) ∙ pau(lu)s
- XX.
S(ancta) ∙ Maria
- XXI.
· S(anctus) ∙ Jacobu(s)
- XXII.
· Ṣ(anctus) · petru(s)
- XXIII.
· Phil(ippus) g)
- XXIV.
· s(anctus) · [ia]cobus
Waldeisen2). |
Textkritischer Apparat
- Knick im Schriftband. Nahezu unleserliche Inschrift.
- Blütenförmiges Trennzeichen.
- Die Trennzeichen sind Quadrangeln mit oben und unten angefügten Zierhäkchen.
- Unterbrochen durch den Arm des Engels. Die Trennzeichen wie Anm. c.
- Unterbrochen durch die Mitra.
- Kreuzförmiges Trennzeichen.
- Wegen der abweichenden Buchstabenformen wohl später ergänzt.
Anmerkungen
- Fritzsche, Glasmalereien 312-322 (Abb. 543-557) mit Zusammenfassung der älteren Literatur; Hubel, Glasmalereien 2002, 35.
- Rote Zange auf silbernem Grund.
- Fritzsche, Glasmalereien 315; Hubel, Glasmalereien 1981, 152; Hubel, Glasmalereien 2002, 35.
- Vgl. Fritzsche, Glasmalereien 313.
- BayA1 51.
Nachweise
- Hubel, Glasmalereien 1981, 152 (Abb. 31, 32, Inschriften X, XI, XIV); Fritzsche, Glasmalereien 316-322 (Abb. 544-555).
Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 191 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0019100.
Kommentar
Der Stifter dieses Fensters, das in der Forschung auf die Zeit um 1440 datiert ist3), ist nicht eindeutig bestimmbar, er kommt aufgrund des Wappens aus der Familie Waldeisen, von der bisher nur der Weihbischof Georg Waldeisen (†1560) als Kleriker in Erscheinung getreten ist. Frühere Mitglieder der Familie, Georg und Leb Waldeisen, sind 1438 nachweisbar, aber eine Verbindung mit einer Stiftung konnte nicht hergestellt werden4). Auszuschließen ist ein Bezug zur Familie Zenger, die ein anderes Wappenbild mit einer Zange führte5).