Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)
Nr. 110 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 1. Joch 1397/1508
Beschreibung
Grabplatte des Georg und des Ulrich von Nussberg aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift für Georg († 1508) beginnt oben links, läuft um den Stein und endet im letzten Viertel der linken Längsseite2). Die Inschrift für Ulrich schließt ebenda an, läuft in der zweiten Zeile um den Stein und endet oben links. Im vertieften Feld die Gestalt des Kanonikers, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, leicht nach links gewandt, im Viertelrelief, die Hände vor der Brust gefaltet. Sowohl die Ausführung als auch die Schriftart und deren Anordnung weisen darauf hin, dass die Grabplatte anlässlich des Todes des Georg von Nussberg angefertigt wurde. Die Gedenkinschrift für den über ein Jahrhundert früher verstorbenen Ulrich, Senior des Domkapitels, wurde zur nämlichen Zeit nachgetragen. Unten links unter einem Rundbogen das Vollwappen. Guter Zustand.
Maße: H. 200 cm, B. 102 cm, Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno / d(omi)ni Mo ccco lxxxxviio d(omi)nica ante festu(m) Purifficacionis Marie virginis / o(biit) d(omi)n(u)s vlricus de // Nusperg senior capituli Eccl(es)ie Rat(isbonensis) c(uius) a(nima)
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1397 am Sonntag vor dem Fest Mariae Lichtmess starb Herr Ulrich von Nussberg, Senior des Kapitels der Regensburger Kirche. Seine Seele (ruhe in Frieden).
Datum: 1397 Januar 28.
Nussberg3). |
Anmerkungen
- Freytag/Hecht 33; Kdm Regensburg I, 182; Güntner, Dekane und Kanoniker 131.
- Diese Inschrift wird im Band Dom II publiziert werden.
- BayA1 167.
- Hund, Stammenbuch I, 275 u. 277; Hofmann, Die Nußberger 96, 108 (Stammtafel), 158f. mit weiteren urkundlichen Nennungen; Penzkofer, Das Landgericht Viechtach und das Pflegegericht Linden 127.
- Bernclau, Episcopatus 319; Leoprechting 80; Paricius, Nachricht 40, 42: Wahrscheinlich in seiner direkten Nachfolge erhielt sein Verwandter Arnold von Nussberg das Kanonikat noch im Jahr 1397; bei Ries, Generalschematismus 34 ist er zudem als Pfarrer von Lam (Lkr. Cham/Opf.) aufgeführt.
- Engelke, Gelbes Stadtbuch 165.
- Janner, Bischöfe III, 272.
- Schmid, Urkunden-Regesten I, 81f.
- Bernclau, Episcopatus 319.
Nachweise
- Eppinger 22, 27; Bernclau, Episcopatus 319; Zirngibl, Epitaphia 47; Ried, Collectio 24v; Sammlung Heckenstaller 364.
Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 110 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0011001.
Kommentar
Ulrich entstammte dem Adelsgeschlecht von Nussberg aus dem bayerischen Wald, das sich nach den dort befindlichen Schlössern Zum alten und newen Nusberg (Altnussberg: Gde. Geierstal, Neunussberg: Gde. Viechtach, beide Lkr. Regen/NB.) benannte. Er war der Sohn des Albrecht von Neunussberg-Kollnburg (Kollnburg, Lkr. Regen/NB.) und einer nicht weiter benannten Petrissa, seiner erster Ehefrau4). Er wurde am 28. November 1365 in das Domkapitel gewählt und resignierte im Jahre 13965). Im Jahr 1376 wird er in einer Anordnung des Regensburger Rats zur Verhinderung von Streitigkeiten zwischen ihm und einem Bürger aus Weiden erwähnt6). Er ist 1378 am 9. Januar belegt, als er gemeinsam mit Magister Paul Kölner die Generalvollmacht von Bischof Konrad IV. und dem Domkapitel erhält, dem Propst von St. Pölten die Herrschaften Pöchlarn (NÖ.) und Hauseck (Gde. Etzelwang, Lkr. Amberg-Sulzbach/Opf.) zu verpfänden7). Am 18. Mai 1391 ist er in einer Urkunde der Alten Kapelle mitaufgeführt, am 23. Juli 1392 als Mitsiegler bei einer Seelgerätstiftung8). Sein Jahrtag wurde zum Fest der Bekehrung des Hl. Paulus am 25. Januar gefeiert9).