Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)
Nr. 37 Domkirche, Hauptchor, Chorschluss, Nordseite, oberes Fenster (Chorfenster NORD II) um 1315
Beschreibung
Das sogenannte Passionsfenster besteht aus vier Bahnen mit insgesamt zwanzig Rechteckfeldern, vier Kopfscheiben und einer Fensterrose im Spitzbogen1). In der unteren Zeile links eine Stifterfigur unter einem Rundbogen mit der Inschrift I, daneben die Eichstätter Bistumsheiligen Willibald mit der Inschrift II im Nimbus, Wunibald mit der Inschrift III im Rundbogen und Walburga mit der Inschrift IV im Dreipassbogen. In der vierten Scheibe der vierten Zeile die Inschrift V über dem Kreuzesbalken.
Text nach Photomaterial CVMA:
Maße: H. ca. 8,9 m, B. ca. 4,1 m.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
- I.
[C]HVNRADV(S) [D]ECANVS
- II.
∙ S(ANCTVS) ∙ BILIWA//LD[VS] a)
- III.
∙ S(ANCTVS) ∙ BALVNEBḌVS b) +
- IV.
· S(ANCTA) ∙ WALP[VRG]IS +
- V.
I ∙ N ∙ R ∙ I
Datum: um 13152).
Textkritischer Apparat
- Durch Mitra unterbrochen.
- Sic! Bei einer Restaurierung dieser Inschrift wurden zwei Scheiben vertauscht und bis heute nicht korrigiert. Es muss heißen: ∙ S(ANCTVS) ∙ BVNEBALDVS +.
Anmerkungen
- Fritzsche, Glasmalereien 91-102, Abb. 107-141 mit Zusammenfassung der älteren Literatur; Hubel, Glasmalereien 2002, 25.
- Fritzsche 94: um 1320; Hubel, Glasmalereien 2002 datiert 1310/20.
- Zur Person des Stifters und zur Willibaldskapelle s. Hoernes, Domdekan Konrad von Parsberg 401-408 mit älterer Literatur; ebenda 407 (Anm. 5): als Regensburger Domdekan wird Konrad erstmals 1293 (RUB I, 159) erwähnt, zum letzten Mal 1316 (Mai, Stift Rohr, Nr. 105). Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 88 (Anm. 150).
- Vgl. Hubel, Glasmalereien 2002, 25.
Nachweise
- Fritzsche, Glasmalereien 95, 96 (Abb. 138-141).
Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 37 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0003707.
Kommentar
Der Stifter dieses Fensters war Konrad von Parsberg, Regensburger Domdekan von 1293 bis 1316, der dritte Sohn des Konrad d. Ä. aus dem Oberpfälzer Adelsgeschlecht der Parsberger. Er war auch Domherr in Eichstätt, vielleicht schon in den Jahren 1281 bis 1284 als Domdekan, sicher belegt von 1285 bis 1305 als Kanoniker und von 1286 bis 1298 als Archidiakon und Erzpriester. Zusätzlich zu seinen kirchlichen Ämtern war er zwischen 1283 und 1292 Notar Herzog Ludwigs II. von Oberbayern. Um 1308 stiftete er die Willibaldskapelle in der Regensburger Domdechantei, die 1936 abgerissen wurde. Die Wahl dieses Patroziniums zeigt seine Verbundenheit zum Bistum Eichstätt und seine besondere Verehrung des Hl. Willibald3). Dies erklärt auch die Darstellung der Eichstätter Bistumspatrone im Regensburger Domfenster4).