Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 5 Kapitelhaus, Lapidarium, 2. Joch 1246

Beschreibung

Grabplatte für Bischof Siegfried aus Kalkstein, ehemals hinter dem Hochaltar1). Der Überlieferung nach wurde die Grabplatte vom Vorgängerdom in den gotischen Dom übertragen2). Die fast vollkommen abgetretene Grabplatte mit wenigen Resten einer Umschrift konnte im Lapidarium aufgefunden werden. Die dort noch vorhandenen Teile der Inschrift finden sich auf keinem anderen Denkmal im Dombereich, sodass die kopiale Überlieferung der nur noch fragmentarisch erhaltenen Inschrift dieser Grabplatte zugeordnet werden kann.

Ergänzt nach Text Cranner:

Maße: H. 210 cm, B. 97 cm, Bu. ca. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. [SECRETIS GRATUM REGALIBUS HIC CATHEDRATUMSIGFRIDUM] STRAVIT MORS / ET CINI(S) INC[INERAVITANNO] D(OMI)NI M CC[XLVI]

Übersetzung:

Der Tod hat Siegfried niedergestreckt, der hier ansehnlich mit den besonderen Regalien inthronisiert worden ist, und als Toter ist er zur Asche zerfallen, im Jahr des Herrn 1246.

Versmaß: Zwei Hexameter, leoninisch zweisilbig rein gereimt.

Datum: 1246 (März 19)3).

Kommentar

Siegfried war der Sohn des Wulfram, Pfalzgraf bei Rhein, seine Mutter Gertrud stammte aus dem Hause der Eppensteiner, sein Onkel war der Mainzer Erzbischof Siegfried von Eppstein. Vor seiner Wahl zum Bischof von Regensburg war Siegfried Domkantor und vermutlich Mitglied der Hofkanzlei Kaiser Friedrichs II. Seine Konsekration fand im Mai 1227 durch Papst Gregor IX. statt, die Regalienverleihung durch Kaiser Friedrich II. im Juli desselben Jahres in Apulien. Bereits als Reichsfürst stand Siegfried auf Seiten des Kaiserhauses, ab 1230 war er Hofkanzler4).

Seine Amtszeit fällt in die Zeit der großen Auseinandersetzung des bayerischen Herzogs, der Stadt Regensburg und des Bischofs um die Stadtherrschaft. Zudem überschattete seine Amtszeit die Auseinandersetzung Kaiser Friedrichs II. mit Papst Gregor IX. Die Gefolgstreue zum Kaiser brachte ihm auch die Unterstützung im Kampf um die Stadtherrschaft ein. Die Bürgerschaft Regensburgs konnte lange Zeit gegen die kaiserlich-bischöfliche Koalition ihre Unabhängigkeit nicht erringen. Der eskalierende Kampf zwischen Kaiser und Papst bewirkte dann aber auch das Zerbrechen der kaiserlich-bischöflichen Koalition.

Als Regensburg von Kaiser Friedrich II. im Jahre 1245 zur Freien Reichsstadt erklärt wurde, verlor der Bischof die umkämpfte Stadtherrschaft und verhängte über die Stadt das Interdikt, das weitgehend unbeachtet blieb5). Er verließ die Stadt und starb wenige Monate später, vermutlich in Donaustauf (Lkr. Regensburg). Man verweigerte ihm eine angemessene Bestattung. Als Bischof von Regensburg förderte er die neu angesiedelten Bettelorden, hier vor allem die Dominikaner, denen er die Kirche St. Blasius und die dazugehörigen Liegenschaften zuwies, die im Besitz des Domkapitels waren6).

Anmerkungen

  1. Hund, Metropolis Salisburgensis 70 überliefert den Text der Inschrift; die Bemerkung bei der Transkription des Datums: MCC ceteri numeri legi non possunt lässt schließen, dass er die Inschrift gesehen hatte; Zirngibl, Epitaphia 1; Oefele I, 203; Cranner 47; Paricius, Nachricht 92 überliefert den Text der Inschrift und folgende Übersetzung:Sigfrid von hohem Geschlecht und Stamm, zu Bischöflicher Würde kam; Der Tod ihn gleich wie andere nahm; Ward wieder Erd, von der er kam. Freytag/Hecht 45; Hausberger, Grablegen 371.
  2. Oefele I, 203f.; Janner, Bischöfe II, 330ff.; Cranner 47; zuletzt Muschka, Bischof Siegfried 271ff.
  3. MGH III, Necr. Windberg 389; MGH III, Necr. Emmeram 309.
  4. Leoprechting 12. Die biographischen Daten finden sich bei Janner, Bischöfe II, 330-415, hier 333; Hausberger, Bischöfe (Siegfried), 623-625; vgl. auch Muschka, Bischof Siegfried.
  5. Gemeiner, Chronik I, 352 ff.; Hausberger, Bischöfe (Siegfried) 624; Ambronn, Der Kampf um die Macht 63-67.
  6. Hausberger, Geschichte I, 121-123; ders., Bischöfe (Siegfried) 624f.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 1; Ried, Collectio 2r; Hund, Metropolis Salisburgensis 70; Paricius, Nachricht 92; Cranner 47; Sammlung Heckenstaller 297; Muschka, Bischof Siegfried 273.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 5 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0000505.