Die Inschriften des Regensburger Doms (I): Einleitung

1. Vorwort, Geleitwort, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Geleitwort

Regensburg gehört zu den inschriftenreichsten Städten Deutschlands und nimmt daher im Arbeitsprogramm der Inschriftenkommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine hervorragende Stellung ein. Nachdem bereits vor mehr als zehn Jahren ein erster Band mit den Inschriften der Minoritenkirche veröffentlicht wurde (Die Deutschen Inschriften Bd. 40, Münchener Reihe Bd. 8), konnten - wiederum dank der maßgeblichen Initiative von Frau Walburga Knorr - die Arbeiten in Regensburg ganz wesentlich weitergeführt werden. Der vorliegende neue Band, der dem Dom St. Peter gilt, enthält in einem ersten Teil mit 355 Inschriften die epigraphischen Denkmäler bis zum Jahre 1500, von denen immerhin noch fast drei Viertel im Original erhalten sind.

Das Erscheinen eines solchen Werkes, der Grundlagenforschung, das einen entscheidenden Beitrag nicht nur zur Regensburger Stadt- und Kirchengeschichte darstellt, sondern darüber hinaus ein wesentlicher Mosaikstein im deutschen und mitteleuropäischen Vergleich ist, beruht zunächst einmal auf dem unermüdlichen Einsatz der beiden Bearbeiter Walburga Knorr und Werner Mayer. Ihnen beiden, beides ehrenamtliche Mitarbeiter, gilt deshalb der Dank der Kommission in ganz besonderer Weise, ebenso für die ständige enge und vertrauensvolle Kooperation mit der Münchener Arbeitsstelle. Wesentliche Beiträge leisteten Prof. Dr. Achim Hubel (Universität Bamberg), der das Kapitel über die Baugeschichte des Domes beisteuerte, Dr. Volker Liedke, der seine langjährige herausragende Erfahrung in einem Kapitel über die Sepulkralkultur einbrachte, und Priv.-Doz. Dr. Susanne Näßl (Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig), die die Bearbeitung der deutschprachigen Inschriften übernommen hatte. Für Förderung und vielfältige Hilfe ist dem Leiter des Inschriftenprojekts vor Ort, Herrn Prof. Dr. Peter Schmid (Univ. Regensburg), seitens der Kommission sehr herzlich zu danken. Seinem Interesse und Engagement ist die Realisierung des Projekts ganz wesentlich zu verdanken. Ein Unternehmen dieser Art ist auf die Zusammenarbeit mit verschiedenen Persönlichkeiten und Institutionen angewiesen. Unser Dank gilt vornehmlich Monsignore Dr. Paul Mai (Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg) und seinen Mitarbeitern, Dr. Heinrich Wanderwitz (Stadtarchiv Regensburg), Dr. Martin Dallmeier (Fürstlich-Thurn- und Taxissche Hofbibliothek), Dr. Martin Angerer und Dr. German-Bauer (Museen der Stadt Regensburg), Dr. Hermann Reidl (Diözesanmuseum Regensburg) sowie den Mitarbeitern der Staatlichen Bibliothek und der Universitätsbibliothek in Regensburg.

Von entscheidender Bedeutung für die Realisierung des Projekts war der besondere Einsatz des Weihbischofs i. R. Vinzenz Guggenberger, des Dompropstes Dr. Wilhelm Gegenfurtner sowie des Regensburger Domkapitels, die eine solide finanzielle Basis ermöglichten. Zu danken ist ebenfalls für Zuwendungen durch die Regensburger Domstiftung, vertreten durch Herrn Regierungsdirektor Ludwig Staufer, sowie für eine großzügige Spende von Herrn Dipl.-Ing. (Univ.) Moritz Knorr.

Inschriften sind historische Denkmäler von vielfältigem Quellenwert, die uns spontan und unmittelbar die Lebenswelt vergangener Generationen deutlich vor Augen führen. Wir haben es hierbei mit einer Quellengattung zu tun, die vielfach durch Umwelteinflüsse äußerst gefährdet ist. Es lohnt sich, sich um die Inschriften als kulturellem Erbe von besonderem Rang zu bemühen. Wir wollen hoffen, daß die Arbeiten am zweiten, der frühen Neuzeit gewidmeten Teilband der Inschriften des Regensburger Domes in Bälde aufgenommen werden können.

München, im Sommer 2008
Walter Koch
Vorsitzender der Kommission

Vorwort

Wegen des umfangreichen Bestandes an Inschriftendenkmälern im Bereich des gotischen Domes zu Regensburg wurde für diesen ersten Band das Jahr 1500 als zeitliche Begrenzung gewählt.

Von den bis zum Ende des 15. Jahrhunderts überlieferten Inschriftendenkmälern blieben trotz mehrfacher Renovierungen und Umgestaltungen insbesondere des Innenraumes der Domkirche fast drei Viertel im Original erhalten.

Ohne die tatkräftige Unterstützung und vielfältigen Initiativen des Leiters des Inschriftenprojektes, Prof. Dr. Peter Schmid (Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte an der Universität Regensburg) und seiner Mitarbeiter hätten die Arbeiten so nicht stattfinden können.

Besonderen Dank an die Mitarbeiterinnen der Inschriftenkommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Christine Steininger und Ramona Epp M.A., die mit ihrer Fachkompetenz und ihrer Geduld den Bearbeitern dieses Bandes zur Seite standen.

Für die stets problemlose Zusammenarbeit ist zu danken allen voran Monsignore Dr. Paul Mai und den Mitarbeitern des Bischöflichen Zentralarchivs, Herrn Dr. Heinrich Wanderwitz (Archiv der Stadt Regensburg), Herrn Dr. Martin Dallmeier (Fürstlich-Thurn-und-Taxissche Hofbibliothek), Herrn Dr. Martin Angerer und Herrn Dr. Peter German-Bauer (Museen der Stadt Regensburg), Herrn Dr. Herman Reidl (Diözesanmuseum Regensburg), den Mitarbeitern der Staatlichen Bibliothek und der Universitätsbibliothek in Regensburg.

Herr Prof. Dr. Achim Hubel (Universität Bamberg) hat die Arbeiten an diesem Projekt von Anfang an mit Begeisterung und viel Zuspruch unterstützt, handelt es sich doch hier um eines der noch nicht bearbeiteten Gebiete der Domforschung. Er hat hier dankenswerterweise das Kapitel über die Baugeschichte beigetragen.

Für dieses Projekt konnte Herr Dr. Volker Liedke gewonnen werden, der den Band durch die Ergebnisse seiner langjährigen Forschungen in dem Kapitel über die Sepulkralskulptur bereichert.

Als Spezialistin für spätmittelalterliche Linguistik hat Frau Priv.-Doz. Dr. Susanne Näßl (Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig) die Bearbeitung der deutschsprachigen Inschriften und der deutschen Wortliste übernommen. Ihr sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Besonderer Dank gilt Herrn Dr. Franz-Albrecht Bornschlegel (LMU München) für Hilfestellungen und Korrekturen zum Thema der Schriftformen.

Wertvolle Hinweise und Anregungen verdanken die Bearbeiter Herrn Dr. Fritz Fuchs (Diözesanmuseum Regensburg), der durch seine profunden Kenntnisse des Domes bei der Lösung komplizierter Probleme half.

Herr Baudirektor Hans Weber (Staatliches Bauamt Regensburg) und sein Vorgänger Herr Gerhard Sandner sicherten den problemlosen und unbürokratischen Zugang zu allen Objekten. Durch tatkräftige Hilfe haben die Mitarbeiter der Dombauhütte unter der Leitung von Herrn Helmut Stuhlfelder die Arbeiten vor Ort erleichtert und durch ihre wertvollen Hinweise über den Verbleib zahlreicher bislang nicht auffindbarer Objekte zur Vervollständigung der Sammlung beigetragen. Sie sorgten für beste Arbeitsbedingungen während der ganzen Zeit. Ihnen sei besonders gedankt.

Besonderer Dank gilt auch den Kollegen und Freunden, Herrn Prof. Dr. Franz Fuchs (Universität Würzburg), Herrn Prof. Dr. Jörg Oberste (Universität Regensburg), Herrn Prof. Dr. Reinhard Heydenreuter (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München), Herrn Dr. Stefan Acht und Herrn Josef Gerl MA. (Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg), Herrn Dr. Artur Dirmeier (Spitalarchiv der St. Katharinenspitalstiftung Regensburg), Herrn Dr. Ingo Seufert (Bayerische Akademie der Wissenschaften), Herrn Dr. Matthias Schöberl (München), Herrn Friedrich Schöberl (Oberstudienrat a. D., Amberg), Frau Angelika Wellnhofer M.A., Frau Dr. Katarina Papajanni und Herrn Harald Berghoff M.A. (Regensburg), die durch freundschaftliche Unterstützung, fachliche Ratschläge und fruchtbaren Gedankenaustausch zur Fertigstellung des Bandes erheblich beigetragen haben.

Die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Olivier Richard (Straßburg) hat sich für die Verfasser als besonderer Glücksfall erwiesen, da die Ergebnisse seiner Forschungen über die spätmittelalterlichen Regensburger Testamente dank seiner Hilfsbereitschaft mit eingearbeitet werden konnten.

Wie bereits beim Band DI 40 (Regensburg I) hat auch jetzt Herr Prof. Dr. Lothar Kolmer (Universität Salzburg) die Arbeiten fachkundig begleitet und war immer ein kompetenter Ansprechpartner.

[Druckseite X]

Erst der besondere Einsatz des Weihbischofs i. R. Vinzenz Guggenberger, des Dompropstes Dr. Wilhelm Gegenfurtner und des Regensburger Domkapitels ist es zu verdanken, dass dieses Projekt auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden konnte. Die Zuwendungen der Regensburger Domstiftung, vertreten durch Herrn Regierungsdirektor Ludwig Staufer, und die großzügige Spende von Herrn Dipl.-Ing. (Univ.) Moritz Knorr garantierten die Fertigstellung. Herzlichen Dank.

Durch die Bereitstellung eines großen Teiles des Photomaterials erleichterte Herr Dr. Volker Liedke von Anfang an die Bearbeitung. Auch auf die bereits vorhandenen Bestände von Herrn Peter Ferstl (Presse- und Informationsstelle der Stadt Regensburg) konnte zurückgegriffen werden. Die Anfertigung der im Laufe der Arbeiten anfallenden Abbildungen lag in den Händen von Frau Julia Knorr und Herrn Clemens Mayer, vervollständigt von Herrn Dr. Ingo Seufert. Die Recherchen für die Abbildungen von heute nicht mehr zugänglichen Inschriftendenkmälern besorgte Frau Isolde Schmidt (Archiv des staatlichen Bauamtes Regensburg).

1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält den ersten Teil der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften des gesamten Dombezirkes, d. h. der Domkirche, des Kreuzganges, des ehemaligen Domfriedhofes und aller zum Dombezirk gehörenden Gebäuden vom 11. Jahrhundert bis zum Jahr 1500. Diese Zeitbegrenzung wurde auf Grund der Fülle des zu bearbeitenden Inschriftenmaterials vorgenommen.

Die Edition folgt den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerkes, wie sie 1991 von Walter Koch für die Münchner Reihe zusammengestellt worden sind.

Die Edition umfasst sowohl die im Original erhaltenen als auch die nicht mehr original, sondern nur mehr in ungedruckten oder gedruckten Quellen sowie auf Photos oder in Nachzeichnung überlieferten Inschriften. Vollständigkeit der Erfassung wurde soweit als möglich angestrebt.

So finden in diesem Band auch jene Objekte ihre Bearbeitung, die im Laufe der Zeit aus dem Dombereich ausgelagert und an andere Orte verbracht wurden. Sie befinden sich aber allesamt im Regensburger Stadtgebiet.

Grundsätzlich ausgeschlossen blieben Inskriptionen auf Münzen, Medaillen, Siegeln bzw. Typaren, ferner auch Punzierungen sowie schriftliche Äußerungen epigraphischen Charakters, die Bestandteil von Handschriften, Druckwerken oder deren Einbänden sind. Marken, Haus-, Künstler- und Meisterzeichen sowie Monogramme und Einzelbuchstaben sind nur erfasst, wenn sie mit einer Inschrift oder Jahreszahl in Verbindung stehen.

Denkmäler mit heute völlig zerstörten und nirgends sonst überlieferten Inschriften sowie Nachrichten über verlorene Inskriptionen ohne Textüberlieferung wurden im Katalogteil nicht berücksichtigt; sie sind zusammengefasst im Einleitungstext.

Die Inschriften werden im Katalogteil in chronologischer Folge geboten. Ihre Präsentation erfolgt nach einem einheitlichen Schema.

Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an. Ein lateinisches Kreuz neben der Zahl kennzeichnet nicht mehr im Original erhaltene Inschriften. In der Mitte der Kopfzeile ist der heutige bzw. der letzte bekannte Aufstellungsort der Inschrift angegeben. Am rechten Ende der Kopfzeile steht die Datierung. Sie ist nach Möglichkeit dem Inschriftentext entnommen. Bei offenkundigem Auseinanderklaffen zwischen einem im Text angegebenen Datum und der tatsächlichen Entstehungszeit der Inschrift werden beide Termine – durch Schrägstrich getrennt – angeführt. Erschlossene Daten sind zwischen runde Klammern gesetzt. Können Denkmäler nur einer bestimmten Zeitspanne zugeordnet werden, sind sie – gegebenenfalls mit Fragezeichen versehen – jeweils am Ende des ermittelten Zeitraumes eingeordnet.

In dem auf die Kopfzeile folgenden beschreibenden Teil finden sich zunächst die Nennung des Inschriftenträgers, des Inschriftentypus und gegebenenfalls von Personen, denen er zugeordnet werden kann, ferner die präzise Angabe des Standorts, Hinweise auf frühere Standorte, eine Kurzbeschreibung des Inschriftenträgers sowie Bemerkungen zu Material, Anbringung der Inschrift und Erhaltungszustand des Denkmals. Stehen mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden diese mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Inschriftenträgers erfolgt vom Betrachter aus. Nur bei Wappenbeschreibungen wird nach den Regeln der Heraldik verfahren. Die Beschreibung schließt mit Maßangaben zu Inschriftenträger und Inschrift ab. Die Schrifthöhe ist nach dem Normalwert des Buchstabens N bzw. n angegeben. Erhebliche Schwankungen werden durch die Angabe der Extremwerte vermerkt. Die Angabe der Schriftart ist typisierend. Vor der Textedition kopial überlieferter Inschriften ist die maßgebliche Quelle genannt.

In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstrich gekennzeichnet. Doppelte Schrägstriche markieren die Unterbrechung des Textes oder seinen Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld. Nur metrische oder gereimte Texte sind versweise geboten. Gekürzte Worte – mit Ausnahme geläufiger Kürzungen – sind in originalen Inschriften nach Möglichkeit zwischen runden Klammern aufgelöst, wobei das Kürzungszeichen selbst entfällt. Worttrennzeichen sind durch Punkte in halber Höhe wiedergegeben und gegebenenfalls im Apparat oder Kommentar beschrieben. Darunter gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus litterarum, Ligaturen und Bogenverbindungen. Erhaltene, aber [Druckseite XII] in ihrer Lesung nicht ganz sichere Buchstaben sind unterpunktiert. Zur Kennzeichnung zerstörter Textteile dienen eckige Klammern. Ist eine Ergänzung nicht möglich, wird die ungefähre Anzahl der ausgefallenen Buchstaben durch Punkte innerhalb der Klammern wiedergegeben. Bei umfangreicheren oder in ihrer Dimension ungewissen Verlusten sind drei Gedankenstriche gesetzt. Bei Verlust zu Beginn oder Ende einer Inschrift bleibt die Klammer offen. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie nachträgliche Ergänzungen sind durch spitze Klammern gekennzeichnet.

An den Wortlaut der Inschrift schließt sich der textkritische Apparat, gegebenenfalls der Nachweis von Zitaten sowie die Übersetzung der fremdsprachigen Texte an. Letztere unterbleibt, wenn es sich um einen einfachen, immer wiederkehrenden, formelhaften Wortlaut handelt. Es folgt die Auflösung der nicht nach der fortlaufenden Tageszählung angegebenen Datierungen und die Benennung bekannter und unbekannter Wappen.

Der Kommentar enthält gegebenenfalls notwendige Hinweise zu Schrift, Sprache, Formular, kunsthistorischen Fragestellungen und zur chronologischen Einordnung, insbesondere aber Erläuterungen zu den genannten Personen und zum historischen Umfeld.

Es folgt ein Anmerkungsapparat, der Zitate aus der Literatur, Nachweise und ergänzende Erläuterungen zu Beschreibung und Kommentar sowie die Blasonierung unbekannter Wappen bietet. Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch ein Literaturverzeichnis, das in chronologischer Folge Abschriften, Abdrucke sowie Abbildungen und wesentliche Arbeiten über die Inschrift nachweist.

2. Die Baugeschichte des Regensburger Doms

von Achim Hubel

Nach der Gründung des Bistums Regensburg im Jahr 739 durch den hl. Bonifatius dürfte bald eine erste selbständige Bischofskirche entstanden sein. Seit 778 bezeugen auch Quellen die Existenz einer Domkirche St. Peter, deren Lage bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte. Da aber die bischöfliche Residenz von der „Porta Praetoria“, dem nördlichen Torturm des Römerkastells, ihren Ausgang nahm, wird bereits die erste Domkirche im Bereich des heutigen Dombezirks zu vermuten sein. Recht genau kennen wir dagegen den karolingischen Domneubau, dessen Grundriss durch Karl Zahn 1924/25 ergraben wurde: eine dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika ohne Querhaus, wahrscheinlich auch ohne Türme, und mit einer stark eingezogenen, halbrunden Apsis. Die in den Außenmaßen immerhin etwa 58 x 33 m große Anlage stand an der Stelle des heutigen Domgartens, östlich des Hauptchores des gotischen Doms, von ihm teilweise überschnitten. In den Außenmauern des nördlich anschließenden Domkreuzgangs stecken noch Teile der Nordmauer des alten Doms. Nicht klar beantwortet werden kann bisher die Frage nach der Entstehungszeit des karolingischen Doms. Einerseits deutet vieles auf eine Vollendung bereits unter Kaiser Karl dem Großen, der 791–793 in Regensburg weilte, andererseits gibt es Vermutungen, der Bau sei erst nach dem verheerenden Stadtbrand von 891, also unter Kaiser Arnulf von Kärnten, errichtet worden.

Besser datiert werden kann eine aufwendige Erweiterung des Doms nach Westen, die im frühen 11. Jh. erfolgte. An das karolingische Langhaus wurde ein etwa 15 m tiefes Querhaus angefügt, das mit einem eingezogenen, wohl rechteckigen Westchor und einer Krypta vervollständigt war. Den Chor flankierten zwei Türme, von denen der nördliche, der sog. Eselsturm, bis heute erhalten ist (vor der Nordquerhausfassade des gotischen Doms). Außerdem entstand – etwa 35 m weiter nach Westen gerückt – ein dem hl. Johannes d. T. geweihtes Baptisterium. Zwischen dieser Taufkirche und dem Dom errichtete man ein Atrium, einen Innenhof, der nach Norden und Süden mit überdachten Bogengängen abgeschlossen war. 1127 wurde die Taufkirche in eine Chorherrenstiftskirche umgewandelt. In den folgenden Generationen wurde die Domanlage immer wieder umgestaltet und ausgeschmückt. Beispielsweise wissen wir seit den Ausgrabungen 1984/85, dass die einfachen Bogengänge des Atriums um 1200/1210 durch Kreuzrippengewölbe auf mächtigen Pfeilern und Diensten ersetzt wurden. Um 1230 erhielt der Dom – wahrscheinlich im Ostchor – ein prachtvolles Stammbaum-Christi-Fenster, von dem Fragmente im gotischen Dom, im Triforium des Südquerhauses, wieder verwendet worden sind (Kat.-Nr. 4).

Als Regensburg im 13. Jahrhundert in größter wirtschaftlicher Blüte stand, dürfte der karolingische Dom den anspruchsvollen Bürgern hoffnungslos veraltet erschienen sein. Der Kontrast wurde umso stärker, als in den Jahren von etwa 1225 – 1250 direkt südlich des Doms die Kirche St. Ulrich errichtet wurde, welche in vielen Baudetails die neuen Stilformen der französischen Gotik präsentierte. Dennoch war an einen Neubau der Kathedrale nicht zu denken, da damals der Bischof, der bayerische [Druckseite XIII] Herzog und die Bürger der Stadt untereinander in heftigem Streit lagen und jeweils die alleinige Stadtherrschaft beanspruchten. Die Bürger errangen schließlich den Sieg: 1245 wurde Regensburg freie Reichstadt. Dennoch gab es weitere erbitterte Fehden, bis 1260 mit dem hl. Albertus Magnus eine herausragende Persönlichkeit zum Bischof gewählt wurde. Obwohl er nur zwei Jahre regierte, gelang es ihm, die streitenden Parteien zu versöhnen und der Stadt Frieden zu bringen.

Während bei früheren Bränden der Dom immer nur repariert worden war, gab nunmehr ein Brand 1273 den Ausschlag zu einer ganz anderen Entscheidung: Reichtum und politischer Friede ermöglichten es, an ein ehrgeiziges Neubauprojekt in aufwendigster Bautechnik zu denken! Der nach Albertus Magnus gewählte Bischof Leo (1262–1277, Kat.-Nr. 7) stammte selbst aus einer Familie des Regensburger Patriziats, das sich in großem Umfang an der Finanzierung beteiligte. Die steinernen Wappen der Familien Zant und Tundorfer, die am Chor des Neubaus angebracht sind, dürften beispielsweise auf bedeutende Stiftungen solcher Patrizier hinweisen. Auch der wichtige Verwaltungsleiter der Dombauhütte, der procurator fabricae, wurde nicht aus dem Klerus, sondern aus dem Kreis der Bürger berufen.

Der gotische Dom wurde nicht über den Fundamenten des Vorgängerbaus errichtet. Man verzichtete auf die bisherige Anbindung an den Kreuzgang, verschob den Bauplatz nach Westen, rückte damit dem Stadtzentrum näher und erreichte gleichzeitig, dass der alte Dom - wenn auch verkürzt und mit einer behelfsmäßigen Trennwand abgeschlossen - noch etwa 50 Jahre in Verwendung bleiben konnte. Beim Neubau entschloss man sich, offenbar aus städtebaulichen Gründen, den Dom auf einen hohen Sockel zu stellen, der das Fußbodenniveau des Vorgängerbaus um 3,40 m überhöhte. Dafür musste man gewaltige Fundamentmauern hochziehen und die Binnenflächen mit Bauschutt füllen, bis man die Höhe des gotischen Fußbodens erreicht hatte. Da mit den Ostteilen begonnen wurde, legte man so die Fundamente des gesamten Chorbereichs fest. Gewählt wurde ein altertümlicher Bautypus mit gestaffelten, jeweils polygonal schließenden Chören. Den Hauptchor begleiten kürzere Nebenchöre, an die sich östlich jeweils mehrgeschossige, massive Anbauten mit separaten Sakristei- und Kapellenräumen anschließen. Über die Sockelzone wuchsen als erstes die südlichen Wände hoch, die eine Schauwand zur belebten Straße hin bildeten. Um darüber hinaus als ersten größeren Bauteil den Südchor nutzen zu können, führte man gleichzeitig den Kapellenanbau und die Südwand des Hauptchors hoch.

Damals baute man nach einem Plan, der ein völlig anderes Gesamtbild des Doms vorsah: In der flächigen, mauerhaften Konzeption wäre er in der Tradition älterer deutscher Bischofskirchen verblieben, deutlich niedriger und ohne die wandauflösende Gliederung eines Triforiums. Einen Eindruck von der für die Zeit der 1270er/ 1280er Jahre ausgesprochen retrospektiven Architekturvorstellung vermittelt der südliche Nebenchor, der - mit Ausnahme des südöstlichen Vierungspfeilers und der Gewölbe - nach der Erstplanung hochgeführt wurde. Dabei verbinden sich durchaus moderne Detailformen, wie die Profile der von Figurenkonsolen getragenen Blendarkaden, mit einer Architektursprache, die erheblich älter wirkt und auf eine zunächst wohl eher konservative Einstellung des Domkapitels deutet. Hingewiesen sei etwa auf die kräftigen Dienstbündel, die glatten Kelchkapitelle und die Anordnung der Kapitelle in springendem Rhythmus. Dazu passt auch die Entscheidung, in den Arkadennischen des Südchorpolygons zwei Säulchen aus der Zeit um 1220 einzusetzen, die wohl aus dem alten Dom stammten und als Spolien die Erinnerung an die lange Tradition der Regensburger Kathedrale wach halten sollten. Die Schwierigkeiten, derartige aus verschiedenen Architekturvorstellungen übernommene Ordnungen systematisch zusammenzufassen, kennzeichnen bis heute den heterogen wirkenden Südchor.

Unter diesen Voraussetzungen begann um etwa 1290 ein spannender Prozess, dessen Ziel darin bestand, die altertümliche Formensprache systematisch in die architektonische Gliederung der französischen Hochgotik überzuführen. Wir wissen nicht, von wem die Impulse hierfür ausgegangen waren, ob sich also das Domkapitel zu einer zeitgemäßeren Gestaltung durchgerungen hatte, ob man dem Drängen des Baumeisters nachgab oder ob – was am wahrscheinlichsten ist – ein neuer Dombaumeister zum Zuge kam. Jedenfalls wurde nun auf der Grundlage der bereits begonnenen Bauteile eine völlig neue und zeitgemäße Neuplanung erarbeitet. Der Architekt begann mit vorsichtigen Änderungen, entwickelte diese jedoch so konsequent weiter, dass er – ohne einen direkten Bruch am Bau selbst erkennen zu lassen – den ursprünglichen Bauplan vollständig umänderte. Sein Entwurf verwandelte den Dom in eine gotische Kathedrale höchster künstlerischer Qualität und erwies sich auch für die kommenden Generationen als so überzeugend, dass er bis zur Einstellung der Bauarbeiten um 1500 grundsätzlich berücksichtigt blieb.

Der südöstliche Vierungspfeiler, den man für die Fertigstellung des Südchors brauchte, zeigt als hochgotischer Bündelpfeiler bereits die neuen Formen, ebenso das bis etwa 1300 vollendete Gewölbe des Südchors. Durch provisorische Trennwände wurde dieser Chor geschlossen und konnte [Druckseite XIV] bereits als Sakralraum genutzt werden; gleichzeitig wurden hier die ersten farbigen Glasfenster eingesetzt.

Die Begeisterung über den Domneubau brachte in den ersten Jahrzehnten reiche finanzielle Zuwendungen, so dass die Arbeiten rasch voranschritten. Im weiteren Bauverlauf bis etwa 1310 wurden der Nordchor und seine Kapellenanbauten fertig gestellt; außerdem wuchsen die Wände des Hauptchorpolygons einschließlich aller Fenstermaßwerke bis zum Dachansatz hoch. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der alte Südturm des Vorgängerbaus vollständig abgebrochen, so dass das Fundament für den südwestlichen Vierungspfeiler gelegt werden konnte. Dann konzentrierte man sich auf das Südquerhaus und das erste Joch des südlichen Seitenschiffs. Der südwestliche Vierungspfeiler und der erste südliche Langhauspfeiler wuchsen gleichzeitig hoch und waren durch große Arkadenbögen untereinander und mit der südlichen Außenwand verbunden. Auch die Wände waren einschließlich des Triforiums hoch geführt worden.

Bis um 1315 konnten alle Wände des Hauptchores und des südlichen Querhauses bis zum Dachansatz hochgezogen werden. Dann standen nur noch die Obergadenwände des Nordquerhauses an, bis der Dachstuhl aufgesetzt und die Gewölbe eingezogen werden konnten. Gleichzeitig musste auch das erste Joch der beiden Seitenschiffe eingewölbt werden, weil der Schub der Querhausgewölbe aufzufangen war. Nur den geplanten Vierungsturm hatte man damals noch ausgespart, - er wurde im Mittelalter auch nicht mehr fertig gestellt. Nachdem man das erste Joch des Mittelschiffs mit einem Notdach in Triforiumshöhe versehen und den Bau nach Westen zu mit behelfsmäßigen Trennwänden abgeschlossen hatte, konnte man den Dom um 1320 in die volle liturgische Nutzung überführen. Bischof und Domkapitel zogen um; der alte Dom wurde nun abgebrochen.

Anschließend errichtete man das jeweils zweite Joch der beiden Seitenschiffe, wölbte sie ein und versah das Mittelschiff dazwischen wieder mit einem Notdach, so dass relativ rasch - gegen 1330 - die provisorischen Trennwände versetzt und ein weiteres Joch des Langhauses genutzt werden konnte. Erst in der nächsten Bauphase wurden dann die noch fehlenden Obergadenwände des Mittelschiffs hochgezogen und die beiden Mittelschiffjoche gleichzeitig gewölbt; um 1335 konnten die Notdächer entfernt und die beiden Langhausjoche in ihrer gesamten - auch vertikalen - Raumwirkung erlebt werden.

Einem Weiterbau des Doms nach Westen standen nun die damals noch bestehende, mittlerweile einem Kollegiatstift gehörende Kirche St. Johann und die südlich anschließende Nikolauskapelle im Wege. Die Kleriker von St. Johann widersetzten sich lange dem Abbruch dieser Bauten, wohl um eine möglichst hohe Entschädigung zu erzwingen. Deshalb konnte zunächst nur die Außenwand des südlichen Seitenschiffs – außerhalb der Nikolauskapelle – bis zur geplanten Westfassade weitergebaut werden. Erst im Jahre 1341 erteilte das Stiftskapitel von St. Johann die Erlaubnis zum Abbruch der Nikolauskapelle, so dass bis um 1350 das Erdgeschoss des Südturms und die südlichen Mittelschiffspfeiler errichtet werden konnten. Die Kirche St. Johann stand aber immer noch, so dass in den folgenden Jahren bis um 1360/70 lediglich das erste Obergeschoss des Südturms hoch geführt werden konnte; außerdem schloss man die südliche Obergadenwand zwischen dem Turm und den fertigen Ostteilen des Mittelschiffs. Da in den 1370er Jahren immer noch keine Einigung mit dem Stift St. Johann gelang, führte man schließlich das zweite Obergeschoß des Südturms, das Glockengeschoß, hoch und vollendete es bis gegen 1380, einschließlich des als Provisorium gedachten Pyramidendachs. Von der Südseite her sah der Dom damals schon fast vollendet aus; erst wenn man um die Ecke nach Westen weiter ging, wurde deutlich, wie viel noch zu bauen war.

Am 29. Juni 1380 stimmte das Kapitel von St. Johann in einem Vertrag endlich der Verlegung und dem Abbruch seiner Kirche zu, so dass der Weg für den Weiterbau der Westfassade frei war. Sofort wurden die Fundamente für den Nordturm und den Mitteltrakt einschließlich des Hauptportals gelegt. Zwischen etwa 1385 und 1415 errichtete man das Hauptportal einschließlich seiner dreieckigen Vorhalle und dem reichen Skulpturenschmuck; gleichzeitig wuchs das Erdgeschoss des Nordturms bis zur Höhe des Portalabschlusses hoch.

1415 wird mit dem Dombaumeister Wenzel Roriczer erstmals ein Mitglied dieser berühmten Baumeisterfamilie archivalisch fassbar. Nach dessen frühem Tod (1419) heiratete der wohl aus Köln stammende Andreas Engel die Witwe Roriczers und übernahm das Amt des Dombaumeisters bis zu seinem Tod 1456. Unter ihm konnten bis gegen 1430 das Erdgeschoß des Nordturms und die anschließenden Joche des nördlichen Seitenschiffs vollendet werden; ebenso begann er mit dem Mitteltrakt der Westfassade über dem Hauptportal. Ursprünglich hatte er hier eine große Fenstergruppe geplant, bestehend aus zwei je zweibahnigen, bis zum Laufgang herunterreichenden Maßwerkfenstern, die in der Mitte von einem Rundfenster bekrönt wurden, ähnlich den Fenstern im Erdgeschoß über dem südlichen Westportal und im südlichen Seitenschiff. Noch während des Baus entschloss sich Andreas Engel jedoch zu einer Planänderung und verdeckte die unteren Bahnen der beiden Maßwerkfenster wieder durch einen altanartigen Laufgangkasten, der die Erreichbarkeit dieses Bereichs [Druckseite XV] innen wie außen ermöglichte und überdies ein reich dekoriertes, mit Maßwerk verblendetes Zierband zufügte. Bis etwa 1435 wurde – wohl auf ausdrücklichen Wunsch des Domkapitels – über diesem Laufgangkasten noch das domkapitelsche Wappen (St. Petrus im Schifflein) aufgesetzt.

Dann aber konzentrierte man alle Kraft auf die Fertigstellung des Dominneren. Dafür wurden bis etwa 1440 die nördliche Obergadenwand des dritten und vierten Jochs von Osten und die südliche Wand des ersten Obergeschosses des Nordturms errichtet, so dass 1443 (dendrochronologisch exakt datierbar) der Dachstuhl über dem Mittelschiff aufgesetzt werden konnte. Nach dem Abbruch der behelfsmäßigen Trennwand von 1335 und dem Verschluss des noch offenen Mitteltrakts über dem Hauptportal durch eine provisorische Bretter- oder Fachwerkwand konnte man seitdem das Mittelschiff in seiner ganzen Ausdehnung erleben, wenn auch die drei westlichen Gewölbe noch fehlten.

Die nächste Bauphase war der Vollendung des ersten Nordturm-Obergeschosses gewidmet. Im Jahre 1459 wurde – nach einer erhaltenen Dombaurechnung aus diesem Jahr –der Glockenstuhl in diesem Geschoss aufgebaut. Mittlerweile war nach dem Tod des Andreas Engel im Jahre 1456 sein Stiefsohn Konrad Roriczer (1456–1477) Dombaumeister geworden. Sein Anteil am Dombau dürfte – neben Arbeiten für die Innenausstattung – die Vollendung des mittleren Obergeschosses der Westfassade gewesen sein. Hier vollendete er die bereits begonnene große Fenstergruppe mit ihren reichen Schmuckformen. Die schon fertig gestellte Wandfläche wurde noch bereichert durch die monumentale Kreuzigungsgruppe (Christus am Kreuz vor dem zentralen Rundfenster, seitlich Maria, Johannes Ev. und zwei trauernde Engel), die nachträglich, aber sehr geschickt in die Komposition integriert wurde. Es ist nicht ganz klar, was die auffällig große Jahreszahl 1482 (Kat.Nr. 274), die auf dem Laufgangkasten über dem Hauptportal eingemeißelt wurde, ausdrücken will: Bezeichnet sie die Fertigstellung dieses mit seinen Planänderungen besonders arbeitsintensiven mittleren Obergeschosses, oder möchte sie mitteilen, dass nun alle Wandflächen des Innenraums der Kathedrale geschlossen waren?

Konrad Roriczers Sohn und Nachfolger Matthäus (1477–1495) errichtete über dem Mittelteil der Westfassade den steinernen Dreiecksgiebel mit dem bekrönenden Eicheltürmchen (nach den Jahreszahlen 1486 und 1487 fertig gestellt, Kat.-Nr. 284); dann wandte er sich dem zweiten Obergeschoß des Nordturms zu, wie die Jahreszahl 1493 (Kat.-Nr. 299) im unteren Viertel dieses Stockwerks kundtut. Als letzter Dombaumeister aus der Familie der Roriczer vollendete sein jüngerer Bruder Wolfgang (1495–1514) dieses Turmgeschoß, das ein flaches Notdach mit schlanker Spitze erhielt. Da er aber dann – ab etwa 1502 - mit dem aufwendigen Umbau des Domkapitelhauses beauftragt wurde, scheinen die Arbeiten am Dom eingestellt worden zu sein. 1514 wurde Wolfgang Roriczer als angeblicher Rädelsführer bei den damaligen Unruhen Regensburger Bürger zum Tod verurteilt und hingerichtet. Unter den letzten Dombaumeistern Erhard Heydenreich (1514–1524) und dessen Bruder Ulrich Heydenreich (1524–1538) wurde der Domkreuzgang ausgestaltet und mit - teilweise besonders prächtigen - Fensterumrahmungen geschmückt. Am Dom wurde nicht mehr weitergebaut, zumal das Domkapitel in den Wirren der Reformation mit ganz anderen Problemen konfrontiert war. So blieben die Türme unvollendet und die Westfassade in dem Zustand, den sie gut 350 Jahre behalten sollte, bis 1859 der Ausbau der Türme und die Vollendung des Doms begannen.

Erst in der Barockzeit widmeten sich Bischöfe und Domkapitel wieder der Ausgestaltung des Doms. Bischof Albert IV. von Törring (1613—1649) stiftete zwei Marmoraltäre, große Tafelbilder für den Schmuck der Domwände und die beiden heute noch den Hochaltar flankierenden monumentalen Bronzeleuchter. Außerdem ließ er die drei noch unvollendeten Joche des Mittelschiffs einwölben, beschaffte eine neue Orgel und ein schmiedeeisernes Chorgitter, das den abgebrochenen alten Lettner ersetzte. Die mittelalterliche, ganz in Weiß gehaltene Farbfassung des Innenraums wurde durch eine ockergelbe Bemalung ersetzt, akzentuiert durch vergoldete Kapitelle und anderen Golddekor. Später (um 1700) wurde die Raumfassung sogar zu einem Olivgrau abgedunkelt; Reste dieser vielfach abgepuderten Farbschicht bestimmen in Verbindung mit der älteren Ockerfassung, die besser erhalten ist und deshalb dominiert, die heutige Farbigkeit des Innenraums. 1697 erhielt der Dom schließlich die seit dem 14. Jh. geplante Vierungskuppel, wenn auch als bunt bemaltes Barockgewölbe mit üppigen Stukkaturen (Gebrüder Carlone). Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts wurden immer mehr Ausstattungsstücke eingebracht, die den Innenraum des Doms verwandelten. Es entstanden Musiktribünen und Oratorien, neue Gestühle in Langhaus und Chor, aufwendige Grabdenkmäler. Vor allem wurden Altäre in den Dom gestiftet; gegen Ende des 18. Jahrhunderts lassen sich 17 Altäre nachweisen. Durch alle Jahrhunderte hindurch wurde der Dom stets sorgsam gepflegt und instandgehalten.

Im 19. Jahrhundert führten die Geringschätzung des Barock und die romantische Vorstellung von stilreiner Architektur zu einschneidenden Maßnahmen. Der bayerische König Ludwig I. wandte sein besonderes Interesse dem mittelalterlichen Dom zu. Zunächst stiftete er ab 1827 farbige Glasfenster, [Druckseite XVI] um die Lücken im Bestand der mittelalterlichen Glasmalereien zu schließen. Dann ordnete er 1834 eine radikale Purifizierung des Inneren an, die unter der Leitung des Münchner Architekten Friedrich von Gärtner bis 1839 durchgeführt wurde. Bis auf den Hochaltar entfernte man alle barocken Altäre sowie das Chorgitter, die Oratorien und Tribünen. Die Barockkuppel wurde durch ein gotisches Rippengewölbe ersetzt. Verschwinden mussten alle barocken Grabdenkmäler und die großen an den Wänden hängenden Gemälde. Auch die Orgel wurde abgebrochen; für sie entstand ein neues Werk, das unsichtbar hinter dem Hochaltar eingebaut wurde. Gleichzeitig erhielten die den ganzen Innenraum umziehenden Laufgänge Brüstungen aus dekorativen Maßwerkformen. Auch zahlreiche Konsolfiguren für die Blendarkaden der Südwand wurden geschaffen.

Nach der Restauration des Innenraums wandte man sich dem Äußeren zu: Getragen von künstlerischer, religiöser und nationaler Begeisterung sollte - ähnlich wie in Köln, Ulm und Prag - der unvollendete Außenbau fertig gestellt werden. Mit großer Unterstützung durch König Ludwig I. und Bischof Ignatius von Senestréy (1858—1906) begann 1859 der Ausbau der Domtürme. Innerhalb von zehn Jahren errichtete der Dombaumeister Franz Denzinger Oktogongeschosse und Helme der beiden Türme; 1870/72 folgten der Ausbau der Querhausgiebel und des hölzernen, mit Kupfer verkleideten Dachreiters über der Vierung. Damit waren von der Grundsteinlegung bis zur Fertigstellung des Doms ziemlich genau 600 Jahre vergangen.

Während die östlichen Teile und das Langhaus des Doms größtenteils aus Kalkstein bestehen, wurden die späteren Teile der Westfassade ab etwa 1410/20 und die meisten Ergänzungen des 19. Jh. aus Grünsandstein gefertigt, der schon ab den 1880er Jahren starke Verwitterungserscheinungen zeigte. Von da an waren ständig aufwendige Reparaturarbeiten nötig, die seit 1923 der Staatlichen Dombauhütte anvertraut sind. 1954–1958 musste man die beiden Turmhelme vollständig erneuern. 1974–1986 erfolgte eine Außenschutzverglasung aller wertvollen Glasmalereien des Doms. 1985–1988 wurde eine behutsame, sorgfältig vorbereitete Restaurierung des Innenraums durchgeführt, die sich auf Reinigungs- und Konservierungsarbeiten beschränkte. Das Innere zeigt deshalb nicht eine wie auch immer geartete historisierende Neufassung nach Befund, sondern präsentiert eine Kathedrale mit vielen Spuren ihres Alters und ihrer Geschichte, aber auch mit ihrer Würde und ihrer in Jahrhunderten geprägten Dichte der Ausstrahlung. Seit 1989 wurde systematisch der schadstoffhaltige Krustenüberzug auf den Außenflächen entfernt; gegenwärtig wird - als Abschluss dieser Maßnahme - das reiche Hauptportal restauriert. Insgesamt dominiert seitdem wieder die weiße Farbe des Kalksteins. Wie die Befunduntersuchungen ergaben, war auch im Mittelalter der Dom als weißer Baukörper im Stadtbild hervorgehoben gewesen, ergänzt an der Westfassade durch die grünlichen Flächen der späteren Bauteile und bereichert durch sparsame farbige Akzente der - auch am Außenbau - teilweise farbig bemalten Figuren und Wappenschilde.

Gesamtwürdigung

Als einzige Kirche Deutschlands östlich des Rheins verkörpert der Regensburger Dom den in Frankreich geprägten Typus der klassischen gotischen Kathedrale. Charakteristisch sind hierfür – neben dem kühn konstruierten Skelettsystem mit Strebepfeilern und Strebebögen – die basilikale Anlage mit dreigeschossigem Aufriss des Mittelschiffs, das Querhaus und eine imponierende Westfassade mit zwei Türmen, alles aus sorgfältig behauenen Werksteinen hergestellt. Ursprünglich war noch ein dritter Turm vor der nördlichen Querhausfassade geplant, der den sog. Eselsturm ummanteln sollte und das hohe Anspruchsniveau für den städtebaulich wirksamen Blick von der Donauseite her unterstrichen hätte. Er wurde bereits im frühen 14. Jh. aufgegeben zugunsten einer hoch aufragenden Vierungskuppel, die leider nie zur Ausführung kam. Bei allem Aufwand fallen jedoch einige Veränderungen gegenüber den französischen Vorbildern auf: Der dreischiffige, durchgehend gewölbte Bau besitzt ein verhältnismäßig kurzes Langhaus mit nur fünf Jochen (einschließlich des Fassadenmassivs). Außerdem kragt das Querhaus nicht aus, vor allem aber fehlt der übliche Chorumgang mit Kapellenkranz. Dafür findet sich in Regensburg eine ausgesprochen altertümliche Lösung mit drei gestaffelten Chören, die sämtlich nicht ganz regelmäßig mit fünf Seiten eines Achtecks schließen. Solche Dreichoranlagen haben in Regensburg eine alte Tradition (St. Emmeram, Niedermünster, St. Jakob, Dominikanerkirche); allen voran besaß aber bereits der alte Dom diese Chorgestaltung. Überhaupt erklären sich die ungewöhnlichen Dimensionen des breit, aber kurz gelagerten gotischen Doms damit, dass er ziemlich genau die Größe und die Maßverhältnisse seines Vorgängerbaus übernommen hat, obwohl er an anderer Stelle errichtet wurde. Die Abänderungen gegenüber einem modernen Grundriss bedeuten sicher kein Unvermögen, sondern beziehen sich auf den alten Dom, so dass der gotische Neubau mit seiner Übernahme der liturgischen Orte und der funktionalen Tradition den Vorgängerbau zitiert.

[Druckseite XVII]

Die künstlerische Qualität der Dom-Architektur lässt sich zutreffend würdigen, wenn man die faszinierenden Methoden des um 1290 neu berufenen Dombaumeisters analysiert. Ihm gelang es, aus einer im Grunde noch spätromanischen Anlage, die in den Ostteilen durch die fertigen Fundamente und einige aufragende Mauerzüge weitgehend definiert schien, nach einer wahrhaft kühnen Umplanung eine gotische Kathedrale zu verwirklichen. Dabei arbeitete er nicht mit harten Kontrasten gegenüber den vorgefundenen Bauteilen, sondern reagierte feinfühlig auf die älteren Formen, die er fast unmerklich in den neuen Stil überführte. Er entschloss sich deshalb auch für eine im späten 13. Jh. höchst ungewöhnliche Formensprache: Aus einem filigranhaften, zerbrechlichen Skelettsystem, wie es etwa die zum Vergleich häufig herangezogene Kirche Saint-Urbain in Troyes vorzeigt, wurde eine ausgesprochen körperhaft-kräftige Architektur, welche Durchdringung, Masse und räumlich-plastische Modellierung als wesentliche Gestaltungselemente einsetzt. Damit glückte zum einen die harmonische Anbindung an die ältere Bauphase, zum anderen nahm der Architekt aber auch Entwicklungen vorweg, wie man sie erst in der Spätgotik wiederfindet. Denn die beschriebene, aus der Masse heraus modellierte Architektur, als deren Kennzeichen etwa die vertieften Arkadenzwickel im Aufriss des Mittelschiffs genannt seien, wirkt wie eine Vorwegnahme von Gestaltungsweisen, die drei Generationen später, nach der Mitte des 14. Jh. allgemein verbreitet waren. Vielleicht erleichterte diese erstaunliche, zunächst immer moderner werdende Architektur auch den späteren Dombaumeistern die Entscheidung, den gotischen Plan in allen wesentlichen Teilen bis zur Einstellung der Bauarbeiten im frühen 16. Jh. beizubehalten. So präsentiert sich der Dom trotz der komplizierten anfänglichen Planänderungen und trotz seiner langen Bauzeit als einheitlicher und ausgewogener Bau von monumentaler Gesamtwirkung.

Der Außenbau

Die Nordseite des Domes ist auf Fernsicht angelegt. Von der Steinernen Brücke und vom jenseitigen Ufer der Donau aus beherrscht der Dom das Stadtbild. Der hohe Sockel lässt ihn weit über die anderen Häuser und Kirchen hinauswachsen. Ursprünglich sollte vor der nördlichen Querhausfassade ein mächtiger Turm errichtet werden, der den hier stehenden romanischen Eselsturm ummantelt hätte. Diese im frühen 14. Jh. nachweisbare Planung, die bald darauf zugunsten eines Vierungsturmes aufgegeben wurde, erinnert an die spätere Gestalt des Prager Veitsdoms, der an der Südseite zur Moldau hin ebenfalls einen — städtebaulich dominierenden — Querhausturm besitzt.

Der Chorbereich verzichtet weitgehend auf figürlichen Schmuck; hier herrscht das System der die großen Fenster entlastenden Strebepfeiler. Der ohne Kapellenkranz steil aufragende Hauptchor wirkt wie ein selbständiger, polygonaler Zentralbau. Die dreifach übereinander gestaffelten Fenster werden von Wimpergen bekrönt, welche die Maßwerkbrüstung am Dachansatz überschneiden. Die Strebepfeiler scheinen sich im Obergadenbereich in schlanke Baldachine zu verwandeln, von denen aus aufgeblendete Bögen und ein transparentes Maßwerkgitter zur Fensterwand führen. Hier wird also in raffinierter Weise ein offenes Strebewerk wie für einen Chor mit Chorumgang suggeriert, obwohl es einen derartigen Kathedralchor gar nicht gibt.

Die südliche Querhausfassade ist deutlich zweigeteilt, mit einer geschlossenen Erdgeschoßzone, die noch zur ersten Bauphase (vor 1290) gehört. Das reich profilierte Portal flankieren schlanke Streben mit Fialenbekrönung, an die sich Spitzbogenblenden anschließen. In das große, mit aufgeblendeten Maßwerkformen verzierte Tympanonfeld wurden nachträglich Bildwerke eingefügt: unten die Steinfiguren der Apostel Petrus und Paulus (um 1360/70), oben in einem Fünfpass eine Reliefplatte mit der Darstellung der Kreuzigung Christi, einem vorzüglichen, schwäbisch beeinflussten Werk um 1320. Im Obergeschoß verbinden sich das durchfensterte Triforium und das neunbahnige Maßwerkfenster zu einer monumentalen, die Fassade beherrschenden Gitterstruktur. Darüber senkrecht aufsteigende Steinbalken führen das Motiv weiter und gipfeln in dem hohen Dreiecksgiebel, der über dem Laufgang mit der Maßwerkbrüstung erst 1868/71 durch Denzinger vollendet wurde.

Das westlich folgende Langhaus bleibt relativ schlicht; die Obergadenfenster und deren Wimpergbekrönung werden nach dem Vorbild des Hauptchors kontinuierlich weitergeführt. Das südliche Seitenschiff gliedern in jedem Joch zwei mit Maßwerk versehene Lanzettfenster, die ab dem zweiten Joch von Osten durch einen Oculus darüber und eine Figur vor dem schmalen Wandstück dazwischen zu einer charakteristischen Gruppierung kombiniert sind. Hervorzuheben ist die bedeutende Skulptur des hl.Christophorus (um 1325/30) am zweiten Joch; die anschließenden Apostelfiguren entstanden um 1330/40. An den Stirnflächen der Strebepfeiler finden sich qualitätvolle Reliefs allegorischen Inhalts (zwischen etwa 1325 und 1340): sog. Judensau (antisemitische Darstellung), Samsons Kampf mit dem Löwen, Jungfrau mit dem Einhorn, Gänsepredigt.

[Druckseite XVIII]

Mit dem reichsten Schmuck des Domes ist die Westfassade überzogen, wobei leere Konsolen und Baldachine von noch aufwendigeren Plänen zeugen. Türme und Mitteltrakt bedingten eine dreifache Gliederung, die durch die Strebepfeiler akzentuiert ist. Die Geschoßeinteilung wird markiert durch die Brüstungen der den Bau umziehenden Laufgänge, die als straffe Horizontalglieder die Fassade rhythmisieren. Statt einer ursprünglich wohl geplanten Fensterrose im Mitteltrakt entschied man sich (zwischen etwa 1430 und 1460) für eine von Kielbogen überfangene Fenstergruppe, über der in origineller Zweischichtigkeit ein steinernes Kreuz vor einem Rundfenster aufgerichtet ist. Unter dem Kreuz erscheint St. Peter im Schifflein, das Wappen des Regensburger Domkapitels. Obwohl die mittelalterlichen Teile der Westfassade eine Bauzeit von mehr als 150 Jahren benötigten, blieb die symmetrische Geschlossenheit der Anlage erhalten. Es ist ein Verdienst der Roriczer-Familie, dass der Grundplan beibehalten wurde und nur in Detailformen der Stil der Spätgotik zum Tragen kam. Wie erwähnt, konnten bis um 1500 drei Geschosse jedes Turms vollendet werden. Die von hohen Fenstern durchbrochenen Achteckkörper darüber mit den krabbenbesetzten Maßwerkhelmen sind neugotische, harmonisch angepasste Ergänzungen.

Von besonderer Bedeutung ist das Hauptportal des Domes: ein hohes Gewändeportal mit Trumeau, dreiteiligem Tympanon und reichem Archivoltenschmuck, bereichert durch eine kühn erfundene Vorhalle auf dreieckigem Grundriss, die auf einem vor die Mittelachse des Portals gestellten mächtigen Freipfeiler ruht. Die Bogenläufe der Vorhalle überhöht ein profiliertes Gesims; darüber steigt wie eine Krone eine Maßwerkbrüstung hoch, die eine - durch die Tür vom Dominnern aus betretbare - Altane umschließt.

Als Schmuck des Hauptportals erscheint die reichste figürlich-plastische Dekoration, die es in Regensburg je gegeben hat. Als Stiftung der reichen Patrizierfamilie Gamered von Sarching (Kat.-Nr. 107) entstand sie um 1385–1410. Archivolten und Tympanon füllt ein ausführlicher Zyklus des Marienlebens, der mit 22 Reliefdarstellungen in den Archivolten beginnt: Wurzel Jesse, Legende von Joachim und Anna, Geburt Mariens, Tempelgang, Vermählung mit Joseph, Verkündigung an Maria, Kindheitsgeschichte Jesu bis zur Flucht nach Ägypten und dem zwölfjährigen Jesus unter den Schriftgelehrten. Seinen Abschluss findet das Marienlebens im Tympanon: Dargestellt sind in drei Registern übereinander der Tod und die Grabtragung Mariens, ihre Aufnahme in den Himmel sowie die Inthronisation der zur Himmelskönigin gekrönten Muttergottes. Die zwölf Propheten in den Bogenläufen der Vorhallenarkaden bestätigen den von ihnen vorhergesagten Ablauf des Heilsgeschehens (teilweise durch Kopien ersetzt).

Am Trumeau steht erstaunlicherweise keine Marienfigur, wie man dies bei einem derart mariologischen Programm erwarten würde, sondern eine Skulptur des Apostels Petrus. Offensichtlich wandelte man nach einer Planänderung die Ikonographie zu einem apostolischen Programm um: Neben Petrus erscheinen im Gewände die beiden hl. römischen Diakone Stephanus und Laurentius sowie vier Apostel (zwei davon abgenommen). Die restlichen acht Apostel sind mitsamt ihren Figurentabernakeln wie ein Kranz um den Freipfeiler gelegt (Kopien von Joseph Sager, 1907/08; die aus Sandstein bestehenden stark verwitterten Originale stehen im Lapidarium des Domkreuzgangs und im Museum der Stadt Regensburg). Die Bildwerke des Hauptportals gehören zu den besten Leistungen der Kunst um 1400 in Mitteleuropa. Sie zeigen stilistische Zusammenhänge mit Prag (Umkreis des Bildhauers der Krumauer Madonna), bei den jüngeren Bildwerken auch Anregungen aus Burgund.

Von den vielen anderen Skulpturen der Westfassade seien noch herausgegriffen: das Tympanon des südlichen Westportals, eine Darstellung der Befreiung Petri, um 1340/45 entstanden, bei welcher der Engel in köstlicher Naivität den Turm des Gefängnisses abklappt und den hl. Petrus herauszieht. Im Tympanon des nördlichen Westportals (um 1410/20) ist die Übergabe der Gesetzestafeln an Moses dargestellt. Auf gleicher Höhe mit diesem Tympanon sind die Stirnflächen der Nordturm-Strebepfeiler mit Reliefs besetzt: Opferung Isaaks (um 1385/90) und Anbetung des goldenen Kalbes (um 1410/20). Ikonographisch bemerkenswert sind noch die vier Skulpturen reitender Könige vor den Stirnwänden der Turmstrebepfeiler, in Höhe der Erdgeschoßfenster. Sie verkörpern die vier Weltreiche nach der Vision des Propheten Daniel; von Süd nach Nord: der babylonische König Nebukadnezar auf einem Löwen, der römische Herrscher Julius Cäsar auf einem Einhorn, König Alexander d. Gr. auf einem Panther und der persische König Cyrus auf einem Bären (Kopien von Xaver Müller 1898/99; die Originale aus der Zeit um 1350, um 1410 und um 1420/30 im Lapidarium des Domkreuzgangs und im Museum der Stadt Regensburg).

Der Innenraum

Der Hauptchor ist gegenüber dem Langhaus ungewöhnlich erhöht: sechs Stufen führen von der Vierung zum Langchor, das Sanctuarium mit dem Hochaltar steigt noch einmal fünf Stufen an. Der [Druckseite XIX] Grund hierfür dürfte der anachronistische, wohl von der kultischen Nutzung des Vorgängerbaus her übernommene Einbau eines unterirdischen Andachtsraums unter dem Hochaltar gewesen sein. Zu dieser sog. Confessio führten ursprünglich zwei seitliche Treppen hinab; wahrscheinlich sollte mit der Anlage unmittelbar an den Petersdom in Rom erinnert werden, der die berühmte Confessio des Hl. Petrus birgt und dessen Patrozinium ja auch der Regensburger Dom trägt. Vor allem aber wird der Hauptchor geprägt durch die gläserne Architektur der drei mittleren Seiten des Chorschlusses. Die großartige Wirkung der in drei Geschossen geordneten Glasfenster erfährt durch die räumliche Gliederung eine zusätzliche Dimension. Das untere Geschoß ist zusammen mit dem Triforium in zwei Wandschichten gegliedert: Während in der äußeren Ebene die Fenster liegen, schiebt sich innen vor die rechteckig gerahmten Fenstermaßwerke des Erdgeschosses je ein Spitzbogen, dessen Zwickel auffällig eingesetzte Oculi füllen. Die schmalen Kompartimente zwischen der inneren und äußeren Ebene lassen die Architektur raumhaltig erscheinen, so dass sich die Illusion eines Chores mit Chorumgang ergibt, - also eine suggestive Interpretation des Chorschlusses, die ähnlich auch bei der Außenansicht zu beobachten war. Vor den Triforienfenstern liegt in der inneren Ebene ein Maßwerkgitter, das sich mit den Obergadenfenstern darüber zu einer einheitlichen, monumentalen Maßwerkstruktur verbindet. Dabei sitzen die Obergadenfenster nun in der inneren Wandschicht.

Die Langseiten des Hauptchores zeigen dagegen eine - von der Baugeschichte her verständliche - heterogene Struktur. Die Südwand beschränkt sich im Erdgeschoß auf glatte Mauerflächen, die mit ungleichen Arkadenbögen zum Nebenchor hin geöffnet sind. Deutlich gehören diese Partien noch zur ersten Bauphase des Domes, während das voll entwickelte Triforium und die Obergadenzone die konsequente Umplanung des französisch geschulten Architekten widerspiegeln. Um die Symmetrie der Gesamtanlage zu wahren, wurde die etwas später entstandene nördliche Langseite des Hauptchores konsequent der Südseite angeglichen.

Die beiden Nebenchöre ähneln mit dem kreuzrippengewölbten Joch und dem fünfteiligen Polygonschluss der Gestalt des Hauptchores. Da sich aber östlich unmittelbar die Kapellenanbauten anschließen und im Zwickel zum Hauptchor hin auch noch je eine Wendeltreppe steckt, konnten im Schluss nur die beiden äußeren Polygonseiten durchfenstert werden, so dass blinde, teilweise durch Blenden belebte Wandflächen die Räume prägen.

Das Querhaus hätte seine volle architektonische Wirkung erst dann entfalten können, wenn der ursprünglich geplante und begonnene Vierungsturm vollendet worden wäre. Sein Grundriss war über dem Quadrat der Vierung durch Trompen zum gleichseitigen Achteck übergeleitet worden (ausgeführt, heute durch das Gewölbe des 19. Jh. verdeckt). Darauf sollte ein Triforium stehen, über dem man sich einen hohen überwölbten Lichtgaden vorstellen muss. In Erinnerung an diese Idee war noch 1697 eine barocke Vierungskuppel gebaut worden, die bei der Purifizierung im 19. Jh. zerstört und durch ein eher enttäuschendes Kreuzrippengewölbe ersetzt wurde. So bilden heute die Innenwände der Süd- und Nordfassade die architektonischen Schwerpunkte des Querhauses. Die Südwand wird geprägt von dem beachtlichen Aufwand um das Doppelportal, zu dem von den Seiten her aufsteigende Blendnischen führen und das die Treppenanlage des Laufgangs wirkungsvoll überhöht. Ganz oben schwebt darüber das prachtvolle neunbahnige Maßwerkfenster, das mit Abstand größte Fenster des Domes, welches zusammen mit dem verglasten Triforium eine vielteilige Komposition ausbildet und das Obergeschoß majestätisch beherrscht. Die innere Nordwand des Querhauses musste dagegen völlig anders gestaltet werden, da sich hinter ihr der sog. Eselsturm befindet, der bis auf die schmale westliche Portalöffnung und zwei Fensterbahnen im Obergeschoß darüber keine Öffnung in der Wand zuließ.

Das Mittelschiff verkörpert das klassische System gotischer Kathedralen mit seinem dreigeschossigen Aufriss in makelloser Ordnung. Zwischen die Bündelpfeiler spannen sich kräftig profilierte Scheidarkaden, darüber zieht sich das nicht belichtete Triforium entlang, und oben öffnen sich in den durch die Schildbögen eingefassten Rahmen die großen Fenster des Obergadens. Einige wenige Änderungen können die einheitliche Gesamtwirkung nicht stören, etwa der Wechsel von vier auf fünf Bahnen für Triforium und Obergadenfenster nach dem zweiten Joch von Osten, oder die unterschiedlichen Fenstermaßwerke, oder die konstruktiv bedingten Besonderheiten des zum Fassadenmassiv gehörenden Westjochs mit den erheblich verstärkten Bündelpfeilern und den mit Blendmaßwerk geschmückten, massiven Wänden der Obergeschosse.

Eine Analyse der architektonischen Gliederung verrät die herausragende Leistung des für die gotische Gesamtplanung verantwortlichen Baumeisters. Er wählte kein reines Skelettsystem, das die Wandflächen zu dünnen Membranen zwischen den tragenden Elementen reduziert, sondern verband Pfeiler und Wände zu einer gleichberechtigten, nicht voneinander lösbaren Mauerstruktur. Beispielsweise wurden die Bündelpfeiler durch schräg gestellte, an Pilaster erinnernde Streifen differenziert, die ohne Zäsur bis zum Schildbogen hochlaufen. Diese Streifen scheinen eher zur Wand als zum Pfeiler zu [Druckseite XX] gehören, distanzieren förmlich die einzelnen Dienste der Bündelpfeiler voneinander und verbinden sich eng mit den kräftigen Rechteckrahmen, welche die vertieften Zwickel über den Scheidarkaden einfassen. Auch Triforium und Obergaden, die ihrerseits von breiten, an Gewände erinnernden Wandprofilen gerahmt und zusammengefasst werden, sind mit dieser plastisch modellierten Architektur verwachsen. Untereinander wollen die Obergadenfenster und die Arkatur des Triforiums jeweils als Einheit gesehen werden, was sich in der gleichen Ordnung der Bahnen verrät, auch in der gemeinsamen Rückstufung, vor allem aber in den vor einige Stäbe gelegten Säulchen, die in jedem Joch einfach oder doppelt hochsteigen und vom Laufgang des Triforiums bis zum Couronnement der Fenster reichen. Eine derartige Tendenz des dreigeschossigen Aufrisses zur scheinbaren Zweigeschossigkeit ist typisch für die hochgotische Kathedrale französischer Ordnung und ähnlich bereits in Amiens und Köln vorbereitet.

Die Seitenschiffe ordnen sich in der Gestalt der Pfeiler, Dienste und Gewölbe einheitlich dem Kathedralschema unter. Lediglich die Außenwände wurden jeweils unterschiedlich gestaltet. Im südlichen Seitenschiff erscheint unter dem Laufgang eine durchgehende Bogenreihe, deren reich profilierte und genaste Spitzbögen über Kragsteine von kleinen Atlanten getragen werden (die meisten dieser lebhaft bewegten Figuren stammen aus dem 19. Jh.). Über dem Laufgang setzt eine interessante zweischalige Wandgliederung an, die zwischen der äußeren Mauerfläche mit den schlanken Spitzbogenfenstern und einer inneren Schicht aus Gewölbediensten, Schildbögen und Laufgangbrüstung differenziert ist. Das nördliche Seitenschiff besitzt eine ganz andere Sockelzone, da sich hier in den drei mittleren Jochen Portalbögen zu den ursprünglich außen angebauten Altarkapellen öffneten. Die damaligen Kapellendächer erzwangen eine andere Fensterlösung: große, die Wandfläche gänzlich füllende Maßwerkfenster, die aber in der unteren Hälfte jeweils blind werden und die Fensterbahnen mit aufgeblendeten Stäben weiterführen. Auch im Nordschiff wiederholt sich die beschriebene Zweischaligkeit der Außenwand.

Literatur:

Karl Zahn, Der Dom zu Regensburg, Deutsche Kunstführer Bd. 39, Augsburg 1929 (mit Angabe der älteren Literatur). – Die Kunstdenkmäler von Bayern II, Oberpfalz XXII, Stadt Regensburg, bearb. von Felix Mader, München 1933, Bd. 1, S. 37–222. – Achim Hubel, Der Erminoldmeister und die deutsche Skulptur des 13. Jahrhunderts. In: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg Bd. 8, 1974, S. 54–241. – Der Regensburger Dom. Beiträge zu seiner Geschichte, hrsg. von Georg Schwaiger, Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg Bd. 10, Regensburg 1976. – Achim Hubel, Die Glasmalereien des Regensburger Domes, München-Zürich 1981. – Gabriela Fritzsche, Die mittelalterlichen Glasmalereien im Regensburger Dom (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. XIII, 1), 2 Bde., Berlin 1987; hierzu Rezension von Achim Hubel, in: Kunstchronik 42, 1989, S. 358–383. – Achim Hubel, La fabrique de Ratisbonne. In: Ausst.-Kat. „Les batisseurs des cathédrales“, hrsg. von Roland Recht, Strasbourg 1989, p. 164–177. – Ausst.-Kat. „Der Dom zu Regensburg. Ausgrabung - Restaurierung - Forschung“, München-Zürich 1989, 3. Aufl. 1990. – Achim Hubel und Peter Kurmann, Der Regensburger Dom. Architektur - Plastik - Ausstattung - Glasfenster, Große Kunstführer Nr. 165, München-Zürich 1989. – Friedrich Fuchs, Das Hauptportal des Regensburger Domes. Portal - Vorhalle - Skulptur, München-Zürich 1990. – Achim Hubel, Der Erminoldmeister: Überlegungen zu Person und Werk, in: Regensburger Almanach 1993, hrsg. von Ernst Emmerig, Regensburg 1993, S. 197–207. – Achim Hubel und Manfred Schuller, unter Mitarbeit von Friedrich Fuchs und Renate Kroos, Der Dom zu Regensburg. Vom Bauen und Gestalten einer gotischen Kathedrale, Regensburg 1995 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis). – Peter Kurmann, Der Regensburger Dom – französische Hochgotik inmitten der Freien Reichsstadt, in: Regensburg im Mittelalter. Beiträge zur Stadtgeschichte vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit, hrsg. von Martin Angerer und Heinrich Wanderwitz unter Mitarbeit von Eugen Trapp, Bd.1, Regensburg 1995, S. 387–400. – Denkmäler in Bayern, Band III.37, Stadt Regensburg. Ensembles - Baudenkmäler - Archäologische Denkmäler, bearb. von Anke Borgmeyer, Achim Hubel, Andreas Tillmann und Angelika Wellnhofer, Regensburg 1997, S. 152–178. – Barbara Fischer-Kohnert, Das mittelalterliche Dach als Quelle zur Bau- und Kunstgeschichte. Dominikanerkirche, Minoritenkirche, Dom, Rathaus und Alte Kapelle in Regensburg, Petersberg 1999. – Renate Kroos, Quellensuche für einen Dom: Beispiel Regensburg. In: Kunst und Liturgie im Mittelalter, Akten des internationalen Kongresses der Bibliotheca Hertziana und des Nederlands Instituut de Rome (Rom, 28.-30. September 1997), hrsg. von Nicolas Bock, Sible de Blaauw, Christoph Luitpold Frommel und Herbert Kessler (= Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana Band 33, 1999/2000, Beiheft), München 2000, S. 47–53. – Katarina Papajanni, Die Erschließung des Regensburger Domes durch horizontale Laufgänge [Druckseite XXI] und vertikale Treppenanlagen, Dissertation, Manuskript, Bamberg 2000. – Achim Hubel, Gotik in Regensburg - Stadttopographie und städtebauliche Entwicklung vom 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert, in: Geschichte der Stadt Regensburg, hrsg. von Peter Schmid, Regensburg 2000, Bd. 2, S. 1106–1140. – Achim Hubel und Manfred Schuller, Regensburger Dom - Das Hauptportal, Regensburg 2000. – Achim Hubel und Manfred Schuller: Neue Erkenntnisse dank intensiver Vernetzung. Das Forschungsprojekt „Bau-, Kunst- und Funktionsgeschichte des Regensburger Doms als Modellfall“. In: Forschungsforum. Berichte aus der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Heft 10, Mittelalterforschung in Bamberg (hrsg. von Rolf Bergmann), Bamberg 2001, S. 68–73. – Tagungsband „Turm – Fassade – Portal“. Colloquium zur Bauforschung, Kunstwissenschaft und Denkmalpflege an den Domen von Wien, Prag und Regensburg. 27.-30. September 2000 in Regensburg, hrsg. von der Domstiftung Regensburg, Regensburg 2001. – Jürgen Michler, Beobachtungen zur frühen Baugeschichte des Regensburger Domes. In: architectura – Zeitschrift für Geschichte der Baukunst Bd. 32, 2002, S. 123–148. – Achim Hubel, Die Glasmalereien des Regensburger Domes, Schnell Kunstführer Nr. 1299, 3.Aufl., Regensburg 2002. – Achim Hubel, Der Regensburger Dom und seine Restaurierungen im überregionalen Vergleich. In: Wider die Vergänglichkeit. Theorie und Praxis von Restaurierung in Regensburg und der Oberpfalz, Beiträge des 19. Regensburger Herbstsymposions für Kunst, Geschichte und Denkmalpflege 2004, hrsg. von Martin Dallmeier, Hermann Reidel und Eugen Trapp, Regensburg 2005, S. 91–126. – Marc Carel Schurr, Der Regensburger Dombau und die europäische Gotik um 1300. In: Edith Feistner (Hrsg.), Das mittelalterliche Regensburg im Zentrum Europas, Forum Mittelalter – Studien Bd. 1, Regensburg 2006, S. 71–89. – Manfred Schuller und Katarina Papajanni, Die Baugeschichte der Westfassade des Regensburger Domes. In: Architektur und Monumentalskulptur des 12. – 14. Jahrhunderts. Produktion und Rezeption (= Festschrift für Peter Kurmann zum 65. Geburtstag), hrsg. von Stephan Gasser, Christian Freigang und Bruno Boerner, Bern 2006, S. 363–391. – Friedrich Fuchs, Die Regensburger Domtürme 1859–1869, Regensburger Domstiftung Bd. 1, Regensburg 2006. – Elgin Vaasen, Die Glasgemälde des 19. Jahrhunderts im Dom zu Regensburg. Stiftungen König Ludwigs I. von Bayern 1827–1857, Regensburger Domstiftung Bd. 2, Regensburg 2007. – Marc Carel Schurr, Gotische Architektur im mittleren Europa 1220–1340 – Von Metz bis Wien, München-Berlin 2007, S. 179–204. – Achim Hubel und Manfred Schuller, Der Regensburger Dom, Große Kunstführer Nr. 165, 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Regensburg 2008.

3. Die Geschichte der Inschriften bis zum Ende des 15. Jahrhunderts

Wie bei den allermeisten bislang bearbeiteten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften in der Reihe Die Deutschen Inschriften stellen auch, was den Regensburger Dom St. Peter und die dazugehörigen Örtlichkeiten betrifft, Grabplatten, Epitaphien und Grabschriften, d. h. Inschriften auf Totengedächtnismalen, den Großteil des noch vorhandenen und kopial überlieferten Materials. Existenz und Geschichte dieser Quellen stehen im engen Zusammenhang mit der Baugeschichte des gotischen Domes, an dem zu einem bedeutenden Teil das städtische Patriziat beteiligt war. Es wundert nicht, dass es neben dem frommen Wunsch, zur baldigen Erlösung der Seele des Verstorbenen einen Bestattungsort ad sanctos zu erlangen, auch zum sozialen Prestige gehörte, in der bedeutendsten Kirche der Stadt, dem Dom, postmortale Präsenz zu zeigen. So ist es nicht nur der hohe und niedere Klerus, dem das ius sepulturae in ecclesia zustand, auch der Adel, das Patriziat und das wohlhabende Bürgertum konnten das Bestattungsrecht über das Patronatsrecht und fromme Stiftungen erwerben1).

Von Inschriftendenkmälern in den Vorgängerbauten des gotischen Domes ist denkbar wenig überliefert. Nicht besonders aufschlussreich für die epigraphische Forschung des frühen Mittelalters beginnt die Überlieferung der im Original vorhandenen und kopial greifbaren Inschriften für den Dombereich im 11. Jahrhundert.

Außer den kopial oder fragmentarisch überlieferten Inschriften eines Glasfensters aus dem Ottonischen Vorgängerbau, einer gemalten Inschrift in der Stephanskapelle und den Resten einer gemalten Inschrift in der Allerheiligenkapelle existieren kaum Nachrichten. Bischof Siegfried, der 1246 starb [Druckseite XXII] (Kat.-Nr 5), war im Vorgängerdom bestattet, ebenso Bischof Leo Tundorfer (†1277, Kat.-Nr. 7†) und dessen Nachfolger Heinrich von Rotteneck (†1296, Kat.-Nr. 15†).

Mit dem Fortschreiten des gotischen Dombaues2) nimmt dann auch im 14. und 15. Jahrhundert die Zahl der Inschriftendenkmäler stark zu.

Von den bis zum Ende des 15. Jahrhunderts überlieferten 355 Inschriftendenkmälern blieben trotz mehrfacher Renovierungen und Umgestaltungen insbesondere des Innenraumes der Domkirche 263 im Original erhalten.

Die Standorte der Denkmäler umfassten und umfassen den Innenraum des Domes, die Außenfassaden, den Domkreuzgang mit der Allerheiligenkapelle, der Stephanskapelle und den Kapellen zur Rast und zur Verlassenheit, dem heutigen Lapidarium, die Südfassade des Kreuzgangkomplexes außen und den im Jahre 1811 aufgelösten Domfriedhof, den heutigen Domgarten 3).

Bestattungsorte in der Domkirche bis zur Säkularisation

Die Situation im Dominnenbereich entwickelte sich vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Beginn der Barockisierung unter Bischof Albert IV. von Törring (1613–1649) kontinuierlich4). Eine Vielzahl von Altären, um die sich Totengedächtnismale aller Art gruppierten, bestimmte bis dahin die Gestaltung5).

Außer einigen wenigen schriftlichen Quellen, die eine Ahnung über das Aussehen vor der Barockisierung geben können6), steht für den Zeitraum vom Baubeginn des gotischen Domes bis zum Ende des 16. Jahrhunderts kein Bildmaterial zur Verfügung.

Da ein Großteil der barocken Ausstattungsstücke der Domkirche in der Zeit der Purifizierung im 19. Jahrhundert entfernt wurde, muss die Situation vor der Barockisierung anhand des Bildmaterials, der Beschreibung des Joseph Cranner, eines Planes von Joseph Heckenstaller und der aus dieser Arbeit hervorgehenden Ergebnisse der im Original vorhandenen und kopial überlieferten Inschriftendenkmäler erstellt werden7).

In den Ausführungen Joseph Schuegrafs, der als erster eine umfassende Geschichte des Domes vorgelegt hatte, sind insgesamt 31 Altäre und Kapellen genannt8), die sich im Innenraum der Domkirche im Laufe von drei Jahrhunderten angesammelt hatten.

Joseph Cranner zählte 34. Demzufolge bot sich den gläubigen Besuchern wohl ein sehr unübersichtliches Bild des Dominnenraumes. Im Zuge der Umgestaltung des Dominnenraumes vom Beginn des 17. Jahrhunderts an entfernte man von den ursprünglich vorhandenen Altären die Hälfte und schuf damit, neben anderen Umbaumaßnahmen schon ein hohes Maß an Regelmäßigkeit und rationaler Durchbildung des Raumes9).

Nicht nur für die verlorenen Denkmäler, sondern auch für die Bestimmung der ursprünglichen Standorte der heute noch vorhandenen Denkmäler ist die kopiale Überlieferung von immenser Bedeutung. Der einzige Kopist, der eine handschriftliche Auflistung der Grabmäler in der Domkirche überlieferte und den Innenraum noch vor der Barockisierung kannte, war der Ratsherr und Ratsschreiber Elias Eppinger (1563–1625)10). Eppinger gehörte dem protestantischen Glauben an und gibt keine weiteren Hinweise auf Standorte um die Altäre an, die den verschiedensten Heiligen gewidmet waren. Zudem galt das Interesse Eppingers in der Hauptsache dem Domkreuzgang und dem Domfriedhof mit seinen Denkmälern. Er überliefert nur einige wenige Inschriften des Dominnenraumes. Da zeitlich gesehen alle weiteren frühen Kopisten wie Joseph Cranner, Roman Zirngibl und auch [Druckseite XXIII] Thomas Ried den Dom im Zustand nach der Barockisierung kannten, finden sich bei ihnen auch nur die Standortsbezeichnungen nach der Barockisierung unter Bischof Albert von Törring. Die genannten Kopisten, insbesondere Joseph Cranner, liefern hier zum Teil ziemlich genaue Angaben.

Hilfreich für das Aussehen des Dominnenraumes und damit auch für eine Bestimmung der Standorte der Inschriftendenkmäler im Zustand nach der Barockisierung ist mit Einschränkung das vorhandene Bildmaterial: Ein anonymes Ölgemälde von Beginn des 18. Jahrhunderts (heute im Domschatzmuseum), eine Ansicht des Innenraumes von Justus Popp (Thurn und Taxis Zentralarchiv), ein Grundrissplan des Domes mit der Einzeichnung aller zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorhandenen Altäre (Archiv des Erzbistums München).

Restauration und Purifikation im 19. Jahrhundert

Die wohl größte Dezimierung der Inschriftendenkmäler, die sich im Dominneren befunden hatten, geschah anlässlich der Purifizierung des Domes im 19. Jahrhundert. Zu dem Ergebnis der Regotisierung äußerte sich der damalige Regensburger Domdekan und spätere Fürstbischof von Breslau, Melchior von Diepenbrock, in seiner Predigt am 19. Mai 1839 zur Wiedereröffnung des Domes unter dem Titel Der Tempelbau Gottes in der Menschheit mit folgenden Worten:

Was im Laufe mehrerer Jahrhunderte ein verirrter Kunstgeschmack dahin verunstaltet, was unverständige Prunksucht und kleinliche Eitelkeit Entstellendes hineingebaut, sollte daraus entfernt, das oft schonungslos Verstümmelte und nachlässig Zerbrochene in ursprünglicher Gestalt wieder ergänzt, von Anfang her unvollendet Gebliebenes möglichst vollendet, und, soweit die Mittel reichten, die reine Urform, wie sie aus dem Geiste des sinnigen Baumeisters hervorgegangen, wieder hergestellt werden. (...) Frei streben die gewaltigen und doch schlanken Pfeiler himmelwärts, nicht mehr verunstaltet durch geschmacklose Grabdenkmale, die die Eitelkeit gleich krüppelhaften Auswüchsen an sie hineinklebt, der es gleich galt, ob sie Gottes Haus verunstaltete, wenn nur ihr Name und Wappen über den modernden Gebeinen ihrer ehemaligen Träger prunkten (...); frei blickt nun das Auge auf den Hochaltar hin, ungehindert können die Gläubigen Theil nehmen an der heiligen Handlung des Priesters am Altare. Auch der steinerne Boden, der im Laufe von Jahrhunderten durch die Fußtritte darüber hingegangener frommer Geschlechter ausgehöhlt oder über deren vergessen Gräbern eingesunken war, - das einzig rührende in der großen wüsten Einstellung! – auch der Boden ist neu gelegt, und sicher gleitet nun der Fuß über die ebene Fläche dahin11). Die Devise für die Neugestaltung des Domes hieß Reinheit und Einheit12). Dieser Devise folgend mussten neben dem Lettner und den eingebauten Galerien nahezu alle Altäre entfernt werden, die den Blick auf den Hochaltar verstellten und mit ihnen die meisten Grabmäler und Epitaphien, die um diese Altäre angeordnet waren13).

In den Jahren 1911/12 fand erneut eine Restaurierung des Dominnenraumes statt, die aber keine so gravierenden Einschnitte brachte wie die Regotisierung 70 Jahre zuvor. Dennoch wurden bei der Auswechslung des Pflasters im Langhaus und im Querhaus des Domes im Jahre 1913 Grabplatten herausgenommen und an andere Standorte verbracht, ohne jegliche Dokumentation über diese Vorgänge14). Einige wenige Denkmäler15) wurden in das Lapidarium verbracht, das man in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als kleines Museum eingerichtet hatte16). Die Restaurierung des Innenraumes von 1985 bis 1988 brachte keine Veränderungen der Ausstattung des Dominnenraumes17). Die jüngsten Veränderungen im Dominnenbereich fanden im Zeitraum der Bearbeitung dieses Bandes statt. Aus dem Boden des südlichen Seitenchores, in dem 2004 ein Andachtsraum für die Gläubigen eingerichtet wurde, sind zwei große Grabplatten aus dem 14. und 15. Jahrhundert von ihrem ursprünglichen Ort entfernt und im westlichen Teil des Kreuzgangsüdflügels zwischengelagert worden (Kat.-Nrn. 65, 137).

[Druckseite XXIV]

Die Altäre des Domes bis zur Regotisierung18)

Wann der erste Hochaltar errichtet und konsekriert wurde, ist nicht genau bekannt. Im Jahre 1325 waren aber bereits alle drei Chöre des gotischen Domes fertiggestellt. Aller Wahrscheinlichkeit nach erhielt Bischof Heinrich von Rotteneck (†1296, Kat.-Nr. 15) hinter dem Hochaltar seine Grablege19). Eine frühere Nachricht vom Bestehen eines Hochaltares konnte auch durch die aufgefundene Grabplatte des Heinrich Braxator (†1293, Kat.-Nr. 13) gewonnen werden. Auch die Eingeweide des 1280 verstorbenen Bischofs Albertus Magnus sollen hinter dem Hochaltar bestattet worden sein20). Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts fanden noch zwei weitere Bischöfe ihre Grablege im Hauptchor des Domes: Theoderich von Absberg, (†1383, Kat.-Nr. 96) Rupert I (†1465, Kat.-Nr. 238).

Die erste Nachricht eines Altares im neuerbauten gotischen Dom betrifft den St. Andreasaltar, einstmals im südlichen Nebenchor. Er wurde im Jahre 1276 von Bischof Leo Thundorfer (Kat.-Nr. 7†), der vor diesem Altar bestattet wurde, konsekriert21). Auch Bischof Konrad von Lupburg (Kat.-Nr. 34†) fand hier seine Grablege. Die einzige Grabplatte eines Bischofs, die sich wohl am ursprünglichen Ort befindet, ist die des Johannes von Moosburg (Kat.-Nr. 129). Ohne inschriftlichen Nachweis bleiben die in den Quellen benannten weiteren frühen Bestattungen vor dem St. Andreasaltar, die der Heilwig von Lupburg (geb. Landgräfin von Leuchtenberg) und deren Gemahl Konrad von Lupburg22). Ein Benefizium auf diesen Altar, eine Ewigmessstiftung aus dem Jahr 1478, ist von dem Priester und Kaplan des St. Stephanaltares, Stephan (Andreas) Niedermayer (†1485, Kat.-Nr. 282) gestiftet worden23). Der Andreasaltar befindet sich heute in der Karmelitenkirche24).

An der Evangelienseite am östlichen Vierungspfeiler befand sich der Altar zur Krönung Christi, dessen Verbleib unbekannt ist25); an der Epistelseite am östlichen Vierungspfeiler als Pendant der Altar der schmerzhaften Muttergottes26).

Im südlichen Seitenschiff auf gleicher Höhe mit dem Marien- und dem Krönungsaltar befand sich der Kreuzaltar27). Den neueren Forschungen zufolge wurde dieser Altar nach Neuenhammer/Opf. verbracht28). Westlich des Dombrunnens stand der Altar des Hl. Justinus.

In Höhe der Kanzel folgte der St. Annenaltar an der Südwand, ein Ziborienaltar, der erstmals 1350 erwähnt wird. Er ist als heutiger Verkündigungsaltar der einzige Altar, der noch an seiner ursprünglichen Stelle steht29).

Im Hauptschiff am dritten Pfeiler von Osten stand der Ziborienaltar zu Ehren des Hl. Erasmus, eine Stiftung des Domherren Bartholomäus von Redwitz (†1417, Kat.-Nr. 138). Der Altar, ursprünglich dem Hl. Thomas geweiht, befindet sich heute im südlichen Nebenchor als Geburt-Christi-Altar30).

Am vierten Pfeiler von Osten befand sich ursprünglich der Altar zu Ehren der Hl. Ursula, eine Stiftung des Domherren Wolfhard Wölfel (†1440, Kat.-Nr. 189)31). Nach der Barockisierung wurde er zum St. Hieronymus-Altar 32). Heute befindet er sich im nördlichen Nebenchor als Dreikönigsaltar33).

Bis zur Purifikation des Dominnenraumes befand sich der Altar zu Ehren des Hl. Stephan im nördlichen Nebenchor. Er wurde im Jahre 1627 errichtet. Drei ältere Altäre wurden hierfür abgebrochen: Die Altäre zu Ehren der Hl. Barbara, der Dreifaltigkeit und zu Ehren der Heiligen Sebastian, Lucia und Dionysus34).

[Druckseite XXV]

Der Barbara-Altar wurde von Bischof Konrad von Haimburg (Kat.-Nr. 93) gestiftet, vor dem er auch seine Grablege fand. Auf den St. Sebastian-, Lucia- und Dionysius-Altar stiftete der Domherr Nikolaus von Redwitz d. Ä. (Kat.-Nr. 233) ein Benefizium.

Der St. Stephansaltar befindet sich heute in der Karmelitenkirche35).

Auf gleicher Höhe mit dem Krönungsaltar an der Nordwand befand sich der St. Joseph-Altar, eine Stiftung des Fürstbischofs Joseph Clemens von Bayern. Er wurde 1701 konsekriert36) und im Jahr 1837 in die Karmelitenkirche gebracht und dort als Hochaltar aufgestellt37).

Westlich des Portals zum Bischofshof befand sich, an die Wand gerückt, der Altar zu Ehren der Hll. Heinrich und Kunigunde, eine Stiftung von Mitgliedern der Adelsfamilien Ehrenfels und der Schenken von Reicheneck38), der später dem Hl. Leontius geweiht wurde. Die Reliquien dieses Heiligen wurden 1653 von Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg feierlich bei dem Altar beigesetzt. Er ist der älteste der gotischen Baldachinaltäre und heute als Rupertusaltar zwei Joche weiter westlich an der Wand aufgerichtet39).

An der Wand der drei folgenden Joche befanden sich Seitenkapellen mit Altären. Nur die mittlere Kapelle ist heute noch vorhanden, allerdings von innen vermauert und nur von außen zugänglich.

Im zweiten Joch von Osten befanden sich der Altar und die Kapelle zu Ehren der Hl. Katharina. Schuegraf vermutet, dass Kapelle und Altar eine Stiftung Bischof Konrads von Frontenhausen gewesen waren. Ein Katharinenaltar ist bereits für den Alten Dom nachgewiesen40). Zuverlässige Daten für die frühe Errichtung der Altarkapelle im gotischen Dom finden sich bei den Grabdenkmälern des Ulrich von Au (†1326, Kat.-Nr. 53) und einem weiteren Mitglied dieser Familie, Dietrich von Au (†1362, Kat.-Nr. 80), dessen Grabplatte noch am originalen Standort liegt. Die Altarkapelle wurde von dem Domherren Alois Buonaventura von Preysing (†1774) umgebaut41).

Im dritten Joch von Osten befand sich die Altarkapelle zu Ehren der Hll. Florinus und Laurentius42). Dieser Altar war eine Stiftung des Domherren und späteren Bischofs Albert von Stauf und seiner Brüder, die hier ursprünglich ihre Grablegen fanden (Kat.-Nrn. 144, 126). Die Kapelle konnte bis in das 19. Jahrhundert vom Dom aus betreten werden. Heute ist die Wand von innen vermauert, von außen kann man in die Kapelle gelangen. Sie birgt noch Reste von Wandmalereien43). Der Verbleib des Altares ist unbekannt44).

Die letzte der drei Kapellen im vierten Joch von Osten war dem Hl. Georg geweiht45). Überliefert ist Ulrich Stegraiff († nach 1425, Kat.-Nr. 178) als Altarist am St. Georgsaltar46). Cranner berichtet, dass der Altar ebenfalls dem Hl. Sebastian geweiht war und auch den Namen Maria-Hilf-Kapelle trug47). Der Verbleib dieses Altares ist heute unbekannt48).

Auf gleicher Höhe am dritten nördlichen Mittelschiffpfeiler befand sich der Fronleichnamsaltar (Corporis-Christi) und der Altar der Heimsuchung Mariens. Der Stifter war der Domherrn Johannes Oech von Pappenheim, (†1431, Kat.-Nr. 173), der hier bestattet wurde49). Der Altar wurde 1472 von der fraternitas vicariorum neu errichtet50) und 1473 geweiht51). Ab 1700 war er dem Hl. Wolfgang geweiht52). Danach fand eine Umwidmung zum Abendmahlsaltar statt. Im Jahr 1931 nach der Heiligsprechung des Bischofs Albertus Magnus erhielt er das Patrozinium dieses Heiligen53).

[Druckseite XXVI]

Am vierten nördlichen Mittelschiffpfeiler befand sich der Altar zu Ehren des Erzengels Michael54). Er ist eine Stiftung des Domdekans und Dompropstes Quirinus Leoninus aus dem Jahr 1598. Zwischen 1836 und 1838 wurde der Altar abgebaut und in die Friedhofskirche in Winklarn/Opf. gebracht55).

Weitere Altäre vor der Barockisierung im 17. Jahrhundert:

Etwa die doppelte Anzahl an Altären befand sich vor der Barockisierung im Dominnenraum. Über deren genaue Aufstellungsorte konnten trotz der zum Teil präzisen Angaben der Kopisten der Inschriften keine neuen Ergebnisse gewonnen werden56). Auch die Stiftungen, die auf die Altäre gemacht wurden, berichten nur über deren Existenz, nicht aber über Aussehen oder Standorte57).

Als Standorte für Inschriftendenkmäler sind folgende Altäre genannt: St. Blasius-Altar, St. Panthaleon und Egidien-Altar, St. Sixtus-Altar, St. Annen- und Leonhard-Altar, St. Bartholomäus-Altar, St. Maria-Magdalena-Altar, Mariae Geburt- und St. Castulus-Altar, St. Philipp- und Jakobus-Altar, St. Gregor-Altar, St. Crispin und Crispiniani-Altar und der Altar der Verklärung des Herrn.

Schuegraf nennt noch weitere Altäre: Der Altar der Aussendung der Apostel (Divisionis Apostolorum) im Domkreuzgang, auf dem Ulrich Kaidenberger (†1497, Kat.-Nr. 312) ein Benefizium innehatte, den Philipp und Martin-Altar, St Christophorus in der Lectorei, den Hl. Kreuzaltar in der Sakristei58).

Hinzu kommen noch Altäre und Kapellen, die nicht im Dominnenraum lagen, aber zur Kathedralkirche gehörten.

Die Nikolauskapelle, Capella S. Nicolai in pede ecclesia cathedralis, befand sich südlich des Hochaltares unterhalb der Sakristei und wird 1280 erstmals erwähnt. Sie gilt als der erste fertiggestellte Sakralraum des gotischen Domes. Für den Altar dieser Kapelle sind mehrere Stiftungen belegt. Der Raum wurde bereits im 17. Jahrhundert profaniert59).

Als Pendant dazu an der Nordseite befand sich die St. Annakapelle, Capella S. Annae in pede, die wie die Nikolauskapelle einen Zugang von außen hatte. Sie diente als Friedhofskapelle für den Domfriedhof60).

Die Situation der im Dom vorhandenen Altäre und ihrer Patrozinien nach der Barockisierung und vor der Regotisierung beschreibt Joseph Cranner im Jahr 177461).

Im Bearbeitungszeitraum bis zum Ende des 15. Jahrhunderts befanden sich, soweit überliefert, 87 Inschriftendenkmäler im Dominnenraum. Heute noch vorhanden sind 6862). Am originalen Standort befinden sich heute noch 53, die größte Gruppe bilden hier die 29 Inschriften der Glasfenster. Die restlichen 24 setzen sich zusammen aus Lapidarinschriften, Beischriften zu Heiligen, Baumeisterinschriften und Jahreszahlen.

Die weiteren Bereiche des Dombezirks

Domkreuzgang mit den Kapellen

Die ursprüngliche Gesamtanlage des Domkreuzganges hängt eng mit der Entstehungsgeschichte des spätkarolingischen oder romanischen Domes zusammen, von dem man heute ausgeht, dass er im späten 9. Jahrhundert errichtet wurde63). Die südliche Begrenzungsmauer, ursprünglich das nördliche Seitenschiff des romanischen Domes, bildet das Domkapitelhaus; die Stephanskapelle aus dem 11. Jahrhundert befindet sich im Norden. Das Domvikarsgebäude, ebenfalls aus dem 11. Jahrhundert, begrenzt [Druckseite XXVII] das Kreuzganggeviert im Westen und bildet heute den ältesten Teil des Bischofshofes. Im Osten schließt das Mesnerhaus den Bereich ab64).

Beim Domkreuzgang handelt es sich um einen Doppelkreuzgang, dessen zwei Höfe (der Ostkreuzgang bzw. der Westkreuzgang) nebeneinander an die Nordwand des romanischen Domes direkt anschlossen. Die große Mittelhalle trennt und verbindet die beiden Kreuzganghöfe gleichermaßen65). Durch sie gelangt man in den Kreuzgang von außen und in die beiden Höfe.

Dieses Mortuarium stellte sich durch die Jahrhunderte bis heute als der wohl eindrucksvollste Raum des Dombereichs dar, in dem sich eine Vielzahl von Totengedächtnismalen der unterschiedlichsten Art befindet.

Stark anzunehmen ist, dass der Mittelteil des Kreuzganges ab dem Zeitpunkt als Grablege der Geistlichen benützt wurde, als der hochgotische Chor fertiggestellt und der romanische Dom als Raum für die liturgischen Feierlichkeiten nicht mehr von Bedeutung war.

Abgesehen von der Allerheiligenkapelle und St. Stephan, deren Inschriften und Ausstattungen in das 11. bzw. 12. Jahrhundert datiert werden, finden sich im gesamten Kreuzgangbereich Inschriften erst ab dem letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. Im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts unter Bischof Albert III. von Stauf (1409–1421, Kat.-Nr. 144) wurden sowohl die große Mittelhalle als auch alle Seitenflügel der beiden Kreuzganggevierte eingewölbt66). Die Namen, Wappen und Datierungen auf den Scheitelsteinen der Gewölbe benennen deren Stifter, die nicht nur aus dem Klerus, sondern verstärkt aus dem Adel, dem Patriziat und dem vermögenden Bürgertum stammten. Mit diesen Stiftungen erwarben sie sich hier das Begräbnisrecht67). Ein Teil dieser Scheitelsteine, vor allem im Ost-, West- und Nordflügel, ist ersetzt worden und trägt heute ledige Schilde. Bei den Umbauten des 16. Jahrhunderts wurden vor allem die Fenster sowohl in den Seitenflügeln als auch – besonders aufwändig – in der Mittelhalle erneuert. Seit dieser Zeit fanden im Domkreuzgang keine baulichen Veränderungen mehr statt. Ihren musealen Charakter, wie ihn der Besucher heute erlebt, erhielten die Räumlichkeiten ab der Regotisierungsphase der Domkirche. Ein Großteil der Grabplatten, die dort im Boden eingelassen waren, wurden herausgebrochen und – wenn sie noch in einem einigermaßen guten Zustand oder von Bedeutung waren – hier an den Wänden aufgerichtet. Auch im Kreuzgang in den Seitenflügeln wurden fast alle Grabplatten aus dem Boden entfernt und an den Wänden aufgestellt68).

St. Stephanskapelle

Einen Teil der nördlichen Abgrenzung des Domkreuzgangbereiches bildet die Stephanskapelle, in der älteren Literatur auch als Alter Dom bezeichnet69). Sie wurde etwa im Jahr 1070/80 errichtet; Reste der Weiheinschrift an der Südseite der Konche, in der der mächtige Blockaltar aus Kalkstein steht, sind heute noch erhalten (Kat.-Nr. 1 (†)). Vermutlich befand sich unter der Kapelle ein Vorgängerbau, der nach den bisherigen Forschungen etwa in das Jahr 739 zu datieren ist70). Die heutige Forschung sieht in St. Stephan die bischöfliche Palastkapelle71).

Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts war hier die fraternitas sancti Nicolai angesiedelt, eine der acht Bruderschaften des Hl. Wolfgang und wohl die bedeutendste72).

Allerheiligenkapelle

An der Ostwand des Mortuariums befindet sich die Allerheiligenkapelle (Kat.-Nr. 2 (†)), die sich Bischof Hartwig II. von Sponheim (1155–1164) als seine Grabkapelle errichten ließ. Der Zentralbau gilt als eines der Hauptwerke der romanischen Architektur in Süddeutschland, der seine ursprüngliche Ausstattung einschließlich der heute ruinösen Wandmalereien bewahrt hat73). Die Inschriften zu [Druckseite XXVIII] diesen Wandmalereien sind zum größten Teil verloren, die vorhandenen Reste nur noch fragmentarisch erkennbar. Die Grabplatte des Bischofs, die keine Inschrift trug, ist nicht mehr vorhanden.

Das Kapitelhaus

Im Erdgeschoss des Kapitelhauses befinden sich drei Kapellen. Durch die Türe an der Westecke gelangt man in die Kapelle in der Rast, von der man annimmt, dass sie als Teil eines Prozessions- oder Kreuzweges diente. In der Kapelle, die mit viereinhalb Jochen im 16. Jahrhundert eingewölbt wurde74), befanden sich drei Altäre, die heute nicht mehr vorhanden sind. Heute noch vorhanden ist im ersten Joch von Westen eine um 1515 entstandene Beweinung Christi. Zum Altar des zweiten Joches von Westen gehörte wohl ein Epitaph aus den Jahren 1430/40, ein Schmerzensmann, hinter dem drei Engel das Grabtuch halten; unten zu beiden Seiten die Stifterfiguren. Im dritten Joch befindet sich ein Ölbergrelief mit Wimpergrahmung aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts75). Das östlichste Joch des Raumes ist durch ein mit Stabwerk und Akanthusranken geziertes Gitter im Jahre 1904 abgetrennt worden. Ab 1925 wurde hier ein Lapidarium der Dombauhütte als kleines Museum eingerichtet76).

Die zahlreichen Epitaphe und Inschriftendenkmäler wurden zum allergrößten Teil aus dem Dom bei der großen Restauration im 19. Jahrhundert hierher verbracht. Sie stammen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert77).

Östlich des 4. Joches der Kapelle zur Rast befindet sich die Kapelle der Verlassenheit. Über dem Portal, sicher an seiner ursprünglichen Stelle, ist ein Epitaph angebracht, das für den Domherren Georg von Paulsdorf (†1500, Kat.-Nr. 323) gefertigt wurde.

An der Nordwand der Kapelle befindet sich ein Altar, auf dessen Mensa mittig die Inschriftentafel der Stifter, zweier Mitglieder aus der Patrizierfamilie Woller (†1375/77, Kat.-Nr. 92), aufgerichtet ist. Darüber die Halbfigur des Schmerzensmannes. Die neugotische Umrahmung stammt aus dem 19. Jahrhundert78). Die Grabplatte des Otto von Schambeck (†1347, Kat.-Nr. 66) ist das früheste inschriftliche Zeugnis79).

Die östlich anschließende Kapelle, dem Hl. Michael geweiht, diente als Friedhofskapelle und, nach Schuegraf, als der sakrale Raum, in dem die Kleriker geweiht wurden80). Darunter das heute nicht mehr zugängliche Beinhaus. In der Michaelskapelle wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Modellkammer für Gipsabdrücke von Skulpturen des Domes eingerichtet81).

Der ehemalige Domfriedhof

Neben der Domkirche und dem Kreuzgang gehörte der ehemalige Domfriedhof zu dem Bereich, der eine Vielzahl von Inschriftendenkmälern barg.

Der Raum, in dem sich der Friedhof befand, entstand durch den Abriss des romanischen Vorgängerbaues. Er liegt zwischen dem Kreuzgang, dem Kapitelhaus und der Ulrichskirche. Die kurz nach 1280 gebaute Annakapelle im Erdgeschoss des nördlichen Anbaus hatte einen alleinigen Zugang von außen und wurde als Friedhofskapelle für den Friedhof der Dompfarrei St. Ulrich benutzt82). Von Beginn des 14. Jahrhunderts an wurde in diesem Friedhof bestattet. Die wenigen frühen schriftlichen Quellen, die den Domfriedhof betreffen, beziehen sich auf die Stiftung eines ewigen Lichtes im Jahre 1321 durch Herwig Auer und seine Frau Elsbeth und die Stiftung der gotischen Lichtsäule im Jahre 1341 in der Mitte des Friedhofes durch die Regensburger Bürger Peter Metsieder und Ulrich Amann83).

Die Begrenztheit des relativ kleinen Friedhofes machten Mehrfachbelegungen der Gräber unerlässlich. Nach relativ kurzer Zeit wurden die Gebeine der Verstorbenen in das Ossuarium (Karner) verbracht, das sich im Kellergeschoss an der Ostseite des Kapitelhauses befand84).

[Druckseite XXIX]

Über dem Beinhaus erhob sich die St. Michaelskapelle, die durch die Jahrhunderte reich bepfründet war85).

Im Pestjahr 1520 bedurfte es einer Niveauerhöhung des kleinen Friedhofes, um den vielen Toten die letzte Ruhestätte bieten zu können86).

Der Domfriedhof bestand bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Unter Fürstprimas Dalberg wurde er aufgelassen, mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt und in Domgarten umbenannt87).

Wegen der spärlich fließenden Quellen kann wenig Auskunft über Anzahl und Aussehen der Grabdenkmäler geboten werden. Der Großteil der Denkmäler verkam bei der Auflassung des Friedhofes im Jahre 1810.

Die für die Domkirche und den Kreuzgang so ausführlich vorhandenen kopialen Überlieferungen geben keine Auskunft über Inschriften aus dem Domfriedhof. Es bleibt allein die Handschrift des Ratsherren und Ratsschreibers Elias Eppinger (1563–1625), die einen Einblick über Epitaphien, Grabplatten und Gedenkinschriften vermitteln kann88).

So sind für das 14. Jahrhundert sieben Grab- oder Gedenkinschriften, für das 15. Jahrhundert acht, für das 16. Jahrhundert neun überliefert.

Zum allergrößten Teil waren es Regensburger Patrizier und Bürger, die sich hier bestatten ließen.

Am Originalstandort finden sich heute noch drei Epitaphien, alle an der Südwand des Kapitelhauses und an der angrenzenden Mauer. Das bedeutendste Denkmal aus dem 16. Jahrhundert, ausgeführt nach 1523 ist das Epitaph für Birgitta und deren drei Ehemänner unter einer Ölbergdarstellung (Kat.-Nr. 309) an der Südwand des Kapitelhauses neben dem Eingang zum Kreuzgang89). In situ befindet sich auch das Epitaph für den Chorvikar der Alten Kapelle, Stephan Modl (datiert 1499, Kat.-Nr. 322) und eine kleine breitrechteckige Inschriftentafel aus Kalkstein für eine Kunigunde Padin (datiert 1491, Kat.-Nr. 292).

Einige Inschriftendenkmäler sind offensichtlich bei der Auflösung des Domfriedhofes in den Domkreuzgang verbracht worden. Die 1317 datierte Grabplatte mit Mehrfacheinträgen bis 1376 der Familie Sitauer (Kat.-Nr. 41) befand sich laut Eppinger bei der Südwand an der Türe und ist heute im Mortuarium an der Westwand aufgerichtet.

Drei bei Eppinger genannte und heute noch vorhandene Inschriftentafeln betreffen Mitglieder der bedeutenden Ratsfamilie Tunauer (Kat.-Nrn. 67, 82. 91). Auch sie waren in der Südwand des Domfriedhofes eingelassen und befinden sich heute im 5. Joch des Mortuariums im Boden. Sie sind stark abgetreten.

Im Domfriedhofbereich, vor der Kirchentüre zu St. Ulrich, befand sich die Grabplatte aus rotem Marmor des Domkanonikers und Dompfarrers Wolfhard Ebner (†1440, Kat.-Nr. 190). Sie wurde erst im Jahre 1848 im Kreuzgangnordflügel an der Wand aufgerichtet90).

Der ursprüngliche Standort der Wappengrabplatten der Ursula Lerchenfelder (†1436, Kat.-Nr. 183) und des Haimeran Lerchenfelder († 1459, Kat.-Nr. 224) war mit großer Wahrscheinlichkeit der Domfriedhof. Letztere Grabplatte muss gemeinsam mit der monumentalen Kreuzabnahme gesehen werden, einer Stiftung des Haimeran Lerchenfelder. Die Kreuzabnahme befand sich an der äußeren Nordwand der Ulrichskirche, wurde dann im Domkreuzgang im Südflügel an der Wand aufgerichtet und befindet sich heute im Städtischen Museum im Chor der Minoritenkirche91).

Alle weiteren bei Elias Eppinger beschriebenen und dem Bereich des Domfriedhofes zugeordneten Denkmäler sind heute nicht mehr vorhanden.

Bereits im 19. Jahrhundert zeigten sich starke Verwitterungsschäden an der Kathedralkirche, sodass vom Bayerischen Staat eine Dombauhütte mit einem ständigen Dombaumeister eingerichtet werden musste. So nimmt seit 1923 das kleine Haus mit der angrenzenden Steinmetzwerkstatt einen Teil des ehemaligen Domfriedhofes oder Domgartens ein. Im Jahr 1988 wurde das alte Werkstattgebäude durch einen Neubau ersetzt92).

4. Die Inschriftenträger

Gestaltung, künstlerische Ausführung und Material

Von einem insgesamt überlieferten Bestand von 355 Inschriften in dem zu bearbeitenden Zeitraum sind im Original 263 Denkmäler vorhanden, 92 Inschriften sind auf Grund der kopialen Überlieferung greifbar.

Den weitaus größten Teil der im Original vorhandenen Inschriftendenkmäler stellen Grabplatten und Epitaphien, d. h. Inschriften des Totengedenkens, dar93). Das Spektrum reicht hier von einfach gestalteten Deckplatten mit schmucklosen Kreuzen, denen zum Teil Wappenschilde aufgelegt sind, bis zu aufwändig gefertigten, monumentalen Grabmälern und Grabplatten. Auch die zahlreich vorhandenen Epitaphien beschreiben den Weg von einfach gehaltenen, frommen Darstellungen mit obiit-Vermerken bis zum reich ornamentierten, großformatigen Wandepitaph mit den unterschiedlichsten Ausführungen und Inhalten. Einige Fragmente konnten auf Grund der kopialen Überlieferung zugeordnet werden (z. B. Kat.-Nrn. 5, 133).

Die nächste größere Gruppe mit 31 Inschriften präsentieren die hoch- und spätgotischen Glasfenster; hier beginnt die Überlieferung bei einem verlorenen Fenster von ca. 1167 (Kat.-Nr. 3†), das älteste vorhandene stammt aus der Zeit um 1230 (Kat.-Nr. 4), das letzte in den Bearbeitungszeitraum fallende ist ca. 1450 (Kat.-Nr. 206) einzuordnen.

Einen kleineren Teil stellen die Inschriften auf sakralen Geräten94), Paramenten95) und Beischriften zu Heiligenfiguren dar96).

Eine weitere Inschriftengruppe bilden die Jahreszahlen, die zum großen Teil an der Außenfassade des Domes eingehauen sind und die jeweiligen Bauabschnitte über die Jahrhunderte weg markieren. Sie alle folgen dem neuen arabischen Zahlenkanon. Lediglich zwei Jahreszahlen befinden sich im Innenraum an den beiden Ausstattungsstücken des 15. Jahrhunderts, dem Sakramentshaus und dem Dombrunnen (Kat.-Nrn. 300, 329).

Vom Selbstbewusstsein der verschiedenen Baumeister des gotischen Domes zeugen Inschriften mit deren Vornamen vor allem im 14. Jahrhundert (Kat.-Nrn. 30, 43, 70)97).

Ein Großteil der Scheitelsteine im Mortuarium und in den Flügeln des Domkreuzganges ist mit Wappen der jeweiligen Stifter versehen und trägt häufig deren Namen mit Jahreszahlen als Umschrift. Diese Inschriften sind im Zusammenhang mit der ersten Renovierung des Kreuzganges zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu sehen98). Sie sind, soweit sie in den zu bearbeiteten Zeitraum fallen, in diesem Band aufgenommen99).

Die aus dem 14. Jahrhundert noch vorhandene Predigtglocke (Kat.-Nr. 60) ist gebrochen und nicht mehr in Gebrauch100). Eine weitere inschriftenlose Glocke ist für das 15. Jahrhundert verzeichnet101). In den Bearbeitungszeitraum fällt auch eine der Sonnenuhren an der Südseite des Domes (Kat.-Nr. 287)102).

Die frühesten in diesem Band bearbeiteten Inschriften betreffen Beischriften zu Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert in der Stephanskapelle und der Allerheiligenkapelle im Domkreuzgang, die freilich nur noch sehr fragmentarisch erhalten sind (Kat.-Nrn. 1, 2)103).

Aus dem 15. Jh. haben sich wenige Reste einer Bemalung im Kreuzgangnordflügel erhalten, die sich wohl auf die Stiftung eines Bruderhauses des Stephan Notangst bezieht und im Zusammenhang mit der Grablege und den Gewölbestiftungen an diesem Ort zu sehen ist. Leider kann wegen des schlechten Zustandes nur noch schemenhaft ein Inschriftenband und Reste von Beschriftungen der jeweiligen dargestellten Personen erahnt werden (Kat.-Nr. 143)104).

[Druckseite XXXI]

Die Inschrift einer Konsolbüste in der Sakristei des Domes, Domschüler betreffend, stellt eine weitere Besonderheit dar (Kat.-Nr. 333).

In diesem Band wurden auch, soweit möglich, Inschriften an der Außenseite des Domes am nördlichen Laufgang bearbeitet105). Es handelt sich um Grabplatten, die zerschnitten sind und sowohl für die niedrige Balustrade des Laufganges verwendet wurden als auch unter der Dachtraufe als Befestigung eingesetzt sind. Wegen der Bruchstückhaftigkeit dieser Denkmäler und dem Fehlen von kopialen Überlieferungen konnten aber bislang weder Herkunft noch nähere Informationen über die bezeichneten Personen ermittelt werden106).

An der Außenfassade des Kapitelhauses und im Domkreuzgang finden sich mehrere Totenleuchten. Eine ist mit einer Inschrift versehen (Kat.-Nr. 338), eine weitere trägt Initialen (Kat.-Nr. 209)107).

Totengedächtnismale

Zunehmend gewinnt die Grabplastik in der neueren kunsthistorischen Forschung vor allem für exakte Datierungen der Domplastik an Bedeutung. Eine ausführliche Arbeit über die Werke der Regensburger Grabplastik existiert bis heute nicht108). Volker Liedke konstatiert in seinen Ausführungen über die Augsburger Sepulkralskulptur der Hoch - und Spätgotik, dass im süddeutschen Raum nicht Augsburg, auch nicht München, Freising, Eichstätt oder Passau, sondern allein Regensburg die führende Rolle zukam109). Es entstanden in dem zu bearbeitenden Zeitraum, vor allem aber im 14. und 15. Jahrhundert, gerade was die figürlichen und heraldischen Darstellungen auf den Grabplatten und Epitaphien betrifft, Denkmäler von außerordentlicher Qualität. Sie wurden selbstverständlich nicht ohne Bezug zu den Skulpturen für den Innenraum und die Außenfassaden des Domes geschaffen.

So soll in diesem Zusammenhang ein Überblick zur Gestaltung, Ausführung und den verwendeten Materialien dieser Denkmäler gegeben werden.

Erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde anlässlich der verschiedensten Fachtagungen für Epigraphik eine einheitliche Terminologie für die unterschiedlichsten Erscheinungsformen der Inschriftendenkmäler entwickelt110).

Die Grablegen der Bischöfe

Naturgemäß kommt den Grabdenkmälern der Bischöfe eine vorrangige Bedeutung zu. Die oben kurz zusammengefassten Veränderungen im Dominnenbereich, besonders die Restauration und Purifikation des 19. Jahrhunderts, betrafen ebenfalls die Grablegen der Bischöfe, sodass sich auch hier die Lokalisierung der ursprünglichen Standorte der Denkmäler problematisch darstellt111). Man kann jedoch davon ausgehen, dass sich bis zum Jahre 1833 alle Bischofsgrabmäler an ihrem ursprünglichen Ort befanden.

Die Tradition, dass sich Regensburger Bischöfe nicht in St. Emmeram, sondern im Dombereich bestatten ließen, begann mit Bischof Hartwig II. von Sponheim (†1164), der die Allerheiligenkapelle [Druckseite XXXII] an der Mittelhalle des großen Kreuzganges im östlichen Kreuzganghof in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichten ließ; diese Kapelle diente dem Bischof als Grablege.

Die trapezförmige Grabplatte aus weißem Kalkstein, die keine Inschrift trug, war gegliedert durch neun vertikale Streifen über die gesamte Länge des Steines; die von außen nach innen gelesen die verschiedenen geistlichen Ämter bis hin zum Bischofsamt versinnbildlichen sollen (Kat.-Nr. 2†).

Von Bischof Konrad, Graf von Frontenhausen ist überliefert, dass er im Jahre 1218 eine Kapelle zu Ehren der Hl. Katharina im romanischen Dom erbauen ließ, in deren Nähe er im Jahre 1226 bestattet wurde112). Allerdings sind auch von ihm weder Grabdenkmal noch Inschrift überliefert.

Bischof Siegfried (†1246, Kat.-Nr. 5) wurde im Vorgängerbau des gotischen Domes bestattet. Der Überlieferung nach hatte man aber offensichtlich die Grablege des Bischofs vom romanischen Vorgängerbau in die neue gotische Kathedrale hinter den Hochaltar transferiert113). Auf Grund der wenigen Fragmente einer Inschrift, die sich auf einer Kalksteinplatte noch erkennen lassen, kann es sich hier um die Deckplatte der Grablege des Bischofs handeln. Sie ist im Lapidarium gelagert.

Im Südchor bei dem damaligen St. Andreasaltar fand Bischof Leo Thundorfer (Kat.-Nr. 7†), der im Jahr 1277 in Wien verstorben war, seine Grablege. Fürstbischof Albert IV. von Törring ließ im Jahre 1630 für ihn und seinen Vorgänger eine Gedenktafel setzen114).

Hinter dem Hochaltar schuf man offensichtlich auch eine repräsentative Grablege für Bischof Heinrich von Rotteneck (†1296, Kat.-Nr. 15†)115); auch er war wohl ursprünglich noch im Alten Dom bestattet.

Dessen Nachfolger auf der Kathedra, Konrad V. von Lupburg, wurde 1313 in der Domkirche vor dem St. Andreasaltar im südlichen Nebenchor bestattet (Kat.-Nr. 34†). Auch für ihn ließ Fürstbischof Albert IV. von Törring eine Erinnerungstafel aus rotem Marmor bei dem Rupertusaltar anbringen116).

Alle diese Denkmäler, mit Ausnahme der Grabplatte Bischof Siegfrieds, sind heute nicht mehr vorhanden, sodass genauere Aussagen über deren Aussehen, Symbole oder figürliche Gestaltungen, Material und Größe nicht gemacht werden können.

In der Neuplanung und Ausführung der gotischen Kathedralkirche findet sich nirgendwo ein Hinweis zur Schaffung einer gemeinsamen Grablege für die Bischöfe. So dienten für diese frühen Bischöfe, die sich nahezu alle um den Dombau verdient gemacht hatten, der als erster Bauabschnitt fertiggestellte Hochchor und der südliche Nebenchor als Bestattungsorte.

Erst zum Ende des 14. Jahrhunderts beginnt der im Original vorhandene Bestand der Bischofsgrabdenkmäler lückenlos bis zum Ende des 15. Jahrhunderts.

Bischof Konrad von Haimburg (†1381, Kat.-Nr. 93) ließ sich im Nordchor bei dem vermutlich von ihm gestifteten Altar zu Ehren der Hl. Barbara bestatten, der 1627 abgebrochen wurde117). Heute ist die Grabplatte im südlichen Seitenschiff (Turmjoch) im Boden eingelassen und stark der Verwitterung und dem Verfall ausgesetzt. Die Gestalt auf einem Kissen ruhend ist in Hochrelief gearbeitet.

Bereits von höherer künstlerischer Qualität zeigt sich die Grabplatte des Bischofs Theoderich von Absberg, dessen ursprünglicher Bestattungsort hinter dem Hochaltar im Hauptchor war (†1383, Kat.-Nr. 96). Sie ist seit Ende des 18. Jahrhunderts im Mortuarium an der Westwand aufgerichtet. Obwohl sich die beiden Bildkonzepte bis ins Detail gleichen, nämlich Vollrelief, en face-Darstellung und die beiden Hündchen zu Füßen118),zeigen z. B. der Faltenwurf und die Gestaltung des Ruhekissens mehr Sorgfalt und Können in der Ausführung. Viel stärker als bei der Darstellung des Konrad von Haimburg werden hier die drei Bekleidungsstücke Albe, Dalmatika und Kasel herausgearbeitet. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Denkmal um eine der ersten individualisierten Darstellungen eines Bischofs, die die Grabplastik des Domes aufzuweisen hat119).

Die Deckplatte der Grablege des Bischofs Johannes von Moosburg (†1409, Kat.-Nr. 129) ist mit großer Wahrscheinlichkeit die erste Grabplatte, die sich noch am ursprünglichen Ort im Südchor befindet. Die Hochreliefplastik zeigt eine massig wirkende Gestalt. Auch hier sind die Gewandstücke [Druckseite XXXIII] gut differenziert und sehr bewegt gearbeitet. Konzeptionell wurde umgedacht. Der Bischofsstab, dem im unteren Bereich der Wappenschild des Bischofs aufgelegt ist, befindet sich in der rechten Hand, das Buch in der linken Hand. Darunter als Pendant zum Wappenschild des Bischofs, das Wappen des Hochstifts. Insgesamt kann die Grabplastik als hochwertige bildhauerische Arbeit bezeichnet werden.

Nicht nur das Bildkonzept, auch die Ausführung der Grabplastik für den Nachfolger des Johann von Moosburg, Bischof Albert III. von Stauf (†1421, Kat.-Nr. 144) gleichen sich bis ins Detail, sodass, wenn nicht der identische Künstler, zumindest die gleiche Werkstatt angenommen werden muss, die diese bildhauerische Arbeit geleistet hat120).

Bei der Reliefdarstellung für Bischofs Johannes von Streitberg, (†1428, Kat.-Nr.168), die nur sieben Jahre später datiert ist, kommt eine andere künstlerische Auffassung und Ausführung zum Ausdruck. Auch wenn der Erhaltungszustand als sehr schlecht zu bezeichnen ist, zeigen sich deutliche Unterschiede zu den vorangegangenen Bischofsgrabmälern. Allein der leicht geneigte Kopf bringt mehr an Bewegung in das Bild, der Faltenwurf der Gewänder wirkt hart, mit spitzen Enden eingehauen. Der gravierendste Unterschied aber ist die Verwendung von Metall als Gestaltungsmaterial. Der Stab, die Mitra, das Buch und die unter dem Gewand hervorschauende linke Schuhspitze waren mit diesem Material ausgelegt. Sie sind heute bis auf eine Schuhspitze herausgebrochen. Auch hier lief, wie bei den vorher beschriebenen Denkmälern, die Inschrift um die figürliche Darstellung herum; sie ist hier möglicherweise mit dem Herausbrechen vom ursprünglichen Bestattungsort vollkommen zerstört worden.

Wegen des überaus schlechten Zustandes der Grabplatte für Konrad von Soest (†1437, Kat.-Nr. 186) eignet sich dieses Denkmal kaum für eine Beschreibung. Allein durch die leidlich gut lesbare Umschrift kann diese Grabplatte zugeschrieben werden. Der Abzeichnung zufolge, die in der Sammlung Resch noch vorhanden ist121), hatte das Relief Ähnlichkeit mit der Darstellung des Johannes von Streitberg, seines Vorgängers. Sein Kopf ruht leicht nach links geneigt auf einem mit großen Quasten besetztem Kissen, auch er hält das Pedum in seiner rechten Hand, das Buch auf Brusthöhe, wie auch Johannes von Streitberg. Im Gegensatz zu dem Streitberg-Relief, bei dem die Falten der Kasel spitz eingehauen sind, finden sich auf der Abzeichnung Schüsselfalten122). Auf der Zeichnung sind auch in den beiden oberen Ecken zwei kleine Wappenschilde in genastem Dreipass zu erkennen123).

Zwölf Jahre später ist das Grabdenkmal für den Regensburger Bischof Friedrich II. von Parsberg (†1449, Kat.-Nr. 200) datiert. Der deutliche Unterschied zeigt sich in der Bildaufteilung. Der breite Rand trägt erstmals eine doppelzeilige Inschrift; sie endet auf beiden Seiten vor dem unteren Drittel, läuft also nicht um den ganzen Stein. Die beiden unteren Ecken bestimmen die unter Dreipässen eingehauenen Vollwappen. Die Kleidung ist undifferenziert mit einem fast geraden Faltenwurf, die Gestalt wirkt förmlich eingedrängt in den engen Bildrahmen.

Auch die Grabplatte Bischof Friedrichs III. von Plankenfels (†1457, Kat.-Nr. 222) war ebenso wie die seines Vorgängers im Mittelschiff der Domkirche im Boden eingelassen. Vor allem die Darstellung ist abgetreten, sodass die ursprüngliche bildhauerische Qualität besonders im oberen und mittleren Teil nur noch zu erahnen ist. Das Kissen mit großen Quasten, auf dem der Kopf ruht, der Bischofsstab in der rechten Hand, das Buch in der Linken sind wie bei den früheren Denkmälern bestimmende Elemente des Bildprogramms. Einen prominenten Platz erhält das Wappen des Hochstifts, das an die linke Seite des Kissens anschließt. Wie die beiden Wappenschilde zur rechten und zur linken im unteren Drittel unterbricht es die Umschrift. Diese Grabplatte stammt nicht von einem Regensburger Steinmetzen, sondern von dem Bildschnitzer Hanns Paldauf aus Salzburg124).

Was im künstlerischen Konzept für das Grabdenkmal des Bischofs Friedrich II. von Parsberg bereits angelegt ist – doppelzeilige Inschrift auf breitem, erhöhtem Rand und mehr Raum für die Vollwappen –, wird im monumentalen Denkmal für den Bischofsadministrator Rupert I. aus dem Hause Wittelsbach (†1465, Kat.-Nr. 238), keine zehn Jahre später, konsequent vollendet. Die jugendlich wirkende Gestalt ruht auf einem breiten mit großen Quasten gezierten Kissen und ist bekleidet mit Albe und einer mit Bordüren gezierten Kasel. Der geradlinige Faltenwurf signalisiert eine stehende Skulptur. Der Bischofsstab rechts neben der Gestalt wird nicht vom Bischof umfasst. Die Mitra, etwa in Brusthöhe um das Pedum herumgearbeitet, zeigt an, dass der Kandidat für die Kathedra zwar gewählt [Druckseite XXXIV] war, dass er aber sein Amt nie antreten konnte. Zur besonderen Beachtung dieser Tatsache weist der linke Zeigefinger des Bischofs auf die Mitra. Im unteren Drittel bestimmen die beiden Vollwappen unter Rundbögen mit dem querrechteckigen Bildfeld für den liegenden Löwen, dem Wappentier des Hauses Wittelsbach, das Bildgeschehen. Erstmalig, zumindest was den vorhandenen Bestand anbetrifft, ist die Umschrift bei einem Bischofsgrabmal erhaben gehauen und sehr gekonnt und exakt ausgeführt.

Eine neue künstlerische Entwicklung in der Grabplastik, die im 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand, wurde mit dem monumentalen Wandgrabmal für Bischof Heinrich IV. von Absberg (†1492, Kat.-Nr. 293) verwirklicht. Es befindet sich an der Südwand des nördlichen Nebenchores am ursprünglichen Standort125).

Sowohl in der Ausführung als auch im ikonographischen Gehalt steht dieses Werk einmalig in der spätgotische Grabplastik der Regensburger Domkirche126). Den Hintergrund zu beiden Seiten des Kopfes füllt das von Engeln gehaltene, gefaltete Grabtuch127). Sehr gekonnt und detailliert ist die reiche Ornamentik auf der Mitra, dem Bischofsstab und den einzelnen Gewandteilen gearbeitet. Auch hier nehmen die Vollwappen unter Rundbögen die beiden Ecken des unteren Bereiches des Denkmals ein. Gleichsam als schmälere Rahmung und nicht so dominant wie bei dem Grabdenkmal Ruperts I. zeigt sich die umlaufende Schrift, selbstverständlich erhaben und gekonnt ausgeführt. Flankiert wird das Gesamtbild durch zwei gedrehte Säulchen und bekrönt vom einem mit Astwerk gezierten hochgotischen Wimperg; Säulen und Wimperg sind aus hellem Kalkstein. Dieses monumentale Denkmal ist der repräsentative Teil der Grablege des Bischofs; die Grablege selbst befindet sich direkt unterhalb des Wandgrabmals und wird von einer sehr einfach gearbeiteten Grabplatte (Kat.-Nr. 294) gedeckt, die lediglich mit vier Wappenrundschilden in genasten Dreipässen und einer siebenzeiligen Inschrift versehen ist. Diese Gesamtanlage am ursprünglichen Ort ist einmalig im Dombereich.

Insgesamt zehn Bischofsgrabmäler vom letzten Drittel des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des 15. Jahrhunderts geben ein eindrucksvolles Bild von der künstlerischen Gestaltung und den unterschiedlichsten Ausführungen der Grabmalkunst. In dauerhaftem Material gearbeitet, die Grabmäler sind alle aus rotem Marmor, und an den unterschiedlichsten, aber immer prominenten Orten in der Domkirche angebracht, hinterließen nicht nur die verschiedenen Steinmetze und Künstler ihre Visitenkarten128). Diese Denkmäler sind alle angelegt auf dauerhafte Präsenz für die Nachwelt. Sie geben aber auch Einblick in das Repräsentationsbewusstsein des hohen Klerus. In den Darstellungen ist eine zunehmende Individualisierung der Persönlichkeiten erkennbar. Das zeigen nicht nur die detailliert ausgeführten Gestalten der einzelnen Kirchenfürsten. Mit den immer präziser werdenden Grabplastiken auf den Denkmälern geben auch die umrahmenden, begleitenden Inschriftentexte mehr Auskunft über die Herkunft, das Leben und Wirken der geistlichen Herren in diesem hohen Amt.

Grabkreuzplatten

Die ältesten Inschriftenträger im Domkreuzgang sind Grabkreuzplatten129), von denen heute noch insgesamt sechs130) und ein Fragment (Kat.-Nr. 52) vorhanden sind. Es handelte sich in jedem Fall um Grabplatten, die die jeweilige Sepultur deckten.

Die älteste Grabplatte aus dem Domkreuzgang ist in das Jahr 1290 datiert; sie ist nur noch in Abzeichnung vorhanden. Die meisten dieser frühen Grabplatten weisen aber ähnliche Gestaltungskriterien auf. Das Grundschema hier ist in fast allen Fällen das griechische, gleicharmige Kreuz mit verbreiteten Balkenenden. Die Kreuzstange steht auf dem oft einfach gestalteten Dreiberg. Sie ist mit bis zu drei Nodi geziert. Bei vier Grabplatten ist ein Wappenspitzschild aufgelegt, immer von links nach rechts. Bei den zwei unter der Confessio eingemauerten Grabkreuzplatten handelt es sich um Denkmäler mit den oben beschriebenen Darstellungskriterien, aber ohne Wappenschild. Bei der dritten Grabplatte ist nur noch der Schild erkennbar. Die Inschrift, soweit vorhanden, läuft bei allen Denkmälern um den Stein. Ein Denkmal, das zwar keine Grabkreuzplatte im herkömmlichen Sinn [Druckseite XXXV] ist, aber Elemente dieser Darstellung aufweist, trägt Datierungen von 1317–1376. Auf einem Dreiberg, über dem ein Nodus gearbeitet ist, befindet sich kein Kreuz, sondern eine heute verlorene Inschriftentafel (Kat.-Nr. 41). Der übliche Spitzschild mit dem Wappen der Familie liegt von links nach rechts geneigt daneben.

Die letzte einigermaßen erhaltene Grabplatte mit Grabkreuzdarstellung datiert in das Jahr 1347 (Kat.-Nr. 66). Trotz des schlechten Erhaltungszustandes ist hier eine sehr sorgfältige Steinmetzarbeit zu erkennen, die Kreuzarme sind mit Lilien geschmückt, über dem Dreiberg befindet sich der schräggelegte Wappenschild. Ein Denkmal, ebenfalls noch in das 14. Jahrhundert zu datieren, befindet sich im Domkreuzgang an der Wand aufgerichtet. Der Zustand dieser Grabplatte aus Kalkstein ist allerdings so schlecht, dass auch die Datierung nicht gesichert ist (möglicherweise 1381, Kat.-Nr. 94). Hier ist nur noch sehr schwach der Dreiberg zu erkennen, auf dem der Kreuzfuß aufgerichtet war. Nach diesem Zeitpunkt existieren keine Grabkreuzplatten mehr in dem auf uns gekommenen Bestand; auch die kopiale Überlieferung beschreibt keine Denkmäler dieser Art131).

Die figürlichen Darstellungen auf Grabplatten

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts haben im Dombereich insgesamt 68 Denkmäler mit figürlichen Darstellungen die Zeit überdauert132).

Für den gesamten Regensburger Raum und das Umland ist eine Vielzahl von Grabplatten überliefert, die nicht nur das Kunstschaffen in der Grabplastik repräsentieren, sondern zum einen in der Gestaltungsweise die Auffassung des Übertritts vom Leben zum Tod wiedergeben, zum anderen Einblicke über die äußere Erscheinung der Persönlichkeiten, deren Haartracht und Kleidung mit allem Zubehör erlauben. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts und vereinzelt noch im 16. Jahrhundert zeigen sich die Verstorbenen als Gisants, als Ruhende, die weder tot noch lebendig, sondern als Beati ihrer Auferstehung am Jüngsten Tag entgegensehen133). In den meisten Fällen kennzeichnen Attribute ihre soziale Zugehörigkeit.

Der erste Inschriftenträger mit figürlicher Darstellung datiert in das Jahr 1326 und befand sich ursprünglich vor der Katharinenkapelle im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffs des Doms (Kat.-Nr. 53). Die wohl idealisiert jugendlich gestaltete Skulptur des Domdekans Ulrich von Au wirkt überaus lebendig und gilt in der Forschung als eine der bedeutendsten Beispiele der Regensburger Plastik des 14. Jahrhunderts134). Sowohl der Faltenwurf der Kasula und des Unterkleides als auch die feste Verbindung der Füße mit dem Boden der Grabplatte signalisieren eine stehende Gestalt. Das Kissen, auf dem der Kopf ruht, steht bildhaft für ruhen. Das Buch in den Händen des Domdekans steht sinnbildhaft für Bildung und Wissen135). Die Grabplatte stammt aus einer Bildhauerwerkstatt, die bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts die Domplastik geprägt hat136). Die Datierung dieser vom Domherren zu Lebzeiten bestellten Grabplatte, die etwa 1322 geschaffen wurde, bietet auch den zeitlichen Anhaltspunkt für die Datierungen und Zuordnungen vollplastischer Figuren im Dom137).

Aus dem 14. Jahrhundert sind noch zwei weitere figürlich gestaltete Grabplatten im Original vorhanden, abgesehen von den beiden Bischofsgrabmälern, die oben beschrieben wurden.

Bei der Grabplatte des Petrus von Remago, deren Datierung nicht exakt gesichert ist (Kat.-Nr. 109), handelt es sich vermutlich um eine der ersten individuellen ungeschönten Wiedergabe eines Domherren138). Auch hier zeigt die Darstellung eine feststehende Figur, die auf einem Kissen mit vier Quasten ruht. Auffällig ist die nahezu identische Art der Gestaltung des Ruhekissens mit der Darstellung des Grabbildes des Ulrichs von Au. Im Unterschied zur oben beschriebenen Grabplastik wird hier am oberen Bildrand gotische Ornamentik, unten das Familienwappen mit Wappenhaltern in das [Druckseite XXXVI] Reliefbildnis mit einbezogen139). Bei der zweiten Grabplatte handelt es sich um ein Konturenbildnis eines Domherren.

Konturenbildnisse bzw. Ritzzeichnungen

Im Zeitraum bis Ende des 15. Jahrhunderts haben sich 24 Grabdenkmäler erhalten, die Konturenbildnisse zeigen. Allesamt bilden Herren sowohl aus dem hohen als auch aus niedrigem geistlichen Stand ab.

Nur ein Konturenbildnis eines Domherrn findet sich im Bestand der Grabplatten des 14. Jahrhunderts. Die nur noch schemenhaft zu erkennenden Ritzzeichnung für Arnold von Weidenberg (†1398, Kat.-Nr. 111) zeigt Leichtigkeit und Eleganz in der Formgebung.

Abgesehen von den Bischofsgrabplatten der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die allesamt im Viertel- oder Hochrelief gearbeitet sind, ergibt der Befund der figürlich gestalteten Grabplatten für den Dombereich Erstaunliches: Es finden sich bis in das Jahr 1440 keine Reliefdarstellungen in den figürlichen Gestaltungen.

Konturenbildnisse, die zum Teil in so schlechtem Zustand sind, dass Beschreibungen schwer fallen, bestimmen die Gestaltungsart der Denkmäler. Die wenigen relativ gut erhaltenen jedoch lassen eine hohe Qualität der Steinmetzarbeiten erkennen. Die Darstellungen wirken sehr bewegt und lebendig und lassen, anders als Reliefarbeiten, den Vergleich mit der Malerei zu. Gleich Bildern wie auf Leinwand gemalt, bewegen sich die Gestalten, den Rahmen stellen die Umschriften. Die Kleriker sind en face dargestellt, der Großteil von ihnen trägt, unabhängig davon, ob sie dem Kreis des Domkapitels angehörten oder als Altaristen und Pfarrer wirkten, als Attribut des geistlichen Standes den Kelch. Weiter fällt bei diesen Darstellungen auf, dass einige dieser Kelche mit Metall ausgelegt waren. Soweit noch erkennbar, bleibt das Kissen in den Konturbildnissen weg, sodass hier fest auf dem Boden stehende Personen dargestellt sind, bei denen neben der Kleidung und den Attributen der Segensgestus auf ihren geistlichen Stand hinweist. Auch hier bleiben Ausnahmen: Bei vier Domherren, alle mit akademischen Titeln und bürgerlicher Abstammung, ruht der Kopf auf einem Buch anstatt auf einem - in Konturenbildnissen ohnehin fehlenden - Kissen. Johannes Goldner und Johannes Tröster (Kat.-Nrn. 262, 280) tragen als Zeichen der Gelehrsamkeit und Bildung ein weiteres Buch in ihren Händen140). Nur in der Darstellung des Johannes Mendel (Kat.-Nr. 272) findet sich als Hinweis auf den geistlichen Stand der Kelch. Sowohl Tröster als auch Mendel werden dem Kreis der Frühhumanisten zugerechnet. Das letzte dem 15. Jahrhundert angehörende Konturenbildnis datiert in das Jahr 1493 (Kat.-Nr. 296) und zeigt die beschriebenen Gestaltungskriterien.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert bis fast zur Mitte des 15. Jahrhunderts die Mehrzahl der figuralen Grabplatten in der Technik der Ritzzeichnung gearbeitet sind. Ab 1440 bilden die Reliefplatten dann den Großteil der Denkmäler. Im 16. Jahrhundert finden sich nur noch ganz vereinzelt Konturenbildnisse auf Grabplatten141).

Reliefdarstellungen

Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts haben nur zwei Grabplatten mit Reliefdarstellungen die Zeit überdauert142).

Hier ist vor allem das Denkmal des Domherren und Dompfarrers Wolfhard Ebner (Kat.-Nr. 190) zu nennen, das nicht nur durch seine Größe beeindruckt. Es weist auch ein hohes Maß an künstlerischer Gestaltung, Sorgfalt der Ausführung und Reichhaltigkeit des Bildprogrammes auf143). Der Gesichtsausdruck und das große Kissen zeigen Ruhen an, die linke Hand hält jedoch fest den Kelch in den Händen, die Rechte zeigt deutlich auf die über dem Kelch schwebende, bereits geweihte Hostie und verdeutlicht das Priesteramt. Auch diese Gestalt steht fest auf einer profilierten Plinthe, die von kleinen Konsolfigürchen getragen wird.

Im Initialbuchstaben in der linken oberen Ecke ist ein Engel integriert. Das nackte betende Kind zu Beginn der Inschrift an der rechten Längsseite stellt bildhaft die Seele des Verstorbenen dar. Obwohl Wolfhard Ebner dem Domkapitel angehörte, ist er im Priestergewand wiedergegeben, einer Kasel mit prächtig ornamentiertem Gabelkreuz, das ebenfalls mit figürlichen Darstellungen ausgestattet [Druckseite XXXVII] ist. In der Mitte Christus als Schmerzensmann, am linken Kreuzarm die Darstellung der Hl. Katharina, an der rechten Seite der Hl. Petrus. Zur demonstrierten Individualität des Domherren passt die Hand, die die Augen des Betrachters sehr bewusst zu dem in der Inschrift wiedergegebenen Namen an der unteren Seite der Grabplatte führt.

Bei den weiteren figural gestalteten Reliefplatten bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bestimmen einige Gemeinsamkeiten, dennoch aber auch die unterschiedlichsten künstlerischen Konzepte das Aussehen dieser Grabplatten. Was den Personenkreis betrifft, so handelt es sich, wie oben schon angedeutet, ausschließlich um Herren, die dem geistlichen Stand angehören. Bei den ruhend-stehenden Gestalten überwiegt als Kriterium das Kissen oder das Buch, auf dem der Kopf ruht. Die Domherren tragen zumeist das Chorgewand und die mit Hermelinschwänzen besetzte Almucia aus Pelz, die zum Teil sehr fein gearbeitet ist.

Der Kopf ist mit dem Birett bedeckt. Einige Geistliche bevorzugen als Überkleid die Kasel mit Amikt. Um die hochrechteckigen, scharf abgegrenzten, vertieften Felder mit den figuralen Darstellungen läuft jeweils die Umschrift auf erhöhtem Rand. Sowohl bei Geistlichen adeliger Abstammung als auch bei Geistlichen, die dem bürgerlichen Stand angehörten, ist in der linken unteren Ecke des Feldes oder auf dem erhöhten Rand das Wappen eingehauen. Bei bürgerlichen Domherren ist es nur der Schild, bei adeligen das zum Teil aufwendig gestaltete Vollwappen mit weiteren Ahnenwappen in den vier Ecken der jeweiligen Denkmäler. Mit dem Fortgang des Jahrhunderts lassen sich dennoch einige unterschiedliche künstlerische Konzepte erkennen, die kurz benannt werden sollen144). Die Figuren werden ab dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts einige Male unter gotischen Architekturelementen dargestellt. Das erste Beispiel hierfür, neben dem oben beschriebenen Denkmal des Petrus von Remago, das noch in das 14. Jahrhundert datiert, ist die Grabplatte des Ulrich von Pairstorf (†1476, Kat-Nr. 257). Im Dreipass ist noch ein Kissen eingearbeitet, auf dem der Kopf ruht. Dieses Kriterium für Ruhen fällt dann komplett weg, wenn Dreipässe, gedrückte Eselsbögen, Rundbögen oder Kleeblattbögen die Figur überspannen. In zwei dieser genannten Denkmäler ist der Hintergrund fein ornamentiert (Kat.-Nrn. 314, 317).

Zwei Denkmäler weisen eine Besonderheit auf: Über der Mitte der Grabskulptur ist auf dem Niveau des erhöhten Randes eine querrechteckige Inschriftenplatte eingehängt, in der jeweils eine Bibelstelle aus dem Buch Hiob eingehauen ist (Kat.-Nrn. 302, 307)145); mit diesem Zitat wird der Glaube an die Auferstehung direkt vermittelt.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich noch einige figurale Grabplatten mit Umschriften, die von den oder für die Domgeistlichen als Totengedächtnis gewählt wurden. Diese Art der Darstellung nimmt allerdings in der zweiten Hälfte ab und kommt nur noch vereinzelt vor. Das Renaissance-Epitaph mit Halbfiguren und zum Teil ausführlichen Texten, die in das Feld eingeschrieben sind, bestimmt dann das Bild der Grabskulpturen.

Wappengrabplatten

Neben den figürlich gestalteten Grabplatten finden sich im Bestand der Originale 32 Wappengrabmäler, die zum Teil mindestens ebenso aufwändig gearbeitet sind wie die figuralen Grabplatten.

Hier fällt auf, dass vor allem das Patriziat und das Regensburger Bürgertum diese Art der Darstellung wählten146). Zwei Grabplatten aus dem 14. Jahrhundert zeigen noch sehr flach eingehauene, einfache Wappenschilde, das früheste, 1320 datierte, ohne Oberwappen und Decken (Kat.-Nr. 46). Auf dem zweiten Denkmal, etwa 50 Jahre später, erscheint bereits ein Vollwappen (Kat.-Nr. 92). Helm und Helmzier werden schließlich zu unentbehrlichen Bestandteilen des Schildes.

Erst im 15. Jahrhundert füllen diese Wappendarstellungen das gesamte oft stark vertiefte Feld mit dem Vollwappen der jeweiligen Familien, zum Teil eingearbeitet in Dreipässen (Kat.-Nrn. 132, 159) oder unter Kielbögen, gemeinsam mit kleineren Schilden der Vorfahren, plastisch gestaltet. Die Umschriften auf erhöhtem Rand, – häufig finden sich hier Mehrfacheinträge – laufen um den Stein.

Hervorzuheben ist die Grabplatte des Stephan Notangst (†1424, Kat.-Nr. 156). Über dem schräggelegten Wappenschild wächst aus dem geschlossenen Helm die Halbfigur eines Mannes, im Profil dargestellt; das Haupt ist mit dem Birett bedeckt, dem Wappenbild der Familie. Dieses Oberwappen ziert reichlich hochgotisches Maßwerk unter einem Kielbogen mit Kreuzblume. Die beiden oberen [Druckseite XXXVIII] Ecken füllen Fabeltiere147). Ebenfalls dem Patriziat und Bürgertum sind auch die Wappendarstellungen in untereinander angeordneten Rundmedaillons mit Umschrift zuzuordnen148).

Was den Klerus anbetrifft, sind bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zwölf Denkmäler mit Vollwappen erhalten, die für adelige Domherren angefertigt wurden149). Die Grabplatten sind zum Teil in gutem Zustand und zeigen viel Variantenreichtum und Sorgfalt in der Ausführung. Die Vollwappen füllen das gesamte Feld, und dort, wo dies nicht der Fall ist, werden sie von Architekturelementen wie Rundbögen oder Kielbögen überspannt, ähnlich den figuralen Grabplatten.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich noch einige wenige Wappengrabplatten, dann endet auch diese Tradition. Das oder die Wappen bleiben zwar mitbestimmende Elemente gerade für Mitglieder aus adeligen Familien, sind aber häufig den immer ausführlicheren Inschriftentexten oder Halbfiguren als weitere Identifikation der jeweiligen Personen nur zugefügt.

Epitaphien

Im 14. Jahrhundert entstand ein neuer Typ des Gedächtnismales, der heute in der Forschung allgemein als Epitaph bezeichnet wird150). Diese Art von Memorienstein begegnet in Kirchen, Kapellen und Kreuzgängen und im Dombereich betrifft, an den Wänden, die den Domfriedhof begrenzten. Überall da, wo eine Seelgerätstiftung für einen oder mehrere Verstorbene betreut werden musste, erinnerten und erinnern bis heute Epitaphien an die vergangene Existenz dieser Menschen und fordern zur Fürbitte auf. Neben dieser Funktion geben Epitaphien auch, gerade weil die Stifterpersonen immer als Lebende unter den Lebenden erscheinen, Einblick über den Status der Familien, über die Anzahl der Ehefrauen der Stifter und aller Familienmitglieder151). Wie die 13 Beispiele im Dombereich zeigen, haben auch hier einige Denkmäler von außerordentlicher Qualität die Zeit überdauert.

Gerade was die frommen Darstellungen auf diesen Gedächtnismalen betrifft, lohnt sich der Blick auf die Bildinhalte der Altarretabeln, die im 14. und 15. Jahrhundert bevorzugt wurden. In der Gestaltung der Epitaphien sind diese eins zu eins umgesetzt152).

Epitaphien sind ausnahmslos an der Wand angebracht. Sie befinden sich zum Teil in der Nähe der jeweiligen Grablegen wie zum Beispiel bei den Patrizierfamilien Ingolstetter und Gumprecht (Kat.-Nrn. 76, 99), können aber auch ganz unabhängig vom Begräbnisort ein weiteres Mal das ewige Gedenken sichern153). Sie boten auch die Möglichkeit, in den zahlreichen anderen Kirchen Regensburgs präsent zu sein.

Das früheste erhaltene Epitaph für den Domherren Ulrich Wild (Kat.-Nr. 100) datiert in das Jahr 1389. Gerade hier wird der oben beschriebene Zusammenhang zur Architekturskulptur am Dom sichtbar154). Die in Dreiviertelrelief gearbeiteten Figuren der Patrone des Regensburger Domes, des Apostels Petrus und der Maria sind bewegt und mit großer Ausdruckskraft wiedergegeben. Es zählt zu den besten Werken der Regensburger Grabplastik im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts und wird dem Meister zugeschrieben, der die Skulpturen der Hll. Stephan und Christophorus geschaffen hat155). Aus derselben Werkstatt stammt wohl auch das drei Jahre früher datierte Epitaph für Johannes von Peina (†1386, Kat.-Nr. 98), erreicht aber dessen künstlerische Qualität nicht.

Aus dem 15. Jahrhundert sind weitere Epitaphien von hoher künstlerischer Qualität erhalten. Herauszuheben ist das Epitaph an der Ostwand des Mortuariums für Barbara Gumprecht (†1410, Kat.-Nr. 130), eine Dame aus dem Patriziat. Es handelt sich hier um eine der kunstvollsten, fast im Vollrelief gestalteten Ölbergszenen, die im Dombereich zu finden sind. Das Relief zeigt die stilistischen Merkmale der Spätformen des sog. Schönen Stils156). Die beiden Vollwappen rechts und links neben der Inschriftentafel ersetzen in diesem Fall die Stifterfiguren und bezeichnen die Herkunftsfamilie der Stifterin und die Familie ihres Ehemannes. Zwei weitere, allerdings kleiner und einfacher gearbeitete Ölbergepitaphe sind im Bestand des Domes erhalten; das eine, 1423 datiert, für Johannes Sumpringer [Druckseite XXXIX] (Kat.-Nr. 146) in zeitlicher Nähe zum Gumprechtepitaph, das andere für Ulrich Huber (Kat.-Nr. 301) aus dem Jahr 1494. Auffallend ist die gleiche Gestaltung der Olivenbäume mit ihren kugelig-runden Kronen. Im 16. Jahrhundert entstand die lebensgroße, vollplastische Ölbergszene an der äußeren Südwand des Kapitelhauses. Dem Sockel ist ein monumentales Epitaph mit Darstellungen der knieenden Stifter und einer Inschriftentafel mit vier obiit-Vermerken vorgeblendet (s. Kat.-Nr. 309)157).

Ein weiteres beliebtes Motiv für diese Art des Memoriums war der Schmerzensmann oder Erbärmdechristus158). Auch hier ist ein Denkmal aus dem Jahr 1444/45 hervorzuheben, das an Größe und künstlerischer Qualität herausragt (Kat.-Nr. 196). Die Bildkomposition erinnert den Betrachter an einen Altar. Der bis ins Detail naturalistisch fast im Vollrelief dargestellte Schmerzensmann ist in einem Figurentabernakel mit hochgotischem Maßwerk gearbeitet159). Den Hintergrund bildet das Grabtuch, von zwei Engeln gehalten. Bescheiden wirken die beiden Stifter dieses Epitaphs, das Ehepaar Ingolstetter, als Betende zu beiden Seiten unter Maßwerk, getrennt von der frommen Darstellung durch zwei Wandsäulen. Dennoch kommt das Selbstbewusstsein der mächtigen Familie nicht zufällig bildhaft zum Ausdruck. Über den Stifterfiguren sind jeweils zwei kleine Wappenschilde angebracht, die Inschriftentafel wird zu beiden Seiten von aufwendig gestalteten Vollwappen flankiert, die nochmals auf die Identität der Verstorbenen hinweisen. Soweit überschaubar ist dies im bearbeiteten Zeitraum in der gesamten Grabmalskulptur des Dombereichs die einzige Darstellung einer Frau.

Sieben weitere einfachere Epitaphien mit Christus als Schmerzensmann sind im Bestand des Domes erhalten. In vielen Fällen ist der Erbärmdechristus als Halbfigur im Wolkenkranz konzipiert, daneben jeweils die betende kleine Stifterfigur, die ein Spruchband mit Inschrift hält (Kat.-Nrn. 92, 98, 145). Zum Ende des Jahrhundert finden sich noch zwei weitere Darstellungen von starker Ausdruckskraft, nämlich die Epitaphien für Matthias Polling (†1496, Kat.-Nr. 308) und für Stephan Modl (†1499, Kat.-Nr. 321). Das Epitaph für Matthias Polling zeigt in seinen stilistischen Merkmalen der Figuren, der Gestaltung der Haartracht, den aufwendigen Schüssel- und Knitterfalten und dem Gesichtsausdruck starke Verwandtschaft mit den kleinen vollplastischen Figuren des Christus und der Samariterin am Dombrunnen, die Wolfgang Roriczer zugeschrieben werden160). Konzeptionell identisch gestaltet ist das Epitaph für den Kaplan Stephan Modl, es stammt aber möglicherweise aus einer anderen Werkstatt161).

Das großformatige Epitaph für den adeligen Domherren Nikolaus von Künsberg (†1473, Kat.-Nr. 252) bleibt sowohl inhaltlich als auch in der Gestaltung einmalig im Bestand des Domes162). Es könnte auch als Grabplatte klassifiziert werden. Die Anbringung an der Wand des Kreuzgangsüdflügels in einer Nische – wohl am ursprünglichen Ort – lassen dieses Denkmal aber eher als Epitaph gelten. Der Mittelteil zeigt die Auferstehung Christi, überspannt von einem Rundbogen, der auf zwei Wandsäulchen ruht. In den Zwickeln sind Adler eingepasst. Zu beiden Seiten jeweils unter gedrücktem Eselsbogen mit Kreuzblume links der Domherr, rechts das Vollwappen. Über den beiden Eselsbögen sind jeweils vier gotische Blendfenster gearbeitet, die wohl den Eindruck eines Kircheninnenraumes vermitteln sollen. Stilistisch und vom Bildprogramm her zeigt dieses Epitaph starke Ähnlichkeiten mit dem Epitaph für Matthäus Runtinger, datiert 1407/1410, aus der ehemaligen Obermünsterkirche163).

Ebenfalls einmalig im bearbeiteten Bestand begegnet das Epitaph des Domherren Georg von Paulsdorf (†1500, Kat.-Nr. 323)164). Das Relief aus Grünsandstein mit Resten von farbiger Fassung ist aus drei Platten gefertigt und zeigt zwei breite vertikale Fugen. Der schmälere Mittelteil zeigt den wiedererweckten Lazarus, über dem sich zwei stark gewundene Schriftbänder befinden. Den beiden Seitenteilen hat der Künstler mehr Raum gegeben. Links Christus mit vier Aposteln, rechts die Schwestern des Lazarus, Maria und Martha, mit mehreren Begleitpersonen. Dem Betrachter wird der Eindruck vermittelt, dass zu diesem Wunder noch mehr Personen von den Seiten in das Bild hereindrängen. Die vierzeilige Inschrift nennt den Stifter mit all seinen Ämtern, Schild und Oberwappen zu beiden Seiten des Textes identifizieren ihn als Mitglied der Adelsfamilie von Paulsdorf. [Druckseite XL] Die Bewegtheit und Dramatik der Bildinszenierung zeigen zum ausgehenden Jahrhundert ein hohes Niveau an künstlerischer Fertigkeit in der Sepulkralskulptur165).

Aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts ist die Reliefdarstellung einer Gregorsmesse aus rotem Marmor erhalten (Kat.-Nr. 255). Der älteren Überlieferung nach stand sie bei einem Gregorsaltar im Dom, der heute nicht mehr vorhanden und dessen Standort unbekannt ist166). Die Darstellung dominiert die Figur des knienden Papstes im Vordergrund, dessen Gestalt von einem in bewegten Falten auslaufenden Pluviale umhüllt wird. Als Altaraufsatz dient die Grabkufe, aus der in Halbfigur der Erbärmdechristus aufsteigt, umgeben von den Leidenswerkzeugen. Vor der Grabkufe die Vera Ikon mit dem Angesicht Christi. In Regensburg sind insgesamt drei Gregorsmessen erhalten167). Die Gregorsmesse im Domkreuzgang ist die einzige Darstellung mit dem vollen Text des Ablasses168).

Zusammenfassend kann bislang festgestellt werden, dass der erhaltene Bestand an figuralen und ebenso auch an heraldischen Grabskulpturen in der Domkirche und im Dombereich, verglichen vor allem mit St. Emmeram, deutlich später einsetzt169). Als Hauptgrund mag hier der Beginn des Neubaues der gotischen Kathedralkirche, der im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts begann, genannt sein. Fülle und Qualität der Denkmäler veranschaulichen eindrucksvoll die Auffassung des Christentums vom Zustand zwischen Tod und Erlösung und geben gerade in der Kathedralkirche ein Bild vom Können der Dommeister und Steinmetze über Jahrhunderte hinweg. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts finden sich im gesamten überlieferten Bestand keine Hochgräber oder Tumben.

Die dargestellten Personen auf den Grabplatten gehören fast ausnahmslos dem Klerus an170). Mit Ausnahme der weiblichen Stifterskulptur auf dem sog. Ingolstetterepitaph ist überhaupt keine Darstellung einer weiblichen Person zu finden. Ebenso fehlen für diesen Zeitraum Ritterdarstellungen und Doppelgrabplatten171). Das Epitaph behauptet sich auch in den kommenden zwei Jahrhunderten in den unterschiedlichsten Ausführungen vor allem als mehrgeschossiges Wandepitaph mit Architekturelementen172). Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts finden sich im Bestand der Denkmäler Figurengrabplatten. Die Regensburger Bischöfe bevorzugen durch das gesamte 16., 17. und 18. Jahrhundert Grabplatten mit figuralen Darstellungen.

Materialien

Die wenigen Inschriftendenkmäler des späten 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts sind aus Kalkstein oder Sandstein gefertigt. Der in der Nähe Regensburgs gebrochene helle Kalkstein – auch als Kelheimer Marmor bezeichnet – fand häufig Verwendung; auch Sandstein kommt in vielen Tönungen überall in Bayern vor173). Diese Steinarten bleiben das bevorzugte Material bis etwa in die 40er Jahre des 14. Jahrhunderts für Grabkreuzplatten, Inschriftentafeln und auch die früheste figurale Grabplatte aus dem Jahr 1326.

Ab dieser Zeit wurde der aus Salzburg kommende Rotmarmor in allen seinen Varianten bevorzugt für die Grabdenkmäler verwendet.

Kalk- oder Sandstein fand weiterhin, wenn auch nur vereinzelt, bis zum Ende des bearbeiteten Zeitraumes immer wieder Verwendung. Gerade was das 15. Jahrhundert betrifft, handelt es sich in den meisten Fällen um einfacher gestaltete Grabplatten und Inschriftentafeln für das Bürgertum oder den niedrigen Klerus174).

Für die neue Art des Totengedenkens, die Epitaphien, wurde fast ausschließlich Sandstein verwendet. Die nahezu vollplastischen Gestalten in den oben beschriebenen Epitaphien ließen sich besser [Druckseite XLI] aus dem weicheren Stein arbeiten. Allerdings sind diese Denkmäler gerade wegen ihres Materials viel mehr durch Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit der Verwitterung ausgesetzt.

Diese in Stein gehauenen Inschriften stellen den allergrößten Teil des Bestandes. Daneben bildet Metall für die sakralen Geräte und die Glocke das Material für Inschriften. Einige wenige Inschriften, die auf Stoff gestickt sind, haben die Zeit überdauert.

Die Glasfenster des Domes175)

Die mittelalterlichen Glasfenster des Regensburger Domes sind, wie in nur wenigen vergleichbaren gotischen Kathedralen, durch glückliche Umstände zum größten Teil erhalten. Da sie während des Zweiten Weltkrieges ausgebaut und sicher eingelagert wurden, traten größere Schäden und Verluste nur an den im Dom belassenen Fenster des 19. Jahrhunderts auf. Bis auf die Obergadenverglasung des Langhauses, die wahrscheinlich bereits in der Barockzeit entfernt wurden und über die es keinerlei Überlieferungen gibt176), und einzelne mittelalterliche Fenster, die im 19. Jahrhundert ersetzt wurden, ist der ursprüngliche Bestand noch vorhanden. Von den 39 erhaltenen Glasgemälden tragen 29 Inschriften. Überliefert sind auch Inschriften auf einem nicht erhaltenen Fenster des vorromanischen Domes aus der Zeit um 1167 (Kat.-Nr. 3†). Ein Fenster des Südchores aus der Zeit um 1300 (Kat.-Nr. 24†), eine Stiftung des Bruders des Bischofs Konrad von Lupburg, ist verschollen, die Inschrift und die Darstellung darauf aber kopial überliefert.

Die ältesten noch vorhandenen Scheiben im Dom stammen aus einem Fenster des romanischen Vorgängerbaues, datiert um 1230, und wurden in den Triforiumsfenstern des Südquerhauses wieder verwendet (Kat.-Nr. 4). Der Einbau der gotischen Glasfenster erfolgte nach dem Baufortgang, so dass sich die ältesten gotischen Scheiben aus der Zeit um 1300, Stiftungen des Bischof Konrad von Lupburg, im Südchor befinden (Kat.-Nrn. 22, 23). Mit der Einwölbung des Hochchores um 1315/20 und der Fortführung des südlichen und nördlichen Langhauses bis zum zweiten Joch erfolgte die Bestückung mit Glasgemälden im zeitlichen Ablauf bis ca. 1330/40177). Im Zuge des weiteren Ausbaus bis ca. 1370/75 kamen die noch fehlenden Glasgemälde an den Langseiten des Chores, im Querhaus sowie im Obergaden hinzu. In dieser Zeit änderte sich die Art der Bildkomposition. Die Darstellungen auf den älteren Scheiben waren eher kleinteilig und auf eine Fensterbahn beschränkt. So erstreckte sich nun eine einzelne monumentale Szene, zum Beispiel die Anbetung der Hl. Drei Könige (Kat.-Nr. 87), über ein ganzes Fenster mit seinen sechs Bahnen.

Erst nach einer langen Unterbrechung konnten nach der Einwölbung der westlichen Joche des nördlichen Seitenschiffes die nächsten Fenster von ca. 1440 bis 1450 eingesetzt werden. Mit der Vollendung der Westfassade 1486 war wohl auch die Verglasung der Domfenster beendet178).

In fast allen mittelalterlichen Domfenstern sind Hinweise auf die Stifter vorhanden. Sie sind entweder als Person wie zum Beispiel Bischof Nikolaus von Ybbs (Kat.-Nr. 36), Ulrich Haederer (Kat.-Nr. 57) oder Wernt und Anna Auer (Kat.-Nr. 85) dargestellt oder per Wappen identifizierbar. Zum Personenkreis der Stifter gehörten von Anfang an neben dem Bischof und dem Domklerus Mitglieder des Patriziats und des vermögenden Bürgertums der Stadt.

Der mit Abstand größte Teil der Inschriften auf den Glasgemälden bezeichnet die Namen der dargestellten Personen, also zumeist Heilige, Propheten, Könige oder Stifter. Ein weiterer Teil beinhaltet Fürbitten, Gebete oder Psalmenstellen. Die Inschriften befinden sich zumeist im Nimbus der Heiligen, auf dem die Figuren umschließenden Rahmen oder auf einem beigefügten Schriftband.

Reparaturen und das Ersetzen von einzelnen zu Bruch gegangenen Scheiben waren immer wieder nötig. Die früheste Nachricht stammt bereits aus dem Jahr 1372 und bezieht sich auf Ausbesserungsarbeiten durch den Glasmaler Heinrich Menger179). Während man sich im 17. Jahrhundert vor [Druckseite XLII] allem unter Bischof Albert IV. von Törring (1613–1649) noch um die Glasfenster kümmerte, hatte man im 18. Jahrhundert offensichtlich weniger Verständnis für den Erhalt des alten Bestandes. Wohl aus Gründen einer besseren Durchlichtung des Raumes entfernte man die Obergadenfenster des Langhauses und setzte Blankverglasungen ein. Pläne zur Entfernung weiterer Fenster wurden glücklicherweise nicht verwirklicht. Im 19. Jahrhundert trat König Ludwig I. von Bayern als Stifter neuer Glasfenster auf, die die mittelalterliche Verglasung komplettieren sollten. Seit 1840 kümmerte man sich auch um die mittelalterlichen Fenster, die dann besonders von 1852 bis 1858, allerdings eher notdürftig, instandgesetzt wurden. Eine sehr sorgfältige Restaurierung fand zwischen 1898 und 1908 statt, als bereits erste Folgen der zunehmenden Luftverschmutzung bemerkbar waren. Die bisher letzte Reinigung zwischen 1974 und 1986 war verbunden mit einer aufwendigen Sicherung durch eine Schutzverglasung, die eine weitere Zerstörung durch Umwelteinflüsse verhindern soll180).

5. Marginalien zur Entwicklung der Regensburger Sepulkralskulptur im 13. und 14. Jahrhundert sowie zu den von den Dommeistern Andre Engel und den Roritzern im 15. Jahrhundert in der Regensburger Dombauhütte geschaffenen Grabsteinen und Epitaphien

von Volker Liedke

In Regensburg stand sozusagen die Wiege der mittelalterlichen Sepulkralskulptur der Gotik im altbairischen Raum. Bedingt durch die große geschichtliche Bedeutung der Bischofsstadt an der Donau, deren bauliche Wurzeln bis in die Römerzeit zurückreichen, die handelspolitische Bedeutung mit dem Sitz der Oberdeutschen Hanse und die Gunst der geographischen Lage an dem schiffbaren Flusslauf der Donau bis hin zur Einmündung der Naab, nimmt es somit eigentlich nicht wunder, dass sich hier im Bischofsdom mit seinen großen Kreuzgang sowie den zahlreichen Klosterkirchen eine fast nicht mehr überschaubare Zahl an Grabplatten der Bischöfe und Kanoniker des Domstifts einerseits sowie auch der vornehmen Patrizier und reichen Kaufleute der Freien Reichsstadt andererseits erhalten haben. Auch der Adel des Umlandes, der z.T. in der Stadt eigene Wohnhäuser sein eigen nannte, bestellte bei Bedarf meist bei den Dommeistern oder anderen in der Stadt ansässigen Steinmetzen für sich und ihre Angehörigen zum Andenken entsprechende Grabsteine.

Dadurch, dass bereits im 15. Jahrhundert der wirtschaftliche Niedergang der Stadt deutliche Formen angenommen hatte, ist in den nachfolgenden Stilperioden der Renaissance und des Barock an den ehrwürdigen Kirchen und Kapellen – von Ausnahmen abgesehen – nur mehr wenig baulich verändert worden. Durch den glücklichen Umstand, dass im Zweiten Weltkrieg die Altstadt von Regensburg von den Angriffen der Allierten Mächte weitgehend verschont blieb, ist hier – außer der zerstörten Klosterkirche Obermünster – nicht viel an mittelalterlicher Bausubstanz und Grabdenkmälern beschädigt oder ganz vernichtet worden. Erst in unserer Zeit hat sich die Denkmalpflege in behutsamer Form, gepaart mit dem nötigen Sachverstand, der Erhaltung dieses wertvollen und unersetzlichen Kulturerbes der Menschheit angenommen.

Besondere Bedeutung kommt dem Entschluss der Inschriftenkommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu, den Bestand an Grabdenkmälern und sonstigen baulichen Inschriften im Bereich des Regensburger Doms und des zugehörigen Domhofs und Kreuzgangs bis zum Jahr 1500 zu dokumentieren und in der Schriftenreihe Die Deutschen Inschriften zu publizieren.

Die Tumben

In der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram treffen wir auf eine Reihe von Tumben, die sowohl kulturhistorisch als auch kunstgeschichtlich von größtem Interesse sind. Den Anfang macht dabei das Hochgrab des Abtbischofs und seligen Tuto († 930). Es ruht vorderseits auf drei, rückwärts auf zwei Pfeilerchen und wurde erst nach dem Brand von 1166 ausgeführt. Zeitlich gesehen folgt der Sarkophag des Sel. Ramwold († 1000), der äußerst schlicht in seinem äußeren Erscheinungsbild ist. Dann wäre das Hochgrab des Herzogs Arnulf von Baiern († 937) zu erwähnen, dessen Ausführung auch [Druckseite XLIII] erst in die Zeit nach dem Brand von 1166 zu datieren wäre. Dieses ist in Form eines sog. Tischgrabes konzipiert. Die Platte, die an ihren Rändern reich verziert ist, ruht auf sechs kräftigen Stützen.

Auch das Grabmal von Herzog Heinrich II. (dem Zänker) von Baiern († 995) aus der Zeit um 1320/30 beansprucht natürlich unsere besondere Aufmerksamkeit. Auf der Platte, unterstützt von vier Säulchen, ruht die Liegefigur des Verstorbenen in Form eines Hochreliefs. Er ist jugendlich dargestellt, trägt ein langes Gewand, hält in seiner Rechten die Lehensfahne und hat mit seiner Linken den Rand der Tartsche ergriffen. Merkwürdigerweise umgibt sein Haupt, das auf dem Totenkissen ruht, ein großer, tellerförmiger Nimbus. Die Inschrift auf dem abgeschrägten Plattenrand stammt jedoch erst aus späterer Zeit.

Ähnlich ist auch das Tischgrab der Sel. Aurelia gestaltet, das man in seiner Entstehung auf die Zeit um 1320/30 datiert. Der Legende nach soll sie eine Tochter des Grafen Hugo Capet von Paris gewesen sein, die von den Eltern floh, um ihrer Verheiratung zu entgehen und danach unter Abt Ramwold hier als Klausnerin lebte. Sie ist im Jahr 1027 gestorben und wurde schon bald danach als Selige verehrt. Anmutig die Gestalt der Verstorbenen mit ihrem faltenreichen Gewand, das ihr bis zu den Füßen reicht. Ein Weingerank bildet die Verzierung der vorderen Langseite der Platte. Auch hier wieder eine Liegefigur, erhaben über der Platte, aus dem Stein gemeißelt. An der Untersicht der Fußplatte ist das Flachrelief eines betenden Kanonikers erkennbar. Es wird als das des Stifters der Tumba, nämlich des Scholastikus Leutwinus gedeutet, der 1335 gestorben ist. Felix Mader schreibt das schöne Werk dem Meister des Verkündigungsaltars im Regensburger Dom zu.

Das Grabmal des Hl. Emmeram († um 685 (?) in Kleinhelfendorf), an der Stelle seines ersten Begräbnisses, ist noch aufwendiger gestaltet. Es ist auch vom Typus her ein Tischgrab, wobei die schlichte Deckplatte auf vier reich profilierten Stützen ruht. In der unteren Etage erkennt man die überlebensgroße Hochrelieffigur des Heiligen, der seine Füße auf dem Rücken eines kleinen Löwen abstützt. In der Kunstgeschichte wird die Entstehung dieses Grabmals in die Zeit um 1340/50 gesetzt.

In die Mitte des 14. Jahrhunderts wird hier ebenfalls das Hochgrab des Hl. Wolfgang († 994 in Pupping, Pol. Bez. Eferding/OÖ.) eingeordnet. Auch hier wieder die Liegefigur des Heiligen im vollen Bischofsornat mit Pedum und Buch. Ein schmiedeeisernes Gitter über der Deckplatte soll diese vor unliebsamen Beschädigungen schützen.

Schließlich darf auch nicht die Tumba des Grafen Warmund von Wasserburg († 1010) übersehen werden, der seinen ganzen Besitz dem Kloster St. Emmeram vermachte. Auch hier liegt der Verstorbene in Form eines Hochrelief auf der Platte. Das Werk wird in die Zeit um 1400 datiert. Die Wurzeln dieser eigenartigen Tischgräber sind nicht im altbairischen Raum zu finden. Vergleichsweise sollen hier nur noch das ähnlich gestaltete Kenotaph über dem Erdgrab der Äbtissin Gisela († um 1060), Schwester Kaiser Heinrichs II. und Gemahlin König Stephans I. von Ungarn, sowie das Hochgrab der Äbtissin Heilika († 1020) im Kloster Niedernburg in Passau erwähnt werden, was möglicherweise auf einen stilistischen Ursprung im Bereich der Dombauhütte bei St. Veit in Prag hinweisen könnte. Bemerkenswert ist natürlich vor allem die ursprüngliche Tumbadeckplatte in der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram, auf der die hinreißend schöne Gestalt einer vornehmen Frau in voller Lebensgröße erkennbar ist. Sie trägt auf dem Haupt eine Krone. Auch Zepter und Reichsapfel charakterisieren die Dargestellte als Königin. Eine erklärende Inschrift, wer diese Frau von königlichem Geblüt war, fehlt merkwürdigerweise auf dem Grabstein. Die Frau wird allgemein als die Königin Hemma bzw. die Königin Uta gedeutet. Der Stein wird allgemein auf das Ende des 13. Jahrhunderts datiert. Ob andererseits die frühere Tumbadeckplatte mit der wunderschönen Gestalt der jugendlich wirkenden Irmgard von Allenkofen († 1289) in der Kath. Friedhofskapelle St. Maria bei dem ehem. Prämonstratenserkloster Windberg bei Straubing im Bayerischen Wald (Lkr. Straubing-Bogen/NB.) der Regensburger Sepulkralskulptur der Hochgotik zuzuordnen oder das Werk eines uns unbekannten Straubinger Meisters ist, müsste noch bei nächster Gelegenheit näher untersucht werden.

Eine Besonderheit stellen auch die beiden Altartumben des Hl. Erhard und des Sel. Albert in der ehem. Reichsstiftskirche Niedermünster in Regensburg dar. Der Hl. Erhard war offensichtlich von Anfang hier infra basilicam monasterii ad latus septemtrionale begraben, wie Konrad von Megenburg († 1374) in dem auf uns überkommenen Wunderbericht schreibt. Der Heilige wurde zunächst in einem Erdgrab bestattet. Daneben fand auch der selige Albertus (Adalbert) seine letzte Ruhestätte. Später schloss sich noch das Grab der Sel. Kunigunde von Uttenhofen an. Die drei Grabstätten wurden schließlich um 1330 mit dem heute noch zu sehenden lettnerartigen Ziborium überdacht, das 7,60 m lang ist. Unter ihm stehen nebeneinander drei Altartische. Unter den beiden östlichen [Druckseite XLIV] liegen die Steinfiguren des Hl. Erhard und seines Gefährten, des Sel. Albert. Sie werden in die Mitte des 14. Jahrhunderts datiert und dem Meister der Tumba des Hl. Wolfgang in St. Emmeram zugeschrieben. Weshalb für die Sel. Kunigunde hier kein eigenes Grabmal vorgesehen wurde, ist unbekannt. Die dritte Figur, die des Hl. Wolfgang († 994), ist nicht aus Stein, sondern aus Holz und gehört erst der Frühzeit des 17. Jahrhunderts an.

Mit dem Hochgrab des seligen Erminold († 1121) hat sich bereits Achim Hubel intensiv befasst. Im Jahr 1283 erhob Bischof Heinrich von Regensburg die Gebeine des „primus abbas huius monasterii“ und ließ sie in einem Hochgrab vor dem Kreuzaltar in der Klosterkirche von Prüfening beisetzen. Die Grabplatte mit der vollrunden Liegefigur des Seligen ruht auf vier Säulchen. Erminold ist als betagter Mann mit Vollbart und Tonsur dargestellt. Er ist angetan mit vollem Ornat, mit beiden Händen hält er fest das Buch über seiner Brust umklammert. Der Schaft des Pedums ruht hingegen nur locker in seinem linken Armgelenk. Die Füße des Seligen stehen auf einer schlusssteinartigen Scheibe, die an ihrer Unterseite mit einer Rose in Relief verziert ist. Die Platte ist aus Rotmarmor und zeigt noch Spuren der einstmaligen Polychromie. Achim Hubel schreibt das hervorragende Kunstwerk von europäischem Rang dem von ihm so benannten Erminoldmeister zu.

Im Benediktinerkloster Rohr hat sich ein bemerkenswertes Werk der Sepulkralskulptur der Gotik erhalten, gemeint ist die frühgotische Tumba aus Kalkstein für das Dynastengeschlecht der Abensberger, die früher einmal dort im Kapitelsaal aufgestellt war. Die Deckplatte des Hochgrabs zeigt im vertieft angelegten Bildfeld die Hochrelieffiguren eines Ritters, der mit beiden Händen das Schwert vor sich hält, und ebenso dessen Gemahlin, die die Arme über der Brust kreuzt. Zu Füßen des hochadeligen Paars sitzt ein kleines Hündchen, dem Ritter zugekehrt, ein Symbol für die eheliche Treue der Frau zu ihrem Mann. Felix Mader, der Bearbeiter des Kunstdenkmälerbandes Bezirksamt Kelheim, meint dazu: Das Denkmal ist eine bedeutende Schöpfung der Frühgotik um die Wende des 13. Jahrhunderts.

Der Typus der Wandtumba kommt in Regensburg nur ganz vereinzelt vor. Ein besonders schönes Beispiel ist dabei die Wandtumba in der Vorhalle der ehem. Reichsstiftskirche Obermünster. Sie hat die Form eines halbierten Reliquienschreins und ist mit einem an die Wand angelehnten Pultdach versehen. Die Wandtumba besteht aus zweierlei Material: Die mit Maßwerkblenden geschmückte Vorderwand ist aus Sandstein und der Pultdachdeckel aus dem kostbareren Material des Rotmarmors, der in drei Felder gegliedert ist. Im Mittelfeld erkennt man hier unter einem Stichbogen ein Relief der Darstellung der Auferstehung Christi und in den seitlichen Feldern knien unter Arkaden die Verstorbenen, nämlich Matthäus Rantinger († 1407) und seine Gemahlin Margareta, geb. Gravenreuter († 1410). An der freien Schmalseite der Tumba ist außerdem noch das Wappen der Patrizierfamilie der Rantinger (auch Runtinger geschrieben) angebracht und an den Eckstreben der Tumba erkennt man einen Vogel mit abgeschlagenem Kopf und außerdem einen Affen. Die Wandtumba wurde bald nach 1407, dem Todesjahr des Matthäus Rantinger ausgeführt. Das Todesjahr 1410 seiner Gemahlin ist hingegen, wie deutlich erkennbar, erst später nachgetragen worden.

Zugehörig zu dem Grabmal ist das an der Ostwand der Vorhalle angebrachte, aus Kalkstein gemeißelte Ölbergrelief in Wimpergrahmung mit dem Wappen der Rantinger und der Hauzenberg (?), das ebenfalls aus der Frühzeit des 15. Jahrhunderts stammt.

Wandtumben in dieser Form kommen sonst im altbairischen Raum zu dieser Zeit nirgendwo mehr vor. Die Wandtumba des Propstes Peter von Pienzenau († 1435) in der ehem. Stiftskirche von Berchtesgaden (Lkr. Berchtesgadener Land/OB.) ist jedenfalls etwas jünger und auch nicht von derselben Form wie die in Obermünster und, nebenbei bemerkt, auch nicht, wie bislang überall in der kunstgeschichtlichen Literatur zu finden ist, Salzburger Provenienz, sondern wurde wahrscheinlich von einem Wasserburger Meister ausgeführt. Die Wandtumba der Rantinger dürfte ihr Vorbild außerhalb Bayerns haben.

Bislang weiß man noch immer nicht mit Sicherheit, von welchem Meister die bedeutende Tumba für Pfalzgraf Otto I. von Mosbach († 1461) in der ehem. Benediktinerklosterkirche Reichenbach (Lkr. Cham) stammt, von der nur noch die Deckplatte mit dem figürlichen Relief des Verstorbenen in einem spätgotischen Plattenharnisch, mit Fürstenhut und Fürstenmantel angetan, die Linke am Schwertkreuz und mit seiner Rechten das Banner mit dem pfalzbairischen Wappen haltend, vorhanden ist. Der Pfalzgraf hat seine Füße auf zwei kleine Löwen gestellt, die die Schilde mit den pfälzischen Wappen und den bayerischen Wappen in ihren Pranken halten. Engel halten das Bahrtuch über den verstorbenen Pfalzgrafen. Die Tumbadeckplatte aus Rotmarmor ist eine ganz hervorragende [Druckseite XLV] Arbeit, die in der Zeit um 1460 sonst nichts Vergleichbares im Raum um Regensburg aufzuweisen hat.

Über dem Stiftergrabmal in der Klosterkirche von Reichenbach befindet sich an der Nordwand auch noch das Grabmal des wittelsbachischen Fürsten Johann, Sohn von Pfalzgraf Otto I. von Mosbach, der 1460 Domherr in Regensburg, dann auch Domherr in Augsburg, 1472 in Bamberg und zuletzt noch in Straßburg war und schließlich am 4. Oktober 1486 auf einer Pilgerreise in das Heilige Land zu Jerusalem gestorben ist und bei den Minoriten auf dem Berg Sion begraben liegt. Auf der vertieften Fläche des Bildfeldes der Platte ist ein halbverwester Leichnam erkennbar, der einen Löwen zu seinen Füßen niedertritt. Der Leichnam ist umgeben von vier großen Vollwappen. Die künstlerische Provenienz harrt noch der Lösung.

Die Epitaphien

Das mittelalterliche Epitaph, ein Erinnerungsmal an einen Verstorbenen oder an eine von diesem gemachte fromme Stiftung, kommt in Regensburg nur vereinzelt vor. Auffallenderweise fehlen sie im Regensburger Dom ganz. Schöne Beispiele birgt dagegen der zugehörige Domkreuzgang. Eines der frühesten Epitaphien ist hier das für den Kanoniker Ulrich Wild († 1389, Kat.-Nr. 100). Im Bildfeld über der vierzeiligen Inschrift ließ sich der kniende Stifter, empfohlen der Maria vom Hl. Petrus, darstellen. Diese sind die Patrone des Regensburger Doms. Achim Hubel schreibt das Epitaph jenem Meister zu, der auch die Skulptur des Hl. Stephanus an der Nordwand des Mortuariums und des Hl. Christophorus an der Nordwand des Querhauses im Regensburger Domkreuzgang gemeißelt hat. Auch das Grabrelief für den im Jahr 1386 verstorbenen Kanoniker und Domdekan Johannes von Peina (Kat.-Nr. 89), das ihn kniend vor einer Halbfigur des Schmerzensmanns zeigt, weist nach Hubel künstlerisch gesehen in dieselbe Richtung. Der Typus dieses Epitaph ist verwandt mit anderen Epitaphien, die sich heute noch im Augsburger Domkreuzgang finden, wie z.B. das eines uns unbekannten, knienden Kanonikers aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, der von seinem Schutzengel der Maria mit dem Kind empfohlen wird oder das des Plebanus Ulrich Burggraf († 1356). Noch älter ist dort ein im Jahr 1320 gestiftetes Votivbild, worauf zwei Kanoniker vor Maria, mit dem Kind auf ihrem Schoß, knien und diese von zwei weiblichen Heiligen der Gottesmutter empfohlen werden.

Im Regensburger Domkreuzgang ist jedoch vor allem das Epitaph der Barbara Gumprecht, geb. Lausser († 1410, Kat.-Nr. 130), die die Gemahlin des Leupold Gumprecht war, bemerkenswert. Über der Inschriftplatte, flankiert von den Vollwappen des Ehepaares, ist ein ursprünglich bemaltes Hochrelief der Ölbergszene mit vielen Bäumen unter einer stichbogigen Verdachung dargestellt. Von dem gleichen Meister, dem Hauptmeister des Regensburger Domportals, stammt offensichtlich das Sandsteinrelief eines Ölbergs der Pfollenkofer aus der Zeit um 1425, das einstmals zum Andenken an Hanns Pfollenkofer († 1429) und seine Gemahlin Kunigunde († 1424) in der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram zu Regensburg gesetzt wurde. Auch das dortige Epitaph in Form eines Relief mit Darstellung des Marientods unter einem Spitzbogenbaldachin, gesetzt für eine im Jahr 1418 verstorbene Margarete, die wohl die erste Ehefrau des Hanns Pfollenkofer war, sowie für eine Elisabeth († 1449, Todesdatum nachgetragen), die die Gemahlin des Georg Aichinger gewesen ist, soll nach Felix Mader ein Werk des genialen Domportalmeisters sein.

Eindrucksvoll im Regensburger Domkreuzgang ist natürlich auch das Epitaph des Regensburger Patriziers Lukas Ingolstetter († 1444) und seiner Gemahlin Ursula, geb. Frikinger († 1445, Kat.-Nr. 196). Es zeigt in einem Spitzbogengehäuse den beinahe vollrund gemeißelten Erbärmdechristus und in den Seitennischen das Stifterpaar. Unter dem Epitaph sind eine Platte mit einer sechszeiligen Inschrift und seitlich davon, auffallend groß, die Vollwappen der Stifter angebracht. Das Epitaph des Domdekans Nikolaus von Künsberg († 1473, Kat.-Nr. 252), ungewöhnlich in Form einer queroblongen Platte aus Rotmarmor gestaltet. Dieses lehnt sich in seiner Komposition in auffallender Weise an die bedeutend ältere Wandtumbadeckplatte der Rantinger in der ehem. Reichsstiftskirche Obermünster zu Regensburg an. Auch hier im Mittelfeld in einer stichbogigen Arkosolnische eine Auferstehungsszene und in den seitlichen Felder wird einerseits nur der Kanoniker dargestellt, aber hier, da dieser natürlich nicht verheiratet war, stattdessen im anderen Feld nur sein Vollwappen. Felix Mader vermutet, in Hinsicht auf die Frage, welcher Meister dieses Epitaph geschaffen hat, wohl einheimische Arbeit, und gibt damit zu erkennen, dass ihm noch nicht aufgefallen war, dass es sich bei diesem kunstvoll gemeißelten Epitaph um ein eigenhändiges Werk des Regensburger Dommeisters Matheus Roritzer handelt.

Eigentlich müsste an dieser Stelle auch noch ein Bildwerk in der Mittelhalle des Regensburger Domkreuzganges kurz erwähnt werden, das auf einer Rotmarmorplatte ein Flachrelief mit der Darstellung [Druckseite XLVI] der Gregoriusmesse (Kat.-Nr. 255) zeigt. Die lange, achtzeilige Inschrift darunter besagt, dass jeder Gläubige, der hier ein Vaterunser und ein Ave Maria betet, einen größeren Ablass erhält. Die Platte ist, den stilistischen Merkmalen des Reliefs zufolge, ebenfalls eindeutig dem Werk des Regensburger Dommeisters Matheus Roritzer zuzuordnen.

Die Regensburger Dombauhütte

Der Neubau des Regensburger Doms im 13. Jahrhundert machte die Ernennung eines neuen Dommeisters erforderlich, der zugleich die Leitung der Dombauhütte übertragen bekam. Der Beginn der Bauarbeiten soll wahrscheinlich nach einer für das Jahr 1273 überlieferten Brandkatastrophe unter Bischof Leo Thundorfer (1262 – 1277) erfolgt sein. Der Plan des Dommeisters verwandelte den bisherigen romanischen Dom in eine gotische Kathedrale von höchster künstlerischer Vollendung und erwies sich auch für die kommenden Generationen als so überzeugend, daß er bis zur Einstellung der Bauarbeiten im frühren 16. Jahrhundert grundsätzlich berücksichtigt blieb.

Hier in diesem Zusammenhang interessiert uns jedoch in erster Linie nicht der Baufortschritt am Dombau, sondern die im 13. und 14. Jahrhundert in der Dombauhütte gleichzeitig mit den einzelnen Bauteilen ausgeführten Grabplatten, insbesondere ihre Formen und ihre stilistische Entwicklung, die anhand der noch erhaltenen Werke dieser Art gut ablesbar ist.

Die Grabkreuzplatten des 13. und 14. Jahrhunderts

Typisch für Regensburger Grabplatten des 13. und 14. Jahrhunderts, die in der Dombauhütte – wohl unter Leitung des Meisters Ludwig († 1306) – ausgeführt wurden, sind jene, die in einem vertieft angelegten Bildfeld ein erhaben gemeißeltes Grabkreuz über einem stilisierten Grabhügel aufweisen. Die Umschrift in gotischen Majuskeln ist dabei stets auf dem umlaufenden Plattenrand untergebracht. Das Erscheinungsbild dieser aus Kalkstein gemeißelten Grabplatten, meist im Format von etwa 200 x 80 cm ist schlicht, doch dabei eigentlich recht ausdrucksvoll in seiner herben Strenge. Die Form des Kreuzes ist einfach, die Kreuzenden berühren meist den Rand des Bildfeldes. Der Wappenschild des verstorbenen Mannes oder der der verstorbenen Frau ist in Schrägstellung an den Kreuzstab gelehnt. Diese Form herrscht bis zu Anfang des 14. Jahrhunderts vor.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts taucht dann eine etwas abgewandelte Form dieser Grabplatten auf, die an den Kreuzenden seitliche Verdickungen aufweisen. Insbesondere einige davon, die sich im Regensburger Dominikanerinnenkloster finden, zeigen diese neue Sonderform, wobei nicht ganz sicher ist, ob diese in der Regensburger Dombauhütte entwickelt worden ist oder nur ein Steinmetz im Bereich dieses Klosters erfunden hat.

Eine stilististische Weiterentwicklung des Typs der Grabkreuzplatten, die jedoch mit Sicherheit in der Regensburger Dombauhütte zur Zeit von Meister Eberhart geschah, stellt jedoch dann die Grabplatte für einen gewissen Haitfolch (Haitfocus, Kat.-Nr. 32) dar, der gestorben ist und einer der ersten Bürger der neuen Vorstadt Stadtamhof war. Er wurde dennoch nach seinem Tod im Regensburger Domkreuzgang begraben. Hier zeigt das Grabkreuz gespließte Enden und als besondere Verzierung dahinter eine Verdickung mit einem Loch, ganz so wie sie damals vermutlich der Schmied in ein Grabkreuz auf seinem Amboss geschmiedet haben wird. Auch an Orten außerhalb von Regensburg wurden damals aus der Dombauhütte solche Grabplatten auf Bestellung geliefert, wie z.B. die Grabplatte für eine Cecilia Smerpulari († 1310) an der Kath. Pfarrkirche von Vohburg. Auch eine zerbrochene Grabplatte im Küchenkeller des Regensburger Dominikanerinnenklosters aus der Zeit um 1320 zeigt diese stilistische Eigenheit. Eine etwas abgewandelte Grundform dieses Typs ist dann jene Grabplatte für den Abt Bertholdshofer († 1319) in der ehem. Klosterkirche Reichenbach am Flusslauf des Regens. Dass sich diese besondere Form der Grabkreuzplatte noch bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts erhalten hat, belegt die für Otto Schambeck († 1347, Kat.-Nr. 66) in der Kapelle zur Rast in der Vorhalle des Domkreuzgangs zu Regensburg.

Besondere Beachtung verdienen außerdem noch drei besonders schöne und gut erhaltene Grabplatten des Grabkreuztyps in der ehem. Dominikanerkirche in Regensburg. Gemeint sind die für Kunigunde von Sünching († 1296), Perhta vxor Ekperti de Haydav († 1304) und die für die Sepvltvra dominorvm Tapiferorvm de Ekkenmvl aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Die sehr gute künstlerische Qualität dieser Grabplatten lässt jedoch die Vermutung aufkommen, dass diese nicht von Steinmetzen in der Dombauhütte ausgeführt wurde, sondern von einem besonders talentierten Steinbildhauer (Bildschnitzer) in Regensburg. Dasselbe gilt auch für die Wappengrabplatte des Heinrich von Weichs [Druckseite XLVII] († 1380) mit den großen ausdrucksvollen gotischen Majuskeln in der ehem. Dominikanerklosterkirche zu Regensburg, die aber ein anderer Steinbildhauer gemeißelt haben muss.

Figürliche Grabsteine des 13. und 14. Jahrhunderts

In der Regensburger Dombauhütte sind zu jener Zeit auch qualitätvolle figürliche Grabplatten ausgeführt worden. Im Domkreuzgang selbst ist da der früheste Grabstein dieser Art der für den Domdekan Ulrich von Au († 1326, Kat.-Nr. 53). Der Verstorbene wird im Bildfeld der Grabplatte in frontaler Körperhaltung in ganzer Figur dargestellt. Sein Haupt ruht auf einem Totenkissen, das an seinen Enden mit Quasten besetzt ist. Die Inschrift in eingemeißelten gotischen Majuskeln ziert den umlaufenden Plattenrand.

Zu dieser Grabplatte gibt es auch noch zwei weitere von demselben Dommeister ausgeführte, nämlich den für Conrad Paulsdorfer († 1299), der sich früher in der Minoritenkirche zu Regensburg befand, doch dann nach seinem Verkauf 1868 an das Bayerische Nationalmuseum München gelangt ist und dort heute in der Schausammlung zu sehen ist, sowie die figürliche Grabplatte des Ulrich von Schmalenstein († 1323) in der Kath. Pfarrkirche zu Hofendorf (Gde. Neufahrn i.NB., Lkr. Landshut/NB.). Beide sind in Körperhaltung und auch in ihrer sonstigen Durchbildung annähernd identisch. Man beachte insbesondere, dass beide Ritter mit ihrer linken Hand den oberen Rand einer gleichgeformten Tartsche halten, auf dem ihr Geschlechtswappen aus dem Stein gemeißelt ist.

Im Turmuntergeschoß der Kath. Pfarrkirche von Ascholtshausen (Markt Mallersdorf-Pfaffenberg, Lkr. Straubing-Bogen/NB.) haben sich weitere figürliche Grabsteine erhalten, deren Provenienz ebenfalls die Regensburger Dombauhütte ist. Gemeint ist der Grabstein des Vlricus dictus Haselbek († 1342), der in ganz ähnlicher Form abgebildet ist, aber keine Tartsche in seiner linken Hand, sondern hier sein Wappenschild hält, und der Grabstein des Hainricus Dechenpecht († 1359); das Material dieser beiden Grabsteine ist Kalkstein.

Die Mehrzahl der figürlichen Grabplatten, die den Verstorbenen in voller Rüstung zeigen, sind nicht in den Kirchen von Regensburg, sondern in den Landkirchen des Adels in der Oberpfalz und in Niederbayern anzutreffen, so z.B. die Grabplatte des in einer Prachtrüstung dargestellten Dietrich Hofer von Sünching († 1416), Erbmarschall des Bistums Regensburg, die sich in der Kath. Pfarrkirche zu Sünching (Lkr. Regensburg) befindet. Dieser ist wahrscheinlich nicht die Arbeit eines Steinmetzen, sondern eines überaus talentierten Bildschnitzers, denn die hohe künstlerische Qualität dieses Grabsteins aus Rotmarmor spricht jedenfalls für die Richtigkeit dieser Vermutung.

Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wären in diesem Zusammenhang natürlich die Rittergrabsteine für Hadmar IV. von Laaber († 1420) in der Kath. Pfarrkirche zu Laaber (Lkr. Regensburg) zu nennen, der von 1397 bis 1408 Bürgermeister von Regensburg war, sowie für Peter Saller († 1435) und Ulrich Saller († 1400) in der ehem. Karmelitenkirche zu Abensberg (Lkr. Kelheim/NB.), beides typische Steinmetzarbeiten und wohl dem Regensburger Dommeister Andre Engel zuzuschreiben. Ein dritter figürlicher Grabstein dieses Typs mit der Hochrelieffigur des Verstorbenen befindet sich in der Kath. Pfarrkirche zu Niederpöring (Gde. Oberpöring, Lkr. Deggendorf/NB.) und wurde zum Gedächtnis für Chunrad den Kammerauer und seinen Sohn Ludwig den Kammerauer († 1423) gesetzt. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um einen einfachen Grabstein, sondern dieser Stein diente einstmals als Deckplatte einer Tumba aus Rotmarmor.

Auch von dem Regensburger Dommeister Chunrad Roritzer hat sich ein von ihm ausgeführter Grabstein mit der Gestalt eines Ritters in voller Rüstung erhalten, so der Grabstein für Hanns von Parsberg († 1469) in der Kath. Pfarrkirche zu Parsberg (Lkr. Neumarkt i.d. Opf.). Das Hochrelief ist jedoch noch ziemlich derb in der Ausführung.

Dessen Sohn Matheis Roritzer hat unbestritten die schönsten Rittergrabsteine gemeißelt, er war künstlerisch weitaus begabter als sein Vater. Ein Frühwerk ist wohl sein Grabstein für Hanns Holnsteiner († 1483) in der Kath. Pfarrkirche zu Kirchdorf am Haunpold (Markt Bruckmühl, Lkr. Rosenheim/OB.), ausgeführt jedoch wohl schon bald nach 1460. Schon besser ist dann sein Grabstein für Konrad Pollinger zu Fraunberg († 1470) in der ehem. Benediktinerklosterkirche zu Kastl (Lkr. Amberg-Sulzbach) und noch eleganter in der Ausführung ist jedenfalls sein Grabstein für Christoph von Parsberg zu Lupburg († 1462) in der Kath. Pfarrkirche zu Lupburg (Lkr. Neumarkt i.d.Opf.).

Ein künstlerisches Meisterwerk Matheis Roritzers ist unbestritten sein Epitaph für Leopold Landgraf von Leuchtenberg († 1463) in der Kath. Pfarrkirche zu Pfreimd bei Nabburg (Lkr. Schwandorf). [Druckseite XLVIII] Auch bei den schönen Buchstaben der Inschrift, diese in gotischen Minuskeln, und an den sternförmigen Worttrennungszeichen auf dem Epitaph des Landgrafen von Leuchtenberg wird Matheis Roritzers Meisterschaft deutlich spürbar.

Danach werden die von dem Regensburger Dommeister ausgeführten Rittergrabsteine wieder etwas bescheidener dargestellt, so der für Pankraz von Hochholding zu Kölnbach († 1465) in der Kath. Pfarrkirche zu Pilsting (Lkr. Dingolfing-Landau/NB.) und für Hanns von Stauf zu Ernfels († 1478) in der Kath. Pfarrkirche zu Beratzhausen (Lkr. Regensburg). Noch einmal kommt es zu einer Bestform im Werk des Dommeisters Matheis Roritzer, so an dem Epitaph für Heinrich Nothaft d. Ä. von Wernberg († 1471) und seiner Gemahlin Margreth, geb. von Ortenburg († 1476), sowie bei dem Epitaph für den Patrizier Wilhelm Zeller († 1491) und seiner Gemahlin Margreth, geb. Rudolf († 1478) in der ehem. Karmelitenkirche zu Straubing/NB. Beide Epitaphien zeigen das Ehepaar in voller Lebensgröße und sind noch vorzüglich erhalten geblieben.

Im Werk des Regensburger Dommeisters Wolfgang Roritzer kommen Rittergrabsteine nur auffallend wenige vor. Sehr schlicht ist der von ihm gemeißelte Grabstein für Hanns Westendorfer zu Saulburg († 1501) in der Kath. Pfarrkirche zu Pondorf (Markt Winklarn, Lkr. Schwandorf) und wohl schon um 1512 für den Ritter Wilhelm von Raidenbuch († 1526) in der Kath. Pfarrkirche zu Affecking (Stadt Kehlheim, Lkr. Kelheim/NB.). Eine bessere Arbeit ist dann jedoch das große und recht schöne Epitaph für den Schultheiß Ott von Rorbach († 1506) in der Kath. Stadpfarrkirche zu Neumarkt i. d. Opf. Wolfgang Roritzer hat nicht Meisterwerke massenhaft produziert, sondern sozusagen sein täglich Brot waren die von ihm und seinen Gesellen in der Regensburger Dombauhütte ausgeführten Grabsteine für die Kanoniker des Domstifts, meist nach einem einheitlichen Schema, nicht abwechslungsreich und häufig ohne viel Phantasie gestaltet. So nimmt es nicht wunder, dass Wenzel Roritzer in der Regel bedeutende Aufträge für angesehene Persönlichkeiten seiner Zeit versagt blieben und diese sich bei Bedarf lieber an besser qualifizierten Steinmetz oder Bildhauer wandten.

Darüber darf natürlich nicht vergessen werden, dass der mit Abstand schönste Rittergrabstein der Spätgotik im Regensburger Raum, gemeint ist die ehem. Tumbadeckplatten für den Grafen Johann von Abensberg († 1469), jetzt im Kreuzgang des ehem. Karmelitenklosters zu Abensberg (Lkr. Kelheim/NB.) zu sehen. Ob diese von einem Regensburger Bildhauer gemeißelt wurde oder von einem in Straubing ansässig und tätig gewesenen Meister, der dort um 1470 auch die Wandtumbaplatte für das Ehepaar Wolf Preu und Barbara Preu, geborene Zeller, in der Kath. Stadtpfarrkirche zu Straubing ausgeführt hat, ist bislang noch ungeklärt. Vom gleichen Meister müsste jedenfalls auch die nur noch fragmentarisch erhaltene Tumbadeckplatte für den Stifter des Benediktinerklosters Rohr (Lkr. Kelheim/NB.) sowie das Epitaph für den Abt Friedrich Starzhauser († 1474) in der ehem. Benediktinerklosterkirche Biburg (Lkr. Kelheim/NB.) sein. Dieser Frage muss noch bei nächster Gelegenheit näher nachgegangen werden.

Ein kunstgeschichtliches Rätsel, das bisher auch noch nicht zufriedenstellend gelöst ist, betrifft die leider stark beschädigte ehem. Tumbadeckplatte an der Friedhofskapelle St. Elisabeth zu Kallmünz (Lkr. Regensburg). Unter einem gotischen Sprenkwerk erkennt man hier eine lebensgroße Frauengestalt von seltener Schönheit. Eine erklärende Inschrift fehlt.

Die Grabsteine der Regensburger Bischöfe

Die Grablege der Regensburger Bischöfe war zu Anfang nicht im Dom, sondern bei dem Reichskloster St. Emmeram in Regensburg. Der älteste Grabstein eines Bischofs im Regensburger Dom ist somit erst der für Konrad von Haimburg († 1381, Kat.-Nr. 93) im Pflaster des südlichen Seitenschiffs im Turmjoch. Die große Rotmarmorplatte ist bereits ziemlich abgetreten. Die nächstfolgende Grabplatte eines Bischofs bezieht sich auf Theoderich von Absberg († 1383, Kat.-Nr. 96). Sie liegt nicht mehr wie früher hinter dem Hochaltar im Kirchenpflaster des Doms, sondern wurde im 19. Jahrhundert in die Mittelhalle des Regensburger Domkreuzganges versetzt.

Von dem Dommeister Wenzel Roritzer wurde dann die Grabplatte des Bischofs Johann von Moosburg († 1409, Kat.-Nr. 129) gemeißelt. Sie liegt im Pflaster des südlichen Nebenchors (teilweise durch das Denkmal für Bischof Sailer verdeckt) und wurde wohl schon kurz nach dessen Tod, also um 1410/12, ausgeführt. Sein Nachfolger auf dem Bischofsthron war Albert der Staufer († 1421, Kat.-Nr. 144), dessen Grabplatte auch dort im Bodenpflaster liegt. Beide Grabplatten sind im künstlerischen Entwurf auffallend gleich und zeigen die Verstorbenen ganzfigurig in frontaler Haltung im vollen Bischofsornat und zugleich mit auffallend großer Leibesfülle.

[Druckseite XLIX]

Die Grabplatte für den Bischof Johannes von Streitberg († 1428, Kat.-Nr. 168) lag ursprünglich im Mittelschiff der Domkirche und ist deshalb ziemlich abgetreten. Heute ist sie im Durchgang zur Dompropstei aufgestellt. Sie weist eine Besonderheit auf: Mitra, Buch und Stab sowie die Fußspitzen waren früher einmal mit Bronzeplatten ausgelegt. Wer diese Grabplatte in dieser besonderen Form ausgeführt hat, ist bis heute ungeklärt.

Von Wenzel Roritzers Nachfolger, dem Dommeister Andre Engel, stammt jedenfalls dann die Grabplatte des Konrad von Soest († 1437, Kat.-Nr. 186), die im Nordchor des Doms, unterhalb der Stufe zum Altar im Bodenpflaster liegt. Das Konturenbildnis des Verstorbenen ist auch schon sehr abgetreten. Auch die Grabplatte seines Nachfolgers, des Bischofs Friedrich von Parsberg († 1449, Kat.-Nr. 200), ist noch ein Werk des Dommeisters Andre Engel. Die Grabplatte ist auffallend groß und misst in der Länge 272 cm und in der Breite 136 cm.

Die Grabplatte für den Bischof Friedrich von Plankenfels († 1457, Kat.-Nr. 222), der nicht in Regensburg, sondern in Salzburg starb, ist eindeutig nicht die Arbeit eines hiesigen Steinmetzen und Dommeisters, sondern die des damals noch in Salzburg ansässigen Bildschnitzers Hanns Paldauf, der schon kurz danach nach Passau übersiedelte und dort dann die Tumba für den Bischof Leonhard von Laiming ausführte, die sich jedoch leider nicht mehr erhalten hat. Die große Grabplatte des Bischofs Friedrich von Plankenfels im Format 282 x 137 cm ist an ihrer Oberfläche stark abgetreten. Sie lag früher im Bodenpflaster des Doms, ist jedoch nunmehr im Domkreuzgang aufgestellt.

An der südlichen Längswand des südlichen Nebenschiffs ist heute eine Dreiergruppe von Bischofsgrabdenkmälern optisch reizvoll zusammengestellt. Dabei handelt es sich zum einen um die Grabplatte für den Bischofsadministrator Herzog Rupert von Baiern († 1465, Kat.-Nr. 238), ein Werk des Dommeisters Chunrad Roritzer, und zum anderen um die Grabplatte für Bischof Pfalzgraf Rupert (†1507), die ein Werk des Dommeisters Wolfgang Roritzer ist.

Dem Bischof Heinrich von Absberg († 1492, Kat.-Nr. 293) hat der Dommeister Matheis Roritzer ein besonders würdevolles Grabdenkmal im nördlichen Nebenchor des Doms geschaffen. Die große Rotmarmorplatte im Format von 290 x 148 cm, also etwa im Verhältnis von 2:1, ist als Epitaph gestaltet und schon von Anfang an aufrecht stehend, umrahmt von einer Arkatur aus Kalkstein mit Astwerk in gotischen Formen, errichtet worden. Im Bildfeld wird der Verstorbene als Relief im vollen Pontifikalornat mit Rationale dargestellt. In seiner Rechten hält er den Stab, in seiner Linken jedoch kein Buch (wie sonst üblich), sondern hier ein Agnus Dei (Pazifikale). In den Ecken des Epitaph sind vier Wappenschilde zu sehen, wobei die beiden unteren in kleinen Rundbogennischen als Vollwappen ausgebildet sind; sie zeigen die Wappen der Eltern des Bischofs Heinrich von Absberg. Vor dem Epitaph ist eine kleine Platte mit vier Wappenschilden im Bodenpflaster eingelassen, die die genaue Stelle bezeichnet, wo der Bischof begraben liegt.

Matheis Roritzer hat sich hier in der Bildkomposition der Grabplatte für Bischof Heinrich von Absberg ziemlich eng an das von ihm früher schon für den Eichstätter Bischof Johann von Eich († 1464) ausgeführte Epitaph gehalten, das heute noch dort in der Klosterkirche St. Walburg zu sehen ist. Der Dommeister hat damit vielleicht einem besonderen Wunsch seines Auftraggebers, des Bischofs Heinrich von Absberg, entsprochen, der sich von Matheis Roritzer dieses prunkvolle Grabmal schon zu seinen Lebzeiten meißeln ließ. Die Vermutung von Philipp Maria Halm (vgl. Studien zur süddeutschen Plastik, Bd. I, Augsburg 1926, S. 93) und die Zuschreibung von Felix Mader (vgl. Kunstdenkmälerband Stadt Regensburg, Teil I, München 1933, S. 116), dass beide Bischofsgrabdenkmäler Werke des Straubinger Bildhauers Erhart gewesen seien, sind natürlich völlig abwegig und brauchen deshalb hier nicht weiter diskutiert zu werden.

Weitere Grabsteine und Epitaphien für Kanoniker des Domstifts und Regensburger Patrizier des 15. Jahrhunderts

In Regensburg ist man aufgrund der guten archivalischen Quellenlage ziemlich genau in der Lage zu konstatieren, welcher Dommeister von wann bis wann tätig war und dabei unter Mitarbeit seiner Steinmetzgesellen in der Dombauhütte so manche Grabsteine ausgeführt hat, die sich heute nicht nur im Regensburger Dom, dem daneben liegenden Kreuzgang, in den übrigen Klosterkirchen und Kapellen der Stadt, darüber hinaus aber auch in den ehemaligen Klosterkirchen, den Stadt- und Landkirchen der Oberpfalz sowie von Ober- und Niederbayern bis hin ins Schwabenland finden lassen.

[Druckseite L]

Während der ganzen Bauzeit des gotischen Doms in Regensburg dürfen wir hier mit dem Vorhandensein einer eigenen Dombauhütte rechnen. Ihre Leiter führten im 15. Jahrhundert die Berufsbezeichnung thumbmaister, d.h. Dommeister. Nach heutigem Sprachgebrauch würden wir jedoch dafür Dombaumeister sagen. Früher waren die Bezeichnungen anders, nämlich Baumeister für den Bauverwalter, d.h. den Rechnungsführer aller Ausgaben zum Bau, und dem Werkmeister, das war der gelernte Steinmetz, dem die Bauausführung übertragen worden war. Der Dommeister hatte an seiner Seite noch den Palier, der ebenfalls ein gelernter Steinmetz war und der den Dommeister im Falle seiner Verhinderung oder auch bei dessen längerer Abwesenheit, aus welchen Gründen auch immer, vertrat.

Wir sind in der glücklichen Lage die lückenlose Folge aller Dommeister, die am Regensburger Dombau im 15. Jahrhundert tätig waren, zu kennen. Dies waren folgende Werkmeister:

1. Liebhart der Mynnär (urk. 1395 – †14..)
2. Wenzel Roritzer (um 1408 – † um 1418)
3. Andre Engel (1419 – † um 1456)
4. Chunrad Roritzer (um 1457 – † um 1475)
5. Matheis Roritzer (1476 – † Februar 1495)
6. Wolfgang Roritzer (1495 – †29. Mai 1514)

Die Dommeisterfamilie der Roritzer bestimmte in drei Generationen hintereinander das Baugeschehen am Regensburger Dombau. Der älteste Vertreter dieser Steinmetzenfamilie war Wenzel Roritzer.

DER DOMMEISTER WENZEL RORITZER (tätig um 1408 – † um 1418)

Der markante Vorname Wenzel, die Kurzform für Wenzeslaus, lässt darauf schließen, dass dieser möglicherweise böhmischer Herkunft war. Der Hl. Wenzel war Herzog in Böhmen und wurde im Jahr 907 als ältester Sohn des Herzog Wratislaw aus dem Haus der Premisliden geboren und am 28. September 929 (nach anderen Quellen 935) in Altbunzlau nördlich von Prag von seinem böswilligen Bruder ermordet. Der Hl. Wenzeslaus, der ein überaus frommes und gottesfürchtiges Leben geführt hatte, wurde schon bald nach seinem Tod als Märtyrer vom Volk besonders verehrt. Er wurde daraufhin im Prager St. Veitsdom beigesetzt. An seinem Grab sollen auffallend viele Wunder geschehen sein. Die Tschechen betrachten den Hl. Wenzeslaus als ihren Nationalheiligen.

Somit dürfen wir vermuten, dass Wenzel Roritzer wahrscheinlich, bevor er nach Regensburg kam und ihm dort das ehrenvolle Amt des Dommeisters an der Regensburger Dombauhütte übertragen wurde, zuvor für eine gewisse Zeit am Bau des Prager St. Veitsdom als Steinmetzgeselle tätig war, wobei die dortige Dombauhütte damals unter der Leitung des bekannten Werkmeisters Peter Parler von Köln stand.

Über den Lebensweg von Wenzel Roritzer wissen wir leider wenig. Nur eine einzige urkundliche Nennung, so im Jahr 1415, das ist leider schon alles, was wir gesichert über ihn wissen. In diesem Jahr wurde nämlich ihm, Venczla dem tummaister, die Hofstatt bei seinem Haus in der „Malerstrass“ vom Stift Obermünster in Regensburg zu Lehen übergeben. Nach seinem Ableben bekam seine Witwe, Elspet, die tummaisterin, dieses vom Stift Obermünster zu Lehen. Dabei werden ihre beiden Kinder Venczla und Chunrad genannt. Das früheste für ihn bekannte Werk ist die prachtvolle Wandtumba für den Patrizier Matthäus Rantinger († 1407) und seine Gemahlin in der ehem. Reichsstiftskirche Obermünster zu Regensburg.

Wann Wenzel Roritzer die Leitung der Regensburger Dombauhütte übertragen bekam, ist nicht urkundlich überliefert. Wir können dies nur aus seiner Werkliste erschließen. Dabei gilt zu beachten, dass Wenzel Roritzer nicht ausschließlich nur am Bau des Doms tätig war, sondern darüber hinaus bei Bedarf, wenn ihm entsprechende Aufträge vorlagen, Grabsteine für den Bischof, den Dompropst, für die Kanoniker des Domstifts, aber auch für Adelige und vermögende Bürger, vornehmlich Patrizier der Freien Reichsstadt Regensburg, die fromme Stiftungen für ihr Seelenheil und auf diese Weise sich ein Anrecht erworben hatten, im Domkreuzgang ihre letzte Ruhestätte zu finden, ausgeführt hat.

Rolf Schmidt vertritt hypothetisch die Ansicht, dass Wenzel Roritzer möglicherweise mit dem Petrusmeister der Vorhalle, dem Schöpfer des eintürmigen Fassadenentwurfs im Regensburger Domschatz und dem Erbauer der Vorhalle (jedenfalls teilweise) des Regensburger Doms gleichzusetzen sei.

[Druckseite LI]

Es sei noch erwähnt, dass der Regensburger Dombauhütte seit alters her ein Steinbruch bei Abbach (so im Jahr 1405 genannt) sowie ein Steinbruch in Kapfelberg oberhalb von Abbach an der Donau (Lkr. Kehlheim/NB.) zur Verfügung stand.

Werkliste:

1. Wandtumba für den Patrizier Matthäus Rantinger († 1407) und seine Gemahlin Margareta, geb. Gravenreuter († 1410) in der Vorhalle der ehem. Stiftskirche Obermünster in Regensburg, ausgeführt um 1408, sowie auch dort das Ölbergrelief an der Ostwand.

2. Grabplatte für den Bischof Johannes von Moosburg († 1409) im Regensburger Dom (Kat.-Nr. 129)

3. Grabplatte für den Bischof Albert der Staufer († 1421) im Regensburger Dom, ausgeführt jedoch wohl schon um 1410/12 (Kat.-Nr. 144)

4. Grabstein für den Ritter Dietrich Stainberger († 1414) im ehem. Benediktinerkloster Oberalteich (Stadt Bogen, Lkr. Straubing-Bogen/NB.)

5. Grabstein für Chunrad Eychstetter († 1416) in der Kath. Pfarrkirche zu Herrnried (Stadt Parsberg, Lkr. Neumarkt i.d.OPf.)

DER DOMMEISTER ANDRE ENGEL (tätig um 1419 – † um 1456)

Nachfolger als Dommeister am Regensburger Dombau war der aus Köln am Niederrhein stammende Andre Engel, der um 1419 Elspet, die Witwe des Dommeisters Wenzel Roritzer, ehelichte. Mit der Heirat übernahm er wohl auch die Vormundschaft für die noch kleinen, unmündigen Stiefkinder Wenzel Roritzer und Chunrad Roritzer. Sie werden im Lehenbuch des Stifts Obermünster in Regensburg erwähnt. Erstmals wird Andre werchmaiser des tumbs zu Regensburg am 17. Dezember 1429 genannt und dann außerdem noch dreimal in Urkunden der Reichsstadt Regensburg erwähnt, und zwar am 9. April 1434, am 17. Juli 1423 und letztmals am 17. September des Jahres 1444. Andre Engel starb im Sommer (vor dem 21. Juli) des Jahres 1456.

Ein naher Verwandter des Dommeisters Andre Engel dürfte der Steinmetzgeselle Hanns Engel von Köln gewesen sein, der wegen eines Vergehens in das Gefängnis der Stadt Regensburg gekommen war und bei seiner Entlassung Urfehde schwören musste. Vom 12. Juli 1451 ist uns andererseits eine Quittung erhalten geblieben, aus der hervorgeht, dass Meister Hanns Engel, Steinmetz und Bürger zu Regensburg, für das Kapitel des Kollegiatstifts U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg, Bauarbeiten am Chor der genannten Stiftskirche verrichtet hat. Aus einem weiteren Urfehdebrief, datiert v. 19. Juli 1451, können wir entnehmen, dass Hanns Engel, parlir, gesessen zu Regenspurg, wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam, denn er musste nun erneut Urfehde schwören. Es wäre denkbar, dass Hanns Engel zu jener Zeit Parlir des Dommeisters Andre Engel gewesen ist.

Werkliste:

1. Grabplatte für Hadmar IV. von Laaber († 1420), Bürgermeister zu Regensburg, in der Kath. Pfarrkirche zu Laaber (Lkr. Regensburg)

2. Ehem. Tumbadeckplatte für Ludwig den Kammerauer († 1423) und seinen Vater Chunrad Kammerauer in der Kath. Pfarrkirche zu Oberpöring (Lkr. Deggendorf/NB.)

3. Grabplatte für den Summissarius Nikolaus Purchard aus Amberg († 1450) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 204)

4. Grabplatte für Erhard aus Pinkhofen († 1424), Altarist der Hl. Katharina, im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 151)

5. Grabplatte für Friedrich Eichstetter († 1424) im Kreuzgang des ehem. Dominikanerklosters in Regensburg

6. Grabplatte für den Stadtkämmerer Stefan Notangst († 1426) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 156)

7. Grabplatte für den Kanoniker und Doktor der Medizin Johannes Weutra (†1426) im Regensburger Dom (Kat.-Nr. 158)

8. Grabplatte für Leopold von Paulsdorf († 1427) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 163)

9. Grabplatte für Niklas Panholz († 1428) in der Kath. Pfarrkirche zu Chammünster (Stadt Cham, Lkr. Cham)

10. Grabplatte für den Kanoniker und Senior des Domkapitels Kaspar Türlinger († 1431) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 175)

[Druckseite LII]

11. Grabplatte für Haimeran den Gumprecht (†1431) und seine Gemahlin Katharina († 1436) in der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram in Regensburg

12. Grabplatte des Kanonikers Johann Oech von Pappenheim (†1431) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 173)

13. Gruftdeckplatte für Parzeval Zenger (†1431) und seine Gemahlin Anna, geb. von Degenberg († 1423), in der Kath. Pfarrkirche zu Schönthal (Lkr. Cham)

14. Grabplatte für den Kanoniker Johannes Dornsteiner († 1433) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 177)

15. Grabplatte für Anna Kastenmayr († 1434) und Dorothea Schneck (†1436) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 180)

16. Grabplatte für Peter Saller († 1435) und Ulrich Saller (†1400) in der ehem. Karmelitenkirche zu Abensberg (Lkr. Kelheim)

17. Grabplatte für den Kanoniker und Dekan Johannes de Elnpach († 1435) in der Kollegiatsstiftskirche U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg

18. Grabplatte für den Bischof Konrad von Soest († 1437) im Regensburger Dom (Kat.-Nr. 186)

19. Grabplatte für Albrecht den Sterner († 1415) und dessen Gemahlin Dorothea († 1442)

im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 132)

20. Grabplatte für den Bischof Friedrich von Parsberg († 1449) im Regensburger Dom (Kat.-Nr. 200)

21. Grabplatte für den Kanoniker und Dekan Christian von Stinglheim († 1450) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 203)

22. Grabplatte für Haimeran Lerchenfelder († 1459) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 224)

23. Grabplatte für Dietrich von Stauf († 14..) in der Kath. Pfarrkirche zu Beratzhausen (Lkr. Regensburg)

DER DOMMEISTER CHUNRAD RORITZER (tätig um 1457 – † um 1475)

Die Lebensdaten zu Chunrad Roritzer liegen uns glücklicherweise schon besser vor, als für seinen Vater, den Dommeister Wenzel Roritzer. Die erste urkundliche Nennung betrifft das Jahr 1419. Er war damals noch ein Kind und hatte einen älteren Bruder Namens Wenzel über den wir in späteren Jahren nichts mehr erfahren.

Chunrad Roritzer ist im Jahr 1445 Aussteller einer Urkunde, in der er als Steinmetz zu Regensburg bezeichnet wird. Ab etwa 1457 war er dann Nachfolger seines Stiefvaters Andre Engel als Dommeister, d.h. Leiter der Dombauhütte in Regensburg. 1457 erhielt Maister Conrad, tummaister zu Regenspurg, die Hofstatt bei seinem Haus in der Mallerstracz vom Stift Obermünster zu Lehen, da nun mehr auch seine Mutter verstorben war.

Über die Tätigkeit Chunrad Roritzers erfahren wir erstmals etwas aus den Jahren von 1456 bis 1458. Er war damals Werkmeister am Bau der St. Lorenzkirche in Nürnberg. Chunrad Roritzer nahm danach 1459 in seiner Eigenschaft als Dommeister an dem großen Treffen der Steinmetzen aus allen deutschen Gauen in Regensburg teil, dabei wird auch sein Parlir Hanns Krebs genannt. Eine weitere urkundliche Nennung ist für das Jahr 1480 belegt.

Auf den 28. Februar 1461 ist ein Schreiben an den Rat der Stadt Nördlingen datiert, worin Conrad Rarriczer, werchmaister des tuemstifts zue Regenspuerg, genannt wird. Daran hängt das Siegel Chunrad Roritzers, welches das Steinmetzzeichen des Meisters mit den Buchstaben c und r zeigt. Ein weiteres Schreiben nach Nördlingen liegt für das Jahr 1465 vor, das auch mit dem Siegel des Dommeisters versehen ist. Drei Jahre zuvor, also 1462, weilte der Werkmeister als Gutachter in Wien. Eine weitere urkundliche Nennung des Meisters ist noch für das Jahr 1471 belegt.

Es überrascht uns nicht, dass man auch in München den Rat des erfahrenen Meisters suchte, als es um die Einwölbung der sich gerade dort im Bau befindlichen Frauenkirche ging. Im Jahr 1474 kamen damals bekanntlich die tüchtigsten Werkmeister im süddeutschen Raum zusammen, um mit ihrem Rat dem Kirchenmeister Jörg von Halspach zur Seite zu stehen. Im Münchner Ratsprotokoll von 1474 hat damals der Stadtschreiber dazu vermerkt:

Item 8 lb 6 ß haben wir zalt maister Conradten maurer zu trinckengelt, alß man i[h]n von U. L. Frauen paus wegen von Regensburg gen München beschickt hat.

und dann steht noch im Münchner Ratsprotokoll:

[...] und maister Conraten von Regensburg 9 ß mitsampt dem furman und furlon zu den Ettlinger zerung, die sy von des paus wegengetan haben. Reminiscere
[= 6. März] 1474.

[Druckseite LIII]

Doch danach wurde es ruhig um Chunrad Roritzer, der anscheinend um 1475 gestorben ist. Am 12. Mai 1476 wurde nämlich sein Haus in der Malerstraße zu Regensburg an den Steinmetz Hanns Koler (oder den Buchdrucker Hanns Koler ?) übertragen, der das Haus käuflich erwarb.

Werkliste:

1. Grabplatte für die Äbtissin Anna Barbara von Absberg († 1458) in der ehem. Reichsstiftskirche Obermünster in Regensburg

2. Grabplatte für den Kanoniker Georg Sirkendorfer († 1462), Dekan in Stauf, in der ehem. Reichsstiftskirche U. L. Frau zur Alten Kapelle zu Regensburg

3. Grabplatte für den Bischofsadministrator Herzog Rupert von Baiern († 1465) im Regensburger Dom (Kat.-Nr. 238)

4. Grabplatte für den Kanoniker und decret. licent. Caspar Schenk von Castell (†1469) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 246)

5. Grabplatte für Friedrich von Egloffstein zum Rotenberg († 1469), gesessen zu Bärnreuth, einstmals am Eingang der Onophriuskapelle nahe der Sakristei, jetzt im Chor der ehem. Minoritenkirche zu Regensburg

6. Grabplatte für den Ritter Hanns von Parsberg († 1469) und der Taufstein in der Kath. Pfarrkirche zu Parsberg (Lkr. Neumarkt i.d.Opf.)

7. Epitaph für Hanns Klopfer († 1474) an der Nordaußenwand der Kath. Stadtpfarrkirche St. Martin in Amberg

8. Grabstein (oder Epitaph?) für die Äbtissin Kunigunde von Egloffstein († 1479) in der ehem. Reichsstiftskirche Obermünster zu Regensburg, ausgeführt jedoch schon vor 1479

9. Tumbadeckplatte für den Ritter Hanns von Fraunberg zum Haag und zu Prunn († 1478), Landrichter zu Hirschberg und Pfleger zu Riedenburg, dann herzogl. bairischer Oberrichter zu Straubing, danach Herzog Johanns und Herzog Sigmunds Hofmeister, zuletzt noch herzoglich bairischer Pfleger zu Landshut, und seine zweite Gemahlin Margareth von Fraunberg zu Haidenburg († 1480), vormals Witwe nach Degenhart Hofer zu Sünching; in der Kath. Pfarrkirche zu Prunn (Stadt Riedenburg, Lkr. Kelheim/NB.)

DER DOMMEISTER MATHEIS RORITZER (tätig um 1476 – † um 1495)

Von allen Dommeistern aus dem Steinmetzengeschlecht der Roritzer ist Matheis Roritzer wohl der fähigste und künstlerisch begabteste Meister gewesen. Dies lässt sich gut anhand der von ihm geschaffenen Grabsteine erkennen. Doch betrachten wir zunächst einmal näher seinen Lebensweg:

Sein Vater war der Regensburger Dommeister Chunrad Roritzer, der wohl um 1446 geheiratet hat, woraus sich für Matheis Roritzer ein Geburtsjahr um 1448 errechnen lässt. Seine Ausbildung im Steinmetzhandwerk dürfte er zweifellos zunächst bei seinem Vater an der Regensburger Dombauhütte erfahren haben. Nach seiner Freisprechung als Lehrjunge ist Matheis Roritzer, wie es dem Brauch der damaligen Zeit entsprach, als Steinmetzgeselle auf die Wanderschaft gegangen und soll eine Zeit lang bei dem bekannten Werkmeister Hanns Böblinger in Eßlingen am Bau der dortigen Stadtpfarrkirche tätig gewesen sein.

Im Jahr 1462, zu Anfang August, findet Matheis Roritzer bei seinem Vater Chunrad Roritzer am Bau der St. Lorenzkirche in Nürnberg Erwähnung. Am 24. August 1462 wird Matheis Roritzer als Palir bezeichnet und wurde damals Nachfolger des verstorbenen Werkmeisters Hanns Pauer von Ochsenfurt am Chorbau von St. Lorenz in Nürnberg. Im März 1463 erscheint dann dort Matheis Roritzer selbst als Meister. Es scheint so, dass der Werkmeister zwischen April und Juni 1463 das Nürnberger Bürgerrecht erlangte, wohl ein Zeichen dafür, dass er zunächst die Absicht hatte, sich hier noch längere Zeit in Nürnberg aufzuhalten, um dort tätig zu sein.

Doch dann, am 2. September 1466, heißt es plötzlich, dass Matheis Roritzter von Bürgermeister und Rat der Freien Reichsstadt Nürnberg der Bau an St. Lorenz abgesagt wurde. Was der Grund für seine fristlose Entlassung war, wissen wie leider nicht. Nun musste sich der Werkmeister außerhalb von Nürnberg nach einer neuen für ihn lohnenden Arbeit umsehen. Wahrscheinlich halfen ihm dabei die weitreichenden Beziehungen seines Vaters Chunrad Roritzer, des angesehenen Regensburger Dommeisters, weiter.

Es hat den Anschein, dass Matheis Roritzer zunächst einmal bei seinem Vater an der Dombauhütte in Regensburg Arbeit fand, denn einige Grabsteine aus der Zeit um 1468/70 zeigen bereits deutlich, dass nur er sie gemeißelt haben kann.

[Druckseite LIV]

Aber schließlich, d.h. noch vor Oktober 1473, muss Matheis Roritzer eine Anstellung an der Dombauhütte in Eichstätt bekommen haben, denn im Jahr 1473 nahm Meister Matheis der steinmetz von Eichstätt mit seinem Vater Chunrad Roritzer an der Zusammenkunft der damals namhaftesten Werkmeister im süddeutschen Raum in München teil, wo es um den Ratschlag für die Einwölbung der stattlichen Münchner Frauenkirche ging. Dass aber Meister Matheis nicht nur ein bloßer Steinmetz in Eichstätt war, geht aus der der Tatsache hervor, dass sich sein Steinmetzzeichen an prominenter Stelle an der Sakristei des Kapitels am Dom findet. Im Jahr 1474 soll sich dann Matheis Roritzer in Straßburg aufgehalten haben.

Im Jahr 1476 starb Chunrad Roritzer. Als man für ihn in Regensburg einen würdigen Nachfolger suchte, kam man wohl rasch auf seinen Sohn Matheis Roritzer. Er erhielt die Stelle des Dommeisters und bat deshalb sogleich um die Bewilligung des dortigen Bürgerrechts. Der diesbezügliche Eintrag im Bürgerbuch der Stadt Regensburg lautet:

Item maister Mathes, des Rorriczer hie tümbmaisters sün, hat burgerrecht gesworen an unser Frawenabent irer kündung [= 24. März] anno 1476. (Bürgerbuch der Stadt Regensburg von 1449 – 1485, fol. 98)

Am Bau des Regensburger Doms ging es zu jener Zeit vor allem um die Herstellung der erforderlichen Ausstattungsstücke für die Liturgie. So findet sich an der wohl im Jahr 1485 ausgeführten Kanzel ganz deutlich das Steinmetzzeichen Matheis Roritzers und ebenso an dem um 1493 fertiggestellten Sakramentshaus.

Bemerkenswert ist, dass sich Matheis Roritzer auch besonders mit der Entwurfstechnik eines mittelalterlichen Werkmeisters befasst hat. Ihm verdanken wir sein puechlen der fialen gerechtikait, das 1482 in Regensburg im Druck erschienen ist. Er widmete es seinem Gönner, dem Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau. Von dem Dommeister hat sich übrigens eine Porträtskizze erhalten, die Maister Matheis von Regensp[urg] zeigt. Diese Zeichnung des Augsburger Malers Hanns Holbein d. Ä. zeigt ihn in der Zeit um 1490 und wird heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrt.

Die letzte urkundliche Nennung stammt vom 19. Oktober 1492. Nach Franz Dietheuer soll Matheis Roritzer schließlich im Februar 1495 in Krakau gestorben sein, wo er angeblich den Plan zum Bau des großen Südflügels des Königsschlosses auf dem Wawel entworfen hatte.

Werkliste:

a) Arbeiten noch in der Regensburger Dombauhütte unter Aufsicht seines Vater ausgeführt

1. Grabplatte für den Abt Hartung Pfersfelder († 1458) in der Georgskapelle des ehem. Reichsstifts St. Emmeram zu Regensburg, ausgeführt wohl bald nach 1460

b) Arbeiten in Nürnberg ausgeführt (also in einer Zeit, in der er noch nicht Dommeister in Regensburg war):

2. Grabplatte für Hanns Holnsteiner († 1483) in der Kath. Pfarrkirche zu Kirchdorf am Haunpold (Markt Bruckmühl, Lkr. Rosenheim/OB.), ausgeführt jedoch schon bald nach 1461

3. Grabplatte für Konrad Pollinger zu Fraunberg († 1470) und seine erste Gemahlin Barbara, geb. Schlamperdorfer († 1461) und seine zweite Gemahlin Barbara von Fraunberg († 1479) in der ehem. Benediktinerklosterkirche zu Kastl (Lkr. Amberg-Sulzbach), ausgeführt nach 1461

4. Epitaph für den Ritter Christoph von Parsberg zu Lupburg († 1462) in der Kath. Pfarrkirche zu Lupburg (Lkr. Neumarkt i.d.Opf.)

5. Epitaph für den Ritter Dietrich von Stauf zu Ehrenfels († 1462) an der Kath. Pfarrkirche zu Beratzhausen (Lkr. Regensburg)

6. Epitaph für Leopold Landgraf von Leuchtenberg, Graf von Hals (†1463), in der Kath. Pfarrkirche zu Pfreimd bei Nabburg (Lkr. Schwandorf)

c) Arbeiten, die Matheis Roritzer bereits als Mitarbeiter bei seinem Vater an der Dombauhütte zu Regensburg ausgeführt hat:

7. Epitaph für den Eichstätter Bischof Johannes von Eich († 1464) in der Benediktinerinnenklosterkirche St. Walburg zu Eichstätt/OB.

8. Grabplatte für Pankraz von Hochholding zu Kölnbach († 1465) in der Kath. Pfarrkirche zu Pilsting (Lkr. Dingolfing-Landau/NB.), ausgeführt um 1466

9. Grabplatte für den Abt Conrad Pebenhauser († 1465) im westlichen Vorplatz der Vorhalle der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram zu Regensburg

[Druckseite LV]

10. Grabplatte für Hanns von Stauf zu Ernfels († 1478) in der Kath. Pfarrkirche zu Beratzhausen (Lkr. Regensburg), ausgeführt um 1467

11. Votivstein mit dem Relief der Gregoriusmesse im Regensburger Domkreuzgang, ausgeführt um 1470 (Kat.-Nr. 255)

12. Epitaph für den Kanoniker (Caspar?) Schenk von Castell, im Augsburger Domkreuzgang, um 1470?

13. Bauinschriftplatte der Anna Vischlin von 1471, Priorin des Dominikanerinnenklosters, in der ehem. Dominikanerinnenklosterkirche Adlersberg (Gde. Pettendorf, Lkr. Regensburg).

14. Grabplatte des kaiserlichen Kaplans Johannes von Plankenfels († 1471) im Domkreuzgang zu Regensburg (Kat.-Nr. 249)

15. Grabplatte des Schickenmulner (†1473) an der Friedhofsmauer bei der Kath. Pfarrkirche zu Sandsbach (Gde. Herrngiersdorf, Lkr. Kelheim/NB.)

16. Epitaph für den Kanoniker Nikolaus von Künsberg († 1473) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 252)

17. Epitaph für Margareta von Stauf, geb. Staudinger († 1474), im westlichen Vorplatz der Vorhalle an der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram zu Regensburg

18. Epitaph für Margaretha von Seckendorf († 1474), Ehefrau des Albrecht von Stauf zu Triftlfing, im früheren Friedhof bei der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram zu Regensburg

d) Arbeiten in Regensburg ausgeführt (also zu jener Zeit, als Matheis Rorritzer hier schon Dommeister war):

19. Epitaph für Doctor Johannes Mainberger († 1475) in der Kath. Stadtpfarrkirche U. L. Frau (Münsterkirche) zu Ingolstadt/OB.

20. Epitaph und Grabplatte für den Bischof Heinrich von Absberg († 1492) im Regensburger Dom, das Epitaph wurde jedoch wohl schon um 1475 ausgeführt (Kat.-Nr. 293)

21. Epitaph für Heinrich Nothaft d. Ä. von Wernberg (†1471) und seine Gemahlin Margreth, geb. von Ortenburg (†1476), in der ehem. Karmelitenkirche zu Straubing/NB.

22. Grabplatte für den Magister Johannes Fager († 1478) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 261)

23. Epitaph für den Patrizier Wilhelm Zeller († 1491) und seine Gemahlin Margreth, geb. Rudolf (†1478), in der ehem. Karmelitenkirche zu Straubing/NB., ausgeführt aber schon um 1479

24. Kanzel im Regensburger Dom, datiert 1482 (Kat.-Nr. 275)

25. Grabplatte für Ulrich von Raidenbuch († 1482) in der ehem. Benediktinerklosterkirche Kastl (Lkr. Amberg-Sulzbach)

26. Grabplatte für Caspar Reisacher († 1483) in der Kath. Pfarrkirche zu Eilsbrunn (Gde. Sinzing, Lkr. Regensburg)

27. Grabplatte für den Ratsherrn und Patrizier Sigmund Graner († 1483) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 277)

28. Grabplatte für den Kanoniker und Senior des Domkapitels decret. Doctor Ulrich Paumgartner († 1480), Propst von St. Johann in Regensburg, im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 267)

29. Grabplatte für den Kanoniker Sigismund Rosser († 1482) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 273)

30. Grabplatte für den Kanoniker und decret. Doctor Johannes Tröster von Amberg († 1485), auch Kanoniker und Propst des Stifts Mattsee in Oberösterreich, im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 280)

31. Epitaph für den Kanoniker Johannes Ätzinger († 1485) in der ehem. Klosterkirche Münster (Pfaffmünster) bei Straubing (Gde. Steinach, Lkr. Straubing-Bogen/NB.)

32. Epitaph für den „erbaren und gaistlichen herrn“ Conrad von Chores „beim“ Komtur des Deutschen Ordens († 1486) im Flur des Erdgeschosses des ehem. Deutschordenshauses zu Regensburg

33. Grabplatte für Georg Ebenhoch († 1488), Pfarrer zu Kapfelberg und „Vicarius altaris omnium Sanctorum“ im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 288)

34. Grabplatte für Johann von der Leiter zu Bern († 1490), herzoglicher Vizedom in Niederbayern, in der ehem. Kollegiatstiftskirche U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg

35. Grabplatte für den Magister Georg Höpfawer († 1485?), Pfarrer zu Schierling, in der ehem. Reichsstiftskirche Niedermünster zu Regensburg

36. Grabplatte für den Dekan Johannes Haiden († 1490), Pfarrer zu St. Cassian, in der ehem. Kollegiatsstiftskirche U. L. Frau zur Alten Kapelle zu Regensburg

37. Sakramentshaus im Regensburger Dom, datiert 1493 (Kat.-Nr. 300)

[Druckseite LVI]

38. Grabplatte für den Abt Johannes Degernpach († 1493) im westlichen Vorplatz der Vorhalle der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram zu Regensburg

39. Grabplatte für den Kanoniker und Licentiat Johannes Peck von Alteglofsheim († 1498) im Regensburger Domkreuzgang, ausgeführt jedoch schon vor 1494 (Kat.-Nr. 316)

DER DOMMEISTER WOLFGANG RORITZER (tätig um 1495 – †1514)

Wolfgang Roritzer war der letzte von den Regensburger Dommeistern aus dem ehrbaren Steinmetzengeschlecht der Roritzer. Sein tragisches Ende berührt uns noch heute. Doch wenden wir uns zunächst seinem Lebensweg zu.

Am Anfang seiner beruflichen Laufbahn dürfte er auch gleich seinem älteren Bruder Matheis das Steinmetzenhandwerk an der Regensburger Dombauhütte erlernt haben, deren Leitung damals in Händen seines Vaters Chunrad Roritzer lag. Über seinen Wanderweg als Steinmetzgeselle sind wir ohne Information. Vielleicht hat er sich im Gegensatz zu seinem Bruder Matheis nicht nach Westen, sondern damals nach Osten, donauabwärts, gewandt und an den Dombauhütten von Passau und Wien eine zeitlang mitgearbeitet.

Wolfgang Roritzers Geburtsjahr könnte in die Zeit um 1450 oder etwas später gefallen sein. Als er um 1495 die Leitung der Regensburger Dombauhütte nach dem Tod seines älteren Bruder Matheis Roritzer übernahm, wird er wohl schon nicht mehr der Jüngste gewesen sein. Wir gehen wohl in der Annahme nicht fehl, wenn wir vermuten, dass er schon ab Ende der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts Mitarbeiter an der Regensburger Dombauhütte war, denn der damalige Arbeitsanfall war groß, insbesondere wenn es um die Anfertigung und Ausführung von Grabplatten der verschiedensten Auftraggeber ging. Das Regensburger Bürgerrecht erlangte Wolfgang Roritzer am 20. März 1495. Der diesbezügliche Eintrag im Regensburger Bürgerbuch lautet:

Item an Freytag vor Oculi [= 20. März] anno 1495 ist maister Wolfgang Roriczer, thummaister, burger worden und gesworen und mir i[h]m halden wie mir seinen elteren und brudern. (Bürgerbuch der Stadt Regensburg von 1495, fol. 37)

Wolfgang Roritzer war mit Kunigunde Hofstetter verheiratet. Dies geht aus einem im Jahr 1873 ausgegrabenen Piedestal eines Votivbildes hervor, das der Dommeister im Jahr 1501 zusammen mit seiner Gemahlin in die Klosterkirche St. Klara in Regensburg gestiftet hatte. Dieses Kloster ist 1809 niedergebrannt und existiert in seiner ursprünglichen Form heute nicht mehr.

Eine urkundliche Nennung für Wolfgang Roritzer ist auf den 4. Oktober 1496 zu datieren. Im Jahr 1497 gründete er zusammen mit anderen die St.-Anna-Bruderschaft in der Minoritenkirche zu Regensburg und wird 1499 als deren Meister (Vorstand) bezeichnet. Für das Jahr 1498 ist dann überliefert, dass der Dommeister zusammen mit seinen Steinmetzgesellen und Helfern das Gewölbe im Winterchor des Regensburger Doms ausgeführt hat.

Um 1500 wird Wolfgang Roritzer dann den Weihbrunnen im Regensburger Dom gemeißelt haben. Die an ihm zu sehende Kopfbüste könnte ein Selbstbildnis von ihm darstellen. In den Jahren um 1502/06 erfolgte dann die Einwölbung des Erdgeschosses im Kapitelhaus. Die Ausführung lag dabei sicher in Händen des Dommeisters und seiner Mitarbeiter an der Regensburger Dombauhütte.

Am St. Afratag [= 7. August] des Jahres 1506 erhielt Wolfgang Roritzer die Hofstatt bei seinem Haus in der Mallerstraß vom Stift Obermünster in Regensburg zu Lehen und 1508 trat er in die angesehene St.-Wolfgangs-Bruderschaft ein, die bei der Benediktinerabtei St. Emmeram in Regensburg beheimatet war. Nach Franz Dietheuer soll sich Wolfgang Roritzer im Jahr 1512 noch in Kuttenberg in Böhmen zusammen mit dem Werkmeister Benedikt Ried aufgehalten haben.

In den letzten Lebensjahren des Dommeisters war es ziemlich ruhig um ihn geworden. Noch einmal tritt er im Jahr 1514 an das Licht der Öffentlichkeit und beteiligt sich am Aufstand der Bürger gegen den noch von Kaiser Friedrich III. aufgestellten und recht missliebigen Reichshauptmann. Der Aufstand wurde, wie man weiß, blutig niedergeschlagen und die Rädelsführer verhaftet und hingerichtet. Wolfgang Roritzer war auch darunter, er ist am 29. Mai 1514 enthauptet worden.

Leonhard Widmann schreibt in seiner Regensburger Chronik dazu: Wolfgang thumbmaister, ein seer hochberümbter maister seiner kunst, und man nam ine aus der stainhütten am thom [= Dom], Wolfgang Kiztaler, was etwo einer des raths gewest, Loy pildschnizer, schmid bey Wechsantpeterthor, ein zingiesser, Wastl, schneider, Hönhamer, ein schuster, Rauhenfelser, thuchscherer, und so sy all am Freitag wurden gefangen. Am [Druckseite LVII] Sontag Exaudi, den 28. Mai, wurden drey mit dem hochwürdigsten sacrament versehen, und am Montag nach tisch ward ein pinn [= Bühne] eines mans hoch vor dem rathaus aufgericht, ein stieg hinauf. Am Irchtag [= Dienstag] früe zwischen 2 und 3 grossen ure ward erstlich Wolfgang thumbmaister hinaufgefürt, an ofner urteil nit mer geredt, man soll der oberkait gehorsam sein, was sy than, hetten sy nit verstanden, man soll Got für sy piten und damit nur nider, den kopf herab, da half weder gelt, kunst noch pet, nichtig auf erden kundt oder mocht helfen.

Pald von stund an den Loy pildschnizer, ein schneeweiß als erlich haar, darnach den Hönhamer, schuster, und wurden under dem haus schon zuegericht, mit dem hemmet zerrissen, hetten nur dy röck am hals hencken, so sy dy wenig wordt redeten, nam der züchtiger den rock, so wurden sy geplöst, wie sy sein solten, und wist kainer von dem andern nichz ec. Es was dy pin zuegericht, sopald einer enthaubt was, so huben dy pitl [= Büttel, Amtsknechte] ein brett auf, wurfen hindurch aufs pflaster, und lagen 4 sandthaufen oben, namen dy pütl molterlen, vertreeten das blut, es was elend genueg zu sehen.

Wolfgang Roritzer war anscheinend dreimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Kunigunde Hofstetter stammten die Kinder Dionys, Wolf und Anna; aus seiner zweiten Ehe das Mädchen Agnes und schließlich aus seiner dritten Ehe mit einer Anna das Töchterchen Barbara. Seine Witwe Anna vermählte sich nach Wolfgang Roritzers Tod im Jahr 1515 wieder mit Jörg Cammerdorfer, Lederer und Bürger zu Regensburg. Da die Kinder Wolfgang Roritzers bei seinem Tod noch unmündig waren, wurde für sie ein Vormund bestellt. Im Lehenbuch des Reichsstifts Obermünster heißt es dazu:

Item mein genadige Frau Katharina von Ranwitz [ .. ] hat gelihen am Sambstag vor Judica [= 24. März] Ulrich Weinzrommer von Abbach, als einen lehentrager Wolfgang Roritzers saligen verlassene kinder, behausung in Mellerstreß bei sand Cassian mit aller ir zugehorung anno d(omi)ni xxvito [= 1516].

Wolfgang Roritzers Grabstein war noch bis zum Jahr 1938 im Domfriedhof zu sehen, ist aber seitdem leider verschollen. Bei Schuegraf ist wenigstens eine Zeichnung über das Aussehen dieses Grabsteins zu finden. Demnach zeigte die schlichte Grabplatte nur eine vierzeilige Inschrift und darunter das Steinmetzzeichen des Dommeisters. Hier findet sich jedoch nicht der 29., sondern wurde der 12. Mai 1514 als der Todestag Wolfgang Roritzers angegeben.

Im Jahr 1516 wurde das Lehen bei der Hofstatt des Roritzers in der Mallerstraß vom Reichsstift Obermünster in Regensburg neu verliehen. Wolfgang Roritzers Sohn Dionys verließ nun Regensburg und taucht noch einmal in den Bauakten zum Ottheinrichsbau am Schloß zu Neuburg a. d. Donau auf. Danach hat er sich wohl absichtlich weit weg von seinem Geburtsort niedergelassen, nämlich in Zabern im Unterelsaß, wo man seine Familie und die Schmach, die seinem Vater angetan worden war, wahrscheinlich nicht kannte. So betrüblich endete die Familie Roritzer in Regensburg, die über ein Jahrhundert lang das Baugeschehen am Regensburger Dombau geleitet und bestimmt hatte.

Werkliste:

1. Grabplatte für den Kanoniker und Doctor der Rechte Johannes Trebra († 1494) im Regensburger Domkreuzgang, ausgeführt jedoch wohl erst nach März 1495 (Kat.-Nr. 302)

2. Stark abgetretene Grabplatte für einen im Jahr 1495 Verstorbenen im Kreuzgang des ehem. Dominikanerklosters in Regensburg

3. Votivrelief des Vikars Georg Clementis († 1495) im Kreuzgang des ehem. Kollegiatstifts U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg

4. Grabplatte für den Kapitelschreiber Johannes Braun († 1495) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 303)

5. Grabplatte für den Kanoniker Matthias Pollinger († 1496) und zugehöriges Votivrelief, datiert 1496, im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 307 und 308)

6. Grabplatte für Veronika Halder († 1497), Gemahlin des Leonhard von Eck, herzogl. bairischer Pfleger zu Kelheim, nunmehr in der Kath. Stadtpfarrkirche zu Kelheim/NB.

7. Grabplatte für den Kanoniker Georg von Preysing († 1497) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 313)

8. Grabplatte für den Kanoniker und Dompropst Franz Schlick (†1497) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 314)

9. Grabplatte für Michael Gold († 1499), Stiftskanoniker des Stifts St. Johann und Pfarrer zu Atting, im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 320)

10. Grabplatte für Hanns Hemperger (? oder Heinperger) († 1499) in der ehem. Minoritenkirche zu Ingolstadt/OB.

[Druckseite LVIII]

11. Grabplatte für den Kanoniker und Scholaster Heinrich von Parsberg (†1499) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 319)

12. Weihbrunnen im Regensburger Dom, um 1500 (Kat.-Nr. 329)

13. Grabplatte für den Kanoniker Theoderich de Bibra (†1500) im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 326)

14. Grabplatte für den Kanoniker Johannes Marschalk von Ebnet (†1500), Professor an der Universität Ingolstadt, im Regensburger Domkreuzgang (Kat.-Nr. 324)

15. Grabplatte für den Kanoniker Johannes Tollkopf († 1501), Propst in Forchheim, im Regensburger Domkreuzgang

16. Grabplatte für Hanns Westendorfer zu Saulburg († 1501), herzoglich bairischer Pfleger zu Haidau, in der Kath. Pfarrkirche zu Pondorf (Markt Winklarn, Lkr. Schwandorf)

17. Teil einer zerbrochenen Grabplatte für einen Kanoniker († 1501) im Regensburger Domkreuzgang

18. Grabplatte für den Abt Christian Tesenbacher († 1502) an der Friedhofsmauer bei dem ehem. Benediktinerkloster Oberalteich (Stadt Bogen, Lkr. Straubing-Bogen/NB.)

19. Grabplatte für den Ritter Lienhard von Werd († 1504) in der ehem. Kartäuserklosterkirche Christgarten (Gde. Ederheim, Lkr. Donau-Ries/Schw.), ausgeführt zwischen 1500 und 1504

20. Grabplatte für Peter Hofstetter († 1504), seine Gemahlin Barbara sowie seine Eltern Perchtold Hofstetter und dessen Ehefrau Agnes, an der Friedhofsmauer bei der Kath. Pfarrkirche zu Bad Abbach (Lkr. Kelheim/NB.)

21. Grabplatte für den Kanoniker Johannes Leomberg († 1504) im Regensburger Domkreuzgang

22. Grabplatte für den Domdekan Emmeram Stichs († um 1504) im Regensburger Domkreuzgang

23. Grabplatte für den Kanoniker Georg Nothaft von Weißenstein († 1504), Kaplan des Bischofs, im Regensburger Domkreuzgang

24. Grabplatte für den Kanoniker Sigismund Rysheimer († 1505) im Regensburger Domkreuzgang

25. Grabplatte für den Abt Wolfgang Pfeffenhauser († 1505) in der ehem. Benediktinerklosterkirche Biburg bei Abensberg (Lkr. Kelheim/NB.)

26. Grabplatte für den Kanoniker und Dompropst Heinrich Schoenleben († 1505) im Regensburger Domkreuzgang

27. Grabplatte für Ursula Altdorfer († 1505), Gemahlin des Sebastian Altdorfer zu Helfenbrunn, herzoglich bairischen Pfleger zu Stadtamhof bei Regensburg, im Kreuzgang des ehem. Kollegiatstifts U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg

28. Epitaph für den Schultheiß Ott von Rorbach († 1506) in der Kath. Stadtpfarrkirche zu Neumarkt i. d. Opf.

29. Epitaph für den Kanoniker Friedrich von Nußberg († 1506) im Regensburger Domkreuzgang

30. Grabplatte für den Bischof Pfalzgraf Rupert († 1507) im Regensburger Dom

31. Grabplatte für den Kanoniker und Licentiaten Johannes Grad († 1508) im Regensburger Domkreuzgang

32. Grabplatte für den Kanoniker und Senior Johannes Fürsich († 1508) im Regensburger Domkreuzgang

33. Grabplatte für den Kanoniker und Deziarius Johannes Fürsich junior († 1513)

im Regensburger Domkreuzgang, ausgeführt vor Mai 1514

34. Grabplatte für den Kanoniker Johannes von Nußberg († 1528) im Regensburger Domkreuzgang, ausgeführt vor Mai 1514

35. Grabplatte für den Kanoniker und ordentlichen Richter des Domkapitels Werner Kuttenauer († 1509) im Regensburger Domkreuzgang

36. Grabplatte für den Kanoniker und Senior bei St. Johann Rudolf Halder († 1510) im Regensburger Dom

37. Grabplatte für Jakob Klein († 1510), Kaplan des St. Andreasaltars und Subcustos der Domkirche, im Regensburger Domkreuzgang

38. Grabplatte für den Kanoniker, Kustos und Senior des Domkapitels Johannes von Gumppenberg († 1510) im Regensburger Domkreuzgang

39. Grabplatte für den Kanoniker Sigmund Apfelbeck († 1511) im Kreuzgang der ehem. Kollegiatstiftskirche U. L. Frau zur Alten Kapelle in Regensburg

40. Grabstein für den Ritter Wilhelm von Raidenbuch († 1526), Erbschenk des Bistums Regensburg, in der Kath. Pfarrkirche zu Affecking (Stadt Kelheim, Lkr. Kelheim/NB.), ausgeführt wohl um 1512

41. Grabstein für Beatrix, geb. von Nothaft († 1511), Gemahlin des Ritters Wilhelm von Raidenbuch, in der Kath. Pfarrkirche zu Affecking (Stadt Kelheim, Lkr. Kelheim/NB.)

[Druckseite LIX]

42. Grabplatte für den Kanoniker Doctor Georg Segenschmid († 1511) im Regensburger Domkreuzgang

43. Wappenepitaph für den Ritter Ludwig von Habsberg zu Kürnberg († 1520) in der ehem. Reichsstiftskirche St. Emmeram zu Regensburg, ausgeführt noch vor Mai 1514

Grabsteine und Epitaphien, die von Regensburger Bildschnitzern ausgeführt wurden

Es darf nicht übersehen werden, dass es in Regensburg auch den dort ansässigen Bildschnitzern erlaubt war, Grabsteine und Epitaphien auszuführen. Diese unterscheiden sich von den Arbeiten der Steinmetzen in der Regel dadurch, dass sie kunstvoller gemeißelt und in der Bildaufteilung ideenreicher gestaltet sind.

In der kunstgeschichtlichen Forschung wurde bislang viel gerätselt, welcher geniale Meister wohl den schönen und ikonographisch hochinteressanten Grabstein für den Priester Wolfhard Ebner (†1440, Kat.-Nr. 190) im Regensburger Domkreuzgang geschaffen haben könnte. Die Lösung des Rätsels ist jedoch einfach, wenn man den Bestand an mittelalterlichen Grabdenkmälern des 15. Jahrhunderts im süddeutschen Raum genau kennt. Es war zweifellos der bekannte Meister der Tumba für Herzog Albrecht II. (†1395) in der Karmelitenkirche zu Straubing/NB., die jedoch erst zwischen 1420 und 1425 von einem uns mit Namen bislang unbekannten Bildschnitzer ausgeführt worden ist. Am nächsten verwandt zu dem Grabstein des Wolfhard Ebner ist der des Ulrich Kastenmair (†1435) in der Kath. Stadtpfarrkirche St. Jakob zu Straubing/NB.

Im Regensburger Domkreuzgang haben sich zudem auch noch zwei weitere bemerkenswerte Grabsteine von Kanonikern erhalten, denen man schon auf den ersten Blick ansieht, dass sie wohl nicht von einem Steinmetz, sondern von einem Bildschnitzer geschaffen wurden. Gemeint sind damit der Grabstein für den Kanoniker und decret. lict. Paulus Meck (†1477, Kat.-Nr. 259), Propst bei St. Johann, sowie der für den Kanoniker und decret. lict. Georg Drechsel (†1498, Kat.-Nr. 317), Pfarrer zu Deggendorf, der sich jedoch diesen schon zu seinen Lebzeiten und lang vor seinem Tod, nämlich bereits zwischen 1470 und 1480, ausführen ließ. Der Bildaufbau ist bei beiden Grabsteinen vollkommen gleich. Beide Kanoniker werden in ganzer Figur, (vom Betrachter aus) nach links gewandt, dargestellt und haben ihre erhobenen Hände fromm im Gebet gefaltet. Ihr persönlicher Wappenschild ist in die untere Ecke eingefügt. Den Hintergrund bilden Brokatbahnen in verschiedenen Mustern. Leider sind beide Grabsteine von dem ausführenden Bildschnitzer nicht signiert worden, so dass wir in Hinsicht darauf, wer diese ausgeführt haben könnte, nur auf Vermutungen angewiesen sind. Nach Ausweis des Regensburger Bürgerbuchs, in dem die Aufnahmen der Neubürger verzeichnet sind, könnten dafür eigentlich nur der Bildschnitzer Conrad Zeittentaler (Erwerb des Bürgerrechts 1473) oder möglicherweise auch noch der Bildschnitzer Christoph Ternhofer (Erwerb des Bürgerrechts 1477) in Frage kommen.

Auch die besondere Gestaltung des Grabsteins für einen Priester (Kat.-Nr. 306) im Regensburger Domkreuzgang lässt mit ziemlicher Sicherheit darauf schließen, dass dieser nicht von einem Steinmetzen gemeißelt, sondern von einem Bildschnitzer (Steinbildhauer) ausgeführt wurde. Man beachte nur die überaus kunstvoll gestalteten Schriftzeichen der gotischen Minuskeln. Auf dem gewellten Schriftband am Ende der Inschrift auf dem Plattenrand ist die Jahreszahl „1495“ eingraviert, die auf den Zeitpunkt der Ausführung des Werks hinweist. Ungewöhnlich die Inschrift, die den Namen des Verstorbenen verschweigt und folgendermaßen lautet:

O domine ∙ ne ∙ elongaueris ∙ / auxilium tuum [ad defensionem meam c]onspice ∙ / Erue ∙ a framea ∙ deus ∙ anim/am ∙ meam ∙ et ∙ de ∙ manu ∙ canis ∙ vnicam ∙ meam

Der Meinung Felix Maders, dem Bearbeiter des ersten Bandes der Kunstdenkmäler der Stadt Regensburg, dass dieser Grabstein nächstverwandt mit dem Grabstein des Stadtpfarrers Johannes Burgermeister (†1495) in Straubing sei, kann nicht beigepflichtet werden, da ein stilistischer Zusammenhang ganz offensichtlich nicht besteht.

Als Meister des Grabsteins käme entweder der Bildschnitzer Hans Claus Reicius, der aus Koblenz am Rhein stammte und in Regensburg im Jahr 1490 das Bürgerrecht erlangte, oder der Bildschnitzer Michel Loy in Frage. Letzterer hatte zusammen mit dem Dommeister Wolfgang Roritzer im Jahr 1498 die St.-Anna-Bruderschaft in der Minoritenkirche zu Regensburg gegründet und wurde dann gleich Wolfgang Roritzer, als einem der Rädelsführer des Regensburger Bürgeraufstands, im Mai 1514 enthauptet.

Auffallend ist, dass sich in der ehem. Kollegiatstiftskirche U. L. Frau zur Alten Kapelle und dem zugehörigen Kreuzgang in Regensburg eine Gruppe von Grabsteinen aus der Zeit um 1490/1500 erhalten [Druckseite LX] hat, die von dem gleichen Bildschnitzerstammen muss und bislang nur dort feststellbar ist, was schließen lässt, dass der Meister, der diese Grabsteine ausgeführt hat, früher wahrscheinlich im Bereich dieser Kollegiatstiftskirche seinen Wohnsitz hatte. Diese Grabsteine sind:

1. Figürlicher Grabstein für den Kanoniker Michael Elnpach († 1492)

2. Figürlicher Grabstein für den Magister und Dekan Johannes Wirtel († 1493)

3. Figürlicher Grabstein für den Dekan Johannes Enzensberger († 1500)

4. Figürlicher Grabstein für den Kanoniker Rupert Sturm († 1503)

5.Wappengrabstein für Arnold Göttlinger von Guetmaning († 1504)

Keiner dieser Grabsteine ist signiert, so dass wir bezüglich der Person des ausführenden Bildschnitzers im Unklaren sind. War es Hans Claus Reicius, Michel Loy, Urban der Bildschnitzer oder ein anderer uns noch unbekannter Holz- und Steinbildhauer?

* * *

Mit dieser Auswahl von einigen bemerkenswerten Grabsteinen und Epitaphien des Mittelalters in den Kirchen und Kapellen von Regensburg, unter besonderer Berücksichtigung der in der Dombauhütte unter Leitung von Andre Engel und den Roritzern geschaffenen Werke, soll es hier nun sein Bewenden haben. Nicht nur die sakralen und profanen Bauten von Regensburg gehören zum Weltkulturerbe, sondern auch die Werke ihrer Steinmetzen und Bildschnitzer.

Archivalien:

HStAM, Abt. I Allgemeines Staatsarchiv: Urkunden der Reichsstadt Regensburg. – Lehenbücher des ehem. reichsunmittelbaren Damenstifts Obermünster von 1381, 1436, 1479 und 1512. – StadtAR: Bürgerbücher 1419–1500.

Literatur:

Schuegraf Josef Rudolf, Geschichte des Domes von Regensburg und der dazugehörigen Gebäude. I. und II. Theil. Bd. I in: VHVO 11 (1847) 1–266; Bd. II in: VHVO 12 (1848) 1–311. – Neumann Carl Woldemar, Zwei Nachträge zur Monographie „Die drei Dombaumeister Roritzer und ihr Wohnhaus zu Regensburg“. In: VHVO 29 (1874) 139 ff. – Janner Ferdinand, Geschichte der Bischöfe von Regensburg. 3 Bde. Regensburg 1883–1896. – Neumann Carl Woldemar, Neue Beiträge zur Monographie „Die drei Dombaumeister Roritzer und ihr Wohnhaus Regensburg“. In: VHVO 40 (1886) 233–252. – Schinnerer Johannes, Die gotische Plastik in Regensburg (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 207). Straßburg 1918. – Die Kunstdenkmäler von Bayern, hg. vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Regierungsbezirk Oberpfalz: Bd. 22: Stadt Regensburg I, Dom und St. Emmeram. Bearb. von Felix Mader. München 1933. Bd. 23: Stadt Regensburg II, Die Kirchen der Stadt. Bearb. von Felix Mader. München 1933. Bd. 24: Stadt Regensburg III, Profanierte Sakralbauten und Profangebäude. Bearb. von Felix Mader. München 1933. – Freytag Rudolf und Hecht Johann B., Die Grabdenkmäler des Regensburger Domes. Sonderdruck aus den Blättern des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde. Kallmünz 1933. – Kletzl O., Die Roritzer. In: Thieme/Becker. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart 28, 591ff. – Schmidt Rolf, Hans Engel von Köln der Parlierer und sein Bruder Andreas der Dommeister zu Regensburg. In: VHVO 112 (1972) 131–156. – Roriczer Matthäus, Das Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit. Facsimile der Originalausgabe Regensburg 1486 und Roriczer Matthäus, Die Geometria Deutsch. Facsimile der Originalausgabe Regensburg um 1487/88. Mit Nachwort und Textübertragung hg. von Ferdinand Geldner. Wiesbaden 1976. – Dietheuer Franz, Die Roritzer als Dombaumeister zu Regensburg. In: Der Regensburger Dom. Beiträge zu seiner Geschichte, hg. von Georg Schwaiger. Regensburg 1976, 111–118. – Hubel Achim, Mittelalterliche Plastik im Kreuzgang und Kapitelhaus des Regensburger Domes. In: Der Dom zu Regensburg, Ausgrabung .Restaurierung .Forschung. 3. verb. Aufl. München 1990, 53–72.

6. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

In einer Zusammenschau der vorhandenen Inschriftendenkmäler kommen die Bearbeiter dieses Bandes letztlich zu dem Ergebnis, dass sich für den Dom – hier freilich häufig nicht mehr am originalen Standort – und den Domkreuzgang ungewöhnlich viele Inschriftendenkmäler, nämlich nahezu 75%, erhalten haben. Für den Domfriedhof trifft dies, wie oben beschrieben, nicht zu. Dennoch kann der gesamte Bestand, wie er sich im zu bearbeitenden Zeitraum geboten hatte, nur unter Einbeziehung der kopialen Überlieferung rekonstruiert werden181).

Die Existenz, das Aussehen und die Standorte der Inschriftendenkmäler sind häufig nur aus der Überlieferung der Inschriftensammlungen bekannt, in denen, freilich von den unterschiedlichsten Intentionen geleitet, Inschriften erfasst und niedergeschrieben wurden.

Der Zeitraum der schriftlichen Überlieferungen reicht vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert hinein. Die Quellenlage kann als relativ gut bezeichnet werden.

Handschriftliche Überlieferung

Die älteste Sammlung geht auf den Regensburger Ratsherren und Ratsschreiber Elias Eppinger (1563–1625) zurück182). Das Manuskript MsR 371 (zitiert: Eppinger) gelangte als Geschenk des Grafen Hugo von Walderdorff im Jahre 1898 in den Besitz des Historischen Vereins Regensburg und wurde dort erstmals gebunden183). Die Bestände des Historischen Vereins werden heute im Archiv der Stadt Regensburg verwahrt.

Die Handschrift umfasst Aufzeichnungen von Inschriften der Domkirche, des Domkreuzganges und des Domfriedhofes; der von Walderdorff vorgenommenen Paginierung zufolge, nach der sich auch die Bearbeiter richten184), beginnen sie mit Seite 5 und enden mit 34. Auch hier handelt es sich um eine doppelte Ausführung des Verfassers, die allerdings, anders als bei den Aufzeichnungen für die Minoritenkirche und das Kloster zusammengebunden ist185).

Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die letzten acht Blätter der Handschrift Vorortabschriften186).

Die gesamte Handschrift zeichnet sich vor allem durch ziemlich genaue Angaben der Standorte der Inschriftendenkmäler aus. Die Abschriften selbst sind sehr klein und oft fehlerhaft und nicht vollständig. Wenn vorhanden, zeichnet Elias Eppinger auch jeweils die zur Inschrift gehörigen Wappen ab.

Wenig Aufmerksamkeit schenkte der Verfasser den Inschriften in der Domkirche. Am Beginn der Handschrift finden sich 20 Wappen, die er in den Glasfenstern sowohl im Chor als auch in den südlichen und nördlichen Seitenschiffen vorfand. Inschriften zu diesem Standort sind insgesamt nur acht transkribiert, für den Zeitraum bis 1500 lediglich vier.

Umso intensiver widmete sich Elias Eppinger dem Domkreuzgang. Für den östlichen und westlichen Teil des Südflügels überliefert der Kopist insgesamt 57 Inschriften. 40 fallen in den Bearbeitungszeitraum bis 1500. Für die beiden Seiten des Kreuzgangnordflügels transkribierte der Ratsherr insgesamt 27 Inschriften, davon 12 bis in das Jahr 1500.

Nur zwei Grabinschriften fand Elias Eppinger im Ostflügel des Kreuzganges, die beide in das 15. Jahrhundert datiert sind.

Erst ab dem 16. Jahrhundert finden sich bei Eppinger im Westflügel des Kreuzganges elf Transkriptionen von Inschriften auf Totengedächtnismalen.

Aus dieser Handschrift geht hervor, dass die Mittelhalle des Kreuzganges der begehrteste Bestattungsort war. Insgesamt 122 Grab- und Gedenkinschriften überliefert der Kopist. In den Bearbeitungszeitraum fallen 85 Inschriften.

Für den damaligen Domfriedhof ist er mit wenigen Ausnahmen die einzige Quelle.

[Druckseite LXII]

Eine weitere Inschriftensammlung geht auf den Fürstbischof von Freising, Johann Franz Eckher von Kapfing (1646–1727; seit 1695 Bischof) zurück. Unter der Signatur Cgm 2267 wird das Grabsteinbuch, das vier Bände umfasst, in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt187).

Aus Klöstern, Kirchen und Friedhöfen des altbayerischen Raumes sammelte der geschichtsbegeisterte Fürstbischof in den Jahren 1693–1727 weit über 2000 Inschriften von Grabmälern Epitaphien und Wappen188).

In Regensburg ließ der Bischof Inschriftendenkmäler in der Alten Kapelle, der Landshuter Herberge, der Nieder- und der Obermünsterkirche, im St. Peterfriedhof, in der Alten Pfarrkirche, im Deutschherrenhof, in der Dominikanerkirche, St. Emmeram und der Minoritenkirche abzeichnen189).

Im Grabsteinpuech 2. Theil finden sich bei Eckher insgesamt 14 Inschriftendenkmäler für den Domkreuzgang verzeichnet (fol. 54r-55r). Auf dem Blatt 55r sind zwei Denkmäler aus der Domkirche widergegeben. Folio 56r bietet zwei weitere Abzeichnungen. Für den hier bearbeiteten Zeitraum konnten vier Abzeichnungen zum Vergleich mit den Originalen herangezogen werden (s. Kat.-Nrn. 196, 230, 246, 257).

Von besonderer Bedeutung ist die umfangreiche Inschriftensammlung des Benediktinermönches und Historikers Roman Zirngibl (1740–1816), der dem Kloster St. Emmeram angehörte und als Archivar und Bibliothekar historische Forschungen betrieb190). Von ihm stammt die umfangreichste Regensburger Inschriftensammlung. Sie wird unter der Signatur Rat. ep. 409 in der Staatlichen Bibliothek Regensburg verwahrt.

Roman Zirngibl sammelte die Inschriften von St. Emmeram, der Nieder- und Obermünsterkirche, der Minoritenkirche und des Klosters und des Augustinerklosters. Seine Handschrift ist 1785/86 datiert.

Was die Domkirche und den Kreuzgang betrifft, so finden sich hier zunächst auf 30 Seiten die Inschriften der Domkirche mit zweiseitigem, alphabetischem Register. Er ordnet seine Inschriften hierarchisch, beginnend mit den Bischöfen (diese in chronologischer Folge), wobei die früheste Eintragung Bischof Siegfried (†1246) betrifft, die letzte hier aufgenommene Bischofsinschrift datiert 1663. Seine Transkriptionen sind mit römischen Ordnungszahlen von I-XXX versehen.

An die Bischöfe schließen sich beginnend mit der Seite 11 (neue Paginierung) die Epitaphia non Episcoporum in der Domkirche an. Auch hier nummeriert Roman Zirngibl die aufgenommenen Inschriftendenkmäler mit römischen Zahlzeichen (I-LI). Der früheste Eintrag betrifft das Jahr 1326, der letzte nennt das Jahr 1779. Die Inschriften für Bischof Heinrich von Absberg, den Weihbischof Ulrich Aumayer und den Domherren Nikolaus von Redwitz, die sich alle im nördlichen Seitenchor der Domkirche befinden, sind zwischen den Denkmälern des Domkreuzganges auf der Seite 45 transkribiert.

Nach dem bereits oben erwähnten Register beginnen auf der Seite 33 die Inschriften des Kreuzganges, die er im ersten Abschnitt mit arabischen Ziffern nummeriert, dann aber die Nummerierung der Denkmäler weglässt. Zirngibl ordnet in diesem Teil seiner Handschrift nach der Lage der Denkmäler. Nach einem Leerblatt schließt sich ein alphabetisches Register von Seite 97–101 an.

Bei den Vergleichen mit den im Original vorhandenen Inschriften stellt sich heraus, dass das Hauptaugenmerk des Verfassers auf die Inhalte der Inschriften gerichtet war, weniger beachtet sind epigraphische Besonderheiten. Zirngibl transkribiert einheitlich kursiv und unterscheidet kaum Groß- und Kleinschreibung. Ohne epigraphische Genauigkeit erweist sich auch die Transkription der Daten. Er benützt häufig bereits für das 13. und 14. Jahrhundert arabische Zahlzeichen. Bei den nur kopial überlieferten Inschriftendenkmälern wurde, gemäß den Inschriftenkonventionen die Schreibweise der Kopisten übernommen.

Wertvolle Hinweise gibt der Verfasser über die Lage der Denkmäler, die er häufig am Rande der jeweiligen Inschrift vermerkt. Aus den Aufzeichnungen des Roman Zirngibl geht auch hervor, dass er die Handschrift des Elias Eppinger kannte, denn mehrfach findet sich am Rand die Anmerkung Eppinger legit, was beweist, dass er seine Lesung mit der früheren Abschrift verglichen hat.

Ein nicht exakt datiertes Manuskript aus dem 18./19. Jahrhundert mit dem Titel Grabsteinbuch von Regensburg wird im Hauptstaatsarchiv München unter der Signatur Manuskriptensammlung 277 verwahrt. [Druckseite LXIII] Der Verfasser listet Inschriften aus der Minoritenkirche, aus der Ober- und Niedermünsterkirche, von St. Emmeram, dem Dom und den Augustinereremiten auf. Für den Dom überliefert er auf insgesamt viereinhalb Seiten Daten und Namen, deren Anordnung und Zusammenstellung wohl eine unselbständige Übernahme des Zirngiblschen Verzeichnisses darstellt. Daher wurde diese Handschrift bei der Bearbeitung der einzelnen Katalognummern nicht berücksichtigt.

Die Sammlung des Joseph Cranner mit den Inschriften der Domkirche ist in das Jahr 1794 datiert. Diese Handschrift wird unter Signatur BDK Alte Registratur Nr. 41 a / 3 im Bischöflichen Zentralarchiv verwahrt (zitiert: Cranner).

Joseph Cranner stammte aus Regensburg, er wurde im Jahre 1754 geboren. Am 10. August 1777 empfing er die Priesterweihe, 1779 wurde er Domvikar. Zudem war er Ceremoniar, Präsentiar und Subcustos am Regensburger Dom. 1797 wurde er Pfarrer der Pfarrei Pfatter. Er starb am 10. Juli 1799191). Der Domherr Thomas Ried kannte die Arbeit des Joseph Cranner und übergab sie 1803 dem Domkapitel192).

Cranner überliefert ausschließlich Inschriften der Domkirche (innen und außen). Auf der Seite 47 (neue Paginierung) äußert er sich über seine Vorgehensweise bei der Inschriftensammlung. Unter dem Titel Grabschriften und Monumente der Domkirche schreibt Cranner:

Da ich diese zu beschreiben beginne, fand ich es für nöthig, sie in eine gewisse Ordnung einzutheilen. Ich werde also die Grabschriften der wirklichen Bischöfe vorausschicken, dann werden die Dompröbste, Domdechanten, Suffragane und Domherren folgen, und die übrigen noch vorfindlichen in chronologischer Ordnung den Schluss machen193).

Auf den Seiten 47 bis 137 (neue Paginierung) bietet Cranner innerhalb der hierarchischen Ordnung chronologisch bis in das 18. Jahrhundert hinein Inschriften und – zumeist am Rande vermerkt – auch Angaben über die Lage der einzelnen Denkmäler.

Die Eintragungen über die Bischöfe beginnen im Jahre 1246 und enden 1789; die Eintragungen für die Dompröpste beginnen im Jahr 1362 und enden 1784. Die früheste Inschrift für einen Domdekan ist 1326 datiert, die letzte 1779. Danach listet Cranner die Weihbischöfe auf außer denen, die zusätzlich Domdekane waren. Den umfangreichsten Teil der Abschriften bilden die Domherren. Hier finden sich auch die zeitlich frühesten Einträge, beginnend im Jahre 1290. Den Schluss bilden nach Cranner die übrigen Grabschriften der Domkirche nach chronologischer Ordnung. Hier sind auch die Inschriften im Außenbereich der Domkirche wiedergegeben.

Joseph Cranner findet, was die Lage der Denkmäler betrifft, die Ordnung nach der Barockisierung des Innenraumes der Domkirche vor. Die Inschriftentranskriptionen in der Handschrift Cranners beginnen auf Seite 47. Den ersten Teil der Arbeit bilden auf insgesamt 41 Seiten (die ersten vier Seiten sind unbeschriftet) eine kurze Baugeschichte der Kathedrale. Es folgt eine Beschreibung des Domes außen und eine Beschreibung des Dominnenraumes mit den Altären. Von Seite 29 bis 45 beschreibt er die nach der Barockisierung verbliebenen 16 Altäre.

Bei der Handschrift des Joseph Cranner dürfte es sich um die vollständigste Sammlung von Inschriften für den Dominnenraum handeln. Verglichen mit den im Original vorhandenen Denkmälern erweisen sich seine Lesungen als erstaunlich exakt. Zudem lassen die häufig beigefügten Bemerkungen über die Lage der Denkmäler eine gute Standortbestimmung zu.

Zeitlich geringfügig später verfasste der Domherr Thomas Ried (1773–1827)194) seine Collectio Epitaphiorum Episcoporum et non Episcoporum in Ecclesia Cathedralis (zitiert: Ried, Collectio), die in der Staatlichen Bibliothek Regensburg unter der Signatur Rat. ep. 131 aufbewahrt wird. Auf insgesamt 33 folierten Blättern verzeichnete er die Inschriften der Domkirche und des Kreuzganges. Ein erster Teil behandelt 23 Bischöfe; im zweiten Teil weist der Domherr darauf hin, dass für ihn die Handschrift Eppingers die Hauptquelle darstellte.

Die Arbeit des Thomas Ried gleicht sehr der Abschrift Zirngibls und wirkt über weite Teile wie eine Reinschrift der oben beschriebenen Handschrift. Ried nummeriert seine Inschriften durchgehend mit arabischen Zahlen (1–196)195).

[Druckseite LXIV]

Seit dem Jahre 1810 lebte der königlich bayrische Rat und Regierungsassessor Georg Alois Resch in Regensburg. Der geschichtsbegeisterte Beamte gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Historischen Vereins im Jahre 1830196). Er sammelte Kupferstiche, Aquarelle, Lithographien, Zeichnungen und Portraits von Regensburger Persönlichkeiten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts197). In dieser Sammlung verstreut befinden sich auch Abzeichnungen verschiedenster Grabplatten und Inschriftendenkmäler198). Die Denkwürdigkeiten der Stadt Regensburg sind nach ihren Standorten in den sieben mittelalterlichen Wachten der Reichsstadt geordnet. Obwohl Alois Resch Mitglied des Historischen Vereins der Stadt war, übergab er seine Sammlung im Jahre 1839 an Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis199). Sie wird bis heute im fürstlichen Archiv verwahrt.

Jeweils ein bis zwei Blätter unterschiedlicher Größe sind auf blauen Karton (49 x 30 cm) aufgeklebt bzw. befinden sich in einem beigen Passepartout (35 x 50 cm). Für den Dom und den Domkreuzgang konnten aus dem Konvolut IV 12 Objekte eingearbeitet werden. Im Konvolut VII befindet sich der Großteil, nämlich 37 Objekte (zitiert: Sammlung Resch). Die mit Bleistift gezeichneten und sorgfältig mit Tusche nachgezogenen Abzeichnungen sind häufig mit sauber geschriebenen, zumeist biographischen Informationen zu den entsprechenden Personen versehen.

Resch beauftragte Künstler der Stadt, wie Justus Popp und Josef Dorfmeister, die sich um Genauigkeit der Abzeichnungen und der Transkriptionen der Inschriftentexte bemühten. Für wenige sehr frühe verlorene Inschriftendenkmäler bildet diese Sammlung die einzige Quelle, die Auskunft über das Aussehen und die Inschriften auf den Denkmälern vermittelt (Kat.-Nrn. 11, 41, 47).

Eine weitere Sammlung über die Inschriften des Domes befindet sich im Archiv des Erzbistums München und Freising und wird unter der Signatur Ratisbonensia II, Nr. 1449 (zitiert: Heckenstallersammlung) verwahrt. Sie wurde von dem Doktor der Theologie, Joseph Jakob Heckenstaller, der am 15. Juli 1748 in Regensburg geboren und am 19. September 1772 hier zum Priester geweiht wurde, verfasst. Heckenstaller war seit 1798 Kanzleidirektor der geistlichen Regierung in Freising, 1814–1821 Generalvikariatsdirektor in Freising, 1819–1821 Apostolischer Vikar. Von 1821 bis zu seinem Tod im Jahr 1832 in München hatte er das Amt des Domdekans inne200). Er starb im Alter von 84 Jahren in München.

Auf den Seiten 297 bis 304 transkribierte Heckenstaller die Inschriften der Bischofsdenkmäler, auf den Seiten von 311 bis 372 die übrigen Inschriften der Domkirche und des Kreuzganges. Beigebunden sind Pläne der Domkirche mit Maß- und Ortsangaben und der Einzeichnung der 17 Altäre wie sie sich im Dom nach der Barockisierung befunden haben. Die Altäre sind allesamt bezeichnet, sodass dies eine Einordnung eines großen Teils der Denkmäler in ihrer ursprünglichen Lage möglich macht. Vor allem hier liegt die Bedeutung dieser Quelle für die epigraphischen Arbeiten.

Eine weitere Handschrift mit dem Titel: Grabsteine Regensburger Geschlechter des XIV. Jahrhunderts wurde von Karl Rücker im Jahr 1928 verfasst. Sie ist im Besitz des Historischen Vereins und wird unter der Signatur MsR 510 verwahrt (zitiert: Rücker, Grabsteine)201).

Karl Rücker überliefert für Regensburg Wappen und Grabmäler der Dominikanerkirche, der Minoritenkirche202), St. Emmeram und der Ulrichskirche sowie zwei Denkmäler aus dem Passauer Raum203). Die Objekte sind zum Teil koloriert oder mit Bleistift gezeichnet. Jede Abzeichnung ist ausgeschnitten; jeweils zwei oder drei Inschriftendenkmäler wurden auf 20 Tafeln aus Karton geklebt. Karl Rücker erfasst ausschließlich Grabplatten von Regensburger Patriziergeschlechtern. Daneben finden sich auf losen Blättern zugeordnet weitere Einzelabzeichnungen von Denkmälern sowie elf handschriftliche Blätter mit Notizen und Literaturangaben zu den oben genannten Kirchen.

Aus dem Domkreuzgang hat der Verfasser sieben Objekte abgezeichnet; es handelt sich ausschließlich um Wappengrabplatten. Eine Grabplatte aus der Ulrichskirche (damals bereits Museum des Historischen Vereins) sowie eine weitere Wappengrabplatte aus der Augustinereremitenkirche, die sich ebenfalls in der Sammlung befinden, wurden in den Katalog mitaufgenommen (Kat.-Nrn. 83†(?), 29); sie gehören zum Bestand des Dombereichs.

Die Handschrift kam im Jahre 1928 in den Besitz des Historischen Vereins.

[Druckseite LXV]

Im Besitz der historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften befand sich der Folioband mit Abbildungen von Grabdenkmälern und Grabsteinen im Dome zu Regensburg, der heute im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt wird204). Auf insgesamt 122 folierten Blättern zeichnet der Verfasser die Denkmäler sehr genau ab und macht dazu präzise Standortangaben, beschreibt zum Teil das Material, sodass die Auffindung der Denkmäler durch diese Quelle sehr erleichtert wird. Zwei Blätter mit dem Personennamenregister bilden den Schluss der Arbeit. Die Transkriptionen der Inschriften erweisen sich aber bei den meisten Objekten als fehlerhaft, sodass sie sich gerade bei unsicheren Lesungen der Inschriften in schlechtem Zustand als kaum hilfreich erweisen. Die künstlerische Qualität dieser Quelle jedoch ist unbestreitbar.

Überlieferung in Druckwerken

In den Jahren 1847 und 1848 erschien in Regensburg in zwei Bänden die Geschichte des Domes von Regensburg als Band XI und XII der Verhandlungen des Historischen Vereins.

Es stellt das Hauptwerk des Archivars, Kunstsammlers und Schriftstellers Joseph Rudolf Schuegraf (1790–1861) dar und gilt bis heute als Standardwerk zur Domgeschichte205).

Seine Beschreibungen der Altäre im Dom vor der Barockisierung sind unverzichtbar für die ursprünglichen Standorte der Inschriftendenkmäler. Schuegraf leistete hervorragende Quellenarbeit und bemühte sich um eine Bestandsaufnahme dieser Objekte mit zum Teil genauen Angaben über Beschaffenheit und Aussehen. Häufig finden sich hier auch biographische Angaben zu den jeweiligen Personen. Seine vielen Transkriptionen von Inschriften erweisen sich beim Vergleich mit den im Original vorhandenen Denkmälern als sehr sorgfältig. Die Aufzeichnungen über die nicht mehr vorhandenen Inschriften helfen bei der Rekonstruktion des ursprünglichen Bestandes.

Im Jahre 1884 veröffentlichte J.L. Renner in einer lokalen Tageszeitung, dem Unterhaltungsblatt zum Regensburger Morgenblatt unter dem Titel: Deutsche Grabschriften des 14. bis 18. Jahrhunderts (zitiert: Renner, Deutsche Grabschriften) ausschließlich deutschsprachige Inschriften aus der Alten Kapelle mit Kreuzgang, der Obermünsterkirche der Niedermünsterkirche, der Karmelitenkirche, von St. Cassian, der Dominikanerkirche mit Kreuzgang und aus St. Emmeram mit Kreuzgang. Für die Domkirche überliefert er insgesamt sieben, für den Kreuzgang 13 Inschriften. Er transkribierte recht ordentlich, sodass auch diese Überlieferung in die Arbeit einbezogen werden konnte. Der Verfasser befasst sich allerdings nur mit den ihm bekannten im Original vorhandenen Denkmälern. Die kopiale Überlieferung bleibt unberücksichtigt206).

Im Jahre 1920 erschien der Führer durch die mittelalterliche und neuzeitliche Sammlung im Oberpfälzischen Kreismuseum zu St. Ulrich in Regensburg. Joseph A. Endres listet zum größten Teil nur die Bestände des Museums auf, bemüht sich aber auch um Inschriften, sodass auch diese gedruckte Überlieferung bei den jeweiligen Objekten mit eingearbeitet wurde (zitiert: Endres, Führer).

Die Zusammenstellung der Grabdenkmäler des Regensburger Domes, verfasst von Oberarchivrat Dr. Rudolf Freytag und Domvikar Johann B. Hecht, erfüllen zwar nicht die Kriterien einer kopialen Überlieferung, denn außer kurzen Hinweisen auf Berufe, kirchliche Ämter oder knappen Beschreibungen und kurzen biographischen Angaben finden sich hier keine Inschriftentranskriptionen. Dennoch ist diese Zusammenstellung, die 1933 veröffentlicht wurde, unentbehrlich für die Publikation von Inschriften im Dom, Domkreuzgang und im Dombereich. Die Qualität dieser Veröffentlichung liegt darin, dass der im Jahre 1933 existierende Bestand von Domvikar Hecht mit den jeweiligen Standorten erfasst wurde. Die Archivarbeit mit den Belegstellen aus der kopialen Überlieferung leistete Rudolf Freytag. Zudem arbeiteten die Verfasser auch Literatur mit ein, besonders die jeweiligen Belegstellen der drei Bände der Bischofsgeschichte von Ferdinand Janner.

Gerade daraus wird allerdings auch eine Reihe von Personen aufgeführt, von denen weder Inschriften noch kopiale Überlieferungen oder Hinweise auf Inschriftendenkmäler existieren. Dieser Personenkreis wurde in der Inschriftenedition nicht berücksichtigt. Die Sammlung ist alphabetisch geordnet und bietet somit einen schnellen Zugriff für den Benützer. Nach einer ausführlichen Quellenbeschreibung wird hier auch die Ordnung der Altäre erfasst, wie sie vor der großen Restauration des Domes von 1833 bis 1840 bestand.

[Druckseite LXVI]

Im Rahmen der großen Inventarisierung der Kunstdenkmäler von Bayern widmete Felix Mader der Stadt Regensburg drei Bände. Der erste Band (zitiert: Kdm Regensburg I) behandelt neben St. Emmeram den Dom, den Domkreuzgang mit Allerheiligenkapelle, St. Stephan (Alter Dom), das Kapitelhaus und den Domfriedhof. Mader bemüht sich um vollständige Aufnahme des Bestandes an Denkmälern, wie er sie vorgefunden hatte. Neben den Namen der auf den Denkmälern genannten Personen mit den Datierungen werden hier auch Materialangaben, Größe und Beschaffenheit der Objekte mit zahlreichen Abbildungen wiedergegeben. Da zum Teil auch Inschriften transkribiert wurden, stellt diese Quelle auch eine kopiale Überlieferung dar. Das ist aber nicht die Hauptstärke der Publikation. Sie ist nach wie vor unverzichtbar für den großen Überblick der Bestände und Standorte aller vorhandenen Inschriftendenkmäler.

Die jüngste Veröffentlichung von ausschließlich deutschsprachigen Inschriften erschien im Jahr 1989 unter dem Titel: Die mittelalterlichen deutschen Inschriften in Regensburg. In dieser Monographie werden insgesamt 112 Inschriften, bis auf zwei Ausnahmen207) allesamt von original vorhandenen Denkmälern, geboten; die jüngste Inschrift stammt aus dem Jahr 1547.

Es handelt sich um sorgfältige Vorortabschriften der Denkmäler aus dem Dom und Domkreuzgang, der Dominikanerkirche, dem Stadtmuseum, aus der Ägidienkirche, der Minoritenkirche, aus Obermünster, St. Cassian , aus St. Emmeram und der Alten Kapelle, aus der Neupfarrkirche und der Schottenkirche. Daneben wurde hier eine große Zahl an profanen Inschriften der Stadt gelesen, transkribiert und ausgewertet. Für den Dombereich sind es insgesamt 17 deutschsprachige Inschriften bis Ende des 15. Jahrhunderts, die im Katalogteil bearbeitet wurden. Neben ausführlichen sprachlichen Analysen von Vokalismus und Konsonantismus, sowie Beiträgen zur Morphologie und Syntax enthält dieser Band auch ein ausführliches Glossar208) sowie eine Besprechung und Sammlung der kopialen Überlieferung von Regensburger Inschriften von Franz Fuchs209).

Das Interesse des Heraldikers und Graphikers Lorenz Max Rheude galt vor allem den Wappengrabplatten im Bearbeitungsbereich. Rheude wurde 1863 in München geboren und starb 1939 in München210). In den Heraldischen Mitteilungen beschrieb er in zwei Beilagen (Nr. 9 und Nr. 10) insgesamt acht Denkmäler mit Transkriptionen der Inschriften. Besondere Bedeutung legte der Autor naturgemäß auf die genauen Blasonierungen der Wappen. Hier finden sich auch kurze biographische Angaben zu den jeweiligen Personen. Für den Bearbeitungszeitraum bis zum Jahr 1500 wurde dieser Autor bei sieben Denkmälern herangezogen211).

Überlieferung durch Photographien

Im Bearbeitungsbereich können einige Inschriftendenkmäler nur noch auf Grund von Photomaterial rekonstruiert werden. Das trifft vor allem für die Inschriften der Allerheiligenkapelle zu, die heute kaum mehr zu erkennen sind. Ein Sonderfall ist auch die Grabplatte des Dekans Konrad von Schwarzenburg (Kat.-Nr. 74), die sich unter dem Gestühl des südlichen Seitenschiffes im ersten Joch befindet und daher unzugänglich ist. Das Photomaterial stammt aus der Zeit der letzten großen Renovierung im und am Dom in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch die Existenz der heute nicht mehr zugänglichen Fragmente in den Triforiengängen ist nur photographisch dokumentiert212).

7. Die Schriftformen

Romanische und Gotische Majuskel

Das einigermaßen sicher zu datierende Inschriftenmaterial im Dom und den dazugehörenden Räumlichkeiten setzt etwa um 1070 mit der gemalten Weiheinschrift an der Ostwand in der Stephanskapelle des Domkreuzganges ein (Kat.-Nr. 1(†)). Bei aller Vorsicht in Bezug auf die Inschriftenterminologie kann diese Inschrift als Romanische Majuskel bezeichnet werden213). Die zum Teil fast [Druckseite LXVII] quadratischen Buchstaben weisen keine unzialen Formen auf. Die Schäfte der Buchstaben M, N, D, H sind stark verdickt, ebenso wie die Rundungen des S, O, C und P. Das R zeigt jeweils eine gebogenen nach unten dünn ausschwingender Cauda. Das E ist durchweg in kapitaler Form geboten mit an den Enden verdickten Hasten und Balken. Insgesamt weist diese gemalte Inschrift viele Kriterien einer Übergangsschrift von der Romanischen zur Gotischen Majuskel auf. Die gesamte Inschrift ist geprägt durch zahlreiche Nexus litterarum und Enklaven214). Soweit überschaubar fehlen für diese Zeit im Regensburger Raum gemalte Inschriften zum Vergleich.

Knapp hundert Jahre später datieren die ebenfalls an die Wand gemalten Inschriftenreste der Allerheiligenkapelle (Kat.-Nr. 2(†)). Wegen des schlechten Erhaltungszustandes ist hier eine Schriftanalyse nicht möglich.

Die frühesten in Stein gehauenen Inschriften sind 1292 und 1293 datiert (Kat.-Nrn. 12, 13). Die mit unregelmäßigen Abständen eingehauenen Buchstaben rekrutieren sich aus kapitalen Formen. Lediglich das A zeigt sich einmal in pseudounzialer Form mit gebrochenem Mittelbalken. Die Schäfte des T, N, L, sind an den Enden leicht verdickt, ebenso die Rundungen des C und S. Die Cauda des fast hochrechteckigen R setzt am Bogen an und schwingt leicht gerundet aus.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts mehren sich die Beispiele, an denen die Entwicklung zur vollendeten Gotischen Majuskel demonstriert werden kann. Die vor 1306 zu datierende Baumeisterinschrift (Kat.-Nr. 30) zeigt breite Formen der Buchstaben mit starken Schwellungen in den Rundungen des D, C und B, alle Hasten sind an den Enden verdickt und enden mit dünnen Haarstrichen. Bei der etwa um die gleiche Zeit gearbeiteten Inschrift für den Goldschmied Wernher (Kat.-Nr. 17) sind einige Buchstaben (C, unziales E, symmetrisches unziales M) bereits durchweg geschlossen. Die mit größerem Abstand aneinander gereihten Buchstaben weisen den für die Gotische Majuskel charakteristischen Formenreichtum auf. Das E erscheint sowohl fast quadratisch und voll geschlossen als auch in schmälerer kapitaler Form, das ausschließlich unzial verwendete M ist einmal symmetrisch gebildet und unten geschlossen sowie zweimal mit geschlossenem linken Bogen und mit nach außen aufgebogenem rechten Bogen versehen. N kommt sowohl in unzialer als auch in kapitaler Form vor, das C ist fast quadratisch und immer geschlossen, das H zeigt sich unzial, das A präsentiert sich sowohl in pseudounzialer Form mit stark verdicktem linken geschwungenem Schaft als auch breit trapezförmig mit verdicktem rechten und leicht geschwungenem linken Schaft.

An dieser Stelle sei noch die an einem Pfeiler in zwei kurzen Zeilen eingehauene Gedenkinschrift (Kat.-Nr. 20) hingewiesen, die aufgrund der Buchstabenformen in die Zeit um 1300 einzuordnen ist215). Die Inschrift weist starke Verdickungen an den Schäften und Rundungen auf, das unziale E ist geschlossen und fast kreisförmig, die Cauda des ebenfalls sehr runden R läuft geschwungen aus. Eine 1311 datierte, erhabene Inschrift (Kat.-Nr. 33), die leider nicht genau zugeordnet werden kann, zeigt eine vollendet ausgeformte Gotische Majuskel mit fast quadratischen Buchstaben; vor allem die kreisrunden geschlossenen C mit starken Verdickungen in den Rundungen weisen eine Besonderheit auf, für die soweit überschaubar keine weiteren Beispiele im Regensburger Raum zu finden sind. Die C sind durch einen breiten Mittelschaft unterteilt. Auch in dem links geschlossenen unzialen M mit weit nach innen gezogenem Bogenläufer befinden sich diese Schäfte in den Rundungen. Eine weitere Besonderheit zeigt sich auf der Umschrift einer Grabplatte, deren Datierung nicht mehr vorhanden ist (Kat.-Nr. 71). Die mit großem Abstand eingehauenen Buchstaben zeigen ein geschlossenes unziales E, ein R mit am Bogen ansetzender weit nach unten ausschwingender Cauda und ein fast hochrechteckiges trapezförmiges A, das mit einem kapitalen, geschlossenen E ligiert ist.

Die Umschrift auf der Grabplatte des Haitfolch, 1310 datiert (Kat.-Nr. 32), weist ein deutlich homogeneres Schriftbild auf; hier sind die Buchstaben enger zusammengerückt und sorgfältiger gearbeitet. Die Schrift zeigt den gesamten Variantenkanon, den die hochgotische Majuskel zu bieten hat. Das A erscheint pseudounzial mit einem stark überstehenden, an den Enden verdickten Balken und trapezförmig ebenfalls mit überstehender Trabs. Die C sind alle geschlossen und gestreckter als bei der Inschrift für Wernherus (Kat.-Nr. 17). Auch die ausschließlich unzial gebildeten E sind allesamt mit einem weit nach unten gezogenem Abschlussstrich versehen. Die unzialen D laufen nach oben links in einem eleganten Bogen aus, das kapitale D zeigt starke Schwellung in der Rundung. Das H zeigt sich in der unzialen Version, das kapitale T hat an den Hasten und Balken verdickte Enden, das [Druckseite LXVIII] runde T kommt nur einmal vor mit in der Mitte stark verdicktem Deckbalken und hocheingerolltem Bogen.

Drei unterschiedlich gearbeitete Gotische Majuskelinschriften aus den Jahren 1317, 1318 und 1337 finden sich auf der Grabplatte der Familie Sitauer (Kat.-Nr. 41)216). Hier bietet sich auf einem Denkmal ein Beispiel der für Regensburg symptomatischen Schriftentwicklung der Gotischen Majuskel. Während die Buchstaben in der nur noch fragmentarisch vorhandenen Inschrift von 1317 fast quadratisch und mit größerem Abstand eingehauen sind, rücken sie in der zweiten Inschrift näher aneinander und zeigen eine gestrecktere Form. Letzteres trifft auch für die kleinere Schrift im Feld zu. Das A präsentiert sich durchgehend in pseudounzialer Form mit gerundetem linkem Schaft und nach links überstehendem Deckbalken. Bei der dritten Inschrift ist der Mittelbalken gebrochen und zweimal schräg. Die C bleiben in den drei Inschriften voll geschlossen. Das M zeigt sich einmal in der symmetrisch unzialen Form, die weiteren Male als links geschlossenes unziales M, dessen rechter Bogenausläufer in einem Zierpunkt endet. Alle Buchstaben zeigen dreieckförmige Verdickungen an Hasten und Balken. Das T ist in den drei Inschriften ausschließlich in kapitaler Form eingesetzt. Lediglich die 1318 datierte Inschrift weist einen AE-Nexus litterarum auf, in dem das E zwar geschlossen aber in kapitaler Form verwendet wird. Insgesamt präsentiert sich die dritte und jüngste Inschrift aus dem Jahr 1337 flacher und weniger sorgfältig eingehauen. Sie weist mehr Ähnlichkeiten mit den zur Mitte des Jahrhunderts gearbeiteten Majuskelinschriften auf.

Die zeitlich folgende Schrift umrahmt die früheste im Bearbeitungsraum vorhandene Figurengrabplatte des Domherrn Ulrich von Au (Kat.-Nr. 53). Diese ist zwar 1326 datiert, ein Großteil der Inschrift der Grabplatte ist aber sicher zeitlich früher gefertigt, denn die minderen Zahlen sind von anderer Hand nachgetragen. Es handelt sich um eine gestreckte Form der Majuskel, die Buchstaben sind relativ eng aneinander gereiht eingehauen. Auch hier zeigt sich der Variantenreichtum der Schrift: Das N ist sowohl in runder als auch in kapitaler Form geboten. Das D ist unzial, die E erscheinen in dreierlei Formen, geschlossen wie offen. Einmal erscheint das E als geschlossene unziale Form, einmal als geschlossene Form mit epsylonförmigem Bogen und einmal als kapitales E mit schwalbenschwanzähnlichen Verdickungen an den Balken. Die A präsentieren sich in pseudounzialer Form mit überstehendem linken Balken und trapezförmig mit breitem, beidseitig überstehendem Balken.

Von großer Harmonie und den Kriterien der hochgotischen Majuskel entsprechend zeigt sich die in die Marienglocke eingegossene zweizeilige Inschrift (Kat.-Nr. 60). Auch diese Inschrift zeigt die Buchstaben nicht flächig, sondern eher im Größenverhältnis von 2:1. Die Rundungen an C, an unzialem E, am unzialen voll geschlossenen M, am O, B, S und R sind stark verdickt, auch die Schäfte des V, Schaft und Querstrich des L und I verbreitern sich jeweils stark.

Zweifelsohne kannte Konrad von Marburg, der Meister, der diese Glocke gegossen hatte, alle dekorativen Formen des hochgotischen Majuskelalphabets.

Bis in das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts bleibt die Gotische Majuskel die beherrschende epigraphische Schrift. Allerdings sind bei den Denkmälern, die sich für eine Untersuchung eignen, wenig Unterschiede in der Entwicklung der Formen festzustellen. Am besten, wegen des relativ guten Erhaltungszustandes, eignet sich die Inschriftentafel für Leutwin und Martha Tunauer (1366/1369, Kat.-Nr. 82). Es handelt sich durchweg um sehr gestreckte Buchstabenformen mit leichten Verstärkungen an den Hasten und an den Bogenkrümmungen. N ist rund und M unzial, die E und C durchweg leicht gerundet und geschlossen. Die O bilden ein schmales Oval. Die T sind allesamt rund mit leicht gebogener Haste, die an der rechten Seite fast bis zur Mitte des Buchstabens aufrollt. Auch die Balken des L sind über die Mitte des Schaftes hochgezogen und laufen mit einem feinen Haarstrich aus. Die A zeigen sich durchweg pseudounzial mit feinem stark überstehendem Abschlussbalken und schrägem Mittelbalken. Die Buchstaben stehen sehr nah zusammen, der gedrängte Eindruck wird verstärkt durch zahlreiche Nexus litterarum.

Ähnliche Schriftbilder zeigen die Inschriften auf den wenigen Denkmälern, die noch erhalten sind und wegen des schlechten Zustandes kaum für eine differenzierte Beschreibung herangezogen werden können (Kat.-Nrn. 68, 77, 80, 90, 113). Auch die noch vorhandene, aber wegen des Gestühls unzugängliche Grabplatte des Domdekans Konrad von Schwarzenburg (†1353, Kat.-Nr. 74) trägt die gestreckte Form der Buchstaben in der Umschrift217).

Die Gotische Majuskel verschwindet im Bearbeitungsbereich in den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts, mit einer Ausnahme. Auf der Grabplatte für Stephan Sattelbogen (1424, Kat.-Nr. 150) präsentiert [Druckseite LXIX] sich die Umschrift ein allerletztes Mal in dieser Schriftart. Auch hier sind die einzelnen Buchstaben eher gestreckt und nahe zusammengerückt. Alle N sind rund, die M unzial, A pseudounzial mit weit nach links überstehendem verdickten Balken, die E zeigen sich alle unzial und geschlossen. Auch hier sind Schäfte und Rundungen der Buchstaben nur leicht verdickt.

Gotische Minuskel

Im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts mehren sich die Beispiele dafür, dass die neue Inschriftenform der Minuskel auch in Regensburg die ältere Gotische Majuskel abgelöst hat. Sowohl im Dombereich als auch, soweit überschaubar, im Regensburger Stadtbereich erfolgt die Adaption der Gotischen Minuskel in etwa dem gleichen Zeitraum wie in anderen deutschsprachigen Regionen218). Aus dem 14. Jahrhundert haben insgesamt zwölf Denkmäler mit in Stein gehauenen Inschriften die Zeit überstanden.

Die früheste Minuskel findet sich auf der Inschriftentafel für Ulrich und Otto Woller (1375/77, Kat.-Nr. 92). Die Schrift wirkt wie gemalt, ist aber in weichem Stein eingehauen und mit schwarzer Farbe ausgezogen. Die Buchstaben außer dem M der Datierung sind alle dem Minuskelalphabet entnommen. Das a trägt ein schräg nach links auslaufendes Dach, das mit einem feinen geschwungenen Haarstrich mit der linken Haste schließt. Die Buchstaben d, l, das lange s, das t und k haben deutlich Oberlängen, während das g fast mit der unteren Linie abschließt. Die Schäfte des v, des x und des r knicken zu kleinen Fähnchen um. Auch die runden s wirken durch die Haarstriche fast geschlossen.

Ab dem Beginn der 80er Jahre des 14. Jahrhunderts wird im Bearbeitungsbereich die Gotische Minuskel als Inschriftenschrift ausschließlich (bis auf die erwähnte Ausnahme) angewandt219).

Die Ablösung der Gotischen Majuskel durch die Minuskel kann sehr gut dargestellt werden an den Inschriften auf der großen Wappengrabplatte der Familie Ingolstetter (1357/1364/1381/1412, Kat.-Nr.76). Während die beiden früheren Inschriften in Gotischer Majuskel gearbeitet sind, präsentieren die 1381 und 1412 datierten Inschriften die Gotische Minuskel. 1381 ist auch die erste noch vorhandene Bischofsgrabplatte für Bischof Konrad von Haimburg (Kat.-Nr. 93) datiert. Diese Inschrift zeigt ähnliche Gestaltungskriterien, wie sie auf der Grabplatte seines Nachfolgers, des Bischof Theoderich von Absberg (†1383, Kat.-Nr. 96) zu finden sind, die nur zwei Jahre später datiert ist. Die Buchstaben sind hier eng aneinandergerückt und betonen die Vertikale. Die Schäfte knicken zu kleinen Fähnchen ab. Kleine Quadrangeln als Worttrenner kennzeichnen die engen Spatien zwischen den Worten. Das gesamte Schriftbild wirkt einheitlich und dekorativ.

Die vier Jahre später entstandene Umschrift auf der Grabplatte für Leopold Gumprecht (1387, Kat.-Nr. 99) zeigt nur geringfügige Unterschiede zur Schrift auf der Grabplatte für Theoderich von Absberg. Die rechte Haste des zweistöckigen a knickt im oberen Drittel stark zur linken Seite ab, ebenso wie das runde d, und erreicht fast die Höhe der Oberlängen des l, des langen s, des f und des h. Während die x in der Datierung bei dem beschriebenen Bischofstein Ähnlichkeit mit dem Majuskel-X zeigen, gestaltet der Steinmetz diesen Buchstaben auf dem Gumprechtstein mit Querbalken in der Mitte der Haste. Drei weitere Umschriften auf Grabplatten des 14. Jahrhunderts lassen die oben beschriebenen Gestaltungskriterien erkennen (Kat.-Nrn. 102, 109, 111) sodass, was die Umschriften auf den Grabplatten betrifft, hier wenige für die Paläographie bedeutende Unterschiede festzustellen sind.

Unterschiedlich zeigen sich jedoch die Inschriften auf den zwei Epitaphien aus dem Bestand des 14. Jahrhunderts.

Die fünfzeilige Inschrift für Johannes aus Peina (†1386, Kat.-Nr. 98) ist zwischen zwei Doppellinien gleichmäßig mit schmalen Buchstaben eingehauen220). Die Ober- und Unterlängen zwängen sich in das Linienschema. Das geknickte Dach des a schließt mit einem stark geschwungenen feinen Haarstrich fast mit der linken Haste ab. Auch der geknickte Schaft der e endet mit nach rechts geschwungenen Haarstrichen. Durch das mehrfach geknickte runde s läuft ein feiner Strich. Die Inschrift weist mehrere Nexus Litterarum auf.

[Druckseite LXX]

Ein Beispiel des ausgehenden Jahrhunderts für eine sehr vollendet erscheinende Minuskelinschrift bietet sich auf der Inschriftentafel für den Domkanoniker Ulrich Wild aus dem Jahr 1389 (Kat.-Nr. 100). Auch hier sind die Buchstaben wiederum außer dem M in der Datierung allesamt dem Minuskelalphabet entnommen. Die Inschrift weist kaum Unterlängen auf. Der rechte Schaft des g ist fast waagrecht abgeknickt, und der linke Schaft des p reicht nur geringfügig über den unteren Zeilenrand hinaus. Dagegen haben das lange s, das l und vor allem die schräg nach links oben auslaufenden Balken des a und des d deutliche Oberlängen. Das runde s ist ebenso wie bei dem Peina-Epitaph mehrfach geknickt und diagonal mit einem feinen Strich durchzogen, der im oberen Bereich rund nach links und unten rund nach rechts ausschwingt. Insgesamt wirkt die Inschrift sehr sorgfältig und gekonnt und harmoniert damit mit der hochwertigen bildlichen Darstellung.

Das 15. Jahrhundert bringt zunächst wenige Veränderungen im Schriftbild im Hinblick auf die Lapidarinschriften. Was die Grabplatten betrifft, finden sich erstmalig im Bestand zwei dreizeilig untereinander angeordnete Inschriften, die durch das Vollwappen getrennt sind, auf dem Wappenstein für die adeligen Gebrüder Staufer (Kat.-Nr. 126). Die Buchstaben wirken gestreckt und sind eng aneinander gerückt. Außer dem Großbuchstaben M in der Datierung, der so häufig in den Minuskelinschriften des Domes zu beobachten ist, finden sich auch hier keine Versalien. Die einzelnen Worte sind mit großem Abstand gesetzt und deutlich durch Quadrangeln voneinander getrennt. Auch hier zeigen die Dachbalken des a und des d steil nach links oben. In diesen beiden Inschriften sind die Oberlängen betont, die Unterlängen jedoch wenig auffallend.

Die zeitlich folgende und vom Erhaltungszustand beschreibbare Umschrift auf der Grabplatte des Bischofs Johann von Moosburg (†1409, Kat.-Nr. 129) aus der Werkstatt des Dommeisters Wenzel Roriczer weist ebenfalls nur geringfügige Unterschiede auf221). Abgesehen davon, dass die Inschrift auf erhöhtem, sehr breitem Rand eingehauen ist und damit Bildrahmenfunktion übernimmt, sind auch hier wenige Unterschiede in der Formgebung zu den oben beschriebenen Minuskelschriften festzustellen. Der Initialbuchstabe A des Anno, das E des Titels und das J des Namens sind aus dem Versalienalphabet. Die Grabplatte des Bischofs Albert von Stauf (Kat.-Nr. 144) ist wohl wenig später um 1410/1412 ausgeführt worden222). Auch sie stammt aus der Werkstatt des Wenzel Roriczer. Hier bleiben die Unterlängen unauffällig, während die Oberlängen des s, des l und des f fast bis an die Inschriftenbegrenzung heranreichen. Die s und f zeigen einen abgeknickten oberen Schaft. Die Worte sind deutlich durch Worttrenner voneinander abgesetzt.

Andere Stilmittel hingegen weist die Umschrift der Grabplatte des Patriziers Albrecht Sterner auf (Kat.-Nr. 132). Erstmalig zieren vier kleine Wappenschilde die Ecken des erhöhten Randes. Das S des Familiennamens ist eine bisher unbekannte Form mit Doppellinie im Mittelteil, das z besteht aus drei untereinander angeordneten Quadrangeln, die unterste läuft mit feinem Haarstrich aus. Die r zeigen umgebrochene untere Schaftenden, die Fahne ist ein Quadrangel mit unten angesetztem Zierstrich. Die Worttrenner bestehen aus kreuzförmig angeordneten Quadrangeln. Zum ersten Mal auf einer Grabplatte finden sich hier zwei zusätzliche, kleiner nachgetragene Minuskelinschriften am linken Rand für weitere Familienmitglieder.

Aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts haben eine Reihe von Inschriftendenkmälern die Zeit überstanden, bei denen sich sowohl in der Schriftgestaltung als auch in den eingesetzten Stilmitteln Gemeinsamkeiten feststellen lassen. Etwa 1419 fand in der Dombauhütte der Wechsel im Amt des Dommeisters von Wenzel Roriczer zu Andre Engel statt223). Zu dieser Zeit beherrscht die Minuskel vollkommen das Schriftbild mit wenigen Versalieneinsprengseln, wie das bereits benannte M in der Datierung oder wenigen eher willkürlich erscheinenden Ausnahmen. Was die genannten Stilmittel betrifft, so zeigen beispielsweise die 1426 datierte Grabplatte für Stephan Notangst (Kat.-Nr. 156), die Grabplatte für Oech von Pappenheim (1431, Kat.-Nr. 173) und die Grabplatte des Domherren Kaspar Türlinger (1431, Kat.-Nr.175) allesamt signifikante Worttrenner, die aus einem Kreuz von fünf Quadrangeln bestehen.

Am Beispiel der relativ gut erhaltenen und sehr sorgfältig eingehauenen Inschrift auf der Grabplatte des Patriziers Stephan Notangst können Gemeinsamkeiten der Buchstabengestaltung mit den anderen genannten Grabplatten festgestellt werden. Der obere Teil des gebrochenen rechten Schaftes beim doppelstöckigen a zeigt steil nach links oben, ebenfalls der obere Teil des Schaftes des d. Der rechte Schaft des g bleibt gerade mit wenig Unterlänge, der Deckbalken ragt über den rechten Schaft hinaus. [Druckseite LXXI] Die Balken des e sind zu einem feinen Schrägstrich reduziert. Bei den Grabplatten des Kaspar Türlinger und des Johannes Dornsteiner (Kat.-Nr.177) fällt der T-Versal auf, er besteht aus einem Bogen, dem auf halber Höhe eine kurze Haste mit Balken eingestellt ist. Auf der Türlinger- und auf der Weutragrabplatte sind die versalen E leicht gerundet mit kurzem Mittelbalken gestaltet. Auch das C zeigt diese Rundung mit kleinen Fähnchen am oberen und unteren Bogenende. Die kleinen Wappenschilde in einer oder beiden oberen Ecken können wohl, neben den zwar geringfügig unterschiedlich gestalteten Schriftbildern, als weiteres Charakteristikum der Steinmetzwerkstatt des Andre Engel erkannt werden.

Die Gruppe der Scheitelsteine mit Inschriften, die im Zusammenhang mit der Renovierung des Kreuzganges zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden, datiert ebenfalls in das erste Drittel dieses Jahrhunderts224). Es handelt sich mit Ausnahme der Inschrift für den Steinmetz Dietrich Semmler (Kat.-Nr. 179) um Stifterinschriften, in denen die Personen genannt sind, die die jeweiligen Gewölbe finanziert hatten. Vier dieser Scheitelsteininschriften könnten, bei aller Vorsicht, aus der Werkstatt des Steinmetzmeisters Semmler stammen. Beginn und Ende der Inschriften werden jeweils durch ein Kreuz gekennzeichnet, das aus fünf Quadrangeln besteht225). Auch diese Worttrenner sind Quadrangeln. Der Balken des oberen abgeknickten Bogenabschnitts der e ist zu einem feinen Schrägstrich reduziert, die Fahnen der r bilden Quadrangeln, der obere geschlossene Bogen der doppelstöckigen a schließt im linken Teil mit einem runden Bogen, das z besteht aus einem Quadrangel in der Mitte, oben knickt eine Fahne nach links ab, im unteren Teil ein leicht verdickter Bogen, der fein ausschwingt. Bei diesen Inschriften sind die Oberlängen betont, Unterlängen werden durch feine Haarstriche angedeutet, wie z. B. beim unter die Zeile gezogenen Bogen des h. In all den fünf Scheitelsteinen werden ausschließlich Buchstaben aus dem Minuskelalphabet verwendet226).

Der Scheitelstein für Hans Freudenberger (Kat.-Nr. 140) scheint aus einer anderen Werkstatt zu stammen. Er trägt als einziger eine Datierung, das Kreuz zu Beginn der Inschrift ist gleicharmig mit verdickten Enden. Die Buchstaben sind breiter, die Schäfte weisen alle am oberen und unteren Ende Brechungen auf.

Insgesamt handelt es sich bei den Scheitelsteinen um sehr sorgfältig und gekonnt ausgeführte Inschriften, die tief eingehauen - zweifelsohne im Hinblick auf die Lesbarkeit wegen der größeren Distanz zum Betrachter - gearbeitet worden sind.

Erhaben gearbeitete Inschriften

Einer Gruppe von Inschriften, die gerade im 15. Jahrhundert häufiger vorkommen, sollte besondere Beachtung geschenkt werden, nämlich den erhaben gearbeiteten Inschriften227). Bis zum Ende des Bearbeitungszeitraumes sind insgesamt 19 Denkmäler vorhanden.

Die Grabplatte mit der frühesten erhabenen Inschrift ist 1440 datiert und dem Domherren Wolfhard Ebner gewidmet (Kat.-Nr. 190). Diese Grabplatte wurde nicht von einem Steinmetz, sondern von einem Bildschnitzer gearbeitet228). Bei diesem Denkmal ist es nicht nur die hervorragende figürlichen Gestaltung, die Aufmerksamkeit erregt. Ebenso gekonnt ist auch die Umschrift ausgeführt. Die Buchstaben sind eng aneinandergerückt, sodass die Schaftbrechungen sowohl oben als auch unten die benachbarten Buchstaben zum Teil berühren. Eine besondere Variante bildet der Beginn der Umschrift an der rechten Längsseite, gekennzeichnet durch eine kleine betende Figur, Sinnbild für die Seele des Verstorbenen. Das A von Anno weist eine pseudounziale Form auf mit geradem rechten Schaft. Die Spitze der unteren Brechung berührt den Rand des vertieften Feldes, aus dem die Inschrift gehauen ist. Oben schwingt der Schaft in einem feinen eingerollten Haarstrich nach links aus. Der linke Schaft ist in der oberen Hälfte dreieckförmig ausgezogen und schwingt mit einer Rundung in die rechte Haste ein. Der untere verdünnte Teil läuft fast in einem S über dem Rand aus. Der Initialbuchstabe I ist ebenfalls als Versal gestaltet. Sein Deckbalken verdickt sich dreieckförmig, der Schwellschaft schwingt bogenförmig nach links aus. Einmalig im Bestand der Lapidarinschriften ist die Engelfigur, die in diesen Buchstaben integriert ist. Das M von Millesimo zeigt zwei gerade Schäfte, die sich im unteren Bereich berühren, der rechte Schaft ist geschwungen und verbindet sich [Druckseite LXXII] mit einem Balken mit dem mittleren Schaft. Außer der dünneren bogenförmigen Schwingung des recht Schaftes über den unteren Rand des Inschriftenfeldes hinaus bleibt dieser Buchstabe von der Größe her zwischen den Linien. Die weiteren Versalien R und W ragen nur geringfügig über den oberen Rand hinaus. In der Gestaltung der Unterlängen der einzelnen Buchstaben zeigen sich einige Varianten. Die Oberlängen des h, des b, des langen s, des t und des l sind jeweils schräg abgeflacht und reichen weit über das vertiefte Feld hinaus. Das p schließt ebenfalls schräg mit kurzer Unterlänge. Der rechte Schaft des g knickt nach links und läuft weit unter der Begrenzung des Feldes als eingerollte Zierlinie aus. Der rechte Schaft des a knickt im oberen Teil nach links ab endet mit einem dünneren Bogen, dessen Auslauf die linke Haste berührt. Die einzelnen Worte sind durch kleine Zierkreuze, die oben und unten mit Lilien besetzt sind, getrennt.

Diese Inschrift eröffnet die Reihe der erhaben gearbeiteten Schriftformen, die bei genauer Betrachtung einen großen Variantenreichtum zeigen.

Zunächst die Kriterien, die zumindest annähernd ähnlich erscheinen. Bis auf ein Denkmal, der Grabplatte des Heinrich von Parsberg (†1499, Kat.-Nr. 319), handelt es sich um Umschriften, die zumeist auf breitem Rand in scharf begrenzten, vertieften Feldern gehauen sind, sodass sie auf einer Ebene mit dem Rand abschließen. Die Parsberggrabplatte trägt zudem eine nachgetragene, erhaben gehauene Inschrift, die 1527 datiert ist. Auf der Grabplatte des Domherren Johannes von Trebra (†1494, Kat.-Nr. 302) ist zusätzlich zur erhaben gehauenen Umschrift eine Tafel über der figürlichen Darstellung angebracht, deren Bibelzitat aber vertieft eingehauen ist.

Was die Verwendung von Versalien in den erhabenen Inschriften betrifft, kann wenig Systematik, geschweige denn eine kontinuierliche Entwicklung erkannt werden. Recht variantenreich wird hierbei der Buchstabe A des Anno gestaltet, mit dem in den meisten Fällen die Inschrift beginnt229).Während auf der Grabplatte des Johannes Hec (†1455, Kat.-Nr. 217) dieser Buchstabe als zweistöckiges, größeres Minuskel-a gestaltet ist, beginnen die zeitlich folgenden Inschriften mit unterschiedlichsten Formen aus den Versalienalphabeten. Die Grabplatte des Bischofadministrators Rupert I. (†1465, Kat.-Nr. 238), die einzige Grabplatte mit erhabener Inschrift, die doppelzeilig um den breiten Rand läuft, zeigt ein pseudounziales A, dessen linke Haste fast s-förmig geschwungen ist, der Deckbalken ragt weit über die linke Seite, dreieckförmig verdickt, hinaus230). Ein ähnliches aber schmäleres pseudounziales A findet sich auf der Grabplatte des Ulrich von Pairstorf (†1476, Kat.-Nr. 257). Schmal und keilförmig mit weit nach links überstehendem Balken präsentiert sich das A auf der Grabplatte des Haupto von Pappenheim (†1479, s. Kat.-Nr. 265); bei der Inschrift für Johannes Tröster (†1485, Kat.-Nr. 280) bricht der gerade Schaft des pseudounzialen A unten rautenförmig, der linke Schaft ist in der Mitte dreieckig spitz ausgezogen, der Deckbalken ist gerundet und schwingt in einem nach außen stark verdickten Bogen nach links aus. Zum Ende des Jahrhunderts finden sich im Bestand zwei Grabplatten, beide aus dem Jahr 1497 deren A des Anno Besonderheiten aufweisen. Sowohl auf den Grabplatten für die Domherren Georg von Preysing (Kat.-Nr. 313) und Franziskus Schlick (Kat.-Nr. 314) hat das A einen geraden rechten Schaft, der unten leicht abknickt, der linke innere Schaft ist nur leicht, der äußere Schaft hingegen stärker gerundet. Die Deckbalken schließen mit dem rechten Schaft ab, an der linken Seite gebogen und nach unten ausschwingend. Beide Denkmäler stammen aus der Werkstatt des Wolfgang Roritzer231).

Von der Mitte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts finden sich immer mehr Versalien in den erhaben gearbeiteten Inschriften.

Während bei der oben beschriebenen Inschrift des Wolfhard Ebner lediglich das W des Wolfhardus und das R des Ratisbonensis sowie das I mit integrierter Engelsfigur als Versal wiedergegeben ist, zeigen die zeitlich folgenden Inschriften die Vor- und Nachnamen mit Buchstaben aus dem Versalienalphabet. In der Inschrift der Grabplatte des Bischofadministrators Rupert, datiert 1465, beginnen die adeligen Titel Comes und Dux, das Reverendus, Ecclesie Ratisbonensis, Sepultus und Requiescat mit Versalien. Die R haben einen gerundeten linken Schaft, einen fast kreisrunden Bogen im oberen Teil und eine Cauda, die etwa mittig ansetzt und leicht nach rechts gebogen ausläuft. Ein R in gleicher Form findet sich auf der Grabplatte des Haupto von Pappenheim (1479, Kat.-Nr. 265).

Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts kommen einige Zierformen eines Versal-O in den Minuskelinschriften vor. So zeigt das O am Beginn der Inschrift eines unbekannten Domherren (†1495, Kat.-Nr. 306) einen linken Schaft, der im mittleren Teil zweifach ausgezackt und unten im rechten [Druckseite LXXIII] Winkel gerade nach rechts abgeknickt. Der obere Abschnitt endet leicht gerundet in einer Spitze. Rechts ist der Schaft leicht gerundet und knickt unten nach links zu einem kleinen Rechteck ab. Etwa von der oberen Spitze weg ist eine Cauda eingestellt, die bis zur Mitte des Buchstabens reicht. Diese Form des O als Initiationsbuchstabe ist einmalig im Bestand. Häufiger sind die O als Versalien zu Beginn des Obiit. Sie laufen im oberen Abschnitt oval aus, von oben ist in die Rundung jeweils ein Schaft von unterschiedlicher Länge eingestellt232). Das O auf der Grabplatte des Sigismund Rosser (†1482, Kat.-Nr. 273) zeigt eine Dreiviertelrundung, die links offen bleibt, von oben ist ein etwa dreiviertellanger Schaft in die Rundung eingestellt. Bei den genannten Denkmälern fallen auch einige Spielmöglichkeiten des C auf. So ist z. B. bei dem Rosser-Denkmal dem Bogen im unteren Abschnitt ein senkrechter halber Schaft angefügt, der im oberen Abschnitt im 90 Grad Winkel abknickt. Mit unterschiedlicher Länge des Schaftes, aber die gleichen Kriterien zeigt das C auch in den Inschriften des Christian von Stinglheim (Kat.-Nr. 203), des Franziskus Schlick (Kat.-Nr. 314), des Heinrich von Parsberg (Kat.-Nr. 319) und des Theoderich von Bibra (Kat.-Nr. 326).

Für die Entwicklung der epigraphischen Schrift im Bestand kann auch noch die Beschreibung des versalen M in den erhaben gestalteten Inschriften wichtig sein. Auf der Wappengrabplatte des Georg von Preysing (†1497, Kat.-Nr. 313) erscheint eine Zierform des M. Diesem Buchstaben ist ein zusätzlicher Bogen eingestellt, sodass die beiden linken Hasten nahe zusammenstehen und deren Brechungen sich an der unteren Linie berühren, die beiden rechten Hasten stehen weiter auseinander. Dieses Erscheinungsbild wird bei der Grabplatte des Franziskus Schlick (1497 Kat.-Nr. 314) variiert; eingestellt ist hier ein Spitzbogen, die mittleren Hasten sind durch einen gedoppelten, schrägen Balken in der oberen Hälfte verbunden. Eine weitere Variante des M findet sich in den Inschriften für die Domherren Gold und Parsberg (Kat.-Nrn. 320, 319). Die linke, nahe angerückte gebogene Haste ist kürzer, der zweite und der dritte Schaft von links ist durch einen gedoppelten Schrägbalken verbunden.

Unterschiedlichste Formen der einzelnen Minuskelbuchstaben kennzeichnen die erhabenen Inschriften.

Das Minuskel-a auf dem Denkmal für den Bischofadministrator Rupert I. und den Domherrn Kaspar Schenk (Kat.-Nrn. 238, 246), beide aus der Werkstatt des Chunrad Roriczer, hat einen nahezu geraden rechten Schaft, der oben in einem runden, dünnen Bogen ausläuft und in der Mitte fast den unteren Teil des gebrochenen linken Schaftes berührt. In beiden Inschriften sind die mehrfach geknickten s durch einen feinen Strich diagonal durchkreuzt. Das c zeigt einen geraden Schaft, unten gebrochen, oben im 90-Gradwinkel geknickt. Das runde d ist im oberen Bogenabschnitt geknickt und schwingt lang und gerade nach links oben aus. Die e, r und der Balken des t haben rechts kleine Zierstriche. Sowohl die Ober- als auch die Unterlängen sind gut kenntlich.

Von 1497 bis 1500 zeigen sechs Grabplatten (Kat.-Nrn. 313, 314, 319, 320, 324, 326) Minuskelformen, die zum Teil große Ähnlichkeiten aufweisen. Das d bei diesen Denkmälern hat einen senkrechten gebrochenen rechten und linken Schaft, der obere Teil des gebrochenen rechten Schaftes schwingt nach schräg oben links aus; im g bei der Preysing- und der Bibra-Inschrift knickt der untere Bogen steil nach oben links ab; charakteristisch bei den genannten Inschriften sind die Boger-r, der obere Teil ist kürzer und zeigt steil nach links oben, ein dünnerer Strich bindet den nach rechts unten zeigenden Teil an. Die runden s bestehen aus zwei senkrechten Geraden rechts und links, denen jeweils unten und oben ein abgeknickter oberer und unterer Abschnitt angefügt ist. Mittig wirkt dieser Buchstabe wie abgeschnürt. Das lange s, dessen oberer Teil weit über die Begrenzungslinie hinausragt, knickt oben ab, die Fahne zeigt steil nach unten. Diese genannten Denkmäler werden der Werkstatt des Dommeisters Wolfgang Roriczer zugeschrieben233).

Nicht nur wegen der künstlerischen Gestaltung, sondern auch im Hinblick auf die Buchstabenformen verdient das monumentale Wandgrabmal des Bischofs Heinrich von Absberg (†1492, Kat.-Nr. 293) besondere Beachtung. Es wurde vermutlich schon um 1475 ausgeführt und wird Matheis Roriczer zugeschrieben234). Das A von Anno ist schmal mit einer geraden rechten Haste und einem linken Schaft, der leicht nach links gebogen ausschwingt. Das C zeigt einen nach rechts geschwungenen Bogen, dem ab der Mitte ein gerader Schaft mit Balken eingestellt ist. Auch dem tropfenförmigen O von Obiit ist im linken oberen Bereich ein kleiner geknickter Schaft eingestellt. Das E zeigt ähnlich wie das C einen Viertelbogen, dem im oberen Drittel ein nach rechts abgeknickter Schaft angefügt ist. Das schmale R hat einen verdickten leicht gebogenen linken Schaft mit fast kreisrundem Bogen und einer im oberen Drittel ansetzenden geraden Cauda. Das zweistöckige a hat einen geraden [Druckseite LXXIV] rechten Schaft, der unten gebrochen ist, der rechte Teil des gebrochenen oberen Bogens, leicht nach links oben gerichtet, läuft fast s-förmig fein aus, um mit dem völlig geraden, nach links zeigenden unteren Teil des Buchstabens zu schließen. Das e hat einen linken, senkrechten gebrochenen Schaft, dessen oberer Teil in einem feinen gebogenen Balken ausläuft. Der obere Teil des Bogen-r ist kürzer als die untere, gerade nach rechts zeigende Cauda. Der untere Bogen des g ist waagrecht nach links abgeknickt.

Hier befindet sich noch eine andere Schriftvariante, ebenso an der Borte des Ärmels und am Saum der Kasel. Diese Versalbuchstaben sind kaum erkennbar, denn sie sind wenig erhaben wie aus dem Stein herausgeschnitten. Das A hat zwei, sich nach unten verdickende Schäfte, der Deckbalken steht an beiden Seiten über, der Mittelbalken ist gebrochen. Schaft und Balken des L verdicken sich an den Enden, das H und das M stehen breit mit oben und unter verdickten Schäften, das E ist halbrund, offen mit breiten Bögen, die ebenfalls nach außen verdickt sind. Allein das D ist unzial mit einem stark verdickten linken Bogen und waagrechtem oberen Bogenabschnitt.

Was an Gemeinsamkeit all dieser Denkmäler auffällt: Die erhaben gearbeiteten Inschriften befinden sich durchweg auf künstlerisch hochwertigen Reliefdarstellungen im Feld, ohne Unterschied, ob es sich um Figurengrabplatten oder Wappengrabplatten handelt. Ohne Ausnahme gehören all diese Denkmäler dem Personenkreis des hohen Klerus an.

Der Dommeister Matheis Roriczer hat neben den aufwändig gestalteten erhabenen Inschriften auch einige Grabplatten mit vertieften Inschriften geschaffen mit vielen Ähnlichkeiten in der Formgebung. Hier kann auch gezeigt werden, dass die Gestaltung einiger Buchstaben, so das A-Versal mit dreieckförmig verdicktem linken Schaft, der nach links unten geschwungen ausläuft und dessen überstehender Balken mit feinem Haarstrich endet, bereits bei dem Denkmal für Nikolaus von Künsberg (†1473, Kat.-Nr. 252) und dann an den Denkmälern für Johannes Fager (†1478, Kat.-261), Georg Ebenhoch (†1488, Kat.-Nr. 288), Sigmund Graner (†1483, Kat.-Nr. 277) und Johannes Peck (†1498, Kat.-Nr. 316) vorkommt. Das tropfenförmige versale O in Obiit findet sich bei der Fager-Inschrift, der Künsberg-Inschrift, und bei Ebenhoch. Der Buchstabe C zeigt zweierlei Varianten. Bei Fager, Peck und Ebenhoch handelt es sich um Minuskel-c, deren Schäfte jeweils oben und unten gebrochen sind. Das versale C mit einem Bogen im unteren Teil und einem rechtwinklig geknickten Schaft im oberen Teil findet sich in allen der genannten Denkmälern.

Weitere Besonderheiten von Minuskelschriften

Diese etwas ausführlicher beschriebenen Kriterien von Minuskelschriften bei erhaben gearbeiteten Buchstabenformen im Dombestand finden sich selbstverständlich auch auf vertieft eingehauenen Grab- und Gedenkinschriften. Da ist das Epitaph des Kaplans Stephan Modl (†1499, Kat.-Nr. 321) und dessen nur fragmentarisch erhaltene Grabplatte zu nennen, deren Versal-M aus einem hohen Bogen besteht, dem zwei Schrägstriche mittig eingefügt sind, besteht, an der linken Seite lehnt sich ein kleinerer, gebrochener Schaft an, rechts schließt sich mit etwas breiterem Abstand ein gerader Schaft an, der oben im 90 Grad Winkel gebrochen ist. Ein zumindest ähnliches Versal-M, noch kunstvoller gestaltet, befindet sich zweifach auf dem Epitaph für den Domherren Matthias Pollinger (†1496, Kat.-Nr. 308): Hier sind die vier Hasten leicht geschwungen und enden in feinen Haarstrichen. Das r bei dem Modl-Epitaph zeigt einen zum Schrägbalken umgeformten Bogen, die Cauda ist ebenfalls ein Schrägbalken. Die identische Form des r ist auch auf dem Fragment der Grabplatte zu sehen.

Die Bildschnitzer-Inschriften

Neben der oben beschriebenen Grabplatte des Wolfhard Ebner († 1440, Kat.-Nr. 190) sind drei weitere Denkmäler im Bearbeitungszeitraum erhalten, die nicht von Steinmetzen, sondern von Bildschnitzern ausgeführt wurden235). Es handelt sich um die Grabplatten für Georg Drexel (†1498, Kat.-Nr. 317), Paulus Meck (†1477, Kat.-Nr. 259) und einen Kleriker (†1495, Kat.-Nr. 306), dessen Name bislang nicht bestimmt werden konnte. Gerade auf dem Drexel-Denkmal finden sich in der sehr fein eingehauenen Inschrift Versal-Formen, die bei den oben beschriebenen Inschriften so nicht vorhanden sind: ein fast bogenförmiges A mit einem s-förmigen Mittelbalken; drei unterschiedliche D, dem einen ist in die Rundung eine kleine Haste eingestellt, das andere fast kreisförmig, mit einem s-förmigen Schaft in der Rundung, dem dritten ist auf der linken Seite noch ein leicht geschwungener Bogen beigestellt. Das O besteht aus zwei ineinander greifenden Halbkreisen, das G aus einem Dreiviertelkreis, [Druckseite LXXV] in den von oben eine halbe Haste hineinragt und im rechten oberen Teil bogenförmig schließt.

Das Minuskel-a kommt bei der Meck-Inschrift in weiteren Varianten vor: das a in Paulus hat einen geraden rechten Schaft mit leicht gebrochenem unteren Schaftende, der obere Teil schließt in einem halbrunden, verdickt auslaufenden Bogen am Schaft an. Der untere Bogen ist fast auf ein Quadrangel reduziert. Das a in ac zeigt sich in dieser Form nur einmal, mit einem kürzeren rechten Schaft, der unten leicht nach rechts abknickt, im 90° Winkel schließt sich gerader Balken nach links an, der wiederum im selben Winkel mit kürzerem Schaft knickt. Völlig freischwebend ohne Berührung mit dem kurzen Schaft ein kleiner, geknickter oberer Bogen oben rechts. Unten links ist ein ebenfalls gerader, kürzerer Schaft eingehauen, der unten nach rechts abknickt. Dieser Buchstabe könnte auf den ersten Blick als rundes s gelesen werden.

Ebenfalls auf der Grabplatte des Domherren Meck fällt der Versal R in Ratisbonensis auf, mit einem linken Schaft, der unten nach rechts und oben nach links abknickt. Ohne Berührung mit den beiden Buchstabenelementen ist rechts eine Art Bogen-r angefügt mit geschwungener, nach rechts abknickender Cauda. Auf dem Denkmal unbekannten Domherren (Kat,.Nr, 306) findet sich eine erhaben gearbeitete Inschrift, deren Buchstaben alle Variationen der Minuskelschrift mit Versalien zeigen. Ein O, dessen linker Bogen in der Mitte zwei Zacken aufweist, ein gerader Schaft ist im Inneren des Buchstabens an den linken Bogen herangerückt, ein spitz zulaufender Bogen und ein geschwungener rechter Bogen schließen den Buchstaben ab. Die Form des E kommt in dem bearbeiteten Bestand nur hier vor. Ein halber Bogen ist im oberen Drittel gebrochen und läuft zu einem ebenfalls gebrochenen Schrägdach aus. Im oberen Drittel ist ein Balken in die Rundung eingefügt. Die Minuskeln sind nahe aneinandergerückt, die oberen und unteren Bögen des s sind mit feinen Haarstrichen geziert. Die Worte trennen gestreckte Quadrangeln mit feinen Zierhäkchen.

Auch auf Grund der Unterschiedlichkeit der Schriftformen kann man bei diesen drei Denkmälern durchaus, wie Liedke feststellt, von unterschiedlichen Künstlern sprechen236).

Inschriften der Glasfenster

Um 1230 datieren die ältesten Scheiben im gotischen Dom, die aus dem romanischen Vorgängerbau übernommen worden sind. Es handelt sich um die Reste eines Genealogie-Christi-Fensters (Kat.-Nr. 4)237). Die Inschriften befinden sich zum Teil an den Seitenrändern. Die Buchstaben, die hier einzeln verbleit sind, wirken dünn und gestreckt, besonders im unteren Teil zeigen sich kaum Verdickungen an den Hasten und Balken. Ein noch nicht geschlossenes unziales E ist zu erkennen, ebenso ein kapitales E. Die A sind trapezförmig mit leicht verdicktem rechten Schaft. Neben den Randinschriften auf den Scheiben zeigen die Rahmeninschriften und Schriftbänder deutliche Anzeichen der Entwicklung hin zur Gotischen Majuskel. Das kreisrunde O ist am rechten und linken Bogen deutlich verdickt, die Bögen des S sind verdickt und enden mit schwalbenschwanzförmigen Sporen, sodass sich dieser Buchstabe fast zum Oval schließt.

In der Inschrift des Salathiel zeigen sich feine Haarstriche an den Hasten und Balken des trapezförmigen A und des T, ein L zeigt einen gebogenen Schaft mit geschwungenem Balken, das H wird in unzialer Form dargeboten.

Die zeitlich folgenden Inschriften auf den Glasfenstern sind etwa 70 Jahre später datiert. Es handelt sich um die Inschriften für die bedeutendsten Förderer des gotischen Dombaues, die Bischöfe Heinrich von Rotteneck und Konrad von Lupburg (Kat.-Nr. 22). Die Namen der Stifter, die in einem die Figuren umfassenden genasten Dreipass eingeschrieben sind, weisen bereits einen großen Teil des Formenkanons der Gotischen Majuskel auf und bestätigen damit ein weiteres Mal die Bedeutung des Materials für die Schriftentwicklung238). Vergleicht man die wenigen auf uns gekommenen Lapidarinschriften (z. B. Kat.-Nr. 13) aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, so sind die Unterschiede gravierend. Während diese in Stein gehauene Inschrift zum großen Teil geradlinige kapitale Buchstabenformen zeigt, präsentiert sich die Stifterinschrift im Fenster mit einigen Varianten der Gotischen Majuskel. Die Buchstaben sind eng in den schmalen Rahmen gedrängt. Das E ist sowohl in unzialer Form ganz geschlossen dargeboten als auch als kapitales E, das A trapezförmig mit über die Schäfte hinausragendem Deckbalken und dem Mittelbalken im oberen Drittel, das O als Oval mit fast dreieckförmigen [Druckseite LXXVI] Verdickungen in den Rundungen. Die Schäfte des T und V sind im oberen Drittel stark verdickt. Der Mittelteil des S ist ebenfalls verdickt, die Rundungen oben und unten laufen schwalbenschwanzförmig aus. Die Cauda des R ist im oberen Drittel angesetzt, zeigt in der Mitte eine deutliche Verdickung und schwingt mit feinem Strich nach rechts aus, in einem Fall mit perlenförmiger Serife. Die Inschrift wirkt gedrängt; dieser Eindruck verstärkt sich noch durch die Buchstabenverbindungen. Kleine Punkte trennen die Worte.

Im Thundorfer-Fenster (Kat.-Nr. 23), das etwa zur gleichen Zeit entstanden ist, zeigen sich ebenfalls die Schriftformen der hochgotischen Majuskel. In der Inschrift für den Evangelisten Johannes im Nimbus wird das H in unzialer Form geboten, mit einem kleinen Balken oben an der Haste. Das G ist gerundet mit Verdickungen und schließt mit eingerollter Cauda.

Dagegen wirkt die um 1300 datierte Inschrift im Nimbus des Hl. Philippus (Kat.-Nr. 21), was die Buchstabenformen betrifft, unelegant, sie haben wenig Ähnlichkeit mit der Gestaltung der oben beschriebenen Inschriften. Das breite kapitale H (im Thundorfer-Fenster als unziale Form) wirkt klobig, die Verdickungen an den Schäften des P, des L und des I zeigen keine Einschnürungen. So kann hier möglicherweise anhand der Schriftformen die These bestätigt werden, dass diese Scheiben in das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden sollten239).

Die folgenden vier Glasfenster sind um 1315 datiert. In den Inschriften des Apostelfensters (Kat.-Nr. 35), vor allem bei Jakobus Maior, werden die Buchstaben mit mehr Zierrat ausgestattet. Der linke Schaft des B und des R läuft oben und unten in feinen gerollten Haarstrichen aus, an den oberen Bogen des eingerollten G ist noch ein feiner Zierstrich angesetzt. Die Rundung des geschlossenen C ist stark verdickt.

Im Bischof-Nikolaus-Fenster (Kat.-Nr. 36) wurden dann schon alle charakteristischen Formen der Gotischen Majuskel verwendet. Die Buchstaben in der Inschrift des Hl. Nikolaus sind durch große Abstände voneinander getrennt und nehmen fast quadratische Formen an. Erstmalig wird hier das N in runder Form, das A pseudounzial verwendet.

Ein etwas anderes Bild zeigen die Inschriften zu beiden Seiten des Stifters. Während der Name des Stifters auf dem Schriftband an der rechten Seite stark verdickte Schäfte zeigt und dadurch ziemlich klobig wirkt, ist das Schriftband an der linken Seite feiner und mit kleineren Buchstaben beschrieben. Die E sind unzial und mit Haarstrichen geschlossen, die den oberen und unteren Zeilenrand berühren. Das M ist kapital mit verdickten Schäften, das A trapezförmig mit verdickten Hasten und weit überstehenden Balken am oberen Abschluss. Das T ist in kapitaler Form geboten, die gerundete, verdickte Cauda des R endet mit einer punktförmigen Serife.

Die genannten Kriterien der Formgebung der Buchstaben weisen auch die zeitlich folgenden Fenster des Domes auf. Die Ausführung hingegen zeigt große Varianten. Die Buchstaben erscheinen zum Teil gedrängt und schmal, was sicher häufig mit dem begrenzten Raum z. B. in den Nimben der Heiligen zusammenhängen mag. Nicht zu bestimmen sind die verschiedenen Hände, die diese Inschriften in den Fenstern geschaffen haben. Auf dem Passionsfenster des Stifters Konrad von Parsberg (Kat.-Nr. 37) finden sich die Schäfte des V, M, N und A mit einem feinen Strich gedoppelt.

Wiederum ein anderes Schriftbild bietet sich in den Inschriften der Fenster der Hl. Sippe (Kat.-Nr. 38), das ebenfalls um 1315 datiert ist. Es handelt sich hier ausschließlich um Inschriften auf Schriftbändern. In diesen 17 Inschriften, so scheint es, wurden alle bisher ausgeführten Buchstabenformen verwendet. Die Buchstaben weisen zum Teil eine gestreckte Form auf im Größenverhältnis 1:2. Die A in der Inschrift der Hl. Anna sind beide pseudounzial mit überstehenden Deckbalken, das N ist einmal in kapitaler Form mit sehr dünnen Schrägschaft und einmal in gerundeter Form gestaltet. Die E sind sowohl in unzialer als auch in kapitaler Form wiedergegeben. Die M und H sind in diesen Fenstern nur in kapitaler Form geboten.

Die beiden um 1325 datierten Fenster, das Auer-Fenster und ein einbahniges Lanzettfenster im südlichen Querhaus (Kat.-Nrn. 48, 49) zeigen keine neuen Buchstabenvarianten.

Zwischen 1330 und 1340 wurde die nächste Serie an Glasfenstern für den Dom gefertigt.

Die Inschriften hier sind allesamt Gotische Majuskelinschriften, die, ohne geringfügige Varianten zu beschreiben, die abgeschlossenen unzialen bzw. runden Formen dieses Schrifttypes aufweisen. Die A in den Nimben der Apostel Jacobus Maior und des Hl. Bartholomäus (Kat.-Nr. 58) sind pseudounzial mit Verdickungen am linken Schaft und weit überstehendem oberen Balken, das M der Jakobusinschrift erscheint erstmalig mit linkem geschlossenen Bogen, der verdickte rechte Bogen biegt sich nach rechts auf. Die Buchstaben sind mit großen Abständen gemalt und die Worte durch Punkte voneinander [Druckseite LXXVII] getrennt. Die Buchstaben der Inschrift für Johannes (Kat.-Nr. 59) wirken wiederum gestreckt und eng aneinandergesetzt. Sie zeigen die Spielarten beschriebenen Buchstabenformen. In den Inschriften des Christinen-Fensters (Kat.-Nr. 64) trägt das pseudounziale A erstmalig einen geknickten Mittelbalken und im etwa zeitgleich datierten Jüngeren Nothelferfenster (Kat.-Nr. 63) erscheint ebenfalls erstmalig bei den Fensterinschriften ein symmetrisches kreisrundes M mit Abschlussstrich. Diese Entwicklung setzt sich fort in den Formen der Evangelisteninschriften des Fensters der Katharinenfragmente (Kat.-Nr. 62). Auch hier wird das M in gerundeter Form gestaltet, einmal ganz geschlossen, einmal symmetrisch gerundet mit beidseitig nach außen aufgebogenen Bogenenden. Auch das H ist in gerundeter Form geboten. Das N tritt, wie so oft auch bei den Majuskelinschriften, die in Stein gehauen sind, nebeneinander in kapitaler und runder Form auf.

Etwa 30 Jahre später sind vier Fenster datiert, die Inschriften mit Gotischen Majuskelbuchstaben tragen. Bei den Inschriften dieser Glasfenster sind nochmals Veränderungen in den Formen festzustellen. Im sog. Marientod-Fenster (Kat.-Nr. 85) haben die durchgehend runden Formen fast dreieckförmige starke Schwellungen an den Schäften. Die M sind auch hier voll gerundet, in einem Fall trägt der Mittelschaft einen kleinen Balken in der Mitte. Das S hat im Mittelteil eine starke Schwellung, die beiden oberen und unteren Bögen laufen mit feinen nach außen aufgebogenen Strichen aus und schließen fast mit der mittleren Rundung. Die Cauda des eher schmalen R wirkt durch seine Verdickung wie geknickt. Die Buchstaben der Nimbeninschriften auf dem Tabernakelfenster (Kat.-Nr. 89), vor allem die des Jakobus Minor und des Philippus, zeigen wieder eher runde Schwellungen und weniger Zierformen, sind aber ohne Ausnahme den gerundeten Formen der Gotischen Majuskel zuzuordnen. In dem Epiphanie-Fenster (Kat.-Nr. 87) sind sowohl die Rundungen als auch die Schäfte zum Teil durch feine Striche gedoppelt.

In dem um 1350 datierten Marienfenster wurden die Inschriften erstmalig in der neuen Form, der Gotischen Minuskel gestaltet (Kat.-Nr. 69). Es handelt sich um Schriftbänder, in denen die Inschriften eingeschrieben sind, und um Inschriften in einem Buch, das Maria in der Hand hält. Der Name Joachim ist dreimal geschrieben, zweimal schließt das zweistöckige a mit rundem Bogen, einmal ist der Schaft des unteren Bogens geknickt, die Oberlänge des linken Schaftes des h berührt beide Male die Begrenzung des Schriftbandes. Die beiden senkrechten Teile der gebrochenen Bögen des o schließen im oberen Teil mit einem feinen Strich. Zweimal ist dieser Name in Versalien wiedergegeben, wobei das J sich einmal mit gezacktem Schaft zeigt. Beim dritten Mal werden ausschließlich Minuskeln verwendet. Im a zu Beginn von anna ist der obere und der untere Bogen geknickt und beide Bögen schließen spitz an den rechten Schaft.

Diese Namen sind mit weißer Farbe auf schwarzem Grund aufgetragen, die Inschriften der Schriftbänder und im Buch sind mit schwarzer Farbe auf weißem Grund aufgemalt. Die Buchstaben stehen eng aneinander, sie sind dünn in die Schriftbänder eingeschrieben. Die Unterlängen sprengen kaum die Linie, lediglich die beiden l des tolle haben Oberlängen.

In dem zehn Jahre später datierten Heiligenfenster (Kat.-Nr. 79) finden sich zwei Inschriften in den Tabernakelgewänden für die Regensburger Bistumsheiligen Wolfgang und Emmeram in Gotischen Majuskeln. Auch die Beschriftung des Prophetenfensters (Kat.-Nr. 78) zeigt diese Buchstabenform.

Hier wird noch einmal der ganze Variantenreichtum dieser dekorativen Schrift demonstriert. Die Schäfte und Rundungen sind verdickt, die E oval und voll geschlossen, M und N rund, die A in der pseudounzialen Form. In der Inschrift für den Propheten Ysaias sind die linken gerundeten und stark verdickten Schäfte des A an der Innenseite mit einem feinen Strich gedoppelt, die Bögen des S laufen mit feinen gebogenen Sporen aus. Das I hat mittig eine Verdickung (Nodus). Was die Inschriften der Glasfenster betrifft, so handelt es sich hier um das letzte mit Gotischer Majuskel beschriebene Fenster.

Die Existenz der beiden im 14. Jahrhundert dominierenden Schriftformen nebeneinander innerhalb einer Dekade kann an den beiden um 1370 datierten Fenstern, dem Geburt-Christi-Fenster und dem Kreuzigungsfenster (Kat.-Nrn. 86, 88), gezeigt werden. Bei diesen beiden Fenstern bewegen sich alle Minuskelbuchstaben zwischen zwei Linien, nur bei dem Geburt-Christi-Fenster durchbricht das l geringfügig die obere Begrenzungslinie. Sie zeigen alle Kriterien der Gotischen Minuskel. Die Buchstaben auf den Schriftbändern des Kreuzigungsfensters sind großzügig angeordnet, die Worte durch blütenartige Zeichen getrennt. Der linke Schaft des v ist länger als der rechte Schaft und knickt im oberen Bereich nach schräg links oben ab. Das a im Geburt-Christi-Fenster ist zweistöckig, der rechte obere Bogen ist gebrochen und endet in einem feinen Strich, der mit dem senkrechten Teil des ebenfalls gebrochenen unteren Bogens schließt. Die e haben einen abgeknickten oberen Bogenabschnitt, der Balken ist zu einem Schrägstrich reduziert. Die Schäfte des x sind ebenfalls zu Fahnen geknickt. Die Initialen im Astkreuz hingegen sind in Gotischer Majuskel gestaltet.

Aus dem 15. Jahrhundert sind noch insgesamt drei Glasfenster erhalten, die mit Inschriften ausgestattet sind. Die zahlreichen Inschriften des um 1440 datierten Waldeisenfensters (Kat.-Nr. 191) zeigen [Druckseite LXXVIII] ausschließlich Minuskelbuchstaben. Da es sich hier mit Ausnahme von Teilen einer Inschrift am unteren Rand des Stifterfensters um Nimben- und Schriftbandinschriften handelt, ist der Raum für die Gestaltung der Ober- und Unterlängen begrenzt. In den Nimbeninschriften finden sich keine Unterlängen, die Inschriften in den Schriftbändern bleiben ebenfalls zwischen zwei Linien. Nur wenige und wie es scheint willkürlich benützte Versalien zu Beginn der Heiligennamen werden verwendet. Hier fällt eine Sonderform des M im Nimbus der Maria auf. Es ist voll geschlossen, die rechte und linke Haste dreifach geknickt, im oberen Bereich wird dieser Buchstabe durch zwei geschwungene Balken abgeschlossen. Ebenfalls in dieser Nimbusinschrift wird ein S für Sanctus verwendet, das stark an die Form der Gotischen Majuskel erinnert. Als Trennzeichen finden sich neben Punkten auch Blütenformen und Paragraphenzeichen. In all den Inschriften werden keine Buchstabenverbindungen angewendet.

Auch im Weltgerichtsfenster (um 1450, Kat.-Nr. 205) werden mit Ausnahme des J bei Johannes ausschließlich Minuskeln verwendet. Im ebenfalls um 1450 datierten Ramsbergfenster (Kat.-Nr. 206) tragen vier Nimben die Namen der Heiligen. Nur die S des Sanctus von drei Heiligen sind Versalien. Auch hier zeigen sich mehrere Spielarten von Worttrennern wie Blüten und Blattornamente am Beginn und am Ende der Inschriften.

Mit diesen Fenstern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts fand die mittelalterliche Verglasung der Domfenster ihren Abschluss240). Zusammenfassend kann hier festgestellt werden, dass die Entwicklung der Inschriftenschrift auf den Fenstern unter Berücksichtigung der großen zeitlichen Lücke zwischen den frühen Fenstern aus dem romanischen Vorgängerbau hin zu den ersten Glasfenstern des gotischen Domes kontinuierlich verlief. So zeigen sich bei den Inschriften der Fenster des gotischen Domes einige Kriterien der frühen Gotischen Majuskel, die dann während des 14. Jahrhunderts mit vielen Varianten die dominierende Schriftform darstellt. In der Natur der Sache liegt es, dass auf den Fenstern, die in der Hauptsache Szenen aus der Heilsgeschichte, Heilige und Stifter zeigen, anders als bei den Lapidarinschriften niemals genaue Datierungen zu finden sind. So muss hier z. B. bei einer Feststellung der Ablösung der Gotischen Majuskel durch die Gotischen Minuskel Vorsicht walten; die Verfasser haben sich, was die Datierungen anbetrifft, an die bisherigen Forschungsergebnisse angelehnt. So bleibt das um 1350 datierte Marienfenster, dessen Inschriften Gotische Minuskeln zeigen, doch immerhin für 20 Jahre ohne Nachfolge. In den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts hat sich dann die Gotische Minuskel auch für die Fensterbeschriftungen durchgesetzt.

Im Vergleich mit den Lapidarinschriften im Dombereich, die ab 1375 diese Schriftform zeigen, könnte man unabhängig vom Material eine gleiche epigraphische Entwicklung feststellen.

Neben den wenigen Beispielen von frühen Formen einer Romanischen Majuskel bleibt im Bearbeitungszeitraum die Gotische Majuskel bis in das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts die bestimmende Schriftform241). Soweit überschaubar, trifft diese Schriftentwicklung in etwa für die Inschriften im gesamten Stadtbereich und im Umland zu242). Ab dem Ende des 14. Jahrhunderts entwickelt sich die aus Frankreich kommende Gotische Minuskel zur bestimmenden Inschriftenform sowohl bei aufgemalten Inschriften als auch bei Inschriften, die in Stein, Metall und anderen Materialien gearbeitet sind 243).

Auf Grund der großen Zahl an Denkmälern, die ab dem Ende des 13. Jahrhunderts im Original vorhanden sind, bieten sich hier, was den Dombereich betrifft, für die Inschriftenpaläographie wertvolle Beispiele, um die Entwicklung hin zur Perfektion bei den Schriftformen zu beobachten und nachzuvollziehen. Da im Dombereich im bearbeiteten Zeitraum keine Grabplatten und Epitaphien signiert sind, stellt die Kenntnis der hier tätigen Steinmetze, Künstler und Werkmeister einen unschätzbaren Wert auch für die Zuordnung der jeweiligen Denkmäler dar244).

Was die Schrift der Gotischen Minuskel betrifft, so kann bei einer Vorausschau in das 16. Jahrhundert festgestellt werden, dass sich dieser Schrifttyp bis weit über die Mitte des Jahrhunderts behauptet. Offensichtlich hat der letzte bedeutende Dommeister, Wolfgang Roriczer, der im Jahr 1514 enthauptet wurde, die Vorlagen für die Schriftformen geliefert, denn neben geringfügigen Varianten [Druckseite LXXIX] bleibt das Schriftbild zumindest sehr ähnlich. Daneben findet sich ab der Mitte des 16. Jahrhunderts immer mehr die Form der Renaissance-Kapitalschrift, vor allem auf den häufig vielzeiligen Inschriften der monumentalen Epitaphien mit Halbfiguren.

Die Zahlzeichen

Römische Zahlzeichen behaupten sich bis in das 17. und 18. Jahrhundert hinein. Daneben kommen seit dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts zunächst vereinzelt auch arabische Ziffern in den Inschriften vor245).

Im Jahr 1479 treten erstmalig in einer Grabinschrift im Dom (†1479, Kat.-Nr. 265) und in einer Votivtafel am Nordchor außen (Kat.-Nr. 266) arabische Zahlzeichen auf. Es handelt sich hier um die für diese Zeit üblichen Erscheinungsformen der Ziffern, einer I-förmigen Eins, einer schlingenförmigen 4 und einer lambdaförmigen 7. Die Jahreszahl 1482 ist als Datierung dreimal vertreten, einmal als Datum auf der Grabplatte des Frühhumanisten Johannes Mendl (Kat.-Nr. 272), auf dem Sockel der Kanzel im Dom (Kat.-Nr. 275) und als Baudatierung an der Westfassade des Domes (Kat.-Nr. 274). Eine nach links gewandte 5 in der Jahreszahl 1485, die bislang zu Fehldatierungen geführt hat, begegnet zweimal in Grabinschriften (Kat.-Nrn. 280, 281).

Die zögerliche Adaption von arabischen Zahlzeichen, was die Datierungen auf Grabdenkmälern und Epitaphien betrifft, zeigt sich z. B. auf der Grabplatte des Frühhumanisten Ulrich Part (Kat.-Nr. 286): A(n)no 14 lxxxvii die lunae nov(em) und ebenfalls an der Datumsangabe auf der Grabplatte für Pfarrer Georg Ebenhöch (Kat.-Nr. 288): A(nno) d(omi)ni M cccc 88 die 12 k(a)l(endas)246). Konsequent kennzeichneten dagegen die Steinmetze und Künstler ihre Werke mit arabischen Zahlen. Die erste arabische Zahleninschrift nennt das Jahr 1464 und bezieht sich auf den Einbau eines Aufzugschachtes im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffes (Kat.-Nr. 237). Die Fertigstellung von Bauabschnitten an der Außenfassade des Domes wird mit diesen Zahlen sichtbar und eindrucksvoll demonstriert (Kat.-Nrn.198, 199, 274, 284, 289). Die Sonnenuhr aus dem Jahr 1487 an der Südfassade des Domes (Kat.-Nr. 287), das berühmte Sakramentshaus im Dom und der Dombrunnen (Kat.-Nrn. 300, 329) tragen die moderne Form der Datierung.

8. Deutschsprachige Inschriften

von Susanne Näßl

Bedeutend weniger ergiebig erweist sich bei einer Zusammenschau der Ergebnisse dieser Arbeit die Auswertung der Inschriften für die deutsche Sprachwissenschaft. Dies ist mit der Tatsache zu begründen, dass der größte Teil der genannten Personen dem Klerus angehörte, der den Text der Inschriften fast ausnahmslos in lateinischer Sprache formulierte oder anfertigen ließ. So sind es bis zum Ende des Bearbeitungszeitraumes 45 deutschsprachige Inschriften im Original und 28 Inschriften, die kopial überliefert sind. Ähnlich wie bei den Inschriften der Minoritenkirche und des Klosters finden sich deutschsprachige Inschriften erst vermehrt im 15. Jahrhundert. Die überwiegende Schriftform ist hier die Gotische Minuskel.

Allgemein zeigen die Dominschriften die zu erwartenden Kennzeichen einer ostoberdeutschen Schreibsprache, wie z.B. die Schreibungen , für mhd. /ei/, z.B. stainmaizzel (Kat.-Nr. 113), haist ‚heißt‘ (Kat.-Nr. 255), mayster, stainmetz (Kat.-Nr. 179), die erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts belegte Senkung von u zu o bei Sonntag, vgl. suntag u.a. (Kat.-Nrn. 83 † (?), 232, 345); sontag (Kat.-Nr. 281) und die Nichtbezeichnung des Umlauts, vgl. z.B. burger (Kat.-Nr. 277, genadig (Kat.-Nr. 244), nachsten (Kat.-Nrn. 132, 159), schuler (Kat.-Nr. 333), ferner vereinzelt den Wechsel zwischen ô und â vgl. montags (Kat.-Nr. 159), mantags (Kat.-Nr. 156) und die (bair.) Beibehaltung des alten Diphthongs mhd. /uo/, vgl. mvezz ‚muss‘ (Kat.-Nr. 113). Im Bereich der Konsonanten ist die Schreibung 〈p〉 für mhd. /b/ als Kennzeichen der ostoberdeutschen Schreibsprache eher selten bzw. vorwiegend in Namen vertreten, vgl. z.B. pischoffe(n) (Kat.-Nr. 255), aplaz neben ablas (Kat.-Nr. 255), Pernhardi (Kat.-Nr.), Pavmgartn[ner] (Kat.-Nr. 194). Auch die Schreibung für mhd. /k/ ist nur einmal belegt: chundun[g] (Kat.-Nr. 341). In der älteren Inschriftenschicht (bis ca. 1400) ist noch die [Druckseite LXXX] ursprüngliche Trennung der s-Laute zu verfolgen: 〈z〉, 〈zz〉 steht für den germ. *t entstandenen s-Laut (stainmaizzel, muezz (Kat.-Nr. 113), während 〈s〉 für altes s steht (vgl. des (Kat.-Nr. 99). In der jüngeren Inschriftenschicht wird dagegen der Zusammenfall dieser s-Laute darin deutlich, dass die Schreibungen vermischt werden, vgl. dez neben des (Kat.-Nrn 183 u. 159; aplaz neben ablas (mhd. ablaz) (Kat.-Nr. 255), weiz ‚weise‘ (mhd. wîs) (Kat.-Nr. 277), bzw. die 〈z〉-Schreibungen zurückgehen, vgl. aus (Kat.-Nr. 229), haist (Kat.-Nr. 255).

Insgesamt ist die quantitative Menge an sprachwissenschaftlich auswertbarem Material im Vergleich zu anderen schriftlichen Zeugnissen desselben Zeitraums wie z.B. dem Kanzlei- und Verwaltungsschrifttum sehr gering. Bei den deutschsprachigen Inschriften des Doms handelt es sich überwiegend um Grabinschriften, die nicht sehr umfangreich sind und ein festes Formular aufweisen. Gerade im lautlich-graphischen Bereich können sie daher, wie schon Schmid247) allgemein in Bezug auf die Inschriften in Regensburg bis 1550 festgestellt hat, allenfalls Ergänzendes248) bieten.

Der Wert von Inschriften für sprachwissenschaftliche Untersuchungen liegt daher in anderen Bereichen, die man unter dem Stichwort Sprachsoziologie zusammenfassen kann und deren Möglichkeiten im Folgenden kurz angedeutet werden sollen. So kann Schmid in seinen Untersuchungen zeigen, dass sich der Grad an Repräsentativität auf die Sprachform der Texte auswirkt, d.h. Inschriften, die öffentlichen Repräsentationszwecken dienen und sich vorwiegend an Fremde richten, enthalten kaum bodenständige Sprachformen249) und orientieren sich an überregional akzeptierten schreibsprachlichen Normen250). Grabinschriften, die sich an einen begrenzten Adressatenkreis richten, enthalten dagegen eher dialektal geprägte Formen. Schreibungen wie [weg]rawen ‚begraben‘ mit 〈w〉 für /b/ und muezz (beide Kat.-Nr. 113) sind daher weniger als Anzeichen für höheres Alter als vielmehr als Hinweis auf diesen eher lokal gebundenen Auftraggeber- und Adressatenkreis zu sehen. Die sich hier generell andeutende Frage, inwieweit umgekehrt nun Abweichungen von der lokalen bzw. regionalen Schreibsprache in den Inschriften Systemcharakter haben251), ist nach Hoffmann252) eine der Aufgaben der Sprachgeschichtsforschung. Auch zur Wortgeschichte und Wortgeographie können Inschriften einen wertvollen Beitrag leisten, wie Hoffmann an der exemplarischen Analyse der Bezeichnungen für die Ehefrau zeigt.253) Voraussetzung für diese und ähnliche Unternehmungen ist allerdings, dass die Inschrifteneditionen die deutschen Sprachlandschaften in räumlicher und in zeitlicher Hinsicht möglichst umfassend abdecken (d.h. mit dem Blick auf die erst ab dem 15. Jahrhundert stärker einsetzende Deutschsprachigkeit bis in das 17. Jahrhundert hinein). Die vorliegende Edition der Regensburger Dominschriften und der geplante zweite Band bilden dazu einen weiteren Baustein.

Ein weiteres Forschungsgebiet, das ebenfalls eine breite Basis an Inschrifteneditionen voraussetzt, ist der Sprachenwechsel Latein – Deutsch in den Inschriften. Hoffmann setzt in seinem Beitrag mit einer tabellarischen Übersicht über die deutschen und lateinischen Inschriften für die Bände 28 bis 48254) der Deutschen Inschriften die Übersicht von Wulf255) für die bis 1988 erschienen Bände fort. Er kann zeigen, dass durch die jüngeren Veröffentlichungen sich „im Vergleich zu dem Befund von Christine Wulf kleinere Modifikationen ergeben“256), etwa was das zeitliche Einsetzen der Vormachtstellung des Deutschen in oberdeutschen Inschriften betrifft. Die Gründe, wann und wie der Sprachenwechsel [Druckseite LXXXI] einsetzt, sind wohl zunächst auf kleinräumiger Ebene zu ermitteln257), bevor allgemeinere Aussagen möglich sind.

Zum Abschluss soll in diesem Zusammenhang noch kurz auf einige Besonderheiten aufmerksam gemacht werden. Geht man davon aus, dass, gerade was Künstler- und Bauinschriften betrifft, ein Publizitätseffekt unterstellt werden muss, so lässt sich dies am Beispiel der Dominschriften mehrfach belegen. Da sind die deutschen Namensformen der Dombaumeister LVDBICH und FRIDRICH (Kat.-Nrn. 30, 70) außen an der Südquerhausfassade des Domes zu nennen. In einem Glasfenster im Triforium des Hochchores findet sich der Name des bürgerlichen Stifters VLRICH HAEDER (Kat.-Nr. 57)258). Zwei weitere Inschriften in deutscher Sprache und dafür eher unüblicher Gotischer Majuskel (s. Kat.-Nrn. 20, 113), die zwar beide undatiert, aber in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts einzuordnen sind, finden sich im Dombereich.

In die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert die Grabplatte für Mitglieder der Patrizierfamilie Gravenreuther (s. Kat.-Nr. 46). Wohl beginnen diese vier Inschriften alle mit der gängigen Datierungsformel ANNO DOMINI…OBIIT, Namen und familiärer Stand sind aber dann deutschsprachig wiedergegeben259). Die erste noch vorhandene volkssprachliche Grabinschrift auf einer Wappengrabplatte mit Mehrfacheinträgen betrifft die Ratsfamilie Sterner (s. Kat.-Nr. 132) mit der frühesten Datierung 1412.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der weitaus größte Teil der sowohl im Original als auch kopial überlieferten Inschriften bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in lateinischer Sprache abgefasst ist. Die lateinische Sprache dominiert bei den Totengedenkinschriften der Kleriker und bei den Stifterinschriften260). Deutschsprachige Inschriften wurden vereinzelt von bürgerlichen Personen gewählt. Auf zwei Ausnahmen in Bezug auf den geistlichen Personenkreis und der Inschriftensprache Deutsch sollte hingewiesen werden: Sowohl die Grabinschrift des Domherrn Kaspar Türlinger (Kat.-Nr. 171, 175), der 1431 starb, als auch die Inschrift seines kleinen Epitaphs ist in deutscher Sprache abgefasst. Nur der von ihm gestiftete Scheitelstein trägt eine lateinische Inschrift; auch auf der Grabplatte des im Jahr 1462 verstorbenen Domherrn Caspar Zeller (Kat.-Nr. 230) ist die Inschrift in deutscher Sprache verfasst.

9. Nicht aufgenommene Inschriften

Nach den Bearbeitungsrichtlinien der Reihe Die Deutschen Inschriften bleiben im Katalogteil die Denkmäler unberücksichtigt, die zwar vorhanden, deren Inschriften aber bis zur Unkenntlichkeit verdorben sind. Obgleich in den Kapiteln zu den Inschriftenträgern schon auf einzelne Denkmäler hingewiesen wurde, sollten sie hier nochmals kurz zusammengefasst und beschrieben werden. Auch die Fragmente werden aufgelistet, auf denen nur noch ein oder zwei Buchstaben zu erkennen sind.

Im Dombereich finden sich einige Grabplatten, die selbst auf Grund ihrer Lage oder ihrer figürlichen Gestaltung nicht mehr zugeordnet werden können.

Die Darstellungen und die wenigen Inschriftenreste lassen eine vorsichtige Datierung in das 15., möglicherweise auch in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zu.

Im Südflügel der Domkirche (Turmjoch) ist eine Grabplatte aus rotem Marmor im Boden eingelassen, die 222 cm hoch ist, 110 cm breit, und deren Buchstabengröße ca. 9 cm beträgt. Die Inschrift in Gotischer Minuskel beginnt oben links, läuft um den Stein und endet in der zweiten Zeile der oberen Breitseite. Im Feld die Gestalt eines Domherren, bekleidet mit Almucia, Chorgewand und Birett. In den vier Ecken jeweils in Rundfeldern vier verderbte Wappenschilde261).

Eine weitere Grabplatte aus rotem Marmor ist in der Domkirche im vierten Joch des südlichen Seitenschiffs im Boden eingelassen (H. 229 cm, B. 110 cm). Im vertieften Feld die Gestalt eines Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett. Erahnen kann man hier, dass die Inschrift, [Druckseite LXXXII] eine Gotische Minuskel, auf erhöhtem Rand um den ganzen Stein lief. Zu Füßen des Domherren in der rechten unteren Ecke ein kleiner Hund262).

Zu vermuten ist, dass der Zustand dieser beiden Grabplatten bereits bei der großen Restauration des Dominnenraumes im 19. Jahrhundert so schlecht war, dass man sich gar nicht mehr die Mühe machte, sie an der Wand aufzurichten oder sie in den Kreuzgang zu verbringen, sondern sie einfach als Bodenplatte verwendete.

Im Westflügel des Kreuzganges im siebten Joch ist eine Grabplatte aus rotem Marmor an der Wand aufgerichtet, deren Inschrift nicht mehr vorhanden ist (H. 140 cm, B. 62 cm). Im Feld unter einem Rundbogen ist im Viertelrelief die Gestalt eines Klerikers im Chorgewand und Birett zu erkennen. Sie steht, leicht nach links gewandt, fest auf einem hohen Sockel, möglicherweise auch auf einem Buch263).

Im Südchor der Domkirche (Nordseite) ist eine Grabplatte aus rotem Marmor im Boden eingelassen (H. 230 cm, B. 116 cm). Im Feld die Darstellung eines Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett auf einem Kissen mit großen Quasten ruhend. Soweit erkennbar, handelte es sich bei der Schriftform um eine Gotische Minuskel264).

Im Kreuzgangwestflügel an der Westwand im sechsten Joch ist ein Fragment aus rotem Marmor (H. ca. 79 cm, B. 80/67 cm, Bu. 7,5 cm) an der Wand aufgerichtet. Es handelt sich um einen Teil der unteren Breitseite. Zu erkennen sind einige Buchstaben einer Inschrift, die nicht mehr gelesen werden kann. Im Feld in genastem Dreipass ein Wappenschild im Viertelrelief. Das Wappenbild zeigt zwei sich überschneidende Spitzen (Buchstabe W), darüber ein kleines Kreuz mit vier gleich langen Armen.

Im dritten Joch des Kreuzgangwestflügels an der Fensterseite befindet sich ein weiteres Fragment völlig ohne Inschrift. Im Feld im genasten Vierpass ein Kelch.

Bei den Renovierungsarbeiten im Dom in den 80er Jahren wurde im Hauptchor in der Triforiumsnordseite im dritten Joch der untere Teil einer Grabkreuzplatte aufgefunden, die offensichtlich zum Bau des Laufganges wieder verwendet wurde. Zu erkennen sind ein runder Kreuzfuß, der Beginn der Stange mit Nodus und nicht mehr identifizierbare Reste einer Umschrift auf erhöhtem Rand265).

In der Mittelhalle des Kreuzganges befindet sich ein Fragment aus rotem Marmor (H. 22 cm, B. ca. 17 cm, Bu. 7cm). Es ist offensichtlich als Füllstein verwendet worden, um im Boden eine Lücke zu schließen. Erkennbar sind Reste einer Inschrift – nur der Buchstabe N in der Form einer Gotischen Majuskel ist noch eindeutig lesbar.

Am südöstlichen Vierungspfeiler am vorderen Runddienst auf halber Höhe ist die Inschrift des Baumeisters EBERHART (Bu. 4 cm) in der Form einer nachgeahmten Gotischen Majuskel eingehauen266). Diese Inschrift könnte einen Dombaumeister aus dem 14. Jahrhundert bezeichnen. Wahrscheinlicher aber handelt es sich um den Bildhauer Konrad Eberhart aus dem 19. Jahrhundert (um 1838), der das Grabmal des Bischofs Michael von Sailer im südlichen Nebenchor geschaffen hat267). Über der Inschrift ein M mit linkem geschlossenem Bogen, der rechte Bogen bleibt offen und schwingt zur rechten Seite aus. Im oberen Drittel ist diesem Bogen ein Querbalken eingestellt.

Zwischen der zweiten und dritten Fiale von Osten am Langhaus außen (Obergadenzone) am nördlichen Laufgang ist ein Fragment einer Grabplatte aus Kalkstein als Teil der Maßwerkbrüstung eingefügt (H. 75 cm, B. 14,5 cm an der schmalsten Stelle, 44 cm an der breitesten Stelle, Bu. 5,5 cm). Die Grabplatte trug vermutlich eine Umschrift in Gotischer Minuskel, erkennbar sind noch die Buchstabe i und m und Teile eines eingeritzten Grabkreuzes.

Im Nordflügel des Kreuzganges an der Nordwand (Ostseite) im ersten Joch sind Reste einer Bemalung des Schildbogens zu erkennen (H. 22 cm, B. 20/26 cm, Bu. 6 cm), auf der sich in schwarzer Farbe aufgemalte Buchstaben befanden. Eindeutig identifizierbar ist nur der Buchstabe s.

Neben diesen im Original vorhandenen Denkmälern ohne Inschriften gibt es bei den Kopisten und in der Sekundärliteratur Hinweise auf Inschriftendenkmäler, die im Bearbeitungsbereich vorhanden waren. Sie sollen im Folgenden kurz angesprochen werden.

[Druckseite LXXXIII]

In der Katharinenkapelle des romanischen Doms soll Bischof Konrad IV. von Teisbach und Frontenhausen (1204–1226) seine letzte Ruhestätte gefunden haben268). Zu einer Inschrift existiert keinerlei Überlieferung.

Der Bruder des Bischofs Konrad V. von Lupburg, ebenfalls mit Namen Konrad, und seine Gemahlin Heilwig fundierten auf den Andreasaltar im Südchor des Domes eine Stiftung von drei Wochenmessen im Jahre 1299; zudem überließen sie ihren gesamten Besitz Bischof Konrad für das Bistum. Für diese Stiftungen erhielten Heilwig und Konrad ihre Grablege vor dem Altar269). Auch zu diesen Grablegen ist keine kopiale Überlieferung vorhanden.

Zitationshinweis:

DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Einleitung (Achim Hubel, Walburga Knorr, Walter Koch, Volker Liedke, Werner Mayer, Susanne Näßl), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di074m013e009.

  1. Zum Bestattungsrecht vgl. Scholz, Das Grab in der Kirche 270–306 (mit älterer Literatur zu diesem Thema); vgl. hierzu Mai, Heiltumsschau und Reliquienkult 157ff.; dieses Thema wird hier besonders im Hinblick auf den Reliquienkult in Regensburg behandelt. »
  2. S. o. XIVff. »
  3. Einige Inschriftendenkmäler sind in das Museum der Stadt Regensburg (Minoritenkirche, Depot) verbracht worden (Kat.-Nrn. 83†(?), 107, 184, 281); museal aufgestellt sind zwei weitere im Vorraum des Domschatzmuseums (Kat.-Nrn. 168 (†), 233). Einige Fragmente befinden sich heute in den Depots der Dombauhütte. »
  4. Zur Geschichte der Nebenaltäre vgl. Braun, Der christliche Altar II, 369ff., viele Stiftskirchen, Pfarrkirchen und Domkirchen wurden, beginnend im 6. Jahrhundert und dann vermehrt im Mittelalter und Spätmittelalter, mit zahlreichen Nebenaltären ausgestattet. Braun sieht den Zusammenhang hier im Reliquienkult, in der zunehmenden Heiligenverehrung und den immer häufiger bestellten Privatmessen. Hier wird auch darauf hingewiesen, dass sich in der Nähe der Altäre Familiengrablegen befanden. »
  5. Loers, Die Barockausstattung des Regensburger Doms und seine Restauration 238f. »
  6. Schuegraf, Dom I u. II, Cranner 5 - 47. »
  7. Vgl. hierzu Loers, Die Barockausstattung des Regensburger Doms und seine Restaurierung 231; Raasch, Restauration und Ausbau des Regensburger Doms 183ff.; Mai, Bruderschaften und Benefizien 413ff. »
  8. Schuegraf, Dom II, 36; Braun, Der christliche Altar II, 380. »
  9. Raasch, Restauration und Ausbau des Regensburger Doms 186f. »
  10. Zu Elias Eppinger s. u. S.?? »
  11. Diese Rede erschien als Druckschrift im Jahre 1839 und ist publiziert bei Loers, Die Barockausstattung des Regensburger Doms und seine Restauration 256f. »
  12. Ebenda, 257; vgl. hierzu Raasch, Restauration und Ausbau des Regensburger Doms 234, 238ff. »
  13. Hubel/Schuller, Dom 152. »
  14. Hubel, Erforschung und Restaurierungen 16. »
  15. Kat.-Nrn. 5, 12, 13, 136»
  16. Fuchs, Lapidarium 73, 78. »
  17. Hubel/Schuller, Dom 153. »
  18. Sowohl bei der Anzahl als auch der Benennung der Altäre und ihrer Standorte stimmen Schuegraf, Dom II, 1–39 und Freytag/Hecht 6f. überein; vgl. hierzu auch Heim (Hg.), Die Beschreibung des Bistums Regensburg von 1723/24, 4 (mit Auflistung der Altäre vor der Reformation). »
  19. Hubel, Hochaltar 336, 350f. »
  20. Oefele I, 208 (ohne inschriftliche Nachricht). »
  21. Schuegraf, Dom II, 1f; Mai, Bruderschaften und Benefizien 413; Hübner, Barocke Ausstattung 33. »
  22. S. u. LXXIII. »
  23. Schuegraf, Dom II, 2; Mai, Bruderschaften und Benefizien 413. »
  24. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117. »
  25. Ebenda. »
  26. Freytag/Hecht 6; Loers, Barockausstattung 233. »
  27. Loers, Barockausstattung 236; Braun, Der christliche Altar I, 37. »
  28. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 114ff. »
  29. Loers, Barockausstattung 237; Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 69. »
  30. Kdm Regensburg I, 98f.; Hubel, Baldachinaltäre 35, Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 69f. »
  31. Kdm Regensburg I, 99f.; »
  32. Hubel, Baldachinaltäre 40f.: Der Altar bekam im späten 18. Jahrhundert vor das Retabel ein Gemälde des Hl. Hieronymus gesetzt; Loers, Barockausstattung 237. »
  33. Kdm Regensburg I, 99f. »
  34. Cranner 29f; Loers, Barockausstattung 234; Hübner, Barockausstattung 33. »
  35. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117. »
  36. Cranner 34; Schuegraf, Dom I, 39; Loers, Barockausstattung 234. »
  37. Kdm Regensburg II, 148. »
  38. Walderdorff, Regensburg 145; Zahn, Dom 67; Freytag/Hecht 16. »
  39. Cranner 36; Kdm Regensburg I, 102ff.; Braun, Der christliche Altar II, 216; Loers, Barockausstattung 235; Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 69. »
  40. Schuegraf, Dom I, 54 u. Dom II, 11f. »
  41. Cranner 36; Loers, Barockausstattung 235. »
  42. Cranner 36f.; Schuegraf, Dom I, 172 u. Dom II, 23f.; Loers, Barockaustattung 235. »
  43. Fuchs, Martyrium des Hl. Laurentius 276. »
  44. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117. »
  45. Schuegraf, Dom II, 24; Loers, Barockausstattung 236. »
  46. Mai, Bruderschaften und Benefizien 415. »
  47. Cranner 37. »
  48. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117. »
  49. Schuegraf Dom I, 173. und Dom II 31; Dirmeier, Wolfgangsbruderschaften 68. »
  50. Schuegraf, Dom II, 34f.; Mai, Bruderschaften und Benefizien 416; Dirmeier, Wolfgangsbruderschaften 69. »
  51. Hubel/Schuller, Dom 136, es handelt sich um ein Werk des Konrad Roriczer. »
  52. Loers, Barockausstattung 236; Altmann, Wolfgangalter 90–94: das barocke Altarretabel, eine Stiftung des Domdekans Wolfgang Christoph von Clam aus dem Jahr 1700, wurde anlässlich der Regotisierung abgebrochen, nach München verkauft und befindet sich heute in der Pfarrkirche St. Georg in Steinkirchen an der Würm (Lkr. München). »
  53. Kdm Regensburg I, 104f.; Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 76; Hubel/Schuller, Dom 136. »
  54. Schuegraf, Dom II, 39; Loers, Barockausstattung 236; »
  55. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 110–113. »
  56. Bereits Schuegraf, Dom II, 38 weist auf die Schwierigkeiten der Standortbestimmungen und die vielfachen Umbenennungen hin. »
  57. Mai, Bruderschaften und Benefizien 399–418. »
  58. Schuegraf, Dom II, 37; Braun, Der christliche Altar II, 487: Das Patrozinium Divisionis Apostolorum kommt besonders in deutschen und flämischen Altären des ausgehenden Mittelalters vor. »
  59. Kdm Regensburg I, 78; Hubel/Schuller, Dom 12; Schuegraf, Dom II, 3 lokalisiert die Nikolauskapelle an der Nordseite. »
  60. Kdm Regensburg I, 77f.; Hubel/Schuller, Dom 12f.; Schuegraf, Dom II, 15 lokalisiert die Annenkapelle an der Südseite. »
  61. Cranner 29–45. »
  62. Zwei Grabplatten, die sich heute im Südchor befinden (Kat.-Nr. 97, 167), wurden erst nachträglich in die Domkirche verbracht; die ursprüngliche Herkunft der drei in der Confessio befindlichen Grabplatten (Kat.-Nrn. 33, 71, 81) konnte nicht ermittelt werden. »
  63. Schnieringer, Das romanische Mortuarium 46f. mit Abb. 13. »
  64. Morsbach, Domkreuzgang 25; ebenda, 39f. die ältere Literatur zum Thema. »
  65. Betz/Hufnagl, Baualtersplan IV, 54. »
  66. Morsbach, Domkreuzgang 35. »
  67. Zu den Scheitelsteinen s. u. S. XXX »
  68. Ausnahme sind zwei Grabdenkmäler im Nordflügel (Kat.-Nrn. 194, 303»
  69. Kdm Regensburg I, 206–216; Morsbach, Domkreuzgang 28–31 mit dem Stand der neuesten Forschung zu St. Stephan, den Umbauten und den Renovierungsphasen. »
  70. Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 4. »
  71. Morsbach, Domkreuzgang 30; Betz/Hufnagl, Baualtersplan IV, 54f. »
  72. Mai, Bruderschaften und Benefizien 400ff; ebenda 403: 1480 zog sie dann auf den Altar zu Ehren Corporis Christi und Unserer Frauen Heimsuchung um. »
  73. Morsbach, Domkreuzgang 32–34; Schnieringer, Romanisches Mortuarium 44f.; zum Altar, vgl. Braun, Der christliche Altar I, 173 (Tafel 20); Betz/Hufnagl, Baualtersplan IV, 54. »
  74. Kdm Regensburg I, 196; Betz/Hufnagl, Baualtersplan 54. »
  75. Schuegraf, Dom II, 122; Kdm Regensburg I, 197f.; Morsbach, Domkreuzgang 37f. »
  76. Fuchs, Lapidarium 73.; zu den Inschriftendenkmälern, die hierher verbracht wurden s. Kat.-Nrn. 5, 12, 13, 136»
  77. Kdm Regensburg I, 198ff. »
  78. Kdm Regensburg I, 204; Morsbach, Domkreuzgang 38. »
  79. Schuegraf, Dom II, 122; die weiteren Inschriftendenkmäler aus den folgenden Jahrhunderten werden ihre Bearbeitung im Band Dom II finden »
  80. Schuegraf, Dom II, 123. 207; Kdm Regensburg I, 204; Morsbach, Domkreuzgang 38. »
  81. Fuchs, Lapidarium 76–80. »
  82. Kdm Regensburg I, 220 (Abb. 11 mit Lageplan); Hubel/Schuller, Dom 12f. »
  83. Schuegraf, Dom II, 196ff.; Walderdorff, Regensburg 183f.; Kdm Regensburg 220; Bauer, Regensburg 696; Traeger, Architekturfiktion 61 (Abb. 35). »
  84. Das Ossuarium ist heute nicht mehr zugänglich. »
  85. Bauer, Regensburg 697; Dehio, Regensburg und die Oberpfalz 465f. »
  86. Hiltl, Vom Regensburger Domfriedhof; Lehner, Der Regensburger Domgarten 18. »
  87. Schuegraf, Dom II, 199; zum Domgarten mit den einzelnen Gebäuden s. Betz/Hufnagl, Baualtersplan IV, 56ff. »
  88. Eppinger 34. »
  89. Kdm Regensburg 220; dieses Epitaph wird im Band Dom II bearbeitet werden. »
  90. Hubel, Mittelalterliche Plastik 61. »
  91. Kdm Regensburg I, 188; Diepolder, Führer 18 (1953), hier für das Städtische Museum verzeichnet. »
  92. Lehner, Der Regensburger Domgarten 18; Habermann/Stuhlfelder, Die Staatliche Dombauhütte Regensburg 142f; Hubel, Erforschung und Restaurierung 17f.; Schmidt, Restaurierungen am Regensburger Dom 113f. »
  93. Nennung einiger Beispiele zur Grabmalskulptur in Kdm Regensburg III, 267f. »
  94. Kat.-Nrn. 6, 8, 18, 25, 166†, 229, 242, 264†. »
  95. Kat.-Nrn. 19, 51, 170»
  96. Kat.-Nrn. 45, 55, 56»
  97. RDK II, Sp. 49f. »
  98. S. o. XXVII. »
  99. Vgl . Kat.-Nrn. 131†, 140, 142, 147, 148, 149, 172, 179. Nicht in diesen Band gehören die Steinmetzzeichen, die im Rahmen eines großen Projektes von Dr. Friedrich Fuchs, Diözesanmuseum Regensburg, bearbeitet werden. »
  100. Walter, Glockenkunde 209f. Die Glocke ist derzeit in der Dombauhütte gelagert. »
  101. Vgl. Kdm Regensburg I, 132: die Predigtglocke ist die älteste erhaltene Glocke, weitere Glocken mit Inschriften gehören alle dem 17. Jahrhundert an; vgl. hierzu auch Kdm Regensburg III, 276. »
  102. Unter der hier bearbeiteten Sonnenuhr befindet sich eine weitere, die in das Jahr 1509 datiert. »
  103. Vgl. hierzu auch zusammenfassend Kdm Regensburg III, 270f. mit einem Überblick über die kirchliche Wandmalerei in Regensburg. »
  104. Kdm Regensburg I, 166f.; Dirmeier, Armenfürsorge 221. »
  105. Kat.-Nrn. 342-349; die Grabplatten unterhalb der Dachtraufe sind mit Holz verschallt und nur teilweise zugänglich. »
  106. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass beim Fortschreiten der epigraphischen Arbeiten für die Stadt Regensburg der eine oder andere Hinweis auf die Herkunft oder die genannten Personen ermittelt werden kann. »
  107. Traeger, Mittelalterliche Architekturfiktion 60ff. »
  108. Hubel, Mittelalterliche Plastik 53 (Anm. 2) weist auf diese Tatsache hin; in der älteren Forschung zu diesem Thema s. Seyler Alfred, Die Mittelalterliche Plastik Regensburgs, Diss. München 1905; Riehl Berthold, Bayerns Donautal, Tausend Jahre Deutsche Kunst, München-Leipzig 1912; Schinnerer Johannes, Die Gotische Plastik in Regensburg, Straßburg 1918 (mit umfassender Übersicht über die ältere Forschung); Krankenhagen Heidrun, Studien zur spätgotischen Plastik in Regensburg, Diss. Freiburg i. Br. 1968 spart die Grabplastik in ihrer Arbeit aus; vgl. hierzu Rolf Schmidt, Studien zur spätgotischen Plastik in Regensburg, in: ZBLG 37 (1974) 167–177. Den besten zusammenfassenden Überblick über das Kunstschaffen auf dem Gebiet der Grabplastik und der Epitaphik bietet immer noch die Kunststatistische Übersicht von Felix Mader in Kdm Regensburg III, 267–270. In übergreifenden Gesamtdarstellungen zum Thema Sepulkralskulptur wie Panofsky Erwin, Grabplastik. Vier Vorlesungen über ihren Bedeutungswandel von Alt-Ägypten bis Bernini, Köln 1964, Bauch Kurt, Das mittelalterliche Grabbild. Figürliche Grabmäler des 11.-15. Jahrhunderts in Europa, Berlin-New York 1976 und Körner Hans, Grabmonumente des Mittelalters, Darmstadt 1997 finden Regensburger Beispiele keine Erwähnung. »
  109. Liedke, Augsburger Sepulkralskulptur, 97. »
  110. Seeliger-Zeiss, Grabstein oder Grabplatte? – Anfragen zur Terminologie des mittelalterlichen Grabmals, in: Epigraphik 1988, 283–291; Schmidt, Mittelalterliche Grabmaltypen 293–304; zum Epitaph s. u. XXXVIII. »
  111. Vgl. hierzu Hausberger, Die Grablegen der Bischöfe 365; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 385 mit dem Bittschreiben des Bischof Schwäbl um Rücksichtnahme besonders auf die Bischofsgrabmäler. »
  112. Cranner 47 spricht von einem doppelten Stein ohne Inschrift; Schuegraf, Dom I, 54f.; Hausberger, Grablegen 371. »
  113. Oefele I, 202f.; Freytag/Hecht 45; Hausberger, Grablegen 371. »
  114. Schuegraf, Dom I, 72, 84; Freytag/Hecht 51; Hausberger, Grablegen 372. »
  115. Hausberger, Grablegen 372; Hubel, Funktion und Geschichte des Hochaltares 349–351, hier weitere Ausführungen und Literatur zu diesem Grabmal. »
  116. Anders Hausberger, Grablegen 372: vor dem Frauenaltar; Freytag/Hecht 30. »
  117. Schuegraf, Dom I, 130f.; ders., Dom II, 17; Loers, Barockausstattung 234. »
  118. Vgl. hierzu Bauch, Das mittelalterlich Grabbild 73f. »
  119. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 55. »
  120. Die Grabplatte befand sich ursprünglich vor dem von ihm gestifteten Altar des Hl. Florinus im nördlichen Seitenschiff im dritten Joch. »
  121. Resch, Sammlung VII, Blatt 26. »
  122. Freytag/Hecht 46; Hausberger, Die Grablegen der Bischöfe 373f. »
  123. Diese Arbeit ist dem Dommeister Andre Engel zugeschrieben, s. u. XLIX. »
  124. Ebenda. »
  125. Bauch, Das mittelalterliche Grabbild 262f. »
  126. Kdm Regensburg I, 116f.: die Arbeit wird hier dem Meister Erhart aus Straubing zugeschrieben. »
  127. Zum Grabtuch vgl. Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 289ff. »
  128. S. u. L ff. »
  129. Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 304–306; der Bestand an noch vorhandenen Grabkreuzplatten setzt z. B. in St. Emmeram wesentlich früher ein, vgl Kdm Regensburg I, 290 (Abb. 196): Vortragkreuz auf dem Sarkophagdeckel des Abtes Ramwold 1001. »
  130. Vgl. Kat.-Nrn. 17, 32, 33, 66, 71, 94»
  131. Die Zusammenfassung richtet sich nach Morsbach, Grabkreuzplatten 27ff. »
  132. Sauerländer, Französische Plastik 108; Scholz, DI 38 (Landkreis Bergstraße), XXVII. Seit dem späten 11. Jahrhundert begegnet in der europäischen Skulptur die figürliche Darstellung auf Grabplatten; doch erst mit der gotischen Bildhauerkunst fand diese Art, Grabplatten zu gestalten, über den ganzen Kontinent Verbreitung. »
  133. Ariès, Geschichte der Todes 308ff.; ausführlich und kritisch wird diese Problematik der Darstellung behandelt bei Körner, Grabmonumente 107–117. »
  134. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 53f. »
  135. Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 291; Das Buch als Attribut tragen auch der Hl. Dominikus, der Hl Antonius von Padua, der Hl. Bernhard von Clairvaux und der Hl. Thomas von Aquin. »
  136. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 54. »
  137. Die Figur des Hl. Georg (Kat.-Nr. 55) und die Figur der Maria an der nördlichen Querhauswand sind demselben Meister zuzuordnen. »
  138. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 57. »
  139. Borgwardt, Die Typen des mittelalterlichen Grabmals 70. »
  140. Kroos, Grabbräuche – Grabbilder 291f. »
  141. Dieser Bestand wird im Band Dom II bearbeitet werden. »
  142. Die Grabplatte des Bischofs Friedrich von Parsberg (†1449, Kat-Nr. 200) wurde oben bereits beschrieben. »
  143. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 61. »
  144. Diese Konzepte deuten möglicherweise auch auf unterschiedliche Werkmeister hin; s. u. XLIXff. »
  145. Vgl. hierzu Kroos, Grabbräuche - Grabbilder 348; hier wird auf ein weiteres Beispiel aus Paris hingewiesen, das in der Umschrift die Bibelstelle Hiob 19,25f. wiedergibt. »
  146. Böcher, Alte Wormser Grabsteine 50f. »
  147. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Domkreuzgang und Kapitelhaus 59 (Abb. 8). »
  148. Vgl. DI 40 (Regensburg I), XXXIII; s. z. B. Kat.-Nrn. 97, 180, 232»
  149. Vgl. Kat.-Nrn. 157, 163, 188, 195, 212, 230, 246, 271, 313, 319, 324, 326»
  150. Zur Definition des Begriffes in der Kunstgeschichte vgl. Schoenen, Epitaph Sp. 872–921; Seeliger-Zeiss, Grabstein oder Grabplatte? 286f. »
  151. Oexle, Memoria und Memorialbild 422ff. »
  152. Braun, Der christliche Altar II, 451ff. »
  153. Bauch, Das mittelalterliche Grabbild 198ff.; Seeliger-Zeiss, Grabstein oder Grabplatte? 289. »
  154. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 55f. (Abb. 4 u. 5). »
  155. Ebenda, 56f.: Das Epitaph stellt ein Bindeglied dar, das zu den beginnenden Arbeiten am Domportal überleitet. »
  156. Ebenda, 58 (Abb. 7). »
  157. Kdm Regensburg I, 240; in den Bearbeitungszeitraum fällt nur die früheste Inschrift für Christoph Peringer (†1496). »
  158. Braun, Der christliche Altar I, 451ff. »
  159. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 64 (Abb. 12), Hubel weist darauf hin, dass dies ein Beispiel für den sich vollziehenden Stilwandel vom Schönen Stil, der noch in den 30er Jahren des 15. Jahrhundert vorherrscht, hin zum Naturalismus ist. »
  160. Ebenda, 67 (Abb. 18); vgl. auch Kdm Regensburg II, 31 (Abb. 23): Epitaph des Stifters Schenk von Schenkenstein. »
  161. S. u. LXXIV. »
  162. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Kreuzgang und Kapitelhaus 65f. (Abb. 14, 15, 16). »
  163. Kdm Regensburg II, 278 (Abb.216). »
  164. Hubel, Mittelalterliche Plastik im Kreuzgang und Kapitelhaus 68f. (Abb. 19, 20). »
  165. Zur Zuschreibung ebenda 69. »
  166. Ebenda 67. »
  167. Vgl. DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 149: es handelt sich um das Epitaph des Erasmus von Paulsdorf und der Dorothea Leublfing in der Minoritenkirche; eine weitere Gregorsmesse befindet sich im westlichen Vorplatz der Vorhalle von St. Emmeram, vgl. Kdm Regensburg I, 302. »
  168. Zur Gregorsmesse im Domkreuzgang vgl. Gamber, Gregoriusmesse 38–44. »
  169. Kdm Regensburg III, 267. »
  170. Die im Dom und Domkreuzgang noch vorhandenen Totengedenken für das Patriziat und Bürgertum sind einige wenige Wappengrabsteine und mit kleinen Wappen versehene Inschriftensteine. »
  171. Figürliche Darstellungen auf Grabplatten, die Damen und Herren aus dem Adel, dem Patriziat und Rittertum zeigen, finden sich eher in Niedermünster, bei den Dominikanern und bei den Minoriten. »
  172. Einen kurzen Überblick über den Bestand an Grabskulpturen durch die Jahrhunderte gibt Kdm Regensburg III, 267–270. »
  173. Hubel/Schuller, Dom 136: Die in Abbach und Kapfelberg gelegenen Steinbrüche gehörten zur Dombauhütte. »
  174. Eine Ausnahme bildet die Grabplatte des Domherren Petrus von Remago (Kat.-Nr. 109) aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Sie ist aus Kalkstein gefertigt. »
  175. Die Bezeichnung der einzelnen Kirchenfenster, ihre Lage und die Maße orientieren sich an dem im Jahr 1987 erschienenen Standardwerk über die Glasmalereien des Regensburger Domes, dem Band Deutschland XIII,1 des Corpus Vitrearum Medii Aevi, bearbeitet von Gabriela Fritzsche. So bezeichnet z. B. das Chorfenster NORD II (Kat.-Nr. 37) das obere Fenster im nördlichen Hauptchor, das Chorfenster süd II (Kat.-Nr. 38) das untere Fenster im südlichen Hauptchor. Bei den Maßangaben haben wir uns für das Lichte Gesamtmaß der einzelnen Fenster entschieden, da sich die einzelnen Scheiben, wenn auch nur in geringem Umfang, in ihrer Größe unterscheiden. Da es nicht möglich war, die Inschriften in den Fenstern aus der Nähe zu überprüfen, musste auf das hier publizierte Fotomaterial zurückgegriffen werden. So konnten auch keine Buchstabengrößen ermittelt werden. »
  176. Da in den kleinen Restzwickeln farbige Glasscherben gefunden wurden, kann man davon ausgehen, dass die Obergadenfenster ebenfalls mit farbigen Glasscheiben ausgestattet waren; vgl. Hubel/Schuller, Dom 138. »
  177. Hubel/Schuller, Dom 36. »
  178. Hubel, Glasmalereien 1981, 23ff. »
  179. Herz, Regesten 351, Nr. 2. »
  180. Zu den Restaurierungen s. Hubel, Erforschung und Restaurierungen 10ff. und Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 96ff. »
  181. Die Bearbeiter dieses Bandes sind sich sehr wohl bewusst, dass man sich, was deren Vollständigkeit betrifft, nur annähern kann. »
  182. Wertvolle Hinweise zur Person und Biographie Eppingers verdanken wir Herrn Dr. Johann Schmuck; s. DI 40 (Regensburg I), XXIVf.; vgl. auch Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 149f.; Wurster, Geschichtsschreibung 111f. »
  183. Der Handschrift vorgebunden ist ein Bericht des Grafen Hugo von Walderdorff über die Geschichte der Handschrift; vgl. Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 149f. mit Beschreibung der Handschrift. »
  184. Das Grabmalverzeichnis von Freytag/Hecht bedient sich ebenfalls dieser Paginierung. »
  185. Nach einem eingelegten Blatt (p. 25) mit dem Kommentar: Die auf den nachfolgenden 4 Blättern verzeichneten Epitaphien sind großentheils schon in den vorangegangenen 20 Blättern berücksichtigt und bei vielen dem Verzeichnis mit rother Tinte eingeschrieben; es handelt sich allerdings hierbei nicht um vier, sondern um acht Blätter (p. 26–34). »
  186. Bei der Bearbeitung wurden, soweit vorhanden, beide Abschriften mit den entsprechenden Seitenzahlen verzeichnet. »
  187. Eine detaillierte Beschreibung dieser Handschrift findet sich in DI 67 (Passau) XXV»
  188. Bosl, Eckher von Kapfing 395; Hubensteiner, Eckher von Kapfing; zur Familie: Hund, Stammenbuch II, 69f.; Allgemeine Enzyclopädie (Ersch/Gruber), 1. Sektion (A-G), Bd. 29/30, 461ff.; Krick, Stammtafeln 79ff. »
  189. Vgl. DI 40 (Regensburg I) XXV. »
  190. Zu Roman Zirngibl vgl. Kraus, Zirngibl (1955/1956); ders., Zirngibl (1989); Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 150f. »
  191. Für diese Informationen und eine Beschreibung der Handschrift bedanken wir uns bei Dr. Stephan Acht, BZAR. »
  192. Freytag/Hecht 4. »
  193. Cranner 47. »
  194. Vgl. Mai, Thomas Ried; Fuchs, Zur kopialen Überlieferung 151 (Anm. 28); vgl. auch Dirmeier Artur, „Ein wahrer Schatz an Dokumenten“. Spitalüberlieferung in Regensburg, in: Regensburg im Spätmittelalter, hg. von Peter Schmid (Forum Mittelalter, Studien 2), 107–122, hier 119. »
  195. Freytag/Hecht 4. »
  196. Mai, 150 Jahre Historischer Verein 8f. »
  197. Bauer, Regensburg 884. »
  198. Diese Sammlung wurde katalogisiert und beschrieben von Renate Staudinger, Geschichte einer graphischen Sammlung und vorläufiger Katalog, (Schriftliche Hausarbeit zur Magisterprüfung), Regensburg 1988. »
  199. Ebenda, 5. »
  200. Hausberger, Neuorganisation 35. »
  201. Heute im Bestand des Stadtarchivs Regensburg. »
  202. Diese Handschrift wurde bereits in DI 40 (Regensburg I) eingearbeitet. »
  203. Vgl. hierzu DI 67 (Passau) XXIX»
  204. Rockinger Ludwig, Handschriften zur baierischen und pfälzischen wie zur deutschen Geschichte in der Bibliothek der historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften (Abhandlungen der Historischen Klasse der königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften 24), München 1909, 200–280, hier 201 und 248. »
  205. Zu Schuegraf vgl. Ausstellungskatalog Joseph Rudolf Schuegraf 1790–1861, Ausstellung des Stadtarchives Regensburg und des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1990, hier 24f. zur Domgeschichte. »
  206. Vgl. hierzu auch DI 40 (Regensburg I), Einleitungskapitel XXXVII. »
  207. Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 13, Nr. 8,; ebenda, 13f., Nr. 9. »
  208. Ebenda, 63–144. »
  209. Ebenda, 145–151. »
  210. Biographisches Lexikon der Heraldiker 441. »
  211. Die achte Grabplatte datiert in das 16. Jahrhundert und wird im Band Dom II bearbeitet werden. »
  212. Für das Photomaterial bedanken wir uns bei Prof. Dr. Achim Hubel, Univ. Bamberg. »
  213. Koch, Auf dem Wege zur gotischen Majuskel 227f., hier wird auf die Schwierigkeiten einer einheitlichen Terminologie hingewiesen. »
  214. Kloos, Epigraphik 123f.; Koch, Auf dem Wege zur gotischen Majuskel 231. »
  215. Spätesten um 1325 waren die drei Chöre des Domes vollendet, s. o. XIV. »
  216. Die vierte Inschrift in der Tafel ist verloren. Sie ist 1376 datiert und war, traut man dem Kopisten, in Gotischer Minuskel eingehauen. »
  217. Diese Inschrift kann auf Grund des vorhandenen Fotomaterials zum Vergleich herangezogen werden. »
  218. Kloos, Epigraphik 136; DI 67 (Passau) XLI (Anm. 212) zusammenfassend über die Entwicklung der Gotischen Minuskel im deutschen Raum; Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 66–68. »
  219. Soweit in Regensburg überschaubar gibt es einige wenige Beispiele für früher datierte Gotische Minuskelinschriften, vgl. DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 56 vom Jahr 1356; zwei weitere frühe Minuskelschriften finden sich, datiert von 1360–1370, auf einem Glasfenster der Minoritenkirche, ebenda, Kat.-Nr. 64 und auf einem Fragment einer Grabplatte, ebenda Kat.-Nr. 65»
  220. S. o. XXXVIII. »
  221. S. o. XXXIIf. »
  222. S. o. XXXIII. »
  223. S. o. LI. »
  224. S. o. XXVII, XXX. »
  225. S. Kat.-Nrn. 142, 147, 148, 172, 179»
  226. Nicht beschrieben wegen des schlechten Zustandes wird der Scheitelstein des Domherren Johannes Ramsberger (Kat.-Nr. 149). »
  227. Kloos, Epigraphik 54. »
  228. S. o. LIX f. »
  229. Kohn, Versuch einer Typologie der Versalien 74f. »
  230. Vgl. auch Kaspar Schenk † 1468, Kat.-Nr. 246»
  231. S. o. LVIff. »
  232. Kat.-Nrn. 280, 313, 319, 324, 326»
  233. S o. LVI ff. »
  234. S. o. LIII ff. »
  235. Zur Zuschreibung s. o. LIX ff. »
  236. S. o. LX. »
  237. Rekonstruktion des romanischen Fensters bei Hubel, Glasmalereien 1981, 15–17 und Fritzsche, Glasmalereien 14–24. »
  238. Koch, Inschriftenpaläographie 211f. »
  239. Hubel, Glasmalereien 2002, 24. »
  240. Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 96; s. o. XLII. »
  241. Bauer, Mainzer Epigraphik 34–41; Kloos, Epigraphik 129–134; Koch, Inschriftenpaläographie 201–216. In St. Emmeram finden sich schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts Beispiele von frühen Lapidarinschriften in dieser Schriftform; vgl. hierzu Kdm Regensburg I, 290 (Abb. 198), Grabplatte des Abtes Peringer (†1201). »
  242. DI 40 (Regensburg I), XXXIVf. »
  243. Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 64f. In Regensburg findet sich ein frühes Beispiel einer Minuskelinschrift, die einem Guardian des Minoritenklosters zugeordnet ist. Dieses Beispiel bleibt aber als in Stein gehauene Inschrift singulär; vgl. DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 56»
  244. S. o. XLII-LX mit Werklisten der jeweiligen Dommeister. »
  245. Menninger, Zahlwort und Ziffern 92ff.; Kloos, Epigraphik 62–64; Bischoff, Paläographie 232ff.; Terminologie zur Schriftbeschreibung 84–94; Wehking/Wulf, Leitfaden 66f. »
  246. Weitere Beispiele für arabische Zahlen auf Grabplatten und Epitaphien s. Kat.-Nrn. 285, 288, 292, 301, 303, 306, 308, 319, 321»
  247. Schmid H. U., Deutsche Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 139–151; vgl. auch Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften; in beiden Arbeiten sind Dominschriften bei der sprachlichen Analyse mit berücksichtigt. »
  248. Schmid H. U., Deutsche Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 151. »
  249. Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 128. »
  250. Ebenda. »
  251. Vgl. dazu für einen späteren Zeitraum auch Schmid H. U., Sprachlandschaften und Sprachausgleich in nachreformatorischer Zeit. Martin Luthers Bibelübersetzung in epigrapischen Zitaten des deutschen Sprachraums, in: ZDL 65 (1998) 1–41 und Walter Hoffmann, Inschriften und Sprachgeschichte: Auswertungsperspektiven der Deutschen Inschriften, in: ZfdPh 119 (2000) 1–29, hier S. 8 zur Mischung von alten und neuen Sprachformen in lateinisch-deutschen Kartuschenpaaren vom Ende des 16. Jahrhunderts in Schloss Rheydt. »
  252. Hoffmann, Inschriften und Sprachgeschichte 8. »
  253. Hoffmann, Inschriften und Sprachgeschichte 15–21. Als Desiderat ist der Vergleich zwischen den aus den Inschriften gewonnenen Ergebnissen mit denen anderer Textsorten zu sehen, vgl. 26. »
  254. Hoffmann, Inschriften und Sprachgeschichte 21ff. mit Hinweisen auf weitere Forschungen in diesem Bereich, 21 (Anm. 73) und 26 (Anm. 77 u. 79). »
  255. Wulf, Versuch einer Typologie der deutschsprachigen Inschriften. In: Epigraphik 1988. Fachtagung für mittelalterliche und frühneuzeitliche Epigraphik Graz, 10.-14. Mai 1988, hg. von Walter Koch (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Phil. Hist. Kl. Denkschriften 213), Wien 1990, 127–137. »
  256. Hoffmann, Inschriften und Sprachgeschichte 25. »
  257. Vgl. die ebenda. 25f. beschriebenen Beispiele. »
  258. Neumüllers-Klauser, Frühe deutschsprachige Inschriften 181f. »
  259. Weitere Beispiele für das 14. Jahrhundert für Inschriften in gotische Majuskel und zumindest teilweiser Deutschsprachigkeit in Grabinschriften DER WERDAER (s. Kat.-Nr. 71), PALDWEIN DER GLAESEL (s. Kat.-Nr. 81). »
  260. Kloos, Epigraphik 39ff.; im Bestand findet sich auch eine kurze hebräische Inschrift auf dem Relief der Gregorsmesse, s. Kat.-Nr.255»
  261. Kdm Regensburg I, 130. »
  262. Ebenda, 129. »
  263. Ebenda, 193 (hier in das 16.Jh. datiert); »
  264. Ebenda, 124. »
  265. Durch das von Prof. Hubel zur Verfügung gestellten Fotomaterial ist die Existenz dieses Fragments bekannt. »
  266. Kdm Regensburg I, 47, 56; Freytag/Hecht 16; Zahn, Dom 52 »
  267. Für diesen Hinweis bedanken wir uns bei Dr. Friedrich Fuchs, Diözesanmuseum Regensburg; Kdm Regensburg I, 124, dieser Künstler schuf auch die Denkmäler der Bischöfe Wittmann und Schwäbl; vgl. Reidel, Das Grabmal Bischof Georg Michael Wittmanns 85ff. »
  268. Hausberger, Geschichte I, 120. »
  269. Janner, Bischöfe III, 99f.; Freytag-Hecht 30; Hubel/Schuller, Dom 30. »