Die Inschriften des Regensburger Doms (I)

9. Nicht aufgenommene Inschriften

Nach den Bearbeitungsrichtlinien der Reihe Die Deutschen Inschriften bleiben im Katalogteil die Denkmäler unberücksichtigt, die zwar vorhanden, deren Inschriften aber bis zur Unkenntlichkeit verdorben sind. Obgleich in den Kapiteln zu den Inschriftenträgern schon auf einzelne Denkmäler hingewiesen wurde, sollten sie hier nochmals kurz zusammengefasst und beschrieben werden. Auch die Fragmente werden aufgelistet, auf denen nur noch ein oder zwei Buchstaben zu erkennen sind.

Im Dombereich finden sich einige Grabplatten, die selbst auf Grund ihrer Lage oder ihrer figürlichen Gestaltung nicht mehr zugeordnet werden können.

Die Darstellungen und die wenigen Inschriftenreste lassen eine vorsichtige Datierung in das 15., möglicherweise auch in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zu.

Im Südflügel der Domkirche (Turmjoch) ist eine Grabplatte aus rotem Marmor im Boden eingelassen, die 222 cm hoch ist, 110 cm breit, und deren Buchstabengröße ca. 9 cm beträgt. Die Inschrift in Gotischer Minuskel beginnt oben links, läuft um den Stein und endet in der zweiten Zeile der oberen Breitseite. Im Feld die Gestalt eines Domherren, bekleidet mit Almucia, Chorgewand und Birett. In den vier Ecken jeweils in Rundfeldern vier verderbte Wappenschilde261).

Eine weitere Grabplatte aus rotem Marmor ist in der Domkirche im vierten Joch des südlichen Seitenschiffs im Boden eingelassen (H. 229 cm, B. 110 cm). Im vertieften Feld die Gestalt eines Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett. Erahnen kann man hier, dass die Inschrift, [Druckseite LXXXII] eine Gotische Minuskel, auf erhöhtem Rand um den ganzen Stein lief. Zu Füßen des Domherren in der rechten unteren Ecke ein kleiner Hund262).

Zu vermuten ist, dass der Zustand dieser beiden Grabplatten bereits bei der großen Restauration des Dominnenraumes im 19. Jahrhundert so schlecht war, dass man sich gar nicht mehr die Mühe machte, sie an der Wand aufzurichten oder sie in den Kreuzgang zu verbringen, sondern sie einfach als Bodenplatte verwendete.

Im Westflügel des Kreuzganges im siebten Joch ist eine Grabplatte aus rotem Marmor an der Wand aufgerichtet, deren Inschrift nicht mehr vorhanden ist (H. 140 cm, B. 62 cm). Im Feld unter einem Rundbogen ist im Viertelrelief die Gestalt eines Klerikers im Chorgewand und Birett zu erkennen. Sie steht, leicht nach links gewandt, fest auf einem hohen Sockel, möglicherweise auch auf einem Buch263).

Im Südchor der Domkirche (Nordseite) ist eine Grabplatte aus rotem Marmor im Boden eingelassen (H. 230 cm, B. 116 cm). Im Feld die Darstellung eines Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett auf einem Kissen mit großen Quasten ruhend. Soweit erkennbar, handelte es sich bei der Schriftform um eine Gotische Minuskel264).

Im Kreuzgangwestflügel an der Westwand im sechsten Joch ist ein Fragment aus rotem Marmor (H. ca. 79 cm, B. 80/67 cm, Bu. 7,5 cm) an der Wand aufgerichtet. Es handelt sich um einen Teil der unteren Breitseite. Zu erkennen sind einige Buchstaben einer Inschrift, die nicht mehr gelesen werden kann. Im Feld in genastem Dreipass ein Wappenschild im Viertelrelief. Das Wappenbild zeigt zwei sich überschneidende Spitzen (Buchstabe W), darüber ein kleines Kreuz mit vier gleich langen Armen.

Im dritten Joch des Kreuzgangwestflügels an der Fensterseite befindet sich ein weiteres Fragment völlig ohne Inschrift. Im Feld im genasten Vierpass ein Kelch.

Bei den Renovierungsarbeiten im Dom in den 80er Jahren wurde im Hauptchor in der Triforiumsnordseite im dritten Joch der untere Teil einer Grabkreuzplatte aufgefunden, die offensichtlich zum Bau des Laufganges wieder verwendet wurde. Zu erkennen sind ein runder Kreuzfuß, der Beginn der Stange mit Nodus und nicht mehr identifizierbare Reste einer Umschrift auf erhöhtem Rand265).

In der Mittelhalle des Kreuzganges befindet sich ein Fragment aus rotem Marmor (H. 22 cm, B. ca. 17 cm, Bu. 7cm). Es ist offensichtlich als Füllstein verwendet worden, um im Boden eine Lücke zu schließen. Erkennbar sind Reste einer Inschrift – nur der Buchstabe N in der Form einer Gotischen Majuskel ist noch eindeutig lesbar.

Am südöstlichen Vierungspfeiler am vorderen Runddienst auf halber Höhe ist die Inschrift des Baumeisters EBERHART (Bu. 4 cm) in der Form einer nachgeahmten Gotischen Majuskel eingehauen266). Diese Inschrift könnte einen Dombaumeister aus dem 14. Jahrhundert bezeichnen. Wahrscheinlicher aber handelt es sich um den Bildhauer Konrad Eberhart aus dem 19. Jahrhundert (um 1838), der das Grabmal des Bischofs Michael von Sailer im südlichen Nebenchor geschaffen hat267). Über der Inschrift ein M mit linkem geschlossenem Bogen, der rechte Bogen bleibt offen und schwingt zur rechten Seite aus. Im oberen Drittel ist diesem Bogen ein Querbalken eingestellt.

Zwischen der zweiten und dritten Fiale von Osten am Langhaus außen (Obergadenzone) am nördlichen Laufgang ist ein Fragment einer Grabplatte aus Kalkstein als Teil der Maßwerkbrüstung eingefügt (H. 75 cm, B. 14,5 cm an der schmalsten Stelle, 44 cm an der breitesten Stelle, Bu. 5,5 cm). Die Grabplatte trug vermutlich eine Umschrift in Gotischer Minuskel, erkennbar sind noch die Buchstabe i und m und Teile eines eingeritzten Grabkreuzes.

Im Nordflügel des Kreuzganges an der Nordwand (Ostseite) im ersten Joch sind Reste einer Bemalung des Schildbogens zu erkennen (H. 22 cm, B. 20/26 cm, Bu. 6 cm), auf der sich in schwarzer Farbe aufgemalte Buchstaben befanden. Eindeutig identifizierbar ist nur der Buchstabe s.

Neben diesen im Original vorhandenen Denkmälern ohne Inschriften gibt es bei den Kopisten und in der Sekundärliteratur Hinweise auf Inschriftendenkmäler, die im Bearbeitungsbereich vorhanden waren. Sie sollen im Folgenden kurz angesprochen werden.

[Druckseite LXXXIII]

In der Katharinenkapelle des romanischen Doms soll Bischof Konrad IV. von Teisbach und Frontenhausen (1204–1226) seine letzte Ruhestätte gefunden haben268). Zu einer Inschrift existiert keinerlei Überlieferung.

Der Bruder des Bischofs Konrad V. von Lupburg, ebenfalls mit Namen Konrad, und seine Gemahlin Heilwig fundierten auf den Andreasaltar im Südchor des Domes eine Stiftung von drei Wochenmessen im Jahre 1299; zudem überließen sie ihren gesamten Besitz Bischof Konrad für das Bistum. Für diese Stiftungen erhielten Heilwig und Konrad ihre Grablege vor dem Altar269). Auch zu diesen Grablegen ist keine kopiale Überlieferung vorhanden.

Zitationshinweis:

DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Einleitung, 9. Nicht aufgenommene Inschriften (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di074m013e009.

  1. Kdm Regensburg I, 130. »
  2. Ebenda, 129. »
  3. Ebenda, 193 (hier in das 16.Jh. datiert); »
  4. Ebenda, 124. »
  5. Durch das von Prof. Hubel zur Verfügung gestellten Fotomaterial ist die Existenz dieses Fragments bekannt. »
  6. Kdm Regensburg I, 47, 56; Freytag/Hecht 16; Zahn, Dom 52 »
  7. Für diesen Hinweis bedanken wir uns bei Dr. Friedrich Fuchs, Diözesanmuseum Regensburg; Kdm Regensburg I, 124, dieser Künstler schuf auch die Denkmäler der Bischöfe Wittmann und Schwäbl; vgl. Reidel, Das Grabmal Bischof Georg Michael Wittmanns 85ff. »
  8. Hausberger, Geschichte I, 120. »
  9. Janner, Bischöfe III, 99f.; Freytag-Hecht 30; Hubel/Schuller, Dom 30. »