Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 248 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1650

Beschreibung

Grabplatte der Maria Elisabeth Markgräfin von Baden-Durlach, geborene Gräfin zu Waldeck. Im Chor im Boden. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit schmalem, durch Ritzlinie abgetrenntem Rand. Im Feld Grabinschrift. Unten links Listennummer 18 eingeritzt (nach F. J. Herr).

Maße: H. 176, B. 82, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. ANNO 1608 IM MONAT · SEP/TEMBRIS · IST · WEILAND · / DIE DVRCHLEICTIGa) · HOCHGE/BOHRNE FIRSTIN VND FRAW / FRAW MARIA ELISABETHA / MARGGRAVIN ZV BADEN . / VND HOCHBERG etc(etera) . GEBOHRNE / GRAEVIN ZV WALDECKH et(cetera) / GEBOHREN DEN 19 FEB/RVARI · ANNO · 1643 · / ZV BASEL IM · 35STEN · / IAHR IHRES ALTERS / IN GOTT VERSCHIDEN DE(N) / 3TEN AVGVSTI ANNO / 1650 · AN DISEN / ORTH IHRER · RVHESTATT / GEBRACHT · VND DER / FRELICHEN AVFFER/STEHVNG · IHRES / LEIBS ZVM EWIGEN / LEBEN · ERWARTEND DERE(N) / SEELEN GOTT GNAEDIG / SEIE ·

Kommentar

Maria Elisabeth Markgräfin von Baden-Durlach, dritte Gemahlin des Markgrafen Friedrich V. (reg. 1622–1659), war während des Dreißigjährigen Krieges am 19. Februar 1643 im Exil der markgräflichen Familie in Basel verstorben, aber nicht dort, sondern am 5. Juli 1643 zunächst in der ev. Pfarrkirche St. Thomas in Straßburg beigesetzt worden1. Nach dem Ende des Krieges sind – wie die Grabinschrift bestätigt – die Särge der im Exil verstorbenen Angehörigen des Markgrafen nach Pforzheim transportiert und dort im Chor der Schloßkirche in gemauerten Einzelgrüften neben den beiden schon 1627 und 1633 verstorbenen Gemahlinnen Friedrichs bestattet worden2. Die Aussage der Grabinschrift bestätigt als Datum der Translation den 3. August 1650. Die Inschrift auf dem wohl aus Zinn gegossenen Sarg ist überliefert3. Der Sarg wird 1643 unmittelbar nach dem Tod der Markgräfin in Basel entstanden sein.

Die Schrift weicht von der klassischen Kapitalis ab durch von dieser abgewandelte Buchstaben – wie A mit einer s-förmig geschwungenen linken Haste, V und W ebenfalls mit gebogenen Hasten, M mit hochsitzendem Mittelteil. Eine besondere Form erhielt das G, bestehend aus einem Bogen mit sehr kleiner bogenförmiger Cauda, die nicht nach oben, sondern schräg nach unten bis zur Grundlinie geführt ist. Die Zahlen sind durch arabische Ziffern von besonders auffallender Form wiedergegeben: der eingerollte offene Bogen von 6 und 9 ist zugespitzt; die 1 ist unten gespalten und beidseitig nach oben umgebogen, wobei der linke Bogen den Schaft in der Mitte durchschneidet und so eine Schlinge bildet; die 4 erscheint hier erstmals in der aufgerichteten, geschlossenen Form. Die Buchstaben sind nicht mehr quadratisch im Umriß, sondern hochrechteckig und dicht gedrängt, so daß Buchstabenverbindungen als Gestaltungsprinzip besonders am Zeilenende eingesetzt werden – so bei AE, AR, HR, HE.

Textkritischer Apparat

  1. So für DVRCHLEVCHTIG.

Anmerkungen

  1. Vgl. Winckelmann, Straßburger Drachenschlössl 1918, 89 Anm. 2; vgl. ferner nr. 243 Anm. 12.
  2. Vgl. nrr. 239, 241. Zur Geschichte der fürstlichen Gruft vgl. Einl. Kap. 3. 3.
  3. Vgl. nr. 244.

Nachweise

  1. Karlsruhe GLA 47/47, Absterben, Fürstliche Grüfte o. J., fol. 5r.
  2. Sachs, Marggravschaft IV, 1770, 640.
  3. Karlsruhe, GLA 47/41, v. Beust 1802, Grab-Inschriften nr. XVIII.
  4. Gehres, Pforzheim 1811, 46f.
  5. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 27r nr. 18.
  6. Karlsruhe, GLA 47/46, Begräbnisse 19. Jh., Waag 1883, nr. XVIII.
  7. KdmBadenIX/6, 179 nr. 18.
  8. Trost, Schloßkirche 1962, 49, 71 nr. 69.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 248 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0024809.