Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 245 Hauptfriedhof vor 1644?

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte oder eines Epitaphs für Pedro de Salazar. Im Westflügel des Wandelgangs; aufgefunden 1938/1939 im Bereich des Langhauses der ehemaligen Franziskaner-Klosterkirche; nach 1945 im Hof des Archivbaues (Reuchlin-Museum) an der Umfassungsmauer, 1996 vorübergehend im Stadtmuseum geborgen. Oberer Teil einer rechteckigen Grabplatte aus rotem Sandstein mit Inschriftblock im Feld, umrahmt von Ritzlinie; die Kopfzeile und ein Teil der zweiten Zeile weggebrochen.

Ergänzt nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 65 (ursprünglich 210), B. 89, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/2]

  1. [A]NN[O . . . . . . . II] / S(ANCTORVM) PETRI ET PAVLI A[P(OS)T(O)LOR(VM)] / OBIJT NOBILIS VIR PETRVS / A SALAZAR HISPAN(VS) RO(MANAE) / CESAREAE MA(IESTA)TIS CATHOL=/ICE FIDEI VINDICIS MILES / C(VIVS) A(N)I(M)A VIVAT CHRISTO

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn (…) (am Fest?) der heiligen Apostel Petrus und Paulus (29. Juni?) starb der edle Mann Pedro de Salazar aus Spanien, Soldat der Römisch-Kaiserlichen Majestät als der Beschützerin des katholischen Glaubens, dessen Seele in Christus leben möge!

Kommentar

Das Denkmal ist bemerkenswert als Zeugnis aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und Monument eines spanischen Angehörigen der kaiserlichen Armee. Das Todesdatum ist zerstört, deshalb ist die zeitliche Ansetzung unsicher. Da Pforzheim bis zum August 1644 von bayerischen Truppen, also von der katholischen Partei, besetzt war, wird eine Ansetzung zu dieser Zeit, also vor 1644, vorgeschlagen1. Daß unter der Besatzung durch das nachfolgende schwedische Reiterregiment ein eindeutig katholisches Glaubenszeugnis in Gestalt des vorliegenden Grabmals abgelegt wurde, ist unwahrscheinlich. Außerdem paßt zu diesem Befund, daß die Franziskaner-Klosterkirche und ein Teil des Klosters 1631 bis 1649 wieder im Besitz des Franziskanerordens waren, der offensichtlich Bestattungen in der Kirche vornahm und der vermutlich die katholischen Soldaten der Besatzung geistlich betreute.

Die Gestaltung der Inschrift entspricht dieser Ansetzung. Die Kapitalis ist tief eingehauen und um klassische Formgebung bemüht. Das I ist mit I-Punkt versehen.

Anmerkungen

  1. Vgl. die Grabmäler von Angehörigen kaiserlicher und bayerischer Regimenter in Weil der Stadt; DI 47 (Lkr. Böblingen) nrr. 404, 405.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 221 nr. 7.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 245 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0024508.