Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 244(†) Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1643

Beschreibung

Sarg mit Sarginschrift der Maria Elisabeth Markgräfin von Baden-Durlach, geborene Gräfin zu Waldeck. Der Sarg befindet sich im Chor im Boden in einer gewölbten Einzelgruft und ist daher unzugänglich. Seine Lage wird durch eine Grabplatte im Chorboden bezeichnet. Die Inschrift ist vermutlich auf dem Deckel eines Zinnsarges eingraviert, die Zeilen in zentrierter Anordnung. Die sonstige Gestaltung des Sargschmuckes – wie Wappen oder Bibelverse – ist nicht überliefert.

Inschrift nach GLA 47/47.

Schriftart(en): Vermutlich barocke Minuskelschrift alternierend mit Kapitalis.

  1. D(EO) . O(PTIMO) . M(AXIMO) . S(ACRVM) .Mortales ExuviaeSerenissimae PrincipisMARIAE ELISABETHAEex vetustissima Comitum WaldeccensiumProsapia oriundae HeroinaeSerenissimi Principis acDomini DominiFriderici Marchionis Badensis etConjugis Desideratissimae lectissimaevitae sociae in utraque fortunaDulcissimae fidelissimaequaeMaximo suorum GaudioNata mense Sept(embris) A(nno) MDCVIIINupta d(ie) XII Jan(uarii) A(nno) MDCXXXIVet tandemDoloribus colicis exhaustaBasileae Raur(icae) communi luctudenata d(ie) XIX Febr(uarii) A(nno) MDCXLIIIverae fidei palmam in Jesutriumphans obtinuit .

Übersetzung:

Dem besten und höchsten Gott geweiht! (Hier liegen) die sterblichen Reste der durchlauchtigsten Fürstin Maria Elisabeth, der heldenhaften Frau aus dem uralten Geschlecht der Grafen von Waldeck, der über alle Maßen geliebten und vortrefflichsten Gattin des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich Markgrafen zu Baden und der zärtlichsten und treuesten Lebensgefährtin in Glück und Unglück, welche zur größten Freude der Ihren geboren ist im Monat September im Jahr 1608, verheiratet am 12. Tag des Januar im Jahr 1634 und die schließlich – von Schmerzanfällen erschöpft – in Basel, von allen betrauert, gestorben ist am 19. Februar im Jahr 1643. Sie errang siegend in Jesus die Palme wahren Glaubens.

Kommentar

Markgraf Friedrich V. (reg. 1622–1659)1 sah sich gezwungen, während des Dreißigjährigen Krieges mit seiner Familie zunächst in Straßburg zwischen 1634 bis 1638 Zuflucht zu suchen. Seit 1639 war Basel sein Exil-Wohnsitz, wo die Markgrafen von Baden schon seit 1376 Besitz hatten, 1639 aber den Hagenbach’schen Hof erwarben2. Maria Elisabeth, geboren am 2. September 1608 als Tochter des Grafen Volrad IV. von Waldeck zu Eisenberg und der Anna Markgräfin von Baden-Durlach, einer Tochter des 1590 verstorbenen Markgrafen Jakob III.3, war mit Friedrich als dessen dritte Gemahlin verehelicht und hatte ihn ins Exil begleitet. Im Alter von 35 Jahren ist Maria Elisabeth am 19. Februar 1643 in Basel gestorben, aber nicht dort, sondern am 5. Juli 1643 in Straßburg in der luth. Pfarrkirche St. Thomas beigesetzt worden4. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges sind die Särge der Angehörigen des Markgrafen Friedrich V. nach Pforzheim gebracht und hier in der Schloßkirche bestattet worden5. Wie schon Barbara6, die erste Gemahlin des Markgrafen Friedrich V., erhielt Maria Elisabeth offenbar nicht in der Fürstengruft unter der Süd-Sakristei, sondern in einer im Chor ausgemauerten und gewölbten Einzelgruft neben Barbara und Eleonora, der zweiten Gemahlin Friedrichs V., ihr Grab. Den Bestattungsort deckt – wie bei den beiden bereits verstorbenen Ehefrauen Friedrichs – eine schmucklose Grabplatte mit einer deutschsprachigen Inschrift, die das Translationsdatum exakt wiedergibt7.

Da angenommen werden kann, daß die sterblichen Reste der Fürstin 1643 bereits in Basel in dem gleichen Zinnsarg verschlossen wurden, in dem sie dann sieben Jahre später die Reise nach Pforzheim zur endgültigen Bestattung antraten, spricht alles für die Ansetzung der Sarginschrift auf 1643 und für eine Anfertigung des Sarges in Basel.

Der Sarginschrift kommt insofern Bedeutung zu, als die Gestaltung des Sarges aus der zeilenweisen Anordnung der Inschrift in der Kopialüberlieferung noch zu erschließen ist. In Analogie zu den in der Nord-Gruft erhaltenen Zinnsärgen der jüngeren Familienglieder8 ist zu vermuten, daß der Sarg sechseckigen Querschnitt hatte und daß die Inschrift nur die waagrechte Fläche des Sargdeckels schmückte. Der Text enthält eine lateinische Laudatio der Verstorbenen, ergänzt durch die Lebensdaten und die Angabe zur Todesursache, schließend mit dem Hinweis auf ihre Glaubensstärke.

Anmerkungen

  1. Zur Person dieses Markgrafen und zu seiner ersten und zweiten Gemahlin vgl. nrr. 239, 241.
  2. Dazu ausführlich Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 79f.; Winckelmann, Straßburger Drachenschlössl 1918, 58–113.
  3. Vgl. nr. 220. Europäische Stammtafeln NF I/3, Taf. 328.
  4. Vgl. Winckelmann (wie Anm. 2) 89 Anm. 2 mit dem Hinweis auf den Sarg Georg Friedrichs; vgl. nr. 243 Anm. 12.
  5. Zur Geschichte der Markgrafen-Grablege vgl. Einl. Kap. 3. 3.
  6. Vgl. nr. 239.
  7. Vgl. nr. 248.
  8. Vergleichbar ist die Gestaltung der erhaltenen Zinnsärge des Markgrafen Friedrich VI. († 1677) und seiner Frau Christine Magdalena († 1662); vgl. KdmBadenIX/6, 195–197, nrr. 25, 26.

Nachweise

  1. Karlsruhe GLA 47/47, Absterben, Fürstliche Grüfte o. J. fol. 19r.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 244(†) (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0024401.