Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 238† Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1625

Beschreibung

Fragment von einem Sarg mit Sterbeinschrift für den Markgrafen Karl von Baden-Durlach. Aufgefunden 1762 in der alten Gruft auf der Südseite des Chores. Die Inschrift war vermutlich aufgemalt auf einem Holzsarg, der einen Zinnsarg umhüllte, oder sie war direkt auf dem Deckel des Zinnsarges eingraviert. Das Fragment wird in Verbindung mit „einem kleinen seidenen silberfarben übermalten Fähnlein“ erwähnt. Gestaltung unbekannt.

Inschrift und Beschreibung nach Schewermann, GLA 171/1339.

Schriftart(en): Vermutlich Kapitalis.

  1. CARL V(ON) G(OTTES) G(NADEN) MARGGRAF ZV BADEN P(RAEMISSIS) P(RAEMITTENDIS) STARB anno 1625 [– – –]

Kommentar

Bei Öffnung der seit 1693 vermauerten und nicht mehr benutzten Gruft war die Inschrift 1762 zusammen mit zwei anderen fragmentarisch erhaltenen Inschriften auf zerbrochenen Särgen gefunden worden1. Der zerstörte Sarg gehörte dem Markgrafen Karl, geboren am 21. Mai 1598 als Sohn des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach (reg. 1604–1622, † 1638)2. Karl entstammte dessen erster Ehe mit Juliana Ursula, einer geborenen Wild- und Rheingräfin zu Salm († 1614). Er starb auf einer Gesandtschaftsreise nach London am 27. Juli 1625 in Boulogne (Frankreich) an den „Kindtsblattern“. Dieser jüngere Bruder des – seit 1622 regierenden – Markgrafen Friedrich V. (1594–1659) wird gerühmt als ein an Kunst und Wissenschaften interessierter Prinz, der zu bedeutenden Gelehrten seiner Zeit Verbindungen hatte3.

Johann Friedrich Jüngler4, Hofrat Georg Friedrichs, hat in seiner ungedruckten Geschichte des badischen Hauses den frühen Tod des Markgrafen Karl mit besonderer Betroffenheit beklagt und berichtet, Karl sei am 17. November 1625 „in monumentis Majorum“ zu Pforzheim bestattet worden. Nach Jüngler war dem Sarg eine Inschrift auf einer Sargtafel beigegeben. „Epitaphium quod ego feci et tabellae stanneae insculptum ac tumbae ipsius inclusum est, apud manuscripta mea reperies“ (Das Grabgedicht, das ich verfaßt habe, und das einem Zinntäfelchen eingraviert und in seinem Sarg eingeschlossen worden ist, wird man bei meinen Schriften finden)5. Diese Aufzeichnungen („manuscripta mea“) Jünglers sind nicht nachweisbar. Jüngler bezeugt hiermit, daß es üblich war, den in Pforzheim in der Alten Gruft beigesetzten Toten im Innern des Sarges eine Sargtafel aus Zinn mit einer eingravierten Inschrift beizugeben. Ob der Text der Sargtafel dem Text der Inschrift außen auf dem Sarg entsprochen hat, bleibt offen.

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte der Pforzheimer Markgrafen-Grablege vgl. zusammenfassend. Einl. Kap. 3. 3.
  2. Vgl. nr. 243. Zur Genealogie vgl. Europäische Stammtafeln NF I/2, Taf. 270.
  3. Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 74, 79f. Nach Rott war Karls Leichenpredigt vor 1945 in der Bad. Landesbibliothek Karlsruhe erhalten unter dem Titel: Dn. Caroli march. Bad. et Hachb. Apotheosis. Straßburg 1627. Eine zweite Leichenpredigt mit einer Gedächtnisrede des Junkers Friedrich von Steincallenfels, gehalten am 5. November 1625 in Genf, wird von Obser erwähnt mit dem Titel: Justa exequalia etc. Principi ac D. D. Carolo Marchioni in Baden etc. in patriam coelestem evocato. Genevae 1627; vgl. Obser, Karl, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und das Projekt einer Diversion am Oberrhein (1623–1627). In: ZGO 44 (=NF 5) (1890) 212–242; 320–399; dort 215 Anm. 2, 323f. u. Anm. 3. Eine weitere Leichenpredigt soll von dem fürstlichen Hofprediger Johann Georg Wibel verfaßt worden sein; vgl. Sachs, Marggravschaft IV, 1770, 498.
  4. Johann Friedrich Jüngler, seit 1612 im Dienst Georg Friedrichs, Historiograph und 1622 Hofrat († 29. Juni 1632); über ihn vgl. Mone, Quellensammlung Bd. I, 1848, (18f.); Rott, Baden-Durlacher Hof 1917, 4 Anm. 1, 22, 63, 72.
  5. Karlsruhe, Bad. Landesbibliothek, Hs. Durlach 113, Jüngler, Johann Friedrich, Vera et genuina origo, fol. 40v, 41r.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 171/1339, Bericht des Kellers Schewermann vom 19. Mai 1761.
  2. Trost, Schloßkirche 1962, 42.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 238† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0023803.