Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 232† Archivbau 1615,1643

Beschreibung

Epitaph der Familie des Bartholomäus Resch und der Anna geborene Hartmann. Vor 1945 im Hof des Archivbaues als alter Besitz des Reuchlin-Museums; ursprünglich wohl im Bereich der Heiligkreuz-Kirche in der Brötzinger Vorstadt, dann auf dem Grundstück Gymnasiumstraße 8; seit 1945 Kriegsverlust1. Platte aus rotem Sandstein mit angearbeitetem Sockel, oben spitz zulaufender, giebelförmiger Abschluß mit zwei Wappen mit Initialen A und der weitgehend zerstörten Inschrifttafel in Rollwerkrahmung mit einem Bibeltext B; im vertieften Mittelfeld unter einem kleinem Kruzifix mit Titulus C die kniende Familie, links der Mann mit drei Söhnen mit Namensbeischriften D, E und F von links nach rechts, rechts vom Kreuz die Frau mit zwei Töchtern und Namensbeischriften G, H von links nach rechts, über der Frau rechts oben im Bildgrund eine auf sie bezogene Grabbezeugung I; in der Sockelzone große Rollwerk-Kartusche mit den nebeneinander angeordneten Grabinschriften K und L; Beschädigungen an den aus der Fläche herausragenden Teilen, so am Rollwerk der Rahmen und mutwillige Zerstörungen an den Figuren.

Inschrift und Beschreibung nach Photo von 1938 im LDA Karlsruhe.

Maße: H. 206, B. 87 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    B(artholomäus) R(esch)

  2. B

    [– – –]M[– – –] / WẠ[. . . .]ỊE VṆ[. . . .]E [. .]T [. . . .]HR[. . . .]HE IN AṆ IẸṢṾ[. . / . . . .]L[. .]T · D[. . .]E[.]ST[– – – / . . . . . .] DA[S] BL[VT IE]SV CRISTI S[EINES SO]NS / [MACHT VNS] REI[N VO]N ALLER SIND2)

  3. C

    INRI

  4. D

    IO(HANNES) BA(PTISTA)

  5. E

    HANS PETER

  6. F

    BARTHOLOME

  7. G

    ANNA MARIA

  8. H

    ANNA

  9. I

    LIGT AVF DEM KI/RCHHOF BEGR(A)/BEN MITSAMPT / ZWEŸ KINDERN

  10. K

    ANNO 16〈43〉 AVF DEN 〈17 . / AP(RILIS) .〉 IST . IN GOT SELIG VER/SCHIDE(N) DER ERBAR VND / BESCHEIDIN BARTHOLOME / RESCH ALT 〈63〉 BVRGER / VND HANDELSMAN ALHIE / DER ALMECHTIGE GOT / WOLE IME AN DEM GRS=/ENa) DAG DES HERN EIN / FRELICHE VFFERSTEH=/VNG VERLEIHEN / AMENN

  11. L

    ANNO 1615 VFF DEN 6 / DECIMBER IST IN GOT SE/LIG VERSCHIDEN DIE / ERN VND TVGENTSAME / FRAVW ANA HARTMEN(N)E / ERMELTER RESCH SEIN / ELICHE HAVSFRAVW DER / ALMECHTIGE GOT WÖLE / IR AN DEM GROSEN DAG / DES HERN DVRCH DER / SCHAL DER POSONEN / EIN FRELICHE AVFER[S]/TEVNG VERLEIHEN / AMENN .

Wappen:
R(esch)3, Hartmann4.

Kommentar

Die Inschriften sind in einer Kapitalis ausgeführt, die durchgehend einen geschwungenen Schrägschaft beim N verwendet. Die Versalien sind überhöht, wodurch die ohnehin engzeilige Schrift eine sehr gedrängte Wirkung erreicht. Das Denkmal ist 1615 anläßlich des Todes der Ehefrau gestiftet und beschriftet worden, wobei die Todesdaten des Mannes zunächst ausgespart, später aber nachgetragen wurden5. Bemerkenswert ist die Angabe der Inschrift I, die Mutter sei mit zwei Kindern an anderer Stelle, nämlich auf dem Kirchhof begraben. Daraus ist abzuleiten, daß sich das Epitaph ursprünglich im Kircheninnern befand. Die Figuren der Mutter und der Anna Maria sowie des Vaters und des Knaben Johannes Bapt. sind mit einem Kreuz als Verstorbene gekennzeichnet. Das kleinste Kind auf jeder Seite ist ohne Namen; vielleicht sind diese ohne Taufe bei der Geburt gestorben.

Die Art der Ausführung ist volkstümlich naiv, jedoch bemerkenswert durch die Auferstehungshoffnung mit dem Hinweis auf den Schall der Posaunen des Jüngsten Gerichts. Die unbeholfene Darstellung des Kruzifixes mit Totenkopf am Fuß des Kreuzes begegnet wieder auf dem Epitaph von Nikolaus und Martha Fontelin von 16166. Dort ist die gleiche Schrift verwendet.

Textkritischer Apparat

  1. So für GROSSEN.

Anmerkungen

  1. Nach Pflüger im 19. Jahrhundert in der Tordurchfahrt der Renz’schen Brauerei, hier nach Abbruch der Kirche geborgen durch den früheren Besitzer, Bierbrauer K. L. Mutschelknauß und seine Frau, eine geborene Resch.
  2. Die drei ersten Zeilen sind nicht mehr leserlich; die zwei folgenden sind ein Bibelzitat nach 1 Jh 1,7.
  3. Hausmarke nr. 11.
  4. Hausmarke nr. 10.
  5. Lacroix las 1655 als Todesjahr der Frau.
  6. Vgl. nr. 234.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 462.
  2. KdmBadenIX/6, 245f. nr. 7 mit Abb. 191.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 232† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0023201.