Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 222† Kirche des St. Georgen-Spitals 1607

Beschreibung

Renovierungsinschrift des Peter Maler. Genauer Standort unbekannt; nach Abriß der Kirche 1764 verloren. Gestaltung nicht überliefert.

Inschrift nach KdmBadenIX/61.

  1. Als man zählt und eben wardas tausend sechshundert und siebte Jahr,Diese Capell ward renovirt,Und, wie vor Augen, schön geziertDurch dieses Stifters Pflegers FleißPeter Maler der ältest er heißt;Jeronimus mit zugleich,Beförderten Gottes Ehr’ und Preiß,Der helf, daß sein Wort lauter und klarHier werd gepredigt immerdar .Amen .

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Das St. Georgen-Spital (auch Gutleuthaus, Leprosenhaus oder Haus der Feldsiechen) südlich der Auer Vorstadt außerhalb der Mauern wird 1348 erstmals bezeugt. Zwischen 1405 und 1413 wurde der Neubau einer „capella sancti Georii“ erwähnt. Auch nach der Reformation 1565 blieb die Einrichtung unter der Verwaltung eines Pflegers bestehen, doch wurden 1718 Gebäude und Einkünfte dem – auf dem Gelände des Dominikanerinnenklosters neugegründeten – Waisenhaus überwiesen. Die Kapelle wurde der französischen Reformierten-Gemeinde als Gotteshaus überlassen und 1764 abgebrochen1. Die Bauinschrift bezieht sich auf eine Renovierung und nennt als Stifter und St. Georgenpfleger den markgräflich badischen Hofküfer, Ratsherrn und Bürgermeister Peter Maler. Er war 1544 als Glied einer schon im 15. Jahrhundert in Pforzheim ansässigen Familie geboren2. Am 10. Dezember 1577 heiratete er Barbara Kercher, Tochter des Kaspar Kercher. Die Bildnisse des Bürgermeister-Ehepaars waren 1862 noch im Pforzheimer alten Rathaus erhalten3. In dem am 29. August 1602 aufgerichteten Testament des Bürgers und Handelsmannes Kaspar Christoph Rohr wurde Peter Maler als Testamentsvollstrecker eingesetzt und verwaltete die Rohr’sche Almosen-Stiftung bis zu seinem Tod am 24. November 16134. Wer in der Bauinschrift mit Jeronimus gemeint ist, bleibt offen.

Anmerkungen

  1. Ohne Angabe der Quelle.
  2. Zur Geschichte und Baugeschichte vgl. KdmBadenIX/6, 271–273.
  3. Vgl. Ehmann, Karl, Die Genealogie der Maler aus Pforzheim. In: SwdtBll 15 (1976–1978) 509–512; hier 510. Zu dieser Familie gehörte vermutlich auch der Geistliche Johannes Pictoris, der 1478 die Kaplanei in Niebelsbach bei Neuenbürg (Enzkreis) innehatte. Er wurde 1492 als Vikar der Pfründe des Peter- und Pauls-Altars der Pforzheimer Stiftskirche präsentiert und starb im Mai 1496; vgl. Fouquet, St. Michael in Pforzheim 1983, 167 nr. 37.
  4. Pflüger 1862, 365 Anm. 1.
  5. Ebd. 361f. Zum Epitaph des Kaspar Christoph Rohr vgl. Einl. XXXVI Anm. 128.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 457 Anm. 1 (nach Nachrichten der Familie Maler).
  2. KdmBadenIX/6, 272.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 222† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0022205.