Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 221 Hauptfriedhof 1606

Beschreibung

Epitaph der Barbara Grieninger, verwitwete Kercher, verehelichte Fontelin (Fundtelin). Im Westflügel des Wandelgangs; Herkunft von der Heiligkreuz-Kirche in der Brötzinger Vorstadt, nach deren Abbruch 1824 auf dem Oberen Altstädter Friedhof (später Oststadtpark) an der „vordern Wand“ der dortigen Kapelle1; von dort um 1917 an den heutigen Standort verbracht. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit schmalem, glattem Rahmen. Im Feld oben zwei Wappen in Relief, in der Mitte Grabschrift A in deutschen Reimversen, unten Inschrift-Kartusche mit Rollwerk-Rahmen und Grabschrift B. Oberfläche verwittert und bestoßen.

Maße: H. 188, B. 91, Bu. 2 (A), 3 (B) cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Ulrich Knapp, Leonberg [1/2]

  1. A

    Jhr liebe brieder vnd Schwestern mein ·Die ir im Herrn entschlaffen sein ·Gott helff mir auch Zu euch herein ·Dis Nicolaus Fundtelin bitt ·Von Gott der wirts abschlagen nitt ·

  2. B

    Anno 1606 den 6 Septe(m)/bris jst im Hern Sehliglich ent/schlaffen die Ehrn tugentsam fraw / Barbara Grieningerin ir ẹṣ ạḷ/ters 45 · Jar hat zur Eh gehabt / Jacob Kercher 18 Jar vnd [. . . . . .] / gezeigt vnd Niclaus Fundtelin / 10 Jar vnd 5 kinder mit im ge[zeigt] / Gott verleihe ir ein froliche ṿf̣ẹṛ/stehung vnd die mir [. . . . . .] / ein Seligs endt .

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Wappen:
Fontelin2, Grieninger3.

Kommentar

Barbara Grieninger war insgesamt 28 Jahre lang verehelicht. Ihr erster Mann ist vermutlich identisch mit dem 1582 nachweisbaren Mitglied des Pforzheimer Rates Jacob Kercher4. Die gemeinsame Tochter Margaretha aus dieser Ehe heiratete den Nicolaus Goeslin († 1612)5. Barbaras zweiter Mann wird identisch sein mit dem 1616 verstorbenen Nicolaus Fontelin, für den ebenfalls ein Epitaph auf dem Hauptfriedhof erhalten ist6. – Die Grieninger von Pforzheim führten nach Ausweis des vorliegenden Epitaphs ein anderes Wappen als die Grieninger von Herrenberg und Entringen7, waren also mit jenen nicht enger verwandt.

Die feinstrichige und zierliche Frakturschrift besitzt große Zier-Versalien, die durch Haarstriche geschmückt und hervorgehoben sind. Die geringe Schlagtiefe der Schrifttechnik und die enge Stellung der Hasten haben zu dem schlechten Erhaltungszustand beigetragen.

Anmerkungen

  1. Pflüger 362 Anm. 3.
  2. Hausmarke nr. 9.
  3. Wachsende Frau über Dreiberg, in der Rechten drei Kleeblätter haltend.
  4. Pflüger 1862, 356.
  5. Vgl. nr. 230.
  6. Vgl. nr. 234. Zu den biographischen Angaben s. dort.
  7. Dort ein Wappen mit drei Blättern. Zu dieser Familie vgl. Roman Janssen, „Hatte Freund zu Winnenden und Waiblingen …“. In: Der Sinn ist funden. Herrenberger Studien 1 (1997) 21–46; zum Wappen bes. 42f.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 362 Anm. 3.
  2. KdmBadenIX/6, 239 nr. 4.
  3. Timm, Hauptfriedhof 1995, 40 nr. 12.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 221 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0022108.