Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 206 Archivbau 1593

Beschreibung

Epitaph der beiden Ehefrauen des Ulrich Greiß, Maria geborene Forchheimer und Anna geborene Hiller, sowie zweier Töchter. Im Archivbau (Schloßberg 18, früher Reuchlin-Museum), im 2. Obergeschoß an der südwestlichen Längswand. Herkunft vom Oberen Altstädter Friedhof (später Oststadtpark). Querrechteckige Inschrifttafel aus rotem Sandstein, eingefaßt von einem reich mit Fruchtbündeln, Girlanden und einer weiblichen Maske dekorierten Rollwerk-Rahmung. Die Bekrönung aus durchbrochenem Rollwerk mit drei Wappen ist verloren; auf diese separat gearbeitete Bekrönung weist noch die glatte Oberkante mit Dübellöchern hin. Die Inschrift ist in vier Absätzen A, B, C und D untereinander angeordnet. Stoßschäden und schwarze Brandspuren.

Maße: H. (ehemals) 197, (jetzt) 104, B. 130, Bu. 2–2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Anno Dominj 1590 . den . 7 . Octobris Verschiedt in Christo Seeliglich / die Ehrenreich vnnd Thuentsam Fraw Maria Forcheimerin Des / Ehrnuesten Vlrich Greÿszen Fürst(lich) Marg(gräflichen) Ampts Kellers alhie Zue / Pfortzheim Eheliche Hausfraw . 29 . Jar Alt ·

  2. B

    Vnnd den · 22 · Octobris Anno . (et)c(etera) . 1592 . Starb Johanna Greÿszin / ihr beeder erziltes Töchterlin Jm Dritten Jar Alters ·

  3. C

    Sodann den . 6 . Decembris Anno . 1593 . Entschliff in Gott sanfftiglich die / auch Ehrnrech vnnd Thugentsam Fraw Anna Hillerin Ehrngedachts / Vlrich Greÿszen andere Eheliche Hausfraw im . 21 . Jar Jres Alters ·

  4. D

    Vnnd den . 12 . disz Monats vnnd Jars starb Anna Greÿszin ir beeder / liebes Eheliches Töchterlein Sieben tag Alters Welcher Vier Personen Seelen / Gott zu gnaden beuohlen vnd Jre Cörper alhie vor diser Taffel begraben seindt / Erwartendt die gnadenreichen Erscheinung Jesu Christi

Wappen:
[Forchheimer], [Greiß], [Hiller].

Kommentar

Ulrich Greiß war markgräflicher Keller zu Pforzheim. Er stammte vielleicht aus Baden-Baden, wo eine Agnes Greis als Ehefrau des Jakob Holzwart 1562 nachweisbar ist1. Da die Wappen nicht dokumentiert sind, bleibt offen, ob die zweite Frau Anna eine Verwandte der Herrenberger Amtsträger-Familie Hiller gewesen ist2. Eher ist hier an eine Verwandtschaft mit dem Büchenbronner Pfarrer Johannes Hiller († 1522) zu denken3.

Das Epitaph ist auch in seiner heutigen, nur noch fragmentarisch erhaltenen Form ein meisterhaft gestaltetes Werk der Spätrenaissance. Dem hohen Niveau des Dekors entspricht die Ausführung der Inschriften in einer feinstrichigen Fraktur. Die Versalien sind kunstvoll gestaltet mit weit nach links ausholenden Anschwüngen und Schleifen.

Anmerkungen

  1. Beider Grabstein auf dem Neuen Friedhof Baden-Baden; vgl. KdmBadenXI/1 (Stadt Baden-Baden) 193 nr. 25. Eine Agnes Greis von Baden, Witwe des Constantin Herman und erste Gemahlin des Pfarrers David Andreae zu Gültstein, starb 1578; ihr gemaltes Epitaph aus Holz kam aus der Pfarrkirche in Unterjesingen (Stadt Tübingen) in das Württ. Landesmuseum Stuttgart (Depot); Photo im Photoarchiv der Heidelberger Inschriftenkommission.
  2. Vgl. das Epitaph der Maria Lupin, geborene Hiller verwitwete Schloßberg († 1618) in der Herrenberger Stadtkirche: DI 47 (Böblingen) nr. 355 mit Abb.
  3. Seine Grabplatte ist erhalten; vgl. nr. 111.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 244f. nr. 4.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 206 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0020601.