Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 200 Archivbau 1587

Beschreibung

Türgewände mit Bauzahl vom Haus des Christoph Schöner von Straubenhart und der Maria Gremp von Freudenstein. Am Archivbau als alter Besitz des ehemaligen Reuchlin-Museums an der Ostseite außen in Höhe des 1. Obergeschosses eingelassen; ursprünglich vermutlich vom Adelshaus der Schöner von Straubenhart (Östliche Karl-Friedrich-Straße 29), im Jahr 1800 in Zweitverwendung an der Ostseite des damals neu erbauten Hauses des Jakob Friedrich Dreher (Östliche Karl-Friedrich-Straße 39). Profiliertes Gewände aus rotem Sandstein mit rechteckigem Türsturz über flachem Segmentbogen und mit Voluten im Ablauf. In der Mitte des Sturzes Schriftband mit Bauzahl, flankiert von zwei Wappen; darüber nachträglich eingeritzte Bauzahl 1800.

Maße: H. (Sturz) ca. 45, B. ca. 140, Zi. ca. 10 cm.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. 15 / 87

Wappen:
Schöner von Straubenhart, Gremp von Freudenstein.

Kommentar

Aufgrund der Allianzwappen läßt sich das als Spolie eingelassene Türgewände einem lange schon zerstörten Haus des Christoph Schöner von Straubenhart und seiner Gemahlin Maria Gremp von Freudenstein zuordnen. Christoph war 1574 Vogt zu Liebenzell, dann 1584 Amtmann und Vogt zu Pforzheim und starb am 25. Januar 1590 vermutlich als der Letzte seines Geschlechts. Christoph war in erster Ehe mit Amalia Thumb von Neuburg, in zweiter Ehe mit Euphemia von Stammheim verheiratet gewesen; vor 1584 schloß er die dritte Ehe mit Maria Gremp († 1606)1. Die Schöner von Straubenhart waren als Nachfolger der niederadligen Familie der Straubenhart seit dem 15. Jahrhundert in der Pforzheimer Gegend begütert, so in Weiler (Gde. Keltern, Enzkreis) und in Gräfenhausen (Gde. Birkenfeld, Enzkreis), besaßen aber auch in Pforzheim ein Haus2. Dieses Haus, vermutlich identisch mit dem um 1400 erwähnten Anwesen „hinter dem Predigerkloster“ einer Metz von Straubenhart, war nach Trost das Haus Barfüßergasse 3. Es blieb nicht im Besitz der Familie, sondern wurde 1443 an Friedrich von Enzberg, verehelicht mit einer Straubenhart, verkauft3. Bei dem hier angesprochenen Haus des Christoph Schöner von Straubenhart handelte es sich vermutlich um den Vorgängerbau des Hauses Östliche Karl-Friedrich-Straße 294. Nicht weit von diesem Hausplatz hat der Bürgermeister Jakob Friedrich Dreher5 im Jahr 1800 ein stattliches Palais mit dreizehn Achsen und einem Innenhof errichtet, das 1824 als Amtshaus eingerichtet wurde (Östliche Karl-Friedrich-Straße 39)6. Hierhin war das Türgewände als Spolie gelangt.

Anmerkungen

  1. Sie war eine der sieben Töchter des Dr. Ludwig Gremp von Freudenstein und in erster Ehe mit Daniel von Remchingen († 1576) verheiratet; zu den Beziehungen der Gremp zu Pforzheim siehe auch nr. 145.
  2. Über die Verbindungen zwischen den Geschlechtern der Färber, Schenner, von Straubenhart und Schöner von Straubenhart vgl. Decker-Hauff, Hansmartin, Strubenhart und die Schöner von Straubenhart. In: Hofmann, Wilhelm, Adel und Landesherren im nördlichen Schwarzwald von der Mitte des 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts (Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 40). Stuttgart 1954, 101–128 (Exkurs). Zu den Besitzungen der Herren von Straubenhart vgl. auch Kaller, Gerhard, Die Herren von Straubenhart. In: ZWLG 26 (1967) 156–170.
  3. Pflüger 1862, 68; KdmBadenIX/6, Trost, Adelssitze 1961, 137; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 145 nr. 91. Zu einer vor 1442 entstandenen Grabplatte der Straubenhart vgl. nr. 56.
  4. Vgl. Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 135f. nr. 69.
  5. Er starb am 10. 3. 1827; sein Grabmal befand sich ehemals auf dem Alten Friedhof (später Oststadtpark); vgl. KdmBadenIX/6, 243 nr. 12.
  6. Eine Bauinschrift des Hauses Dreher von 1800 jetzt im Stadtmuseum.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 323.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 200 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0020009.