Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 198 Ev. Altstädter Pfarrkirche (St. Martin) 1584 oder 1585

Beschreibung

Grabplatte des Joachim Giftheil. Außen am Chorpolygon, Nordseite. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit breitem glatten Rahmen; das – von Rundstabprofil umzogene – Mittelfeld ist vertieft und enthält oben ein großes Wappen in Relief mit geschweifter Umrißform, darunter eine Inschriftkartusche (ehemals ca. 15 Zeilen) mit einer deutschsprachigen Inschrift. Die Oberfläche ist fast vollständig aufgerauht, abgeblättert und verwittert; nur am Ende der Inschrift sind wenige Buchstaben, verteilt auf drei Zeilen, erkennbar.

Maße: H. 210, B. 101, Bu. 3,7–4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/2]

  1. H[IE LIGT D]ER A[– – – / . . .]GEN V[. . . . . . . . . SELIG]/LICH GEW[. . .]ET H[. .] ẸṆT/SCHLAFFEN IST DEM [G]OT / GE[NAD A]MENa)

Wappen:
Giftheil1.

Kommentar

Robert Gerwig gibt 1914 eine Lesung der Grabplatte. Da heute nur noch Fragmente der ersten Zeile und der letzten vier Zeilen erkennbar sind, kann die Lesung von Gerwig nicht mehr kontrolliert werden. Zweifel sind angebracht, denn nach dem noch erkennbaren Wort SELIGLICH gibt Gerwig an: IN CHRISTO SEINEM HEILAND ENTSCHLAFFEN. Dies ist dem Befund nach nicht vorhanden gewesen. Deshalb wird auch der übrige Wortlaut bei Gerwig nur annähernd den Inhalt der Inschrift wiedergeben2.

Der Pfarrer Joachim Giftheil († 1584 oder 1585) hat sich 1582 ein Epitaph setzen lassen, auf dem sein Todesdatum nicht erwähnt und sein Todesjahr mißverständlich ergänzt ist3. Joachims Ehefrau war Sara geborene Bever (Beuer oder Bauer)4.

Hier sind dem Wappen Giftheil zwei erhaben ausgemeißelte Sterne beigefügt. Auf dem Grabdenkmal der Margarethe Pfeiffer geborene Giftheil, wohl einer Tochter Joachims, fehlen diese Sterne5. Auf dem Epitaph des Vaters Joachim wurde das Wappen zunächst ebenfalls ohne Sterne gestaltet; aber offenbar nachträglich hat man dort zwei Sterne neben dem Wappen eingeritzt6.

Textkritischer Apparat

  1. HIE LIGT DER ERBAR . . . . . DER ERWUERDIG . . . . . GELERT HERR JOACHIM GIFTHEIL PFARRHERR ZU PFORTZEN . WELCHER . . . . . . WINTERMONAT . . . Jars – vormitt(ags) . . . SELIGLICH IN CHRISTO SEINEM HEILAND ENTSCHLAFFEN IST . . . . ICH GEWEIDET . . . . GENAD AMEN. Gerwig

Anmerkungen

  1. Zwei gekreuzte Hämmer, davon der schräglinks gelegte zugespitzt, beseitet von zwei sechsstrahligen Sternen.
  2. Vgl. Anm. a.
  3. Vgl. nr. 196. Dort die wenigen biographischen Daten.
  4. Diese Information liefert die Grabplatte der Kinder des Paares als einzige Quelle; vgl. nr. 189. Lacroix hat ein Fragment, das in Zweitverwendung in das Obergeschoß des Kirchturms gelangt war und dann durch Kriegseinwirkung verloren gegangen ist, als Rest eines Epitaphs für Giftheils Frau Sara angesprochen; vgl. nr. 216.
  5. Vgl. nr. 224.
  6. Vgl. nr. 196.

Nachweise

  1. Gerwig, Robert, Alte interessante Funde. In: Kirchliches Gemeindeblatt für Pforzheim 1914, nr. 10, 51.
  2. KdmBadenIX/6, 64 nr. 3 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 198 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0019805.