Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 191 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1579

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth Achtsynit geborene von Jestetten. Im nördlichen Nebenchor. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit schmaler Rahmenleiste; im Feld oben, an drei Seiten gerahmt durch Diamantquader, in Relief die zwei Eheallianzwappen in der Mitte, umgeben von vier weiteren Vollwappen. Im unteren Drittel die Grabinschrift, links unten durch Abblättern beschädigt (Buchstabenverlust).

Inschrift ergänzt nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 196, B. 100, T. 17, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. ANNO DOMINI M . D . LXXIX . VF DEN IIII . TAG NO=/VEMBRIS IST AVS DIESEM IAMERTHAL . SELIGLICH AB=/GESCHIEDEN . DIE EDEL VND VIL TVGENTREICH FRAW / ELISABETHA . GEBORNE VON YESTETTEN . DES / EDLEN ERNVESTEN VND HOCHGELERTEN HERRN / [M]ARTIN ACHTSYNIT . VON NIEFERNBVRG . DER RECH/[TE]N DOCTORS VND VILIÄRIGEN MARGGRÄVISCH/EN BADISCHEN CANTZLERS . ZV . PFORTZHEIM . / [V]ND CAROLSBVRG GELIEBTE HAVSFRAW . IRER EELI=/[CHEN] BEIWONV(N)G IM XXXI . VND IRS ALTERS IM / [LIIII . IA]R . DEREN GOTT DER ALMECHTIG . EIN FRE/[VDEN]REICHE AVFERSTEHVNG VERLEIHEN WÖLL . AM(EN)

Wappen:
Achtsynit, Jestetten;
Nüttel von TreppachStöhr
unbekannt1 Sternenfels.

Kommentar

Elisabeth von Jestetten2 heiratete 1548 den Martin Achtsynit, ältesten Sohn des Freiburger Professors und Doktors der Rechte Georg Achtsynit (gräzisiert bzw. latinisiert: Amelius) und der Magdalena Nüttel von Treppach3. Sie begleitete ihren Mann nach Wien, wo er – vermutlich auf Kosten und auf Geheiß des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach – das 1541 in Freiburg i. Br. begonnene Studium beider Rechte absolvierte4. Nachdem er dort Doktortitel und Briefadel erworben hatte, wurde er in Pforzheim 1554 Nachfolger des badischen Kanzlers Oswald Gut5. Wie die Inschrift aussagt, starb Elisabeth nach einunddreißig Ehejahren im Alter von 54 Jahren; sie war also 1525 geboren. Martin Achtsynit heiratete 1582 in zweiter Ehe die Pforzheimerin Barbara Goeslin. Im Jahr 1584 hat er für seine beiden Frauen und für sich selbst ein prunkvolles Grabdenkmal in der Schloßkirche errichten lassen, auf dem Elisabeth zur Rechten ihres Gemahls dargestellt ist. Er selbst starb erst 15926.

Die Grabplatte hat künstlerisch keine Beziehung zu dem Grabdenkmal. Die Inschrift, in der Anordnung der Zeilen dicht gedrängt wegen der überhöhten Anfangsbuchstaben und der besonders groß ausgeführten römischen Zahlen, verwendet eine klassische Kapitalis ohne Kürzungen oder Ligaturen.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet. Brackenrumpf, das Ohr mit einem sechsstrahligen Stern belegt; Helmzier: Schildfigur.
  2. Stammort Jestetten (Lkr. Waldshut). Zum Wappen vgl. Kindler v. Knobloch II 207–210.
  3. Sie war vermutlich verwandt mit dem badischen Amtmann zu Mundelsheim Georg Nüttel von Treppach († 1572); vgl. DI 25 (Ludwigsburg) nr. 345.
  4. Zur Biographie des Martin Achtsynit vgl. nr. 205; ferner Wagner, Karl-Helmut, Ein Lebensbild des badisch-markgräflichen Kanzlers Martin Amelius (Achtsynit). In: Der Enzkreis (Jahrbuch) 1 (1986/1987) 163–176.
  5. Zu diesem vgl. nr. 151.
  6. Zu diesem Denkmal vgl. nr. 205.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 269.
  2. Kindler v. Knobloch II 209 (erwähnt).
  3. KdmBadenIX/6, 146f. nr. 15.
  4. Trost, Schloßkirche 1962, 37, 70 nr. 60.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 191 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0019109.