Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 173 Archivbau 1567

Beschreibung

Bauinschrift vom Haus des Ludwig Wolf von Flehingen. Herkunft vom Haus Lammstraße 3/5 und Scheuernstraße 4/6 (Westliche Karl-Friedrich-Straße); dann am Archivbau (Schloßberg 18, früher Reuchlin-Museum) außen an der nordöstlichen Schmalseite. Halbkreisförmiges Giebelfeld aus gelbem Sandstein mit Rollwerk-Kartusche. Inschrift fast vollständig durch Verwitterung zerstört, Schäden an der Giebelrahmung und an der Kartusche.

Inschrift ergänzt nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 26, B. 52, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. [AN(N)O · D(OMI)NI · M · D · LXVII] HAT / [LVDWIG WOFFa) · VO(N)b) · VND] · ZV / [FLEHINGEN · VND · ANNA · VON / FLEHINGEN · GEBORNE GO]LL=/ERIN · [DI]SE · BEHAVS[VNG ·] ERBAVT

Kommentar

Der Vorgängerbau wurde 1477 für Wendel von Remchingen gefreit und gelangte in den Besitz der Familie von Flehingen. Ludwig Wolf von Flehingen, geboren 1517 als Sohn des Brettener Vogtes Wolf Ulrich von Flehingen († 1553) und der Margarethe Ulner von Dieburg († 1574), errichtete einen Neubau, der 1637 zusammen mit dem Flehinger Besitz an die Grafen Wolf gen. Metternich überging (im 19. Jahrhundert abgerissen). Zusammen mit der hier genannten zweiten Gemahlin Anna Göler von Ravensburg hat Ludwig Wolf auch das Stammschloß der Familie in Flehingen (Gde. Oberderdingen, Lkr. Karlsruhe) neu erbaut1. Die von dem Bildhauer Jeremias Schwartz von Leonberg geschaffenen Grabdenkmäler des Paares sind bald nach dem Tod der Anna 1572 in der Flehinger Kirche errichtet worden2. Ludwig Wolff starb erst am 23. Juli 1600 und war noch zweimal verheiratet3.

Die Gestaltung der Bauinschrift ist vermutlich unvollständig überliefert. Analog zu den Bauinschriften des Flehinger Schlosses handelte es sich wohl um eine Aedikula, die im rechteckigen Feld unterhalb des Giebels das Allianzwappen Flehingen/Göler zeigte4. Die Inschrift war in einer nach klassischen Vorbildern geformten Kapitalis ausgeführt.

Textkritischer Apparat

  1. So für WOLFF.
  2. Kleines O hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 20 (Karlsruhe) nrr. 211, 240.
  2. Ebd. nrr. 255, 256.
  3. Das Grabmal der ersten Gemahlin Magdalena von Gemmingen († 1543) ist in Neuenstadt a. K. (Lkr. Heilbronn) erhalten (Photo Heidelberger Inschriftenkommission); von den ehemals in Flehingen befindlichen Grabmälern der dritten und vierten Ehefrau Anna von Angelloch († 1577) und Felicitas von Neuhaus († 1624) sind nur noch die Inschriften überliefert; vgl. DI 20 (Karlsruhe) nrr. 268, 387.
  4. Der Giebel war am Archivbau mit einer nicht zugehörigen querrechteckigen Hausinschrift vom Haus des Conrad Katz aus dem Jahr 1695 vereinigt worden, die sich ebenfalls im Stadtmuseum befindet.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 298, 300.
  2. Feigenbutz, Ludwig, Der Kraichgau und seine Orte. Bretten 1878, 372.
  3. KdmBadenIX/6, 377.
  4. Pforzheim, Stadtarchiv, Slg. Arthur Steinle, Blatt PF/1/11, signiert 4. 8. 1946.
  5. Trost, Adelssitze 1961, 113, 117f.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 173 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0017307.