Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 167 Ev. Altstädter Pfarrkirche (St. Martin) 1563,1572

Beschreibung

Grabplatte des Hans Bastian Frid, seiner Frau Agnes geborene Adelhelm und ihrer Kinder. Am Chor außen auf der Südseite. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift A zwischen Linien, im Feld oben B, in der Mitte zwei Wappen, unten C; im heraldisch rechten Wappen die Initialen D, neben dem Wappen die Jahreszahl E. Schlecht erhalten, große Teile der Oberfläche abgeblättert, das rechte Wappen zerstört.

Ergänzung nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 193, B. 108,5, Bu. 8 (A), 5,5 (B), 6,2 (C) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/2]

  1. A

    [AN]NO · 15 · 6 · 3 · DEN · 21 · / OCTOB(RIS) STA[RB DIE ERSA]M [FR]AVW AGNES · AD/ELHELMIN · HANS · BAS[TI(AN)] / FRIDEN EHḶỊC̣[HE HAVS]F̣ṚAWa) [DER GOT] GNAD

  2. B

    DEN [. . . . . .]AI[. . .] / IST D[ER . . . . . . . .] FVR[NEM] HE[RR] / H[A]NS B[A]ST[IAN] FRID [. . . . . .] / STAT PF[ORZHEIM . . . . / . . V]ND RA[TSVER]W[A]NTER IN / GOT ENTS[C]ḤḶẠF̣FEN [. . . . . . / B]EY CHRIST[. . . . . . . . . AVFERSTEH]/VNG MIT [– – –]

  3. C

    IN · DISEM · IOR · STAR/[B]EN · IRE · ELICHE · KIN/DER ANN[O] 15[. .] / AGNES DEN [. . . . . .] / ANNA 3 / BARBARA 7 / BERNHART 17 / HANS MICHEL 18 // DEC/EM/BR/IS

  4. D

    B(astian) F(rid)

  5. E

    [1] · 5 · // · 72 ·

Wappen:
Frid1, [Adelhelm]2.

Kommentar

Teile des Textes lassen sich erschließen, wobei die ursprüngliche Schreibung offen bleibt. Das Todesjahr 1563 der Ehefrau Agnes darf als Entstehungsjahr der Platte angesehen werden. Das Todesjahr des Bastian Frid ist nicht mehr erkennbar, aber es ist durch Lacroix als 1572 überliefert. Wahrscheinlich hat Lacroix die Jahreszahl neben dem Wappen Frid übernommen. Nach Inschrift C starben vier von den sechs Kindern des Paares innerhalb desselben Monats Dezember; das fünfte Kind Agnes wohl schon früher. Der Steinmetz hat die Vornamen untereinander eingehauen und dahinter eine Art Klammer mit dem nachfolgenden Wort DECEMBRIS gesetzt, um den Monatsnamen nicht wiederholen zu müssen.

Vermutlich ist der Vater der Kinder identisch mit Sebastian Frid aus Graben (Gde. Graben-Neudorf, Lkr. Karlsruhe), der am 1. März 1540 (noch nicht eidfähig) an der Universität Heidelberg immatrikuliert wurde. Sein Sohn „Johannes Sebastianus Frid“ besuchte 1583/1584 die Pforzheimer Lateinschule und ist nach dem Studium in Basel und Padua in Basel nachweisbar (Dr. med. und Dr. iur. utr.)3.

Die Inschrift ist in einer schlank proportionierten Kapitalis ausgeführt (Höhe zu Breite wie 2:1). Das spitze A hat einen nach unten gebrochenen Mittelbalken. Auffallend ist die abweichende Ausführung von Inschrift B in einer dicht gedrängten Schrift, während A und C einheitlich ausgeführt und wohl auch gleichzeitig entstanden sind. Das Sterbejahr der Kinder ist nicht mehr leserlich. Ob sich die Angabe IN DISEM IOR auf die unmittelbar darüberstehende Grabinschrift des Vaters oder auf diejenige der Mutter bezieht, ist nicht sicher zu entscheiden. Die gleichartige Ausführung von A und C sprechen für 1563. Vielleicht ist der Raum für B zunächst für den Mann freigelassen und der Text erst nach seinem Tod eingefügt worden.

Textkritischer Apparat

  1. Befund noch schwach erkennbar.

Anmerkungen

  1. Schräggestelltes Weberschiffchen.
  2. Völlig zerstört.
  3. Vgl. Kremer, Lateinschule 1997, 181. Sein hier genanntes Geburtsdatum 7. Dezember 1565 ist unwahrscheinlich, weil Agnes Adelhelm nach Aussage der Grabinschrift schon 1563 gestorben war. Bastian Frid müßte eine zweite Ehe nach 1563 geschlossen haben.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 64 nr. 1 (nur A und C).

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 167 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0016709.