Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 159 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1558

Beschreibung

Epitaph des Bernhard Friedrich Widergrün von Staufenberg. Im Vorchor an der Südwand; laut Bürcklin im Jahr 1737 am ersten südlichen Freipfeiler des Langhauses. Aedikula aus weißem Sandstein mit halbkreisförmigem Giebelabschluß; im Feld oben linksgewendetes Vollwappen in Relief, unten Inschrifttafel, gestaltet wie ein ausgespanntes Pergament, das mit Nägeln befestigt erscheint; dazu steht der Rollwerkschmuck in Widerspruch. Die Inschrift ist zentriert angeordnet; die vorgeritzten Hilfslinien sind deutlich erkennbar.

Maße: H. 181, B. 80, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/2]

  1. AN(N)O · DOMINI · 1 · 5 · 5 · 8 / VFF DEN ZWELFFTEN / TAG IVLII · STARB · DER / EDEL · VND · VEST / BERNHART · FRIDERICH / WIDERGRIRN · VON / STAVFFBVRG / DEM GOTT / GENAD

Wappen:
Widergrün von Staufenberg.

Kommentar

Der Verstorbene soll im Schloß zu Pforzheim durch einen markgräflichen Kammerjunker „entleibt“ worden sein1. Außer dem vorliegenden Denkmal ist eine Grabplatte aus dem Jahr 1372 erhalten, die im Feld das Wappen Widergrün von Staufenberg und das Todesjahr 1558 trägt2. Vermutlich handelt es sich hier um die Grabplatte des Bernhard Friedrich Widergrün, für die ein älteres Denkmal adaptiert wurde. Bernhard Friedrich entstammte einer niederadligen Familie (Stammsitze die Burg Staufenberg und das Wasserschloß Widergrün, Gde. Durbach, Ortenaukreis). Die Herrschaft teilten sich im Spätmittelalter mehrere Ganerbenfamilien; so die Widergrün seit 1303 mit den Kolb von Staufenberg, den Stoll von Staufenberg und anderen Familien. Ab 1534 bis zu ihrem Aussterben 1627 war die Herrschaft allein in Händen der Widergrün3.

Die Schrift zeigt als Besonderheiten kreisrunde I-Punkte und keilförmig verdickte Schäfte. Trotz reiner Kapitalformen erinnern die schmalen Buchstaben im Gesamtduktus noch an die Frühhumanistische Kapitalis.

Anmerkungen

  1. Pflüger 1862, 184.
  2. Es handelt sich um die Grabplatte des Günther von Tettighoven, die für Widergrün eine Zweitverwendung erfuhr; vgl. nr. 21.
  3. AmtlKreisbeschreibung VI 393f.

Nachweise

  1. Crusius, Annales Suevici 1595, pars III, 701 (lat. Übersetzung der Grabinschrift).
  2. Karlsruhe, GLA 171/1514, Bürcklin, Diözesanbeschreibung 1737, fol. 14.
  3. Karlsruhe, GLA 47/39, Weygold, Epitaphia 1747, fol. 9r, 9v.
  4. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 48v, nr. 27.
  5. KdmBadenIX/6, 148f. nr. 16.
  6. Trost, Schloßkirche 1962, 35f., 71 nr. 63.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 159 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0015904.