Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 158 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1558

Beschreibung

Grabplatte der Kunigunde Markgräfin von Baden-Durlach geborene Markgräfin von Brandenburg-Ansbach. Im Chor im Boden. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit vertiefter Rahmenleiste zwischen zwei Profilstäben; in der oberen Hälfte ist die Leiste an drei Seiten mit Roll- und Beschlagwerk geschmückt. Im Feld die Grabinschrift B, eingeleitet von der Weiheformel A; unten links ist eine Listennummer 6 eingeritzt (nach F. J. Herr). Mehrfache Brüche und Absplitterungen im unteren Bereich.

Maße: H. 187,5, B. 93, Bu. 5 (A) und 3,5 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. A

    D(EO) . O(PTIMO) . M(AXIMO) . S(ACRVM) .

  2. B

    IN HOC TVMVLO SVNT / OSSA ILLVSTRISSIMAE PRIN(CIPIS) / ET D(OMI)NAEa). D(OMINAE) . KVNEGVNDAE . / NATAE EX CASIMIRO . MARCH(IONE) . / BRANDENBVRGICO . QVAE / NVPTA ILLVSTRISSIMO PRIN(CIPI) / ET D(OMI)NOa) . D(OMINO) . CAROLO MARCH(IONI) . / BADENSI . MORITVR GAMVN=/DAE SVEVORVM . IIIa) . CAL(ENDAS) . / MARTII . A(NN)O . M . D . LVIIIa) . / RELIGIONIS ET VIRTV=/TVM STVDIO PRAES=/TANTISSIMA PRINCEPS .

Übersetzung:

Dem besten höchsten Gott geweiht! In diesem Grab ruhen die Gebeine der durchlauchtigsten Fürstin und Frau, Frau Kunigunde, Tochter des Markgrafen Kasimir von Brandenburg, die verheiratet war mit dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Karl Markgrafen von Baden. Sie starb in Schwäbisch Gmünd am 3. Tag vor den Kalenden des März (27. Februar) im Jahr 1558 als eine Fürstin, die sich stets durch Streben nach dem rechten Glauben und den Tugenden ausgezeichnet hat.

Kommentar

Kunigunde Markgräfin von Brandenburg-Ansbach1, geboren am 17. Juni 1523, entstammte der älteren Linie des Hauses Brandenburg-Ansbach und war eine Tochter des Markgrafen Kasimir (1515–1527) und der Susanna (1502–1543), Tochter des Herzogs Albrecht IV. von Bayern-München2. Kunigunde war seit dem 10. März 1551 mit dem Markgrafen Karl II. als dessen erste Gemahlin verheiratet und ist auf dem prunkvollen Grabdenkmal, das sich Karl kurz vor seinem Tode errichten ließ, in Lebensgröße dargestellt3. Wenn hier ihr Eifer für die Religion erwähnt wird, so bezieht sich das auf ihre Herkunft aus einem schon früh für die Reformation gewonnenen Fürstenhaus, das unter ihrem Onkel Markgraf Georg dem Frommen bereits 1533 eine evangelische Kirchenordnung einführte.

Die Inschrift IN HOC TVMVLO SVNT OSSA kann nur so interpretiert werden, daß die Grabplatte tatsächlich die Grabstätte deckt und bezeichnet. Diese Grabplatte stammt aus derselben, bisher nicht namentlich bekannten Bildhauer-Werkstatt, die auch die Grabplatte von Kunigundes Bruder, des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg († 1557) geschaffen hat4. Diese beiden – fast gleichzeitig entstandenen – Stücke wurden offenbar zu einer Art Modell für die späteren Grabplatten von zwei Generationen der markgräflichen Familie im Chor der Pforzheimer Schloßkirche. Sie zeigen denselben Aufriß mit leichter Abwandlung der Rollwerk-Kartuschenrahmung und verzichten auf Wappenschmuck. Die lateinisch abgefaßte Inschrift folgt der gleichen Vorlage wie die Inschrift für Albrecht Alcibiades.

Textkritischer Apparat

  1. Gekürzt oder hervorgehoben durch Überstreichung mit Ausbuchtung nach oben.

Anmerkungen

  1. Zu den biographischen Daten vgl. Europäische Stammtafeln NF I/1, Taf. 159a; NF I/2, Taf. 270. Eine Leichenpredigt von Joannes Sechelius, 1558, wird von Mone erwähnt; vgl. Mone, Quellensammlung Bd. 3, 164.
  2. Susanna heiratete 1529 in zweiter Ehe den Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten von der Pfalz Ottheinrich von Pfalz-Neuburg († 1559).
  3. Vgl. nr. 192.
  4. Vgl. nr. 157.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 47/47, Absterben, Fürstliche Grüfte o. J., fol. 2r.
  2. Sachs, Marggravschaft IV, 1770, 168f.
  3. Karlsruhe, GLA 47/41, v. Beust 1802, Grab-Inschriften nr. XIV.
  4. Gehres, Pforzheim 1811, 43.
  5. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 18r, nr. 6.
  6. Karlsruhe, GLA 47/46, Begräbnisse 19. Jh., Waag 1883, nr. XIV.
  7. KdmBadenIX/6, 176 nr. 6.
  8. Trost, Schloßkirche 1962, 46, 71 nr. 72.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 158 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0015800.