Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 154 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1555

Beschreibung

Grabplatte des Kindes Karl Pfalzgraf bei Rhein. Im Chor im Boden; nach 1945 vorübergehend an der Nordwand aufgestellt. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit schmaler Randleiste; im Feld oben Inschrift in sieben Zeilen, unten die Gestalt eines aufrecht stehenden Knaben in Relief, flankiert von zwei Vollwappen. Das Kind hat die Hände gefaltet und trägt ein enganliegendes Wams mit kurzem Röckchen über einem Untergewand mit Puffärmeln. Auffallende Schäden im Randbereich, der fast ganz abgesprengt ist, Abtretungsspuren besonders an den Wappen. Zur Rechten des Kindes die später eingetragene Ziffer 4 nach der Liste des F. J. Herr.

Maße: H. 166,5, B. 100, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. HIE LIGT BEGRABEN DES DVRCHLEVCHTIGE(N) / HOCHGEBORNEN FVRSTE(N) VND HERN · H(ERN) FR[ID]/RICHE(N) PFALNCZGRAVE(N) BEI REIN · VND HER[TZ/O]GEN IN BEIERN · SVN CAROLVS · DER IN SEIN[ER / V]NSCHVLDIGEN IVGEND · SEINS ALTERS [IM / D]RITTEN IAR VF DEN XI SEPTEMB[RIS] / · M · D · LV · VERSCHIDEN IST ·

Wappen:
Pfalz-Bayern1, Brandenburg-Ansbach2.

Kommentar

Wie die Inschrift und die Wappen aussagen, war Karl ein jung verstorbener Sohn des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz (1515–1576) und von dessen erster Gemahlin Maria (1519–1567), einer Tochter des Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Ansbach. Das Kind hielt sich vermutlich in Pforzheim zu einem Besuch bei seiner Tante Kunigunde auf, einer jüngeren Schwester der Pfalzgräfin Maria. Kunigunde war seit 1551 mit dem Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach verheiratet3.

Die Inschrift ist dünnstrichig in der Ausführung. Sie verwendet vereinzelt überhöhte Versalien. Typische Buchstabenformen sind das trapezförmige M und das I mit I-Punkt. Darin ist die Schrift eng verwandt mit der Inschrift auf der Grabplatte für Bernhard d. J. († 1553)4.

Anmerkungen

  1. Quadriert, 1/4 gekrönter Löwe (Pfalz), 2/3 schräggeweckt (Bayern).
  2. Neunfeldiger Schild mit drei Helmen und Helmzierden; springende Rangfolge: 2. Brandenburg, 1. Burggrafschaft Nürnberg, 3. Pommern, 5. Stettin, 4. Cassuben, 6. Wenden, 8. Rügen, 7. Regalien, 9. Zollern. Vgl. Gritzner, Maximilian, Die Wappen der Kurfürsten zu Brandenburg von 1417 bis 1701. In: Vjh. für Wappen-, Siegel- u. Familienkunde 22 (1894) 231–309. Die Bennennung verdanke ich Harald Drös, Heidelberg.
  3. Vgl. nr. 158, 192.
  4. Vgl. nr. 148.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 47/47, Absterben, Fürstliche Grüfte o. J., fol. 12.
  2. Karlsruhe, GLA 47/39, Weygold, Epitaphia 1747, fol. 7r.
  3. Karlsruhe, GLA 47/41, v. Beust 1802, Grab-Inschriften nr. XXIV.
  4. Gehres, Pforzheim 1811, 46.
  5. Karlsruhe, GLA HFK 510, Herr, Collectanea Pforzheim 1830, fol. 16r, nr. 4.
  6. Müller, Gustav Adolf, 1834, 2.
  7. Karlsruhe, GLA 47/46, Begräbnisse 19. Jh., Waag 1883, nr. XXIV.
  8. KdmBadenIX/6, 175f. nr. 4.
  9. Trost, Schloßkirche 1962, 46, 72 nr. 78.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 154 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0015402.