Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 146 Kath. Barfüßerkirche (Franziskaner-Klosterkirche) 1552

Beschreibung

Grabplatte der Margret Lutz von Ehingen, Ehefrau des Christoph Heinrich Berger. Im Chor an der Westwand; ehemals im Langhaus im Boden; nach 1938/1939 im Archivbau (ehem. Reuchlin-Museum); nach 1945 wieder zurückgekehrt. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Feld in flachem Relief die Gestalt einer Frau mit Haube und faltigem Mantel, zu Häupten und zu Füßen je zwei Vollwappen. Sehr guter Zustand.

Maße: H. 238, B. 90, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · 1552 am 29 tag / Jenner starb die Edel vnd Tugentsam fraw margret luczin von Echinge(n) / Cristoff hainrich / bergers Eliche huszfraw gewesen der sell Got genad ·

Wappen:
Berger1 Lutz von Lutzenhart2
Münch von Rosenberg3Lemlin (?)4.

Kommentar

Nach Aussage ihres Wappens entstammte Margret Lutz von Ehingen einer Amtsträger-Familie, die im württembergischen Raum mehrfach nachweisbar ist, so mit Konrad Lutz, gestorben 1606 als Bürger von Heilbronn, oder mit Christoph Lutz von Lutzenhart, 1609 Verfasser einer Chronik von Rottenburg. Die Familie Lutz von Lutzenhart geht zurück auf Konrad Lutz, 1460 Vogt zu Urach und 1462–1485 Vogt zu Tübingen. Die Wappenverleihung erfolgte 14685. Die Grabinschrift der Margret Lutz benennt die Lutz von Ehingen als weiteren Zweig der Familie. Zu der Sippe der Lutz von Weil der Stadt, die ein anderes Wappen führen, scheinen keine Beziehungen zu bestehen6. Die Verbindungen der Margret Berger zu Pforzheim bleiben unbekannt.

Das Denkmal gehört zu den wenigen in Pforzheim erhaltenen Grabplatten der Oberschicht, die die figürliche Darstellung einer Frau tragen. Die Schrift ist ungewöhnlich schmucklos und steif, die Hasten enden in Quadrangeln auf der Grundlinie, die Oberlängen sind gespalten. Die wenigen Versalien sind ohne Eleganz.

Anmerkungen

  1. Quadriert, 1 und 4: Adler, 2: Reichsapfel über Dreiberg, 3: drei Balken; Helmzier: wachsender bärtiger Mann, in der Rechten eine Keule schwingend, die Linke in die Hüfte gestützt, das Wams belegt mit einem Adler, zu beiden Seiten begleitet von je drei mit einem Adler bezeichneten Fähnchen.
  2. Drei Joche pfahlweise; Helmzier: Pfauenstoß über Helmkrone; vgl. Alberti 477f.
  3. Mönch auf Dreiberg, in der Rechten drei Rosen, in der Linken Vogel haltend; Helmzier: Schildfigur wachsend.
  4. Schreitendes Lamm; Helmzier: das Lamm über einem Turnierhut.
  5. Vgl. Alberti 477f.
  6. Zu den Lutz von Weil der Stadt vgl. DI 47 (Böblingen) nrr. 207, 409.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 221 nr. 4, Abb. 173.
  2. Pforzheim, Stadtarchiv, Slg. Arthur Steinle, Sign. PF/1/9 vom 4. 11. 1945.
  3. Huth, Hans, Das ehemalige Franziskanerkloster in Pforzheim. In: Franciscana Antiqua 19 (1974) 110.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 146 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0014600.