Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 136† Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1543

Beschreibung

Epitaph der Anna von Ehingen, Ehefrau des Bernhard von Hardheim. Ursprünglich im südlichen Seitenschiff; Kriegsverlust. Hochrechteckige Aedikula aus Holz, bemalt. In dem von einem kräftigen Gebälk bekrönten Hauptfeld Darstellung einer knienden Dame vor dem Kruzifix mit Titulus A; am Fuß des Kreuzes zwei Vollwappen mit Beischriften C vor dunklem Grund. Im Hintergund links gespaltenes Felsmassiv mit Bäumen darauf, rechts weite Landschaft mit einer Stadt mit Brücke und Brückentor. Auf der seitlichen Rahmung sind je vier Vollwappen übereinander angeordnet; die Beischriften D sind auf weißen Schriftbändern aufgemalt. In der Sockelzone fünfzeilige Inschrift B.

Inschriften nach KdmBadenIX/6 und Photo des LDA Karlsruhe1.

Maße: H. 145, B. 90 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Gotische Minuskel mit Versalien2 (B, C, D).

  1. A

    · I · N· R · I ·

  2. B

    Anno dominia) 1543 · vff den 19 Januarij starb die / Erber from edel v(nd) thuge(n)tsam Fraw Anna geborn / Von Ehingen Bernhartt von harttens hausfraw / Gewest der Selen der Almechtig vnd barm/herczig Gott gnedig woelb) sein amen .c)

  3. C

    harten3) // ehingen

  4. D1–8
    · Hartten3) · · Ehingen · 
    · Finsterloe ·  · Stümpff · 
    · Rosenberg ·  Sternafels · 
    · Pferczdorff ·  · Allaczen · 
Wappen:
Hardheim4, Ehingen;
HardheimEhingen
FinsterloheStumpf von Schweinsberg
RosenbergSternenfels
PferdsdorfAdelsheim.

Kommentar

Das Denkmal ist das einzige gemalte Holz-Epitaph der Stadt Pforzheim, das wenigstens durch die alte Photo-Dokumentation in seinem Aussehen noch überliefert ist. Es ist anzunehmen, daß auch hier wie in anderen Städten zahlreiche auf Holz gemalte Epitaphien existiert haben; jedenfalls waren um 1760/70 noch mehrere Epitaphien vorhanden5. Die Beziehung der Verstorbenen zu Pforzheim ergibt sich vermutlich durch die Erwerbung von Burg und Dorf Weißenstein (heute Dillweißenstein, Stadt Pforzheim) 1472 durch Wolf von Ehingen († vor 1486). Dessen Sohn Christoph verkaufte den Besitz 1512 an Reinhard von Neuhausen6. Wolf von Ehingen war mit Margareta von Sternenfels verheiratet, deren Wappen hier innerhalb der Ahnenprobe der Anna erscheint. Beider Sohn Christoph und dessen Frau Afra Stumpf von Schweinsberg waren Annas Eltern7. Bernhard von Hardheim stand in mainzischen Diensten als Viztum zu Aschaffenburg 1533 und Amtmann zu Krautheim und Miltenberg 1537 und 1544. Er überlebte seine erste Frau Anna und heiratete in zweiter Ehe Katharina von Wichsenstein zu Hainstadt. Er starb kinderlos 1548 oder wenig später8.

Die formschöne, sehr regelmäßige Inschrift B zeigt kunstvoll gemalte Versalien, zum Teil mit übereinandergesetzten Quadrangeln als Verzierung. Alle Versalien sind – wie in der zeitgenössischen Buchschrift üblich – durch doppelte rote Schrägstriche, die in den Buchstabenkörper eingefügt sind, ausgezeichnet.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich über dem m hier überflüssig.
  2. Kleines e über dem o.
  3. Anstelle eines Schlußpunktes drei Quadrangeln und wellenförmige Linie, von senkrechtem Strich gekreuzt.

Anmerkungen

  1. Vorkriegsaufnahme im Photo-Archiv des Landesdenkmalamtes Karlsruhe, Neg.-Nr. 2413.
  2. Nach KdmBadenIX/6 „Cursive“.
  3. So für Hardheim (Franken).
  4. Turm; Helmzier ebenso.
  5. Der Vf. der Memorabilia Phorcensia erwähnt „verschiedene Epitaphia auf Holz“ in der Schloßkirche, leider ohne sie näher zu beschreiben; vgl. Karlsruhe, GLA 65/1074, Memorabilia Phorcensia, 1760/70, fol. 21v.
  6. Vgl. dazu nr. 107.
  7. Die Abfolge der Ahnenwappen wird durch die in dem Kaufvertrag von 1512 genannten Personen bestätigt; vgl. Hannemann, Alexander Hugen 1961, 51.
  8. Neumaier, Helmut, Wolf von Hardheim, Reichsritter, gestorben 1573. In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg 20. Stuttgart 2001, 1–18; hier 2f.

Nachweise

  1. Pflüger 1862, 184 (kurz erwähnt).
  2. KdmBadenIX/6, 140f.
  3. Trost, Schloßkirche 1962, 74.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 136† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0013604.