Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 127 Stadtmuseum 1537

Beschreibung

Zwei Fragmente verschiedener Herkunft, wohl von einem Epitaph eines Philipp und Conrad d. J. von Wallstein, vermutlich zweier Kinder. Die jeweils annähernd quadratischen Bruchstücke aus rotem Sandstein ergeben aneinandergefügt das dreizeilig beschriftete Mittelstück eines zeilenweise beschrifteten Epitaphs, dessen Inschriftanfang und Inschriftende fehlen. Links bzw. rechts ist durch eine senkrechte Ritzlinie eine schmale Randleiste angedeutet.

© Christoph Timm, Pforzheim [1/2]

I. Dem Verein der Freunde der Schloßkirche am 19. Juli 2002 aus anonymem Besitz überstellt1; Aufstellung im Lapidarium geplant. Angeblich aus dem Trümmerschutt der Schloßkirche stammendes Bruchstück, oben, rechts und unten unregelmäßig beschnitten, links Außenkante mit Randleiste.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. [– – –] / 1537 [– – –] / Philip[– – –] / rat von [– – – / – – –]

II. Im Lapidarium, in der Scheune (Inv. nr. 1992/9)2; ursprünglich im Erdgeschoß des Archivbaues (ehemals Reuchlin-Museum). Vom Binnenfeld nur noch drei Zeilen sichtbar, die links beschnitten sind. Rechts oben Reste einer vierten Zeile erkennbar.

Maße: H. 24, B. 26, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. [– – – / – – –] starbend / [– – –]s vn(d) Con/[– – –] Walstei(n) / [– – –]

Fügt man I und II zusammen, ergibt sich die Inschrift:

  1. [– – –] / 1537 starbend / Philips vn(d) Con/rat von Walstei(n) / [– – –]

Kommentar

Ein Conrad von Wallstein starb am 8. Juli 1533 und wurde in der Franziskaner-Klosterkirche bestattet3. Seine Grabplatte ist nicht erhalten, aber die Grabinschrift ist überliefert. Sie stimmt nicht mit den Text-Fragmenten auf dem vorliegenden Bruchstück überein, die von mehreren Personen zu handeln scheinen. Offenbar ist hier ein weiteres Denkmal der Familie von Wallstein greifbar, vermutlich ein kleinformatiges Kinder-Epitaph. Das neu aufgetauchte Fragment I erlaubt die genaue Datierung dieses Epitaphs.

Die Schriftformen gehören eindeutig der Gotischen Minuskel an, jedoch sind die Versalien deutlich der Fraktur ähnlich: bei dem W ist der linke Schaft mit einer aufgespaltenen Oberlänge gebildet, beim C sind der Bogen verdoppelt und der obere Bogenabschnitt abgeknickt; besonders typisch ist das Ph in Philips gestaltet mit weit unter die Grundlinie herabgezogenem rechten Bogen des h. Von derselben Hand ist die Schrift eines Fragments, das 1530 oder später entstanden ist, aber wegen anderer Buchstaben-Maße keinesfalls mit dem vorliegenden Stück verbunden werden kann4. Es handelt sich um dieselbe Werkstatt, die auch die Stiftungsinschrift des Johann Widmann 15225 und die Grabplatte des Johannes Hiller 15226 geschaffen hat.

Anmerkungen

  1. Herr Dr. Christoph Timm, Pforzheim, übermittelte mir nach Abschluß des Manuskripts eine Photokopie des Fragments. Ihm sei herzlich gedankt. Die genauen Maße konnten vor der Drucklegung nicht mehr festgestellt werden.
  2. Dort irrtümlich in Zusammenhang mit den Spolien aus der Grabung am Waisenhausplatz angebracht.
  3. Vgl. nr. 125.
  4. Vgl. nr. 131.
  5. Vgl. nr. 112.
  6. Vgl. nr. 111.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 127 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0012705.