Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 117 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1526

Beschreibung

Grabplatte der Mechtild Widmann genannt Möchinger geborene Bälz (Belcz). Ehemals in der sog. Margarethen-Kapelle an der Nordseite des Langhauses, unter dem Gestühl im Boden; nach 1945 am Chor außen; im Jahr 2002 Aufstellung im Westbau an der Nordwand. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit schmalem, durch Ritzlinie abgetrenntem Rand; im Feld elfzeiliger Inschriftblock. Rechts oben zerstört, die obersten drei Zeilen schlecht erhalten. In der vierten und fünften Zeile Beschädigung.

Ergänzung der Inschrift nach Trost.

Maße: H. 230,5, B. 83,5, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. A[N]NO · D(OMI)NI · M[DXXVI] / AM · 16 · TAG · HOR[NVNG] / · STARB · DIE · ERBAR / VND · ERSAM · FRA[W] / MECHTILD · BELCZIN / WILANDT · DOCTOR · / HANS · WIDMANS / ṢELIGEN · HVSFRAW / GOT · SEI · DER · SEEL · / GNEDIG · VND · BARM/HERCZIG · AMEN

Kommentar

Die asketisch schlicht gestaltete Platte ist der Ehefrau des berühmten Arztes Johann Widmann genannt Möchinger gewidmet. Johann Widmann hatte sich im Alter nach Pforzheim zurückgezogen. Er starb hier am 31. Dezember 1524 und wurde ebenfalls in der Stiftskirche bestattet. Eine Steintafel mit einer Stiftungsinschrift hält seine Seelgerätstiftung an den Dreikönigsaltar fest1. Mechtild war eine Tochter des Heinrich Bälz aus Münsingen, Hofkanzleischreibers der Grafen Ludwig I. und Ulrich V. von Württemberg. Ihre Mutter war Mechtild Botznerin († vor 1481)2. Niklaus Bälz aus Münsingen († 1502/1503), vermutlich ihr Onkel, war wie ihr Ehemann ebenfalls Leibarzt des Grafen und späteren Herzogs Eberhard im Bart3.

Die Inschrift ist in einer hervorragend gestalteten Kapitalis ausgeführt, die typische Züge der Frühhumanistischen Kapitalis aufweist: schlanke Buchstabenform, spitzes A mit beidseitig überstehendem Deckbalken und nach unten geknicktem Mittelbalken, Ausbuchtungen bei H, I, N, spitzovales O, das M trapezförmig mit kurzem Mittelteil.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 112.
  2. Biographische Angaben bei Pfeilsticker § 1773.
  3. Ebd. § 327.

Nachweise

  1. Trost, Schloßkirche 1962, 30, 68 nr. 17, 75.
  2. Sexauer, Ottmar, Pforzheim zur Zeit Reuchlins. In: Kling/Rhein, Johannes Reuchlin 1994, 157–172; bes. 169 (Inschrift erw.).

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 117 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0011709.