Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 107† Pforzheim-Dillweißenstein, Burg Weißenstein-Rabeneck 1512

Beschreibung

Wappenstein des Reinhard von Neuhausen, ehemals mit Namensinschrift und Bauzahl auf dem Kranzgesims. Ursprünglich im Burghof in die südliche Zwingermauer neben der Pforte zum Garten eingelassen; im Jahr 1885 an die Innenseite der westlichen Ringmauer versetzt. Hochrechteckige Tafel aus rotem Sandstein mit Vollwappen in Relief; bei der Versetzung 1885 ging das Kranzgesims mit der Inschrift verloren. Die Inschrift war links bereits abgewittert1.

Inschrift nach Specht und KdmBadenIX/6.

Maße: H. 110, B. 62 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. Rennhard von Newhusena) 1512b)

Wappen:
Neuhausen.

Kommentar

Am Unterlauf der Nagold sicherten ursprünglich drei Burganlagen das Flußtal, heute noch sichtbar in den Burgruinen Hoheneck, Kräheneck und Weißenstein. Während die beiden ersteren bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen und schon früh aufgegeben wurden, wird die Burg Weißenstein, auch Rabeneck genannt, im frühen 13. Jahrhundert entstanden sein. 1256, 1259 und 1265 urkundeten die Brüder Bertold und Belrein von Weißenstein als Angehörige einer Ende des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Niederadelsfamilie, die sich nach dieser Burg nannte2. Im Jahr 1338 trugen Markgraf Rudolf IV. und seine Gemahlin Maria von Oettingen ihre Burg Weißenstein mit allen zugehörigen Gütern dem Erzstift Mainz zu Lehen auf3 – eine Abhängigkeit, die kurioserweise erst 1750 unter Markgraf Karl Friedrich von Baden zur Ablösung kam. Im Laufe des 15. Jahrhunderts begegnet ein häufiger Wechsel der Lehensträger. Im Jahr 1512 erwarb Reinhard von Neuhausen4 Burg und Dorf Weißenstein zum Preis von 3200 rheinischen Gulden von Christoph von Ehingen5. Die hier überlieferte Wappentafel scheint nicht nur diese Besitznahme zu dokumentieren, sondern sie weist zugleich auf Baumaßnahmen Reinhards hin, so auf Stiftungen für die Schloßkapelle Weißenstein6. Reinhard scheint schon vor dem Jahr 1512 in Pforzheim ansässig gewesen zu sein, da er seine erste Gemahlin Margarethe von Sachsenheim († 1509) in der Schloßkirche St. Michael bestatten ließ7. Er war seit 1517 in zweiter Ehe mit Margarethe von Rechberg verheiratet. Seine Nachkommen verkauften den Weißensteiner Besitz 1584 an den Obervogt Martin von Remchingen.

Textkritischer Apparat

  1. [. . . . . . . . . vo]n Neuhussen Naeher 1883; [. . . . . . . . vo]n Newhusen Specht; Rennhard von Newhusen KdmBadenIX/6 (nach Specht!).
  2. 1512 Specht; KdmBadenIX/6; fehlt Naeher 1883.

Anmerkungen

  1. Diesen Zustand überliefert eine Strichzeichnung von Julius Naeher von 1883.
  2. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 23 nr. 9; 26 nrr. 15, 16, 19.
  3. Ebd. 58 nr. 99.
  4. Stammort Neuhausen auf den Fildern (Lkr. Esslingen).
  5. Der Wortlaut der Kaufurkunde vom 12. März 1512 ist in dem Formularbuch des Alexander Hugen 1528 veröffentlicht und kommentiert; vgl. Hannemann, Alexander Hugen 1961, 48–54. Christoph von Ehingen war ein Sohn des Wolf und der Afra geborene Stumpf von Schweinberg. Wolf hatte Schloß und Herrschaft Weißenstein 1472 von Hans von Kaltental, dem Rat des Markgrafen Karl I. von Baden, übernommen und 1488 die Halsgerichtsbarkeit zu Weißenstein und Dillstein erlangt; vgl. ebd. 53.
  6. Für diese 1777 abgebrochene spätgotische Kapelle ist 1512 eine Altarweihe überliefert; vgl. auch nr. 108.
  7. Vgl. nr. 16.

Nachweise

  1. Naeher, Julius, Erinnersblätter an die Umgebungen von Karlsruhe und Pforzheim. Karlsruhe 1883, Bl. 2.
  2. Ders., Die Stadt Pforzheim und ihre Umgebung. Pforzheim 1884, Bl. 4.
  3. Specht, Julius, Altes und Neues aus der Orts- und Kirchengeschichte der Gemeinde Dill-Weißenstein. Pforzheim 1899, 13.
  4. KdmBadenIX/6, 418.
  5. Hannemann, Alexander Hugen 1961, 53.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 107† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0010703.