Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 106† Ev. Altstädter Pfarrkirche (St. Martin)? 1512

Beschreibung

Grabinschrift des Ludwig Leutrum von Ertingen und seiner Gemahlin Catharina. Standort und Gestaltung unbekannt.

Inschrift nach Gabelkover.

  1. A(nno) 1512 . o(biit)a) Ludwig leutrum von Erdingen und Catharina sein hausfr(au)

Kommentar

Das Dorf Würm (Stadt Pforzheim) ist zusammen mit der Burg Liebeneck zuerst 1453 und dann nochmals 1466 für 800 Gulden an den Pforzheimer Obervogt Paul Leutrum von Ertingen verpfändet worden1. 1499 erhielt Pauls Sohn, Ludwig Leutrum von Ertingen, Dorf und Burg als Erblehen2. Bis 1828 war Würm mit Liebeneck ununterbrochen im Besitz dieser Familie. Ludwig ist vermutlich identisch mit dem in der vorliegenden Grabinschrift genannten Adligen.

Die Inschrift ist – wie oftmals bei Gabelkover – gekürzt und unvollständig wiedergegeben. Das Todesdatum der Ehefrau fehlt ebenso wie ihr Familienname. Vermutlich handelte es sich um die Inschrift einer Grabplatte, für die Gabelkover als Standort nur „Pfarrkirche“ angegeben hat. Wahrscheinlich ist hier die Altstädter Pfarrkirche gemeint, denn die Kapelle in Würm soll erst 1516 erbaut sein und war bis 1858 Filialkirche der Altstädter Pfarrkirche3.

Textkritischer Apparat

  1. So Gabelkover anstelle eines deutschsprachigen Sterbevermerks.

Anmerkungen

  1. Paul Leutrum von Ertingen, Stammvater des Pforzheimer Zweiges der Leutrum, zog 1434 nach Pforzheim. Abgesehen von einer bedeutenden politischen Karriere als Schultheiß (1437), Rat, Obervogt und Kriegsrat (1453) trat er in verwandtschaftliche Beziehung mit dem Markgrafenhaus durch seine Heirat mit Anna, Tochter des Markgrafen Bernhard I. Im Jahr 1458 verzichtete er auf alle Ansprüche aus dem Erbe seiner Frau, denn er hatte in zweiter Ehe Anna von Eisingen († 1449) geheiratet; in dritter Ehe war er mit Barbara von Königsbach († 1491) vermählt. Offenbar hatte er mehrfachen Hausbesitz in Pforzheim. Sein Haus bei den Predigern, also bei der Dominikanerkirche (früher Reuchlinstraße 9), wurde schon 1447 erwähnt, weil Paul Leutrum bei der Fürstenhochzeit des Markgrafen Karl I. hier den Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz beherbergt hatte; vgl. Leutrum v. Ertingen, Georg Graf, Geschichte des Hauses Leutrum von Ertingen I. Stuttgart 1893, 61ff., 72, 80ff.; KdmBadenIX/6, 314f.; Trost, Adelssitze 1961, 103f., 124f.; Haag/Bräuning, Stadtkataster 2001, 137f. nr. 72.
  2. Sachs, Marggravschaft III, 1769, 60f.; Pflüger 1862, 174.
  3. Dehio Baden-Württemberg I, 1993, 867.

Nachweise

  1. Stuttgart, HStA J1 Nr. 48 g IV, Gabelkover, Genealogische Kollektaneen, fol. 1500r.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 106† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0010606.