Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 80† Franziskaner-Klosterkirche 1497

Beschreibung

Grabplatte des Conrad von Enzberg. Ursprünglich in der Klosterkirche. Gestaltung unbekannt.

Inschrift nach Crusius.

  1. An(no) . 1497 . Feria 3 . post Iubilate, obijt Nobilis Conradus ab Entzberg .a)

Übersetzung:

Im Jahr 1497 am Dienstag nach Jubilate (18. April) starb der edle Conrad von Enzberg.

Kommentar

Ein Conrad von Enzberg war 1495 unter den Zeugen eines Kaufvertrags, betreffend die Erwerbung des Dorfes Eisingen (Enzkreis) durch den Markgrafen Christoph1. Die Herren von Enzberg, auch Nix von Hoheneck gen. Enzberg, nach Ausweis ihres Wappens2 stammverwandt mit den Herren von Dürrmenz und Niefern, hatten in Pforzheim Besitz. Friedrich von Enzberg genannt Bitscher († 1455)3 hat 1443 den Adelssitz in der ehemaligen Barfüßergasse 3 aus dem Besitz der Herren von Straubenhart erworben4. Er war mit Elisabeth von Straubenhart verheiratet und ein Schwager des Hans von Straubenhart, des letzten männlichen Gliedes dieser Familie. Aus der unmittelbaren Nachbarschaft dieses Adelssitzes zum Franziskanerkloster erklärt sich, daß sowohl die Straubenhart als auch die Enzberg und Wallstein sich in der Klosterkirche bestatten ließen5. Vermutlich diente derselbe Adelssitz auch dem 1462 zur Abdankung gezwungenen Speyerer Bischof Johann von Enzberg als letzter Wohnsitz6.

Das Formular ist mit Sicherheit von Crusius verkürzt wiedergegeben worden. Zu Beginn ist vermutlich Domini vor der Jahreszahl zu ergänzen; am Ende fehlt der um diese Zeit übliche Fürbittwunsch.

Textkritischer Apparat

  1. Zusatz: Sepultus Phorcae apud Nudipedes. Diese Angabe „begraben in Pforzheim bei den Barfüßern“ ist nicht als Teil der Inschrift anzusehen, sondern als eine von Crusius 1595 beigefügte Ortsangabe. Da das Franziskanerkloster nach 1556 profanen Zwecken diente, erstaunt diese Standortangabe.

Anmerkungen

  1. Pflüger 1862, 174 Anm. 1.
  2. Alberti 169f. Die im 13. Jahrhundert blühende Familie erlebte vom 14. Jahrhundert an ihren Niedergang mit der Zerstörung der Stammburg 1384. Seit Erwerb der Herrschaft Mühlheim a. d. Donau (Lkr. Tuttlingen) 1409 verschob sich die Herrschaft der Enzberg an die obere Donau. Jedoch blieb ein Zweig der Familie durch Hausbesitz in Pforzheim mit der unteren Markgrafschaft Baden verbunden; vgl. Schwarzmaier, Hansmartin, Das Archiv der Herren von Enzberg 1967, 62–78; Rösener, Werner, Ministerialität, Vasallität und niederadlige Ritterschaft 1979, 63–65. Zur Verbindung der Herren von Enzberg, Leutrum von Ertingen und von Wallstein untereinander vgl. Dussel, Konrad (Hg.), Enzberg. Vom römischen Gehöft zur modernen Industriegemeinde (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mühlacker 4). Ubstadt-Weiher 2000, 41, 44–46.
  3. Seine Grabplatte befand sich noch 1938 im Chor der Pfarrkirche zu Niefern; vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 85.
  4. Der Besitz der Straubenhart wurde nach dem Tod des letzten Straubenhart im Mannesstamm von dessen sechs Schwestern veräußert; vgl. KdmBadenIX/6, 377; Hofmann, Adel und Landesherren im nördlichen Schwarzwald 1954, 22 und 115f. (Stammtafel); Trost, Adelssitze 1961, 117. Der Adelssitz blieb im Besitz der Enzberg bis zum Übergang an Konrad von Wallstein um 1506; zu diesem vgl. nr. 125.
  5. Vgl. nrr. 56, 125.
  6. Er starb am 8. September 1467 in Pforzheim; zu seinem nicht erhaltenen Grabmal in der Franziskaner-Klosterkirche vgl. Einl. XXXVI.

Nachweise

  1. Crusius, Annales Suevici 1595, pars III, 508.
  2. Gehres, Pforzheim 1811, 73.
  3. Pflüger 1862, 174 Anm. 1 (erwähnt).
  4. KdmBadenIX/6, 221 nr. 2.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 80† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0008007.