Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 61† Archivbau 1463

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Claus Weiler (Wiler). Ursprünglich im Langhaus der Franziskaner-Klosterkirche im Boden, nach den Ausgrabungen von 1938/39 in die Städtischen Sammlungen des ehemaligen Reuchlin-Museums im Archivbau verbracht; Kriegsverlust von 1945. Ehemals Rechteckplatte mit Umschrift, deren oberes Drittel mit der Kopfleiste offenbar schon 1939 verloren war1.

Inschrift nach KdmBadenIX/6.

Maße: B. 95 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. [. . . . . .]lxiii° . ip(s)aa) di[e . . . . .] obijt / Claus Wi/ler Cui(us) a(n)i(m)a . req(u)iescat in pa[. . . . . .]

Übersetzung:

(… 14)63 am Tag (…) starb Claus Wiler, dessen Seele in Frieden ruhen möge.

Kommentar

Der Verstorbene gehörte zu einer der im 15. Jahrhundert führenden Familien der Stadt Pforzheim2. Doch läßt er sich nicht in die von Ehmann versuchsweise zusammengestellte Stammtafel einordnen, zumal Claus oder Nicolaus ein Leitname der Familie war3. Ein 1400 und 1435 genannter Claus Weiler war Stifter eines Altars in der Schloßkirche St. Michael; seine dort angeblich befindliche Grabplatte von 1447 ist nicht nachweisbar4. Dessen gleichnamiger Sohn war nach Ehmann 1453 Richter und 1468 Schultheiß in Pforzheim, also nach 1463 noch am Leben. Der Enkel mit Vornamen Claus, des Gerichts 1468–1512, war 1507–1512 Spitalpfleger. Auch er scheidet aus, weil das für die Grabplatte überlieferte Todesjahr nicht mit den biographischen Daten in Einklang zu bringen ist.

Nun ist der Text der Grabinschrift nicht mehr zuverlässig zu erschließen, und auch die Jahresangabe (14)63 ist nicht mehr nachprüfbar. Also muß die Identifizierung offenbleiben. Auffallend ist, daß hier ein Glied der Familie Weiler mit dem Franziskanerkloster in Beziehung trat, während die Weiler sonst durch ihre Altar- und Seelgerätstiftungen5 eine enge Verbindung zur Pfarr- und Stiftskirche St. Michael pflegten.

Anmerkungen

  1. In KdmBadenIX/6 ist nur die Breite angegeben, die Höhe fehlt, weil sie nicht mehr feststellbar war.
  2. Zu dieser Familie vgl. bei nrr. 23, 99, 134.
  3. Vgl. Ehmann, Das Geschlecht von Wyler/Weiler 1976/78, 64.
  4. Vgl. ebd. – Das vorliegende Fragment wurde von Ehmann nicht berücksichtigt.
  5. Vgl. nr. 99.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 221 nr. 3.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 61† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0006102.