Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 52 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1439

Beschreibung

Grabplatte des Albert (Albrecht) Wels. Ursprünglich in der 1945 vernichteten Kapelle von 1487 im Boden liegend, nach 1945 aufgefunden. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein, auf der Vorder- und auf der Rückseite mit einer Gestaltung versehen. Vorderseite: Umschrift; im Feld schwach erkennbare Spuren eines abgetretenen Wappens; dreimal gebrochen, die Bruchstellen und Buchstaben mit Zement verschmiert. Auf der Rückseite: Kreuz, über einem Wappenschild aufwachsend; breite Randleiste ohne Inschrift. Da die unbeschriftete Rückseite besser erhalten war, wurde die Grabplatte mit dieser Schauseite nach 1945 außen am Chor aufgestellt. Bei den Restaurierungsmaßnahmen ist die beschriftete Seite wiederentdeckt worden1. 2002 Aufstellung an der Westwand der sog. Margarethen-Kapelle; dabei soll die Vorderseite mit der Inschrift sichtbar gemacht werden2.

Ergänzungen nach Trost.

Maße: H. 220, B. 102, T. 15, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. [Anno d(omi)n]i · M · / cccc xx[x]ix · obijt · Alberthvs · Wels · feria · / secvnda · post · festv(m) / E(pi)ph(an)ie · Reqviestata) · in pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1439 starb Albert Wels am Montag nach dem Epiphaniasfest (12. Januar); er ruhe in Frieden!

Wappen:
Wels (auf der Vorder- und Rückseite).

Kommentar

Vermutlich ist der Verstorbene mit dem Pforzheimer Bürger Albert Wels identisch, welcher auf der Grabplatte der Elisabeth Rappenherr geborene Wels († 1429) als ihr Vater bezeichnet wird3. Albert wird 1421 und 1422 als Grundbesitzer in Pforzheim erwähnt4.

Die Grabplatte mit der Inschrift ist offensichtlich einige Zeit später – vielleicht gegen Ende des 15. Jahrhunderts – für eine Zweitverwendung umgedreht worden. Die Unterseite wurde geglättet und für eine neue Beschriftung vorbereitet, die aber nicht erfolgt ist. Offensichtlich sollte die Platte wiederum für ein Glied der Familie Wels genutzt werden, wie das Wappen anzeigt. Die Inschrift ist in derselben Werkstatt ausgeführt worden wie diejenige der Grabplatte des Johannes Rot gen. Veyhinger5. Das „stachlige“ Erscheinungsbild, verursacht durch die präzise ausgeführten und gut erhaltenen Schaftbrechungen und die betont spitzigen Schaftenden, stimmt überein.

Textkritischer Apparat

  1. So für Reqviescat.

Anmerkungen

  1. Diese Entdeckung ist Herrn Schlick, Mitarbeiter der Steinmetz-Firma Walz, Eberbach-Gaimühle, zu verdanken.
  2. Nach Trost war die Platte 1945 verlorengegangen; vgl. Trost, Schloßkirche 1962, 67 nr. 4.
  3. Vgl. nr. 43.
  4. Vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 120f. nr. 258, 123 nr. 262.
  5. Vgl. nr. 51.

Nachweise

  1. Trost, Schloßkirche 1962, 20, 76.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 52 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0005203.