Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 51 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1438

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Rot (Reut) genannt Großhans Veyhinger. Angeblich aus der zerstörten Kapelle von 1487, jetzt im südlichen Nebenchor. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die oben im Feld in zwei Zeilen fortgesetzt wird. Darunter zwei Wappen in Ritzzeichnung. Im oberen und unteren Drittel jeweils ein querlaufender Bruch, Oberfläche schadhaft.

Maße: H. 216, B. 92, Bu. 9–9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · M / cccc xxxviij · d(omi)nica · post · s(anc)ti · Nicalaÿa) / ep(iscop)i · obijt Joha(nn)e(s) / Revt dict(us) Groszhans Veyhinger ame(n) // Reqviestatb) / in Pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1438 am Sonntag nach dem Fest des hl. Bischofs Nikolaus (7. Dezember) starb Johannes Reut genannt Großhans Veyhinger. Amen. Er ruhe in Frieden.

Wappen:
Rot genannt Veyhinger (wie Rappenherr), unbekannt1.

Kommentar

Ein „Großhans Rot, genannt v. Vaihingen“ wurde 1431 als Bürger und Richter zu Pforzheim und Ehemann einer Christine von Isingen2 genannt; diese soll 1447 in zweiter Ehe mit einem Erhard von Königsbach vermählt gewesen sein3. Möglicherweise ist das hier in der unteren Hälfte des Feldes dargestellte Wappen das Wappen der Ehefrau.

Die Ausführung der Inschrift verrät dieselbe Hand wie bei der Ausführung der Eberstein-Grabplatte von 14314. Abgesehen von dem Anfangs-A mit der überlangen linken Haste sind die breit proportionierten, kräftigen Buchstaben vergleichbar. Das lange s ist mit zwei Dornen verziert. Die Enden der Hasten sind keilförmig verbreitert, was der Schrift insgesamt ein gleichsam „stachliges“ Aussehen verleiht. Als Worttrenner sind auf die Spitze gestellte Quadrate verwendet.

Textkritischer Apparat

  1. So für Nicolai.
  2. So für Reqviescat.

Anmerkungen

  1. Rechteckige Fahne an schrägstehender Stange. Vielleicht Eisingen oder Isingen.
  2. Eisingen (Enzkreis).
  3. Pflüger 1862, 65; Trost, Schloßkirche 1962, 20f. – Dagegen scheint zu sprechen, daß das Ehepaar noch 1474 genannt ist; Krieger I, Sp. 495.
  4. Vgl. nr. 50.

Nachweise

  1. Trost, Schloßkirche 1962, 21, 68 nr. 28.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 51 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0005106.