Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 48 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) nach 1430

Beschreibung

Grabplatte der Katharina Nettinger. Ursprünglich im nördlichen Nebenchor; nach 1945 am Chor außen; im Dezember 2001 Aufstellung an der Südwand des Vorchors. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Feld Umriß einer Frau in Ritzzeichnung. Sie scheint ganz von einem bodenlangen Tuch umhüllt. Die Binnenzeichnung ist abgetreten oder abgeblättert. Die rechte Längszeile ist für einen späteren Eintrag des Todesjahres und -tages leer gelassen. Oberfläche bestoßen und abblätternd, Beschädigungen am Randprofil.

Maße: H. 212, B. 88,5, T. 16,5, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · M° · / ccccxxx 〈– – –〉/ o[biit] · [k]atterina · / nettingerin · d(e) brvchsella · req(vi)escat i(n) pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 14(. .) 〈…〉 starb Katharina Nettinger von Bruchsal; sie ruhe in Frieden.

Kommentar

Eine nur noch fragmentarisch erhaltene Grabplatte der Stiftskirche ist einem Johannes Nettinger und seinem Bruder Krafto gewidmet1. Katharina Nettinger war die Schwester dieses aus Bruchsal stammenden Brüderpaares. Die Geschwister errichteten 1411 eine gemeinsame Pfründenstiftung für den St. Fabians- und Sebastians-Altar in der Pfarrkirche St. Michael in Pforzheim2. 1419 wurde die Stiftung beglaubigt3. Am 29. November 1426 bestätigte der Generalvikar des Speyerer Bischofs die Stiftung einer Altarpfründe in der Heiligkreuz-Kapelle in der Brötzinger Vorstadt durch Katharina Nettinger4. 1428 wurde Katharina als Pforzheimer Bürgerin zum letztenmal erwähnt5. Deshalb ist die Ansetzung der Grabplatte bald nach 1430 wahrscheinlich. Katharina Nettinger war so wohlhabend, daß sie im Jahr 1424 dem Markgrafen Bernhard I. von Baden 300 Goldgulden auf ihren Todesfall vermachte; über die Verzinsung hatten Schultheiß, Richter und Rat der Stadt Pforzheim zu wachen. Es handelte sich also um eine Leibrente6. Die Verwandtschaft der Pforzheimer Nettinger mit der Bruchsaler Familie gleichen Namens ist durch die Nennung eines „Conradus dictus Nethinger“ im Jahr 1297 in Bruchsal belegt7.

Die frühe Minuskel ist breit proportioniert und unregelmäßig im Duktus. Die Ober- und Unterlängen sind nur schwach ausgeprägt. Als Worttrenner sind kräftig eingetiefte Quadrangeln verwendet.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 34.
  2. Zu den biographischen Daten vgl. ebd. Vgl. auch Carl, Regesten Pforzheim 1998, 111 nr. 233.
  3. Vgl. ebd. 119 nrr. 254, 255.
  4. Ebd. 126 nr. 269.
  5. Ebd. 127 nrr. 272, 273.
  6. Ebd. 124 nr. 264, 127 nr. 272.
  7. Krieger I, Sp. 307.

Nachweise

  1. Trost, Schloßkirche 1962, 23, 68 nr. 19, 77.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 48 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0004809.