Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 36 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1419

Beschreibung

Grabplatte für ein Glied der Familie Schnewlin von Wiesneck. Unter dem Chor, in Zweitverwendung im Verbindungsgang zwischen Südgruft und Nordgruft, als Schwelle vor dem Eisentor zur Südgruft im Boden eingelassen; ursprünglicher Standort unbekannt. Rechteckplatte aus rotem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und Wappen in Ritzzeichnung im Feld. Oben und unten unregelmäßig beschnitten durch den nachträglich über der Platte errichteten Verbindungsgang. Die Inschrift verlief auf der Kopfzeile, von der rechts noch ein Teil sichtbar ist, sowie auf der rechten Längsseite, wo sie unterhalb der Mitte endet. Der Rest der Zeile ist freigelassen, ebenso die linke Längszeile. Zustand schlecht.

Maße: H. (links) 171, Gesamthöhe 191, B. 73, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. [– – –] / vo(n) wisseneck · daṃa) Mccccxix iar

Wappen:
Wiesneck1.

Kommentar

Reste der Burg Wiesneck (Wisenegge) haben sich in der Gemarkung Buchenbach (Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald) erhalten. Die Burg2 war um 1318 in den Besitz der Schnewlin von Landeck gelangt, die sich von da an nach der Burg auch Schnewlin von Wiesneck nannten3. Ein Hans Burkhard Schnewlin von Wiesneck ist belegt von 1369 bis 1418, so seit 1378 häufig auch in badischen Kontexten4. Seine Witwe vergleicht sich am 24. Januar 1418 mit ihrem Sohn Hanmann Schnewlin5. Daher kann die 1419 datierte Grabplatte nicht mit Hans Burkhard Schnewlin selbst, wohl aber mit einem Glied seiner Familie verbunden werden.

Die Zweitverwendung der Platte als Fußbodenbelag beweist, daß die mittelalterlichen Grabplatten nach der Reformation nur noch als willkommenes Baumaterial angesehen wurden. Die Platte ist vermutlich bei Einrichtung der Alten Gruft auf der Südseite des Chores unter dem Markgrafen Georg Friedrich zwischen 1611 und 1614 hier als Türschwelle verlegt worden6. Damals wurde der ehemalige Karner unter der südlichen Sakristei seiner neuen Funktion als Gruft angepaßt, in dem man hinter dem Lettner einen neuen Zugang durch eine Treppe und eine breite Türöffnung schuf.

Textkritischer Apparat

  1. Bedeutung unklar.

Anmerkungen

  1. Alberti 1074.
  2. Erste Erwähnung schon 1079 und 1096; vgl. Krieger II, 1905, Sp. 1448–1451; Freiburg im Breisgau, Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung Bd. I. Freiburg i. Br. 1965, 305f.; AmtlKreisbeschr. VI, 111.
  3. 1577 kam die Herrschaft durch eine Erbtochter an die Herren von Sickingen-Hohenburg zu Ebnet; vgl. ebd.
  4. Zur Geschichte der Markgrafen-Grablege vgl. Einl. Kap. 3.3.
  5. RMB I nrr. h 326, h 329, h 341, h 350, h 365, h 409. Zur Familie vgl. Nehlsen, Hermann, Die Freiburger Patrizier-Familie Snewlin (Veröff. aus dem Archiv der Stadt Freiburg 9). Freiburg i. Br. 1967, 211f., Stammtafel nr. 82.
  6. RMB I nr. 3001.

Nachweise

  1. KdmBadenIX/6, 187.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 36 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0003609.