Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 26† Ev. Stadtkirche (Dominikaner-Klosterkirche St. Stephan) 1398

Beschreibung

Grabmal der Elisabeth Nothaft (?), Gemahlin des Heinrich Truchseß von Höfingen. Ehemals im Chor.

Inschrift nach Crusius.

Schriftart(en): Vermutlich Gotische Minuskel.

  1. Anno Domini 1398 . obijt nobilis Domina Elizabeth Notheftina), vxor Heinrici de Hefing(en)b), in die Philippi et Iacobi Apostolorum; cuius anima R(equiescat) I(n) P(ace)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1398 starb die edle Frau Elisabeth Nothaft, Heinrich von Höfingens Ehefrau, am Tage der Apostel Philipp und Jakob (1. Mai), deren Seele in Frieden ruhe.

Kommentar

Offensichtlich sind die beiden Personen identisch mit dem bei Birnbaum1 nachgewiesenen Ehepaar Heinrich Truchseß von Höfingen2 und Gemahlin, die dort allerdings als Clara Nothaft bezeichnet wird. Abweichend wird dort als Todesdatum angegeben: „1398 in vig(ilia) Phil(ippi) et Jacobi“ (30. April). Heinrich Truchseß von Höfingen wird zwischen 1396 und 1408 als einer der zehn Räte des Markgrafen Bernhard I. von Baden und Vermittler bei zahlreichen Irrungen mit der Stadt Straßburg häufig genannt3.

Crusius hat die Namen nicht richtig wiedergegeben, was bei der Schreibung in Gotischer Minuskel durchaus nachvollziehbar ist4. Daß die Inschrift in dieser Schriftart ausgeführt war, wird auch darin deutlich, daß Crusius die Minuskelschrift zur Transkription benutzte. Damit wäre das vorliegende Grabmal das früheste nachweisbare Beispiel einer Gotischen Minuskel in Pforzheim.

Die Bezeichnung der Angehörigen des Niederadels als nobilis domina erscheint für das späte 14. Jahrhundert ungewöhnlich. Der Verdacht, daß Crusius hier eine weitere ungenaue Lesung wiedergibt, ist jedoch unbegründet. Zwar erscheint das Epitheton nobilis in Pforzheim ausnahmslos in Zusammenhang mit verlorenen und nur von Crusius überlieferten Grabinschriften des späten 15. und 16. Jahrhunderts5. Jedoch ist nobilis (auch nobilis domina) in anderen Regionen im 14. und frühen 15. Jahrhundert durchaus üblich6.

Angemerkt sei, daß Crusius 1595 noch die Standortbezeichnung „in Choro Dominicanorum“ wählte, obgleich die Klosterkirche seit 1566 als ev. Stadtkirche diente.

Textkritischer Apparat

  1. Emend.; Nochettin Crusius.
  2. Emend.; Heting Crusius.

Anmerkungen

  1. Vgl. Birnbaum, H. C., Die Truchsessen von Höfingen 969–1739. Leonberg-Höfingen 1992, 88.
  2. Stammort: Höfingen (Stadt Leonberg, Lkr. Böblingen).
  3. Während Carl nur die Nennnung als Siegler anläßlich der Huldigung der Stadt Pforzheim gegenüber dem Markgrafen Bernhard I. am 9. Nov. 1399 anführt, zeugen die zahlreichen, von Fester herangezogenen Erwähnungen von der politischen Bedeutung des Heinrich von Höfingen, der offenbar das besondere Vertrauen Bernhards I. genoß, denn er ist am 9. April 1399 auch unter dessen Testamentsvollstreckern genannt; vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 103 nr. 212; RMB I nrr. 1702, 1833, 1837 u. ö.; letzte Erwähnung nr. 2503 (1408).
  4. Die Identifizierung der Elisabeth Nothaft ist Harald Drös zu verdanken.
  5. Abgesehen von der vorliegenden Katalognummer in nrr. 80 (1497), 137 (1545), 152 (1555), 160 (1558).
  6. Vgl. DI 12 (Heidelberg) nr. 52 (1363), nr. 77 (1411); DI 29 (Worms) nr. 143 (1358), nr. 205 (1401); DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) nr. 10 (1368), nr. 35 (nach 1439).

Nachweise

  1. Crusius, Annales Suevici 1595, pars III, 323.
  2. Gehres, Pforzheim 1811, 69.
  3. KdmBadenIX/6, 269 nr. 15 (nach Crusius).

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 26† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0002603.