Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 5 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 2. H. 13. Jh.

Beschreibung

Namensinschrift (Graffito?) des Heinrich von Hegirloh (Haigerloch?). Im Langhaus, Südseite, am zweiten Freipfeiler von Osten, auf einem durchgehenden Quader der zweiten Steinlage oberhalb des Sockels. Roter Sandstein, sorgfältig behauen mit Randschlag. Die Inschrift ist dünnstrichig eingeritzt und verläuft ohne Zeilenbindung unregelmäßig und in der Buchstabengröße wechselnd.

Maße: H. 42, B. 119, Bu. 3–7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. + HE(N)RICVS VON · HEGIRLOHa) ·

Kommentar

Die Funktion der Inschrift bleibt unbekannt. Möglicherweise handelt es sich um eine Signatur oder Verewigung eines am Bau tätigen Steinmetzen. Vergleichbare, aber noch ältere Ritzinschriften befinden sich an der Maulbronner Klosterkirche1. Das Zeichen vor dem Vornamen HENRICVS kann als ein Invokationskreuz gedeutet werden.

Die vorliegende Inschrift benutzt zwar die lateinische ausgeschriebene Form von HENRICVS, verwendet dann aber die Volkssprache. Die Schrift ist dünnstrichig und unregelmäßig in der Führung. Besonders im Bereich des Wortes VON befindet sich ein größerer Zwischenraum. Die Worttrenner sind nicht eindeutig zu erkennen, weil der Quader zahlreiche punktförmige Verletzungen hat. Die Schrift verwendet noch das nicht geschlossene C und offenes unziales E. Das O ist spitzoval. Das kapitale N ist retrograd und hat einen eingezogenen und verdoppelten Schrägschaft. Sicher in der Formgebung erscheint allein das unziale H. Der Gesamteindruck ist der einer improvisierten, spontan ausgeführten Graffito-Inschrift, die gleichzeitig mit der Erbauung des Langhausjoches – also in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts – entstand. Von derselben Hand stammt vermutlich eine zweite, in der Ausführung vergleichbare, dünn eingeritzte Inschrift, die sich auf der Ostseite desselben Langhauspfeilers befindet2.

Textkritischer Apparat

  1. Das R ist auf sehr ungeschickte Art mit dem folgenden – vielleicht irrtümlich zunächst ausgelassenen und nachträglich eingefügten (?) – L verbunden.

Anmerkungen

  1. Vgl. DI 22 (Enzkreis) nrr. 1 , 3 .
  2. Vgl. nr. 6 .

Nachweise

  1. Karlsruhe, LDA, Erhebung über den Zustand der Außenmauern durch Firma Koch und Wieck, August 1995.
  2. Köhler/Timm 1996, 13.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 5 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0000504.