Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 3† Archivbau (Reuchlin-Museum) 1291

Beschreibung

Grabplatte der Irmingart von Rosswag geborene von Magenheim. Ehemals im Bereich des Dominikanerklosters; im Frühjahr 1858 auf dem damaligen Schulplatz, auf dem sich die Dominikanerkirche befunden hat, in ca. 60 cm Tiefe ausgegraben1; zuletzt 1939 im Außenbereich des Archivbaues (ehem. Reuchlin-Museum), wohl 1945 zerstört. Rechteckplatte mit Umschrift, im Feld Wappen und ein Lilienkreuz.

Beschreibung und Inschrift nach KdmBadenIX/6.

Maße: H. 214, B.75 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

  1. + ANNO · D(OMI)NI · MCCXCI · / ID[. . . . . .]a) DECEMB(RIS) O(BIIT) IRMINGART · DE MAG[ENHEIM]b) / VXOR R · DE RO//SSEW[AG]b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1291 an den Iden des Dezember (13. Dez.) starb Irmingart von Magenheim, Ehefrau des R. von Rosswag.

Wappen:
Rosswag2.

Kommentar

Die Familien der Edelfreien von Magenheim und von Rosswag starben zu Beginn des 15. Jahrhunderts aus und sind deshalb selten in Inschriften-Denkmälern nachweisbar. In Magenheim (Gde. Cleebronn, Lkr. Heilbronn) ist noch die Stammburg mit Palas aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Rosswag (Stadt Vaihingen a. d. Enz, Lkr. Ludwigsburg) war Stammsitz der Familie des Ehemannes der Irmingart, dessen Vornamen Pflüger als R(UDOLFUS) angibt. Ein Rudolf von Rosswag begegnet 1273, 1277 und 1279 als Siegler3. Möglich wäre auch die Identifizierung von Irmingarts Gemahl mit Reinhard von Rosswag, dem Sohn des vor 1277 verstorbenen Otto von Rosswag und der Petrissa, Frau von Plochingen (Blochingen)4. Mehrere Glieder dieser Familie sind in Maulbronn bestattet5. Das Pforzheimer Dominikanerkloster mit Kirche wurde noch im 13. Jahrhundert vollendet, wofür die vorliegende Grabplatte als Quelle zeugt6.

Die Verzierung der Feldmitte mit einem Lilienkreuz war in Pforzheim im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ein häufig vorkommender Schmuck für Grabplatten7. Bemerkenswert ist das Fragment als der früheste datierte Beleg für die Verwendung eines Wappens im Bearbeitungsgebiet.

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich: ID[IBVS ·].
  2. Ergänzung der Fehlstelle so in KdmBadenIX/6.

Anmerkungen

  1. Für die Übermittlung des Zeitungsberichts danke ich Christoph Timm, Pforzheim, sehr herzlich.
  2. Vgl. Alberti 655. – Die sonst fünfblättrige Rose der Rosswag hatte hier acht Blätter; vgl. die Beschreibung im Fundbericht von 1858.
  3. RMB I nrr. 491, 504, 517. Ein Rudolf von Rosswag der Jüngere ist 1279 als Zeuge bei Güterverkäufen seiner Verwandten überliefert; vgl. Carl, Regesten Pforzheim 1998, 31 nr. 30, 32 nr. 31.
  4. Ebd. 30 nr. 27, 31 nr. 30, 32 nr. 31.
  5. Vgl. DI 22 (Enzkreis) nrr. 82, 92.
  6. Zur Baugeschichte vgl. KdmBadenIX/6, 257f.
  7. Vgl. nrr. 2, 10.

Nachweise

  1. Fundbericht im Pforzheimer Beobachter nr. 87, vom 7. Mai 1858.
  2. Pflüger 1862, 64.
  3. KdmBadenIX/6 nr. 1, 244 nr. 1.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 3† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0000300.