Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 242† Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1635

Beschreibung

Fragment einer Sterbeinschrift des Grafen Friedrich zu Solms-Laubach. Auf dem Deckel eines Zinnsarges, der 1838 „im vorderen Teil des Chores“ in einem gewölbten Schachtgrab gefunden und wieder eingemauert worden war. Der Sarg war vermutlich 1650 (?) aus Straßburg zusammen mit weiteren Särgen markgräflicher Familienangehöriger transloziert und hier beigesetzt worden. Die Inschrift nur auszugsweise überliefert. Sonstige Gestaltung unbekannt.

Inschrift nach GLA 47/41, nach Aufzeichnung von „Dr. Bader“1.

  1. [– – –] Friedrich Graf zu Solms, Herr zu Münchenberga), Niederfelsb), Sommerwaldc) und Baruth, geb(oren) zu Rödtelheim 30. November 1574, gest(orben) zu Straßburg 5. Sept(ember) 1635 [– – –]

Kommentar

Friedrich Graf von Solms-Laubach zu Rödelheim und Assenheim war ein Bruder der Eleonora von Solms2 und damit ein Schwager des Markgrafen Friedrich V. von Baden-Durlach (reg. 1622–1659). Der Graf war mit Anna Maria geborene Freiin von Geroldseck († 1649) in deren erster Ehe verheiratet3. Er lebte mit ihr in Straßburg im Exil, wo er am 5. September 1635 starb und am 5. Oktober 1635 in der evangelischen Kirche St. Wilhelm beigesetzt worden ist4. Zufallsfunde sind zwei Bildnisminiaturen des Paares aus der Straßburger Zeit, signiert von Friedrich Brentel 16295, ferner das Stammbuch des jugendlichen Grafen aus seiner Studienzeit in Straßburg und Jena, 1588–15946.

Die Witwe Anna Maria heiratete 1644 als die vierte Ehefrau den Markgrafen Friedrich V. von Baden-Durlach in dessen Exil zu Basel. Nachdem der Markgraf nach dem Friedensschluß von Münster und Osnabrück 1648 in seine badischen Stammlande heimgekehrt war, bemühte er sich sogleich um die Überführung seiner im Basler und Straßburger Exil verstorbenen Familienangehörigen nach Pforzheim7. Die Translozierung einer unbekannten Anzahl von Särgen kam im Juli 1650 zur Ausführung. Auf den Grabplatten von zweien seiner Ehefrauen ist der Tag der Beisetzung in der Pforzheimer Schloßkirche mit dem 3. August 1650 exakt angegeben8. In Zusammenhang mit der Beisetzung von Friedrichs vierter Gemahlin Anna Maria geborene von Geroldseck ist auch die Überführung und Beisetzung des vorliegenden Sarges von Friedrich zu Solms, ihres ersten Gemahls, in Pforzheim zu sehen. Der Sarg des Grafen zu Solms wurde ebenso wie die übrigen überführten Särge nicht in der alten Südgruft, sondern in einem Einzelgrab im Chor beigesetzt. Jedoch ist für den Grafen – im Unterschied zu den vermutlich gleichzeitig beigesetzten zwei Ehefrauen Friedrichs V. – keine Grabplatte mit Inschrift als Markierung seiner Grabstätte erhalten.

Der Zinnsarg mit Aufschrift wurde 1838 bei Ausbesserungsarbeiten des Chorbodens gefunden und nur unvollständig dokumentiert, bevor er wieder zugedeckt wurde. Auffallend ist die Abfassung der Sarginschrift in deutscher Sprache, da die andern überlieferten Sarginschriften in Latein verfaßt sind. Die Inschrift muß 1835 schwer leserlich gewesen sein, da sie nicht nur stark verkürzt wurde, sondern auch die Titulatur nicht richtig wiedergegeben worden ist9.

Textkritischer Apparat

  1. So für Münzenberg.
  2. So für Wildenfels.
  3. So für Sonnewalde.

Anmerkungen

  1. Vermutlich der Historiker und Archivrat Dr. Josef Bader (1805–1883); vgl. Badische Biographien I, hg. v. Friedrich v. Weech. Heidelberg 1875, 30f.
  2. Vgl. nr. 241. Zu den genealogischen Beziehungen vgl. ebd., ferner Europäische Stammtafeln NF I/2, Taf. 270.
  3. Ihre Sarginschrift und ihre Grabplatte sind erhalten; vgl. nrr. 247, 249.
  4. Diese Angaben in der Leichenpredigt für den Grafen; vgl. Karlsruhe, Bad. Landesbibliothek, Hs. Durlach D 49, Pahl, Johann, Christianorum proelia et praemia. Das ist Geistlicher Ritterkampff vnd Ehren Cron etc. des Herren Friedrichen Graven zu Solms. 1635.
  5. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. VIII 1180, 1182. Vgl. Katalog Renaissance I, 1986, C 63, C 64.
  6. Karlsruhe, Bad. Landesbibliothek, Hs. Durlach 7. Vgl. Katalog Renaissance I, 1986, G 41.
  7. Abrechnungen über die Ausgaben für den Transport der Särge sind erhalten; vgl. Karlsruhe, GLA 47/51, Absterben, Fürstliche Grüfte Straßburg-Pforzheim 1650. Zur Geschichte der Pforzheimer Markgrafen-Grablege vgl. Einl. Kap. 3. 3.
  8. Vgl. nrr. 248, 249.
  9. Zur Titulatur vgl. Stammtafel des mediatisierten Hauses Solms (Stammtafel der mediatisierten Häuser 23). Stuttgart 1883.

Nachweise

  1. Karlsruhe, GLA 47/41, Begräbnisse 1762–1891, Bericht über den Abschluß der Ausbesserungsarbeiten, datiert 1. Nov. 1838.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 242† (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0024207.