Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 57: Stadt Pforzheim (2003)
Nr. 240 Ev. Schloßkirche (Stiftskirche St. Michael) 1631
Beschreibung
Grabplatte des Heinrich Truchseß von Höfingen. Im südlichen Nebenchor; vor 1945 dort im Boden. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein mit schmaler Randleiste; im Feld oben Medaillon mit zwei Vollwappen in Relief, umgeben von vier Ahnenwappen; in der unteren Hälfte Kartusche, gerahmt von zwei Engelhermen, die aus Rahmenleisten mit Schuppenmuster hervorwachsen; unterer Abschluß ein geflügelter Engelskopf. Die Inschrift ist zentriert angeordnet. Die Platte ist beim Bombenangriff in acht Teilstücke zertrümmert worden, die fast lückenlos wieder zusammengesetzt werden konnten. Schäden an den Ecken oben und unten links, Verletzung an der rechten Engelherme, Rand und Oberfläche vielfach bestoßen.
Maße: H. 182, B. 79, Bu. 2,7–3 cm.
Schriftart(en): Fraktur.
Anno / 1631 . den / . 6 . Decemb(ris) starb / der Wo[hled]ell Gestren[g] / Heinrich [Truchsesz] v(on) / Höfingen vff Kresch=/bach Fürstl(ich) Ma[r]gg(rä)fl(icher) / Jäger: vnd Fo(rst)maister / zue Pfor[tz]heim sei=/nes a[lter]s [. .] Jahr . / dem Gott gnad / Amen .
Truchseß von Höfingen, Fetzer von Oggenhausen; | |
Truchseß von Höfingen | Gemmingen |
Neuhausen | nicht ausgeführt1. |
Anmerkungen
- Hier zu erwarten: Adelmann v. Adelsmannsfelden.
- Die Herren von Höfingen (Stadt Leonberg) erhielten 1285 das württembergische Truchsessenamt verliehen; vgl. Alberti 324f.
- Zu diesem und seinen Kindern vgl. DI 47 (Böblingen) nrr. 237, 258.
- Ihre Grabmäler sind in Tiefenbronn (Enzkreis) erhalten; vgl. DI 22 (Enzkreis) nrr. 223, 256, 257.
- Aus dieser Ehe gingen die Töchter Sibylle Barbara und Ursula Dorothea hervor; das Grabmal der letzteren ist in Durmersheim (Lkr. Rastatt) mit dem Todesjahr 1620 erhalten.
- Zu dieser Werkstatt vgl. Einl. LII.
- So hier in Pforzheim am Grabdenkmal des Otto Beck († 1625); vgl. nr. 237. Ferner am Epitaph der Maria Puck geborene Lindlin († 1622) oder in den Epitaphien der Familien Klein (1646) und Raumajer (1647), alle in der ev. Stadtkirche Leonberg; vgl. DI 47 (Böblingen) nrr. 362, 410, 411.
- Vgl. das Epitaph des Georg Mettmann und seiner Frau Catharina, um 1620/1630, in Marbach am Neckar: DI 25 (Ludwigsburg) nr. 601.
- Im Enzkreis vgl. DI 22 (Enzkreis) nrr. 353, 345, 358 u. ö.; im Landkreis Ludwigsburg: DI 25 (Ludwigsburg) nrr. 668, 670 (Replik), 671, 673 u. a.
Nachweise
- Trost, Schloßkirche 1962, 68 nr. 30, 77.
Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 240 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0024003.
Kommentar
Heinrich entstammte der in Höfingen (Stadt Leonberg, Lkr. Böblingen) ansässigen Familie der Truchsessen von Höfingen2 und stand in markgräflich badischen Diensten als Jäger- und Forstmeister. Er war ein Sohn des Hans Truchseß von Höfingen3, verheiratet seit 1571 mit Sibylla von Gemmingen-Steinegg, Tochter des Eitel Dietrich von Gemmingen und dessen zweiter Gemahlin Amalia Adelmann von Adelmannsfelden4. Bei den beiden Vollwappen im kreisförmigen Medaillon handelt es sich um Heinrichs Allianzwappen aus der Ehe mit Anna Regina Fetzer von Oggenhausen5.
Die Grabplatte wurde in der Werkstatt der Söhne des Jeremias Schwartz in Leonberg, hier als „Werkstatt Leonberg II“ bezeichnet, geschaffen6. Die Schrift stimmt in allen wesentlichen Zügen mit der in dieser Werkstatt benutzten zierlichen Fraktur überein. Der große Engelskopf mit ausgebreiteten Flügeln war ein Lieblingsmotiv, das als Versatzstück in mehreren Werken dieser Leonberger Meister verwendet wurde7. Das seltene Motiv der Engelhermen stammt ebenfalls aus dem Repertoire dieser von 1620 bis über 1650 hinaus tätigen Werkstatt8. Die vorliegende Grabplatte fügt sich in die serienweise Herstellung von Grabplatten ein, mit denen z. B. die Adelshäuser der Bouwinghausen, der Varnbüler oder der Sternenfels in Zavelstein, Hemmingen, Stuttgart und Unterriexingen (Stadt Markgröningen) beliefert wurden9.