Inschriftenkatalog: Stadt Pforzheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 57: Stadt Pforzheim (2003)

Nr. 234 Hauptfriedhof 1616

Beschreibung

Epitaph des Nicolaus Fontelin (Fundelin) und der Martha geborene Goeslin (?). Im Westflügel des Wandelgangs; Herkunft vermutlich von der Heiligkreuz-Kirche in der Brötzinger Vorstadt, nach deren Abbruch 1824 auf dem Oberen Altstädter Kirchhof (später Oststadtpark); von dort um 1917 an den jetzigen Standort verlegt. Hochrechteckiges Monument, aus einem Stück roten Sandsteins gearbeitet; im Feld oben Kruzifix mit Titulus A und einem Schädel als Todesemblem am Kreuzfuß, seitlich je ein Vollwappen, dasjenige heraldisch rechts mit Monogramm D; unten querrechteckige Kartusche mit Rollwerk-Rahmung und den nebeneinander angeordneten Grabinschriften des Paares B und C, darunter Sockel, belegt mit Beschlagwerk. Oberfläche bestoßen, die Christusfigur beschädigt.

Maße: H. 154, B. 90, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Pforzheim [1/3]

  1. A

    IN · RI

  2. B

    ANNO 1616 SAMSTAG DEN / 7 SEPTEMBER ABEND VM / 8 VREN IST IN GOT SEL=/IGLICH VERSCHIDEN · / DER EHRNHA[FF]T VND / FIRNEM NICLAVS FVND=/ELIN SEINES ALTERS 49 IAR / DEM GOT EIN FRELIC=/HE AVFERSTEHVNG / VERLEIE(N) WOLE / AMENN

  3. C

    ANNO 〈. . .〉 VF DEN 〈. .〉 / IST IN GOT SELIG VE=/RSCHIDEN DIE EHRN / VND DVGENTRICHE / MARTHA ERMELT NICL=/AVS FVNDE[L]I(N)S SELIGE / HAVSFRAVW DER / ALMECHTIG GOT VE/RLIE IREN EIN FRELICH/E VFERSTEVNG / AMEN

  4. D

    N(icolaus) F(ontelin)

Wappen:
Fontelin1, Goeslin2.

Kommentar

Nicolaus Fontelin ist sehr wahrscheinlich identisch mit dem auf dem Grabmal der Barbara Grieninger († 1606)3 genannten Niclaus Fontelin; Barbara war dessen erste Ehefrau. Wie das vorliegende Epitaph ausweist, war er in zweiter Ehe mit Martha Goeslin verheiratet. Sie überlebte ihn, denn ihre Todesdaten sind nicht eingetragen. Der Bürger und Handelsmann Nicolaus Fontelin hat – vermutlich testamentarisch – in seinem Todesjahr 1616 ein Stipendium in Höhe von 1000 Gulden gestiftet, eine bedeutende Summe, deren Zinsen Studenten zur Finanzierung ihres Studiums dienen sollten4.

Die unbeholfene Ausführung der Inschrift entspricht dem volkstümlichen Niveau des Denkmals. Die dicht gedrängte Kapitalis verwendet fast bei jedem Wort überhöhte Versalien und erhöht dadurch die unregelmäßige und unruhige Wirkung des Schriftbildes. Das Kruzifix und die Schrift stimmen überein mit dem Kreuz und der Inschrift auf dem Epitaph der Familie Resch5.

Anmerkungen

  1. Hausmarke nr. 9. Das Wappen mit Hausmarke stimmt überein mit dem auf nr. 221 wiedergegebenen Wappen, nur ist hier das Monogramm des Verstorbenen beigefügt.
  2. Vgl. nr. 25.
  3. Vgl. nr. 221.
  4. Pflüger 1862, 362.
  5. Vgl. nr. 232.

Nachweise

  1. Roller, Johann Christian, Erster Versuch einer Beschreibung der Stadt Pforzheim. Pforzheim 1811, 38.
  2. Pflüger 1862, 362 Anm. 3.
  3. KdmBadenIX/6, 239 nr. 6.
  4. Timm, Hauptfriedhof 1995, 41 nr. 15.

Zitierhinweis:
DI 57, Stadt Pforzheim, Nr. 234 (Anneliese Seeliger-Zeiss), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di057h015k0023405.